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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

E-Scouts zur Unterstützung der Online-Lehre während der SARS-CoV-2-Pandemie

Kurzbeitrag E-Scouts

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  • corresponding author Chantal Klemmt - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • author Sarah König - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland

GMS J Med Educ 2020;37(7):Doc74

doi: 10.3205/zma001367, urn:nbn:de:0183-zma0013677

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2020-37/zma001367.shtml

Eingereicht: 29. Juli 2020
Überarbeitet: 12. Oktober 2020
Angenommen: 23. Oktober 2020
Veröffentlicht: 3. Dezember 2020

© 2020 Klemmt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Einleitung: Technikaffine Studierende unterstützten adhoc und bedarfsorientiert die Online-Lehraktivitäten der Dozierenden während der SARS-CoV-2-Pandemie. Ziel der Studie war es, die Nutzung und Akzeptanz der sogenannten E-Scouts zu eruieren.

Methodik: Eine Online-Umfrage wurde über den Verteiler der Leitungspositionen und Lehrverantwortlichen gesendet, es konnten 30 gültige Bögen identifiziert und deskriptiv ausgewertet werden.

Ergebnisse: Die E-Scouts unterstützten insbesondere bei der Vertonung von Präsentationsfolien, der Aufzeichnung von Präsentationen und bei E-Learning-Fällen. Gründe für die Inanspruchnahme stellten vor allem die technische Unterstützung, die Ausleihe von Equipment und die Unterstützung mit Lernplattformen und Kursmanagementsystemen dar. Insgesamt beurteilten die Dozierenden die E-Scouts mit einer hohen Zufriedenheit und lobten über eine zeitnahe und kompetente Hilfestellung. Über 50% der Dozierenden möchte auch in Zukunft auf E-Scouts zugreifen und Online-Aktivitäten über den Zeitraum der SARS-CoV2-Pandemie in die Lehre integrieren.

Diskussion und Schlussfolgerung: Durch die Unterstützung der E-Scouts konnten Dozierende rasch und ohne bürokratische Hürden zu einer Medienkompetenz verholfen werden, um verschiedene Online-Lehrangebote über die Lehr- und Lernplattform der Universität zur Verfügung zu stellen. Die Perspektive der Studierenden hat dabei sehr geholfen, die Orientierung an den Lernenden herbeizuführen und wichtige Impulse für die weitere Entwicklung von digitalen Lehraktivitäten zu geben.

Schlüsselwörter: E-Scouts, Digitalisierung, Lehre während der SARS-CoV-2-Pandemie, Online-Lehre


1. Einleitung und Zielsetzung

Die Medizinische Fakultät Würzburg hat mit Bekanntgabe eines Sommersemesters 2020 im reinen Online-Betrieb als Folge der SARS-CoV-2-Pandemie das Konzept der E-Scouts etabliert. Hiermit sollten die Hürden für die Umsetzung von Online-Lehraktivitäten so gering wie möglich gehalten und der heterogenen digitalen Kompetenz der Lehrenden und Studierenden begegnet werden [1]. Die E-Scouts bestanden aus fünf Studierenden der Human- und Zahnmedizin mit besonderem Interesse an der Digitalisierung von Lehr- und Lernmaterialien. Zunächst wurden sie im Umgang mit den lokalen Lernplattformen und zur technischen Umsetzung von Online-Lehre geschult. Aufgabe der E-Scouts war es, den Dozierenden ad hoc und bedarfsorientierte Hilfestellung bei der Planung und Gestaltung des Semesters zu geben. Neben einer aufsuchenden Hilfe konnten sich die Dozierenden per Mail oder im Rahmen einer Telefonsprechstunde an die E-Scouts wenden. Nach Ausstattung mit dem erforderlichen Equipment suchten sie dann die Dozierenden in ihrem Arbeitsumfeld auf, um sie in IT- Basisfunktionen bis hin zu anspruchsvollen Technikprojekten zu unterstützen. Finanziert wurden die E-Scouts aus Mitteln des Studiendekanats, so dass keine administrativen oder finanziellen Beschränkungen entgegenstanden.

Ziel der vorliegenden Evaluationsstudie war es, die Nachfrage und Akzeptanz der E-Scouts durch die Dozierenden zu erheben. Insbesondere wurden die Zufriedenheit, Häufigkeit und die Gründe für die Inanspruchnahme eruiert und der weiterführende Bedarf über das abgelaufene Online-Semester hinaus erfasst.


2. Methodisches Vorgehen

Der Fragebogen bestand aus 18 Fragen, die inhaltlich die Demografie und die Verortung in der Lehre, die Unterstützung durch die E-Scouts und den Ausblick auf zukünftige Online-Aktivitäten abfragten. Die Online-Umfrage wurde über die Evaluationsplattform EvaSys (EvaSys®, Lüneburg, Deutschland) an alle Leitungspositionen von Kliniken und Instituten und die Lehrverantwortlichen an der Medizinischen Fakultät (N=96) versandt und ggf. um Weiterleitung der Umfrage an lehraffine Dozierende gebeten. Die Freitext-Antworten wurden thematisch geclustert und die quantitativen Daten deskriptiv ausgewertet. Bei den Skala-Fragen wurde eine fünf-stufige Likert-Skala (1=stimme gar nicht zu bis 5= stimme voll und ganz zu) verwendet und jeweils der Mittelwert (mw) und die Standardabweichung (s) angegeben.


3. Ergebnisse

Insgesamt gingen 30 gültige Bögen ein, bei abweichender Antwortanzahl in den Items ist diese in Klammern separat aufgeführt. 55% der Antworten wurden von Dozentinnen (n=29) ausgefüllt. Durchschnittlich verfügten die Dozierenden über 16 Jahre Berufserfahrung (n=27) in der Lehre. 90% der befragten Personen unterrichteten überwiegend in im Studiengang Humanmedizin und 70% vor allem im klinischen Studienabschnitt (n=27).

Hohe Zustimmungen zeigten sich bei der zeitnahen Rückmeldung auf Anfragen (n=22; mw=4,5; s=0,7) und bei der Kompetenz (n=22; mw=4,4; s=0,8) der E-Scouts. Bei der Häufigkeit der Inanspruchnahme (n=29) gaben 34,5% der Befragten an, dass sie die E-Scouts regelmäßig im Semester nutzten, 37,7% nur zu Beginn des Semesters und 27,6% nie. Zu den drei häufigsten Unterstützungsanlässen zählten die Vertonung von Präsentationsfolien (53,3%), die Aufzeichnung von Präsentationen (23,3%) und die Erstellung von E-Learning-Fällen (23,3%). Die drei prominentesten Gründe für die Inanspruchnahme stellten die technische Unterstützung (z.B. Zoom, Skype) (53,3%), die Ausleihe von Equipment (z.B. Headsets) (16,7%) und die Unterstützung mit Lernplattformen und Kursmanagementsystemen (z.B. WueCampus) (16,7%) dar.

Die überwiegende Mehrheit wünschte sich eine Unterstützung der E-Scouts über das Sommersemester hinaus (n=26; mw=4,5; s=0,8). Die klassischen Lehrformate zum Wissenserwerb (z.B. Vorlesungen, Seminare) durch Online Lehre zu ersetzen, lehnten 17,2% ab und wohingegen 24,1% voll und ganz zustimmten (n=29; mw=3,2; s=1,4). In Abbildung 1 [Abb. 1] sind die Online-Aktivitäten aufgeführt, die jenseits der SARS-CoV-2-Pandemie zukünftig aus Sicht der Dozierenden in die Lehre integriert werden sollen. Insbesondere Präsentationsfolien mit Tonspur, Online-Unterricht mit Interaktionen und E-Learning-Fälle wurden favorisiert. 55,5% der befragten Personen fühlten sich befähigt, eigenständig die Online-Lehre durchzuführen (n=18; mw=3,6; s=0,9).

In offenen Fragen wurde unteranderem eruiert, was den Dozierenden besonders gut am Konzept der E-Scouts gefallen hat. Das Clustern der Antworten ergab vor allem eine zeitnahe und schnelle Unterstützung, die oft auf die technische Umsetzung abzielte und die Digitalisierung von Bild- und Präsentationsmaterialien beinhaltete. Die unkomplizierte Kontaktaufnahme, die Kompetenz und das Engagement der E-Scouts wurden überdies gelobt. Als Kritikpunkte wurden wechselnde Ansprechpersonen und mehr Beratung zu technischen und konzeptionellen Möglichkeiten der Online-Lehre angemerkt.


4. Schlussfolgerung und Ausblick

Insgesamt lässt sich eine hohe Akzeptanz der E-Scouts verzeichnen. Als Optimierung wurde unteranderem die konzeptionelle Beratung zu den Möglichkeiten der Online-Lehre aufgeführt. Da die E-Scouts in diesem Semester in über 50% der Fälle essenzielle technische Unterstützung leisteten, wird der konzeptionelle Beratungsaspekt für das kommende Semester fokussiert um die didaktische Ausgestaltung an die Anforderungen der Onlineformate anzupassen [2]. Erfreulich war die regelmäßige Nutzung der E-Scouts von 35% der Befragten und 38% zu Beginn des Semesters. Ferner bestand bei der überwiegenden Mehrheit der Wunsch nach weiterer Unterstützung durch E-Scouts. Lediglich etwas mehr als die Hälfte der Befragten sah sich in der Lage, die Online-Lehre eigenständig weiterzuführen. Dies nehmen wir zum Anlass, die E-Scouts weiterhin für alle Dozierenden als Hilfsangebot zur Verfügung zu stellen. Mit Vorlauf für die weiteren Planungen eines zukünftigen Hybrid-Semesters unter den Bedingungen einer Niedriginzidenzphase (Online-Lehre ergänzt durch ausgewählte Präsenz-Lehre) wurde bereits eine Bedarfsabfrage gestartet.

Zu betonen ist, dass die E-Scouts ein wichtiges personelles Instrument darstellten, um in kurzer Zeit teils noch vorhandene technische Hürden abzubauen und das Niveau digitaler Lehrkompetenzen der Dozierenden auf ein hohes Niveau zu heben. Die E-Scouts waren oftmals der entscheidende initiale Impuls, dass sich die Lehrende mit den Möglichkeiten der Online-Lehre auseinandersetzten [3], [4]. Infolge sind oftmals in Eigenständigkeit weitere digitale Lehraktivitäten durch die Dozierenden entwickelt worden. Der Einsatz von E-Scouts kann daher als Empowerment der Lehrenden gewertet werden.

Wenngleich die Teilnehmendenzahl nur begrenzte Aussagen zulässt, so gibt die Evaluationsstudie wichtige Hinweise zur weiteren Unterstützung durch E-Scouts und zum Entwicklungsbedarf für die nachhaltige Integration von Online-Aktivitäten in die Lehre.


Interessenkonflikt

Die Autorinnen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Müller C, Barthelmess P, Berger C, Kucza G, Müller M, Sieber P. Heterogener Studierendenschaft begegnen. Maßnahmen zur Flexibilisierung des Studiums an der TU Dresden. In: Müller C, Barthelmess P, Berg C, Kucza G, Müller M, Sieber P, editors. Flexibles Lernen an Hochschulen gestalten. Books on Demand; 2019.
2.
Offergeld C, Ketterer M, Neudert M, Hassepaß F, Weerda N, Richter B, Traser L, Becker C, Deeg N, Knopf A, Wesarg T, Rauch AK, Jakob T, Ferver F, Lang F, Vielsmeier V, Hackenberg S, Diensthuber M, Praetorius M, Hofauer B, Mansour N, Kuhn S, Hildenbrand T. „Ab morgen bitte online“: Vergleich digitaler Rahmenbedingungen der curricularen Lehre an nationalen Universitäts-HNO-Kliniken in Zeiten von COVID-19 : Digitale Lehre an nationalen Universitäts-HNO-Kliniken ["Online from tomorrow on please": comparison of digital framework conditions of curricular teaching at national university ENT clinics in times of COVID-19 : Digital teaching at national university ENT clinics]. HNO. 2020 Sep 14:1–8. DOI: 10.1007/s00106-020-00939-5 Externer Link
3.
Kuhn S, Frankenhauser S, Tolks D. Digitale Lehr- und Lernangebote in der medizinischen Ausbildung. Bundesgesundheitsbla Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2018;61(2):201-209. DOI: 10.1007/s00103-017-2673-z Externer Link
4.
Krüger-Brand HE. E-Learning in der Medizin: Vor dem Durchbruch. Dtsch Arztebl Intern. 2002;99(22):1491.