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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Die Bedeutung des JME geht über den Impact Faktor hinaus!

Leitartikel Leitartikel

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  • corresponding author Martin R. Fischer - LMU München, Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin (DAM), München, Deutschland; GMS Journal for Medical Education (JME), Redaktionsbüro, Erlangen, Deutschland
  • corresponding author Götz Fabry - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland; GMS Journal for Medical Education (JME), Redaktionsbüro, Erlangen, Deutschland

GMS J Med Educ 2023;40(1):Doc13

doi: 10.3205/zma001595, urn:nbn:de:0183-zma0015954

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2023-40/zma001595.shtml

Eingereicht: 3. Februar 2023
Überarbeitet: 3. Februar 2023
Angenommen: 3. Februar 2023
Veröffentlicht: 15. Februar 2023

© 2023 Fischer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Leitartikel

Das GMS Journal for Medical Education (JME) wird ab Juni 2023 einen Impact Faktor erhalten. Inwiefern wird der Impact Faktor das Gesicht des JME verändern? Wird er zu einer besseren Sichtbarkeit unserer Artikel führen? Welche Entwicklungen erwarten wir als Schriftleiter des JME?

Dazu ein Blick auf Clarivate Analytics, das Unternehmen, das den Impact Faktor vergibt, unseren Partner, die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), unseren Verlag, German Medical Science (GMS) sowie die Diskussion der letzten 10 Jahre zu Impact Faktor und Sichtbarkeit unserer Zeitschrift. Abschließen wollen wir mit einem Ausblick, wohin die Reise gehen könnte für das GMS Journal for Medical Education (JME) – die Open Access Zeitschrift der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA).

Am 26. Juli 2022 hat Clarivate Analytics in einer Pressemitteilung verkündet, das alle Zeitschriften des Emerging Sources Citation Index (ESCI) – also auch die JME – ab Juni 2023 einen Journal Impakt Faktor (JIF) zugewiesen bekommen ([https://ir.clarivate.com/news-events/press-releases/news-details/2022/Clarivate-announces-changes-to-the-2023-Journal-Citation-Reports-All-Web-of-Science-Core-Collection-journals-including-arts-and-humanities-will-have-Journal-Impact-Factors/default.aspx], abgerufen am 31.01.2023). Insgesamt erhalten durch diese unerwartete Entscheidung über den ESCI und den Arts and Humanities Citation Index (AHCI) sage und schreibe 9.000 neue Journale einen offiziellen Impact Faktor. All diese Journale haben die strikten 24 Qualitätskriterien des Web of Science erfüllt. Insgesamt steigt dadurch der Anteil der qualitätsgeprüften Open Access-Journale – zu denen auch das JME gehört – um ca. 8% bezogen auf alle Journale mit Impact Faktor. Soweit so gut.

Bemerkenswert ist, dass Clarivate Analytics ein börsennotiertes Unternehmen ist, dass 2016 von Thomson Reuters für 3,55 Milliarden Dollar an kanadische und asiatische Investmentfirmen verkauft wurde ([https://de.wikipedia.org/wiki/Clarivate_Analytics#cite_note-5], abgerufen am 31.01.2023). Der Aktienkurs lag an der New Yorker Börse am 26. Juli 2022 bei 14,25 US Dollar und ist bis zum 31.1.2023 auf 11,12 US Dollar gefallen.

Die Entscheidungswege von Thomson Reuters und Clarivate Analytics waren aus unserer Sicht als JME Schriftleitung seit unserem Amtsantritt 2011 durchgängig schwer nachvollziehbar. Es war über lange Zeit nicht klar, woran die Zeitschrift für Medizinische Ausbildung (ZMA), die wir dann 2015 in Journal for Medical Education (JME) umbenannt haben, eigentlich gescheitert ist bei dem Versuch, einen Impact Faktor zu erhalten. Eine Black Box in der Vergangenheit und wohl auch weiterhin.

Wir sind mit dem JME Teil von German Medical Science (GMS), das eine interdisziplinäre Publikationsplattform der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ist. In der Landschaft der Open Access Plattformen, die häufig und manchmal auch in erster Linie kommerzielle Interessen verfolgen, ist GMS eine Ausnahmeerscheinung. Gegründet wurde es mit dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und betrieben wird es in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften. Außerdem wurde das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert ([https://www.egms.de/de/about.htm], abgerufen am 31.01.2023).

Die GMA ist Mitglied der AWMF, die 1962 als eingetragener gemeinnütziger Verein gegründet wurde und in der derzeit 182 wissenschaftlich arbeitende medizinische Fachgesellschaften als Mitglieder und drei assoziierte Gesellschaften organisiert sind ([https://www.awmf.org/die-awmf], abgerufen am 31.01.2023).

Der Kontrast zwischen Clarivate Analytics, einem privatwirtschaftlichen, börsennotierten Global Information Broker und dem GMS Portal, einem Projekt gemeinnütziger und öffentlich finanzierter Organisationen, könnte kaum größer sein.

Das JME ist im Hinblick auf die Anzahl der publizierten Artikel pro Jahr und die Anzahl der Zugriffe das Flaggschiff des GMS-Portals – nicht zuletzt durch sein professionell gemanagtes Redaktionsbüro. Drei der insgesamt 15 Journale des GMS-Portals inklusive des JME sind im ESCI gelistet und erhalten den begehrten Impact Faktor. Immerhin. Kritisch sei hier angemerkt, dass es eine ganze Reihe von Verbesserungsnotwendigkeiten bezüglich der technischen Funktionalität und der zeitgemäßen Gestaltung des Portals gibt, die geduldig in den regelmäßigen Herausgebersitzungen diskutiert und im Rahmen der Möglichkeiten vorangetrieben werden. Wir beteiligen uns als JME-Schriftleitung zusammen mit dem Redaktionsbüro regelmäßig im Namen der GMA und aller JME-Mitherausgeber*innen an diesen Diskussionen und äußern unsere Wünsche. Über die letzten Jahre haben wir im Kreise der Herausgeber*innen auch immer wieder über Alternativen zu GMS diskutiert und diese bis zum heutigen Tage verworfen. Wir werden die Entwicklung von GMS kritisch begleiten und soweit uns das möglich ist mitgestalten und die Diskussion über die besten Publikationswege für unsere Artikel weiterführen.

Im Juni 2023 werden wir dann erstmals von Clarivate den Journal Impact Faktor (JIF) der JME erfahren. Nochmal zur Erinnerung: Der JIF ist definiert als die durchschnittliche Anzahl der Zitationen pro Artikel bezogen auf alle publizierten Artikel der vergangenen zwei Jahre. Was bedeutet das nun?

Wir haben uns als Schriftleiter immer wieder mit dieser Frage befasst. Als wir vor zehn Jahren zum wiederholten Mal eine Absage von damals noch Thomson Reuters erhalten hatten, schrieben wir – bezugnehmend auf den Stand der damaligen, zunehmend kritischen Diskussion zur Verwendung des JIF –, dass sich „aufgrund der materiellen und karrierebezogenen Anreize, die mit hohen Impact Faktoren sowohl auf individueller wie auch auf institutioneller Ebene verbunden sind, […] die Verwendung des IF in einer Weise verselbständigt, die vermutlich mehr schadet als nutzt“ [1].

Trotz der weiterhin gültigen und wiederholt vorgetragenen Kritik der Scientific Community [2], die aber gleichzeitig den JIF weiterhin als wichtigsten bibliometrischen Parameter nutzt, gab und gibt es aus unserer Sicht für eine Zeitschrift kaum eine Alternative, als den JIF anzustreben bzw. im Erfolgsfall zu vergrößern, um für Autor*innen attraktiv zu sein. Wir waren und sind der Überzeugung, dass der Weg dorthin nur über eine Steigerung der Qualität unserer Artikel sowie der internationalen Sichtbarkeit führen kann. Vorgenommen hatten wir uns daher, die englischsprachigen Artikel im Portal besser sichtbar und zugänglich zu machen und das Herausgebergremium stärker international auszurichten. Davon erhofften wir uns mehr internationale Manuskripteinreichungen und eine breitere und inhaltlich differenziertere Ausrichtung, ohne das Profil der damaligen ZMA mit einem klaren Schwerpunkt in den deutschsprachigen Ländern aufzugeben [1].

Auf diesem Weg sind wir ein gutes Stück weitergekommen: Wir haben unser Editorial Board stärker international ausgerichtet und auch die Zahl der Manuskripte aus nicht-deutschsprachigen Ländern wächst stetig. Ein gutes Zeichen für die zunehmende Sichtbarkeit des JME sind die seit Jahren wachsenden Zugriffszahlen auf unsere Artikel und die wachsende Anzahl an Zitationen in deutsch- und fremdsprachigen Zeitschriften. Insofern bleibt es das Alleinstellungsmerkmals der JME, das wichtigste Medical Education Journal im deutschsprachigen Raum zu sein, das dennoch auch zunehmend in nicht-deutschsprachigen Ländern wahrgenommen wird. Wir hoffen, dass der Impact Faktor dieser positiven Entwicklung weiteren Schub verleihen wird.

Dass jedoch der Impact Faktor bzw. auch andere bibliometrische Indices als alleiniges Navigationssystem für die Ausrichtung einer Zeitschrift nicht geeignet sind, kann man gut an der jüngsten Entwicklung des JME ablesen. So zeigt etwa der Scopus CiteScore – ein dem JIF vergleichbarer Indikator, in den die Zitationen eines Jahres und der vorangegangenen drei Jahre eingehen – für die Jahre 2020 und 2021 eine leichte Verschlechterung gegenüber den Vorjahren (1.9 vs. 2.1). Und auch der Scimago Journal Rank des JME hat sich in diesen beiden Jahren leicht verschlechtert. Kann man daraus auf nachlassende Qualität oder Interessantheit der veröffentlichten Artikel schließen? Wohl kaum, denn im gleichen Zeitraum stiegen die Zugriffszahlen auf die Artikel der Zeitschrift wie auch in den vorangegangenen Jahren deutlich an: Seit 2018 hat die Zahl der Zugriffe über den PubMed-Server von 160.000 auf 221.000 zugenommen, über den GMS-Server konnten wir eine Steigerung von 80.000 auf 160.000 verzeichnen (automatisierte Abfragen sind hier bereits ausgefiltert). Wahrscheinlich ist daher folgende Erklärung: In den Jahren 2020 und 2021 wurden aufgrund der Themenhefte zum Lehren und Lernen während der COVID-19-Pandemie wesentlich mehr Artikel veröffentlicht, als das normalerweise der Fall ist. Während wir sonst 60 bis 80 Artikel pro Jahr veröffentlichen waren es in diesen beiden Jahren etwa jeweils 120, also erheblich mehr. Da allerdings die Zahl der Zitationen nicht in der gleichen Größenordnung gestiegen ist und praktisch alle bibliometrischen Indizes die Zahl der Zitationen einer Zeitschrift zur Zahl der dort erschienenen Artikel ins Verhältnis setzen, haben wir unseren Impact durch die stark gestiegene Zahl an Artikeln „verdünnt“. Aus unserer Sicht waren die beiden Themenhefte dennoch ein toller Erfolg, denn die Resonanz war überwältigend und hat den Diskurs insbesondere über digitale Lehre enorm vorangebracht. Das Beispiel zeigt somit auch, dass es falsch wäre, alle Aktivitäten der Zeitschrift ausschließlich an der Optimierung des Impact Faktors auszurichten, auch wenn wir als Schriftleitung natürlich sehr froh sind, dass wir ihn haben.

Die Geschichte der JME werden wir mit vereinten Kräften weiterschreiben – dabei steht für uns die Qualität der Beiträge im Mittelpunkt unserer Bemühungen, die die unabdingbare Voraussetzung für die Sichtbarkeit unserer Artikel und die Erfüllung unseres Auftrages im Namen der GMA ist: „Das GMS Journal for Medical Education will im deutschsprachigen Raum und international zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn beitragen und damit die Verbesserung von Lehre und Lernen sowie die Evidenzbasierung der Aus-, Weiter- und Fortbildung befördern.“ ([https://www.egms.de/de/journals/zma/about.htm], abgerufen am 31.01.2023).


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Fabry G, Fischer MR. The ZMA and the impact factor. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc39. DOI: 10.3205/zma000882 Externer Link
2.
Fabry G, Fischer MR. Beyond the Impact Factor - What do alternative metrics have to offer? GMS J Med Educ. 2017;34(2):Doc27. DOI: 10.3205/zma001104 Externer Link