gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

GMA Jahrestagung 2021 virtuell von der ETH Zürich – Tagungsbericht

Konferenzbericht Tagungsbericht GMA 2021

  • corresponding author Sissel Guttormsen - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • author Andrea Lörwald - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Bern, Schweiz
  • author Felicitas Wagner - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Bern, Schweiz
  • author Eva Hennel - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Bern, Schweiz
  • author Kai P. Schnabel - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • author Rainer Weber - Universität Zürich, Medizinische Fakultät, Dekanat, Zürich, Schweiz
  • author Jörg Goldhahn - ETH Zürich, Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie, Zürich, Schweiz
  • corresponding author Sören Huwendiek - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Bern, Schweiz

GMS J Med Educ 2022;39(2):Doc15

doi: 10.3205/zma001536, urn:nbn:de:0183-zma0015365

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2022-39/zma001536.shtml

Eingereicht: 28. Februar 2022
Überarbeitet: 28. Februar 2022
Angenommen: 28. Februar 2022
Veröffentlicht: 14. April 2022

© 2022 Guttormsen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Einleitung

Nach der gelungenen GMA Jahrestagung 2016 in Bern [1] waren wir 2021 ein zweites Mal „gemeinsam innovativ“. Gemeinsam wurde die GMA Jahrestagung 2021 von medizinischen Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen im Raum Zürich und der Medizinischen Fakultät Bern organisiert, namentlich: Universität Zürich, Medizinische Fakultät; Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich; Careum Bildungsmanagement; Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften; Universität Luzern, Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin; sowie Medizinische Fakultät Bern, mit dem Institut für Medizinische Lehre. Nachdem die GMA 2020 aufgrund der Corona Pandemie verschoben werden musste, wurde beschlossen, die Tagung 2021 online durchzuführen, um eine höhere Planungssicherheit zu gewährleisten und die GMA Jahrestagung unter allen Umständen wieder stattfinden zu lassen. Innovativ haben wir somit die erste online Jahrestagung der GMA überhaupt umgesetzt.


Keynotes

Und so eröffneten die Tagungspräsidentin Sissel Guttormsen (Bern) und der Tagungspräsident Rainer Weber (Zürich) die Tagung am 16. September 2021 unter dem Motto „Gemeinsam innovativ 2021: Lernen im Gesundheitswesen“ life aus dem Studio in Zürich gemeinsam mit Thorsten Schäfer, Vorsitzender der GMA, Sören Huwendiek, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats und Jörg Goldhahn, dem Verantwortlichen für die technische Umsetzung.

Wir führten die Idee der Tandem Keynotes von 2016 weiter: Kürzere Beiträge dafür mehrere Blickwinkel. So konnten die 553 Teilnehmer*innen bequem von zu Hause aus der ersten Tandem-Keynote zum Thema Digital Transformation: potential, strategies and ethical reflections geniessen. Im Beitrag Shaping the transformation – potential and strategies towards a Blended University von Oliver Janoschka wurde zunächst das Potential von Digitalisierung beleuchtet. Anschliessend führte uns Vanessa Rampton mit ihrem Vortrag Ethical Reflection and Medicine’s Digital Transformation tiefer in die Philosophie und Ethik in diesem Themenfeld.

Mit der zweiten Keynote wollten wir das Keynote-Format noch weiter explorieren, so wurde eine digitale Podiumsdiskussion zum Thema Educational frameworks: drivers for curricular innovation umgesetzt. Martina Kadmon, Ursina Baumgartner, Wolfgang Prodinger, Mathieu Nendaz, Christoph Berendonk und Cécile Ledergerber beleuchteten die Perspektiven hierzu aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die dritte Keynote, im Tandem-Format, von Roman Hari und Anne-Sophie Blunier provozierte und erleuchtete mit dem Titel Peer Teaching: Mehr als preiswerte Arbeitskräfte? Mit ihrer langjährigen Erfahrung aus zwei Perspektiven als Dozent und als Peer-Teacher und eigener Forschung zu dem Thema überzeugten sie uns schnell von den zahlreichen teils unerwarteten Vorteilen von Peer Teaching für die Lernenden und die jungen Lehrenden.

In der letzten Keynote ging es um das Thema Vernetzung und Interprofessionalität. Sie wurde als Podiumsdiskussion von Sylvia Kaap-Fröhlich moderiert. Gemeinsam mit René Ballnus, Irina Cichon und Andreas Gerber-Grote wurden anhand von Bildungsakteuren, Bildungsorten, Bildungserlebnissen sowie notwendigen Ressourcen Chancen und Risiken interprofessioneller Ausbildung in Deutschland, der Schweiz und Schweden erörtert.


Innovative Formate im Programm

Neben den „klassischen“ Beitragsformaten wie Online-Kurzvorträgen, -Poster und -Workshops, wurden auch die innovativen Formate, die 2016 eingeführt worden waren, angeboten. Es gab „Flipped Beiträge“, bei denen sich die Zuhörer*innen gezielt auf die einzelnen Themen vorbereiten konnten, so dass die Präsentations-Zeit während der Tagung für einen intensiveren Austausch und Diskussion genutzt werden konnte. Bei den „Demos“ konnten Produkte wie Lernwerkzeuge oder Software präsentiert werden. Ein Highlight waren die „Fringe/Abgefahrenes“ Sessions, in denen ernste Themen auf besondere Art angegangen oder abgefahren berichtet wurden. Ganz neu gab es für die Konferenzteilnehmer*innen zudem die Möglichkeit, „neue/andere Formate“ einzureichen und bei Akzeptanz des Beitrages auch auszuprobieren.

Alle Formate wurden fleissig genutzt. Aus insgesamt 396 eingereichten Beiträgen aus zwei Einreichungsrunden 2020 und 2021 wählte der Wissenschaftliche Beirat auf Grundlage des zweifachen Peer-Reviews die Konferenzbeiträge aus. Die Tagungsabstracts sind auf dem Portal German Medical Science (GMS) veröffentlicht und unter [https://www.egms.de/de/meetings/gma2021/] einsehbar.

Den Konferenzteilnehmer:innen wurde ein reiches Programm geboten, in dem sie neben vier Keynote Beiträgen aus 47 Workshops, 35 Kurzvortragssessions, 7 „Flipped Beiträgen“, 4 „Demos“, 2 „Abgefahrenes/Fringe“ Sessions und 8 „anderen/neuen Formaten“ wählen konnten (u.A. Science Slam, Poster-Karaoke, einer Ausstellung zum Thema Medical Comics, mit Asterix forschen lernen, einer BarCamp Session uvm.). Für die 173 Poster wurde neu ein virtueller Posterabend ins Leben gerufen. Wer eine Session in dem sehr kompakten Programm von Donnerstagmittag bis Freitagabend (16.-17.September 2021) nicht besuchen konnte, hatte zum ersten Mal die Möglichkeit die Vorträge im Nachhinein per Video anzuschauen.

Im Rahmen der Tagung trafen sich ein Grossteil der 25 wissenschaftlichen Ausschüsse und 8 Sektionen virtuell zum inhaltlichen und formalen Austausch. Hier wurden Aktivitäten wie Symposia und Workshops zu Ausschuss-spezifischen Aktivitäten geplant.

Der wissenschaftliche Beirat der GMA und die Herausgeber*innen des Journals for Medical Education trafen sich, um die Zeitschrift und die wissenschaftliche Zielsetzung der Gesellschaft weiterzuentwickeln.

In der Vorstandssitzung wurde das Verhältnis der GMA zu den einzelnen Ländern diskutiert und anschliessend in der Mitgliederversammlung über den Auftrag des Vorstandes und die Zielsetzung der Fachgesellschaft diskutiert sowie ein neuer Vorstand gewählt.


Preise

Wie jedes Jahr wurden herausragende Leistungen mit GMA Preisen geehrt.

Der GMS-JME-Publikationspreis ging an Petra Zimmermann und Martina Kadmon für ihr Paper Standardisierte Prüflinge – Entwicklung eines neuen Instruments zur Beurteilung von Einflussfaktoren auf OSCE-Ergebnisse und zum Einsatz in der Prüferschulung.

Der GMA-Preis für Innovative Lehrprojektideen ging an Pauline Wittekind, Berenike Hasagic, Likas Stüker, Janna Czichowski, Alina Mager mit dem Projekt MedScape Room.

Der GMA-Projektpreis zur Weiterentwicklung der Lehre ging an Fabian Dupont, Aline Salzmann, Catherine Bopp, Sara Volz-Willems, Johannes Jäger mit dem Projekt Kompetenzorientiertes Blended-Learning in der Allgemeinmedizin, in Kooperation mit Amboss und dem IMPP.

Der GMA-Tagungspreis für den besten innovativen Beitrag (Kategorie Fringe) ging an Bertram Otto, der uns mit seinem Beitrag Flipped-Digitalisierung: Die Macht der Brettspiele in der Medizinischen Ausbildung von Digital Natives zum Lachen und zum Nachdenken brachte.

Der GMA-Tagungspreis für den besten innovativen Beitrag (Kategorie Nicht-Fringe) ging an Jan Matthes für seinen Beitrag Poster-Karaoke oder „Ich weiß nicht, was auf meinem Poster steht, bevor es mir mein Gegenübergesagt hat“.


Rückblick und Evaluation

Man könnte vermuten, dass eine virtuelle Tagung einfacher als Face-to-Face zu organisieren ist, da viele Aspekte, wie zum Beispiel die Ausstellung, die physische Anmeldung der Teilnehmer*innen oder das Catering wegfallen. Das Gegenteil war der Fall und es gab unzählige neue Aufgaben zu bewältigen. Die Life-Übertragung aus dem Videostudio der ETH Zürich, das Bereitstellen der digitalen Tagungsplattform iStage und die fortlaufende technische Unterstützung der Teilnehmer*innen sind nur einige Beispiele. Das Programm mussten wir von drei Tage auf zwei verkürzen, da die Aufmerksamkeit und Toleranz sich aktiv online über mehrere Stunden pro Tag zu engagieren begrenzt ist. Die GMA Jahrestagung hat eine Tradition des offenen Austausches mit Diskussionen während der verschiedenen Veranstaltungen. Selbst, wenn wir in der Zwischenzeit alle viel Erfahrung mit online Veranstaltungen gesammelt haben, liess sich das lebendige Face-to-Face „Gefühl“ nicht ganz im online-Format umsetzen. Weiter konnten die spontanen Kontakte, sich miteinander in den Pausen auszutauschen, bei einem Poster stehen zu bleiben und mit dem oder der Autorin ins Gespräch zu kommen, am Abend ein Bier zu trinken, Zürich zu erkunden, … nicht im virtuellen Raum wie in echt umgesetzt werden. Trotzdem, wir haben die bestmögliche Approximation gesucht, auch wenn Konzessionen gemacht werden mussten.

245 von 553 Teilnehmer*innen beteiligten sich an der Evaluation der GMA-Jahrestagung 2021. Trotz der vielen Herausforderungen waren die meisten Teilnehmer*innen zufrieden (30%), sehr zufrieden (10.4%) oder eher zufrieden (27.9%) mit der Veranstaltung. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei Rückmeldungen bezüglich der Online-Umsetzung der Konferenz, wobei die Benutzerfreundlichkeit der Plattform den grössten Kritikpunkt darstellte.

Das Programm wurde insgesamt positiv beurteilt (28.9% eher zufrieden, 37.5% zufrieden und 16.4% sehr zufrieden). Besonders gut schnitten die „Workshops“ (28.6% sehr zufrieden und 39% zufrieden) und die „anderen/neuen Formate“ (25% sehr zufrieden und 49% zufrieden) ab. Auch die Themenvielfalt wurde als besonders guter Aspekt hervorgehoben.

Bezüglich der Organisation der Tagung fielen die Bewertungen gemischt aus. 12.0% waren überhaupt nicht zufrieden, 17.0% nicht zufrieden, 21.2% eher nicht zufrieden, 17.4% eher zufrieden, 23.2% zufrieden und 9.1% waren sehr zufrieden. Die schlechten Bewertungen scheinen hauptsächlich mit mangelnden oder zu späten Informationen vor und während der Tagung zusammenzuhängen.

Viele Teilnehmer*innen hätten einen einfacheren und intensiveren Austausch mit den anderen Konferenzbesucher*innen geschätzt. In Zukunft wünscht sich der Grossteil der Teilnehmer*innen für die GMA-Jahrestagung ein Hybridformat (51%). 40% würden eine Face-to-Face Veranstaltung begrüssen, 9% haben sich für eine erneute online Durchführung ausgesprochen.


Ausblick

Wir freuen uns darauf das Thema „Form und Funktion – Digitalisierung für und in der Lehre“ an der nächsten GMA Jahrestagung vom 15. bis 17. September 2022 in Halle (Saale), Deutschland wieder Face-to-Face vertiefen zu dürfen. Mehr Informationen finden sich unter [https://www.gma2022.de].


Danksagungen

Wir bedanken uns bei allen, die die erste virtuelle GMA-Jahrestagung 2021 möglich gemacht haben, insbesondere der CH-Planungsgruppe und dem Wissenschaftsbeirat mit Christoph Berendonk, Thomas Bucher, Andreas Gerber-Grote, Sylvia Kaap-Fröhlich, Mathieu Nendaz und Christian Schirlo. Weiterhin danken wir Thorsten Schäfer und dem gesamten Vorstand der GMA für die Unterstützung und das uns entgegengebrachte Vertrauen.


Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Guttormsen S, Bauer D, Breckwoldt J, Huwendiek S, Schnabel K, Schirlo C. GMA Annual Conference 2016 in Bern. GMS J Med Educ. 2017;34(1):Doc2. DOI: 10.3205/zma001079 Externer Link