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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Christoph Cantzler, Sigrid Harendza: Gute Besserung – Das Krankenhausspiel

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  • corresponding author Götz Fabry - Albert-Ludwig-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland

GMS J Med Educ 2021;38(2):Doc34

doi: 10.3205/zma001430, urn:nbn:de:0183-zma0014303

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2021-38/zma001430.shtml

Eingereicht: 21. Januar 2021
Überarbeitet: 25. Januar 2021
Angenommen: 25. Januar 2021
Veröffentlicht: 15. Februar 2021

© 2021 Fabry.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Christoph Cantzler, Sigrid Harendza

Gute Besserung – Das Krankenhausspiel

www.auftragspiel.de

Erscheinungsjahr: 2020, Preis: € 16,90


Rezension

Krankenhausmanagement und die damit verbundenen ökonomischen Aspekte sind von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung und damit entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden nicht nur von Patient:innen, sondern auch von allen Berufsgruppen, die an ihrer Behandlung und Versorgung beteiligt sind. Im Medizinstudium wie auch in der Ausbildung anderer Gesundheitsberufe sind diese Themen dagegen bislang eher wenig vertreten und sie zählen in der Regel auch nicht gerade zu den Favoriten bei den Studierenden. Dabei wäre eine gründlichere Auseinandersetzung mit den strukturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen der späteren Tätigkeit und ihrer Determinanten sehr wichtig, da davon nicht zuletzt die Arbeitszufriedenheit und das Belastungserleben im Beruf erheblich beeinflusst werden.

Vielleicht fehlt es aber manchmal auch einfach nur an guten Ideen, wie man das vermeintlich trockene Thema so aufbereiten kann, dass es neben neuen Erkenntnissen und Kompetenzen auch Spaß beim Lernen bringt. Genau hier gibt es jetzt Abhilfe in Form des von Christoph Cantzler und Sigrid Harendza entwickelten Krankenhaus-Spiels „Gute Besserung“. Vereinfacht gesagt geht es dabei darum, über die Notaufnahme aufgenommene Patient:innen möglichst zügig auf die passende Station zu verlegen und sie adäquat medizinisch zu versorgen, so dass sie nicht nur zufrieden sind, sondern der Klinik auch Einnahmen bescheren. Es versteht sich von selbst, dass das nur dann gut geht, wenn man dabei schonend mit den Ressourcen umgeht, also mit der Arbeitskraft von Pflegenden und Ärzt:innen.

Was in der Realität schwierig ist, ist auch im Spiel nicht ganz einfach. Denn wie im richtigen Leben auch kommen die Patient:innen mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen: Manche sind privatversichert und daher unzufrieden, wenn sie dennoch in ein Doppelzimmer gelegt werden, andere sind infektiös und benötigen aus diesem Grund ein Einzelzimmer. Deren Anzahl ist aber naturgemäß begrenzt und schon aus diesem Grund ist auch „im kleinsten Hospital der Welt“ ein umsichtiges Bettenmanagement notwendig. Aber auch die Kompetenzen und Möglichkeiten der Behandelnden sind nicht unbeschränkt verfügbar und so muss man, wenn einem das Kartenglück gerade nicht in die Hände spielt, eben andere Mitspieler:innen um Hilfe bitten, wenn man die OP nicht allein zustande bringen kann oder die passende Infusion gerade nicht zur Verfügung steht.

Belohnt wird man allerdings auch für gute Arbeit: Mit steigender Patient:innenzufriedenheit wächst die Zahl der Smileys, durch gutes Behandlungs- und Entlassungsmanagement die Zahl der Euros, die jede/r Spieler:in vor sich auftürmen kann. Es geht aber nicht nur um Gewinnmaximierung für die eigene Abteilung und hohe Zufriedenheitswerte bei den Patient:innen. Denn um zu gewinnen muss man gleichzeitig auch noch darauf achten, nicht zu viel von der pflegerischen und ärztlichen Arbeitskraft zu verbrauchen, die man zu Beginn zugeteilt bekommen hat. Die Auswertung der Spielstände erfolgt also differenziert in unterschiedlichen Kategorien und so kann man sein Geschick, beispielsweise durch Teamarbeit die verschiedenen Parameter des Krankenhausmanagements zu optimieren und auszubalancieren, von Runde zu Runde verfeinern.

Auch wenn insgesamt der Spielspaß im Vordergrund steht und man auch keinerlei spezifisches Vorwissen braucht, um hier mithalten zu können, eignet sich das Spiel aber dennoch auch dazu, um kurzweilig in eine Diskussion über die dann doch recht ernsten Hintergründe einzusteigen. Das Spiel ist also kein „serious Game“, bei dem man sich spielerisch neue Inhalte erarbeitet, kann aber sicherlich dazu motivieren, sich solche anzueignen, wenn man z.B. zwar viele Euros aber wenig Smileys gewonnen hat.

Ein weiterer Pluspunkt des Spiels ist, dass es fast Kitteltaschenformat hat und somit überall hin mitgenommen werden kann, zumal es auch beim Spielen nicht viel Platz braucht. Da man schon zu zweit loslegen kann, ist es außerdem „coronakompatibel“; mit mehr Mitspieler:innen (bis zu vier) steigt aber der Unterhaltungs- und Schwierigkeitsgrad. Die Gestaltung des Spielplans und der Spielkarten ist sehr gelungen und obwohl die Spielregeln nicht ganz trivial sind – wie das Krankenhausmanagement eben auch nicht – kann man sofort loslegen, denn die Spielanleitung funktioniert nach dem Prinzip des „learning by doing“. Wer nach einigen Runden nach noch größeren Herausforderungen sucht, der kann in der „Profivariante“ weiterspielen, dann trainiert man zusätzlich noch seine Gedächtnisleistung: Konnte man in der „Basisvariante“ nämlich sehen, welche Behandlung bei welche/r/m Patient:in bereits erfolgt ist, muss man sich das jetzt merken, um sowohl teure Doppelbehandlungen, als auch Behandlungslücken zu vermeiden. Wem auch das noch nicht reicht, der kann sich selbst neue Regeln ausdenken, wozu das Autor:innenteam ausdrücklich einlädt. Und wer wollte nicht schon längst mal ein Krankenhaus nach ganz eigenen Regeln managen? Unbedingt ausprobieren!


Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.