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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Unterricht am virtuellen Krankenbett für Pharmaziestudierende des 8. Fachsemesters an der Ludwig-Maximilian-Universität München

Kurzbeitrag Pharmazie

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  • corresponding author Yvonne Marina Pudritz - LMU Klinikum, Apotheke, München, Deutschland; Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Department Pharmazie-Zentrum für Pharmaforschung, München, Deutschland

GMS J Med Educ 2021;38(1):Doc26

doi: 10.3205/zma001422, urn:nbn:de:0183-zma0014228

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2021-38/zma001422.shtml

Eingereicht: 28. Juli 2020
Überarbeitet: 20. Oktober 2020
Angenommen: 24. November 2020
Veröffentlicht: 28. Januar 2021

© 2021 Pudritz.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

An der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) gibt es seit 2014 einen strukturierten Unterricht am Krankenbett für Pharmaziestudierende. Um diesen auch während der 2020 behördlich verordneten Kontaktbeschränkungen weiter anbieten zu können, wurde der Kurs digitalisiert und der Unterricht am virtuellen Krankenbett durchgeführt. Eingebettet in ein Moodle-Modul wurde das Präsenzkonzept in kleinere Abschnitte unterteilt und z.B. in Form von Videosequenzen dargestellt. Alle Abschnitte des Kurses wurden asynchron von den Studierenden bearbeitet. Alle Aufgaben wurden individuell bearbeitet und bewertet. Virtuelle Auszeichnungen wurden eingesetzt, um die Motivation der Studierenden zu steigern. Kontakt untereinander war möglich in Form von Forenbeiträgen oder der wöchentlichen online Sprechstunde. Insgesamt konnten 70 Studierende den Kurs erfolgreich beenden. Evaluation des Angebotes war sehr positiv, bemängelt wurden hauptsächlich technische Schwierigkeiten. Das Feedback der Studierenden wird für das Wintersemester in das Kurskonzept implementiert.

Schlüsselwörter: pharmazeutische Ausbildung, Digitalisierung, digitale Lehre, Unterricht am Krankenbett


1. Einleitung

In der Medizin ist der Unterricht am Krankenbett ein wichtiger Bestandteil der universitären Ausbildung. Dieser Unterricht gilt als grundlegende Methode zum Erlernen klinischer Fähigkeiten und Kommunikationskompetenzen [1]. Klinische Pharmazie ist ein relativ junges (Prüfungs-) Fach in dem sonst sehr naturwissenschaftlich geprägten Pharmaziestudium. Es geht über den gewohnten Wissenserwerb hinaus, um die Übertragung von Theorie in die klinische Praxis. Während dies in einem chemischen Experiment vorhersehbar und planbar ablaufen sollte, kommen in der Klinischen Pharmazie viele weitere, nicht zwangsläufig kontrollierbare, Faktoren hinzu. Im Gegensatz zur medizinischen Ausbildung ist der Unterricht am Krankenbett für Pharmaziestudierende die Ausnahme und nicht die Norm. An der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) finden seit 2005 Klinikbesuche durch Pharmaziestudierende statt. Seit 2014 wurden diese Besuche durch ein einheitliches Konzept für den Unterricht am Krankenbett in Kleingruppen ergänzt [2]. Um auch während bestehender Kontakteinschränkungen den Unterricht am Krankenbett für Pharmaziestudierende durchführen zu können, wurde das Lehrkonzept für das Seminar Klinische Pharmazie und des praktischen Unterrichtes am Krankenbett in einem Moodle Modul digitalisiert.


2. Projektbeschreibung

2.1. Setting

Der Unterricht am virtuellen Krankenbett findet im 8. Fachsemester Pharmazie (Staatsexamen) als Moodle Modul statt.

2.2. Konzeption & Aufbau

Das Konzept für die Digitalisierung beruht auf den Aspekten zur Umsetzung von E-Learning von Hege [3]. Der Unterricht am Krankenbett wird auch in der Präsenzphase über Moodle [https://moodle.de/] organisiert, das entsprechende Modul wurde für den digitalen Unterricht ausgebaut. Der normale Präsenz-Tag (4-5h) wurde in kleinere Abschnitte eingeteilt und asynchron zur Verfügung gestellt. Dies erlaubt allen Studierenden, den Kurs in Eigenregie, aber in einem vorgegebenen Zeitfenster durchzuführen. So konnten alle Studierenden den für sie geeigneten Arbeitsrahmen selbst festlegen. Da klinikeigene Software nicht genutzt werden konnte, erhielten die Studierenden entsprechende frei verfügbare Weblinks und Literaturquellen zur Bearbeitung zuhause. Die Studierenden arbeiten individuell, ein Austausch war über diverse Foren in Moodle möglich. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Gegenüberstellung zwischen dem normalen Präsenzunterricht und dem Unterricht am virtuellen Krankenbett. Durch die Verwendung des Aktivitätsabschlusses einzelner Aktivitäten behalten sowohl Studierende als auch Dozierende den Überblick über geleistete bzw. noch ausstehende Arbeiten. Feedback gab es in Form einer wöchentlichen Online-Sprechstunde, diverser Foren und auf bearbeitete Aufgaben. Um die intrinsische Motivation der Studierenden zu erhöhen, wurden virtuelle Auszeichnungen (Badges) verwendet [4], [5].

2.3. Implementierung

Der Unterricht am virtuellen Krankenbett fand zum ersten Mal im Sommersemester 2020 statt. Der Kurs startete am 08.05.2020, bis zum 05.06. mussten in regelmäßigen Abständen insgesamt 5 Aufgaben abgegeben werden. Es wurden 7 Badges mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden definiert, die Bedingungen für den Erhalt dieser Auszeichnung waren offen einsehbar für alle Studierenden.

2.4. Evaluation

Es wurde eine Evaluation des Moodle Moduls analog zur normalen Praktikumsevaluation mit Evasys® [https://www.evasys.de] durchgeführt.


3. Vorläufige Ergebnisse

Es waren 72 Studierende in das Modul eingeschrieben, 70 haben es erfolgreich beendet. Von den sieben Badges wurden fünf verliehen, die Bedingungen für die zwei zeitlich aufwändigsten hatte bis zum Vorlesungsende noch niemand erfüllt. Dafür haben sich acht Studierende mit zusätzlich zur Verfügung gestellten Material beschäftigt. Die allgemeine Kursevaluation wurde von 41 % der Studierenden (n=29) ausgefüllt. Davon gab die Mehrheit (86%) dem Kurs die Note „sehr gut/gut“. Gefallen hat den Studierenden das selbständige, individuelle Arbeiten und das persönliche Feedback. Der Zeitaufwand für die Hausarbeiten wurde höher als in der Aufgabenstellung angegeben bewertet, zudem gab es mehrere technische Schwierigkeiten, z.B. beim Öffnen oder Ausfüllen von Dokumenten. Es wurde sich eine Übersicht über den gesamten Ablauf des Kurses zu Beginn des Moduls gewünscht.


4. Diskussion

Feedback zum Unterricht am digitalen Krankenbett war sehr positiv. Hilfreich war eventuell, dass der Zeitraum des Kurses in die Zeit der strengen Ausgangsbeschränkungen in Bayern fiel und die Studierenden keine weiteren Praktika zeitgleich durchführen mussten. Dies hat eventuell zu einer intensiveren Recherche geführt, aus dem die bemängelte, längere Bearbeitungszeit resultiert. Aus dem individuellen Feedback zu den Hausarbeiten wurde ersichtlich, dass die Aufgabenstellungen geschärft werden müssen, damit die Studierenden keine unnötige Arbeit leisten. Viele der technischen Probleme konnten während des Kurses gelöst werden, teilweise in Zusammenarbeit mit den Studierenden. Für die ausstehenden Probleme sind Gespräche mit dem LMU-Moodle-Team geplant. Der asynchrone Aufbau sowie das individuelle Feedback auf die abgegebenen Aufgaben gefielen den Studierenden. Die Motivation der Studierenden zum Austausch schien höher als in der Präsenzveranstaltung, im Vergleich gab es mehr sichtbare Interaktion untereinander. Die Verfolgung des Fortschrittes durch den Aktivitätsabschluss während des Kurses nutzten hauptsächlich die Dozierenden und wurde nicht von allen Studierenden als hilfreich zur Kursorganisation gesehen. Für das nächste Semester wird daher zusätzlich eine Übersicht über den gesamten Ablauf zur Verfügung gestellt.


5. Schlussfolgerung

Der Unterricht am virtuellen Krankenbett ersetzt nicht den Kontakt mit echten Patienten, war aber problemlos im Curriculum unterzubringen und bietet momentan einen adäquaten Ersatz. Für das Wintersemester ist ein weiterer Ausbau basierend auf dem Feedback der Studierenden geplant. So sind weitere Videosequenzen geplant, um die Patienten „realer“ erscheinen zu lassen, sowie eine grafische Semesterübersicht zur Unterstützung der Selbstorganisation. Bei Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes sollen die e-Learning Elemente weiterhin eingesetzt werden, dann zur Vorbereitung auf den Unterricht am reellen Krankenbett mit echten Patient*innen.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Peters M, ten Cate O. Bedside teaching in medical education: A literature review. Perspect Med Educ. 2014;3(2):76-88. DOI: 10.1007/s40037-013-0083-y Externer Link
2.
Pudritz YM, Wahl-Schott C . Neue und moderne didaktische Methoden in der Klinischen Pharmazie. In: Noller J, Beitz-Radzio C, Kugelmann D, Sontheimer S, Westernholz S, editors. Methoden in der Hochschullehre. Interdisziplinäre Perspektiven aus der Praxis (Perspektiven der Hochschullehre). Wiesbaden: Springer VS; 2019. DOI: 10.1007/978-3-658-26990-6_6 Externer Link
3.
Hege I. Kurze Zusammenfassung von Aspekten, die bei der Umsetzung von E-Learning wichtig sind. 2020. DOI: 10.13140/RG.2.2.18024.01280 Externer Link
4.
Sailer M, Hense JU, Mayr SK, Mandl H. How gamification motivates: An experimental study of the effects of specific game design elements on psychological need satisfaction. Com Human Behav. 2017;69(SupplC):371-380. DOI: 10.1016/j.chb.2016.12.033 Externer Link
5.
Tolks D, Lampert C, Dadaczynski K, Maslon E, Paulus P, Sailer M. Spielerische Ansätze in Prävention und Gesundheitsförderung: Serious Games und Gamification. Bundesgesundheitsbl. 2020;63:698-707. DOI: 10.1007/s00103-020-03156-1 Externer Link