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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Individuelle und institutionelle Einflussfaktoren auf die Abschlussraten in einem medizindidaktischen Masterstudiengang im deutschsprachigen Raum

Artikel Master of Medical Education

  • corresponding author Steffen Heide - Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rechtsmedizin, Halle (Saale), Deutschland
  • Saskia V. Pante - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, MME-Programm, Heidelberg, Deutschland
  • Andreas Fleig - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum für Medizinische Prüfungen, Heidelberg, Deutschland
  • Andreas Möltner - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum für Medizinische Prüfungen, Heidelberg, Deutschland
  • Stefan Leis - Medizinische Universität Paracelsus, Universitätsklinik für Neurologie, Salzburg, Österreich
  • Angelika Hiroko Fritz - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Netzzentrum Nordrhein-Westfalen, Essen, Deutschland
  • Jana Jünger - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, MME-Programm, Heidelberg, Deutschland; Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen, Mainz, Deutschland
  • Martin R. Fischer - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, MME-Programm, Heidelberg, Deutschland; Klinikum der LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsfoschung in der Medizin, München, Deutschland

GMS J Med Educ 2019;36(6):Doc75

doi: 10.3205/zma001283, urn:nbn:de:0183-zma0012835

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2019-36/zma001283.shtml

Eingereicht: 29. Januar 2019
Überarbeitet: 14. August 2019
Angenommen: 9. September 2019
Veröffentlicht: 15. November 2019

© 2019 Heide et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Die zunehmende Bedeutung didaktischer Aspekte in der Medizin hat auch zur Entwicklung besonderer Postgraduiertenprogramme geführt. Dabei bilden die Abschlussraten ein wichtiges Outcomekriterium für diese Studienprogramme. Bis heute fehlt es jedoch an detaillierten Studien dazu, welche Faktoren die Abschlussraten beeinflussen.

Methoden: Im Rahmen der Outcomeforschung wurde im Master of Medical Education-Programm Deutschland eine semistrukturierte Online-Umfrage unter Studierenden durchgeführt. Von den 90 Punkten bezogen sich 21 auf die Masterarbeit, die für den Abschluss erforderlich ist.

Ergebnisse: An der Umfrage nahmen 157 von 246 (63,8%) der Studierenden aus den Jahrgängen 1-10 (Studienzeitraum 2004-2014) teil. 109 Teilnehmer hatten eine Masterarbeit eingereicht, während 45 Teilnehmer ihr Studium noch nicht durch Abgabe einer Masterarbeit abgeschlossen hatten. Einflussfaktoren für einen erfolgreichen Abschluss waren unter anderem geringe Schwierigkeiten bei der Auswahl des Themas, Beibehaltung des ursprünglich gewählten Themas, allgemeine Unterstützung durch die Studienleitung in den Modulen sowie die Gewährleistung eines zeitnahen Feedbacks vom Betreuer und die Bereitstellung zeitlicher, personeller und finanzieller Ressourcen durch die Heimatfakultät. Die fehlende Einreichung der Projektarbeit und eine längerfristige Unterbrechung der Arbeit an der Masterarbeit konnten als kritische Parameter identifiziert werden.

Schlussfolgerung: Die Berücksichtigung dieser Ergebnisse kann zu höheren Abschlussraten bei Graduierten-Programmen in der Medizindidaktik führen. Eine systematische Ergebnisforschung führt zudem zu einer Qualitätssicherung. Solche Studien sollten zukünftig in standardisierter Form durchgeführt werden, um Vergleiche zwischen Medizindidaktikprogrammen zu erleichtern.

Schlüsselwörter: Medizindidaktik-Masterprogramm, Abschlussraten, Einflussfaktoren, Outcomeforschung


1. Hintergrund

Die zunehmende Bedeutung didaktischer Aspekte in der Medizin in den vergangenen Jahrzehnten hat auch zur Entwicklung besonderer Postgraduierten-Programme geführt [1], [2], [3], [4]. 2013 wurden international bereits 121 medizindidaktische Studienprogramme angeboten. Diese Entwicklung setzte im deutschsprachigen Raum erst mit einer gewissen Verspätung ein. 1996 wurde an der Universität Bern in der Schweiz ein zweijähriges Postgraduierten-Programm „Master of Medical Education“ (MME) eingeführt [5], 2004 folgte dann die Einrichtung eines deutschen MME-Programms. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) ist Schutzherr des deutschen MME-Kurses, der durch die Universität Heidelberg verwaltet und geleitet wird [6], [7]. In diesem zweijährigen Postgraduierten-Teilzeit-Studienprogramm belegen die Teilnehmer acht einwöchige Präsenzmodule. Jedes Modul umfasst Vor- und Nachbereitungsaufgaben sowie Leistungsnachweise für das jeweilige Modul, die Gesamt-ECTS-Punkte für die Module betragen 36 Punkte. Außerdem erarbeiten die Studierenden im ersten Jahr eine Projektarbeit (9 ECTS-Punkte) zur Verbesserung der Lehre an ihren eigenen Fakultäten. Im zweiten Jahr schreiben sie ihre Masterarbeit (15 ECTS-Punkte) zu einem didaktischen Forschungsprojekt im Sinne einer verallgemeinerbaren wissenschaftlichen Problemstellung. Das Programm kann ohne Einreichung einer Masterarbeit nicht erfolgreich abgeschlossen werden [7].

Zwischen den verschiedenen Medizindidaktik-Programmen bestehen neben Gemeinsamkeiten auch beträchtliche Unterschiede im Hinblick auf Organisation, Struktur und Kerninhalte [8], [9], [10], [11]. 2016 formulierte die World Federation for Medical Education (WFME) erstmalig Standards bezüglich Kriterien und Mechanismen zur Evaluierung dieser Programme [12]. Diese Standards weisen unter anderem darauf hin, dass die Abschlussraten ein wichtiges Outcomekriterium darstellen [12]. Im deutschen MME-Programm lagen die Abschlussraten bei den ersten vier Jahrgängen bei etwa 72%. Bis heute fehlen jedoch detaillierte Studien dazu, welche Faktoren Einfluss auf die Abschlussraten bei Postgraduierten-Programmen in der Medizindidaktik haben [13]. Es darf angenommen werden, dass eine Reihe verschiedener Faktoren in Betracht kommt [14]. Bei den soziodemografischen Faktoren könnten z. B. mögliche Alters- oder Geschlechtsunterschiede eine Rolle spielen. Außerdem müssen individuelle, externe und studiengangimmanente Parameter berücksichtigt werden. Individuelle Faktoren sind insbesondere die Fähigkeit oder Fertigkeit der Teilnehmer, den Anforderungen des Programms umfassend zu genügen. Externe Faktoren umfassen vor allem die Infrastruktur und Unterstützungsmaßnahmen seitens der Heimatfakultäten. Individuelle und externe Faktoren sollten zudem im Verhältnis zu studiengangimmanenten Merkmalen betrachtet werden. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass der erfolgreiche Abschluss des Studiums signifikant – sowohl positiv als auch negativ – durch mehrere dieser Faktoren beeinflusst wird. Für die Erlangung einer objektiven Basis zur Überprüfung dieser Hypothese wurden die Daten des deutschen MME-Programms analysiert.


2. Methoden

Die Studie über die Einflussfaktoren wurde mit zwei anderen Themenkomplexen in einem gemeinsamen Projekt zur Outcomeforschung des MME-Programms kombiniert. Diese weiteren Themenkomplexe betrafen Karriere und Entwicklung der Absolventen sowie berufliche und private Belastungsfaktoren. Dafür wurde ein gemeinsamer Fragenkatalog im Rahmen einer semistrukturierten Online-Umfrage erstellt. Der Fragebogen umfasste in der Mehrzahl geschlossene Fragen und wies auch einige Freitextangaben auf. Dabei wurden teilweise bereits validierte und etablierte Bewertungsskalen wie KarMed, der Graduate Survey Cooperation Project (KOAB)-Fragebogen des International Centre for Higher Education Research (INCHER) Kassel und der E-PROM Projekt-Fragebogen (finanziert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung -BMBF) einbezogen [15], [16], [17].

In einem mehrstufigen Prozess wurde der Fragebogen von sechs aktuell Studierenden und Absolventen des Programms diskutiert, modifiziert und getestet. Die finale Version des Fragebogens umfasste 90 Einzelfragen, von denen sich 35 mit soziodemografischen und beruflichen Informationen befassten, 21 Punkte bezogen sich auf die MME-Masterarbeit, 11 Punkte auf berufliche und persönliche Belastungsfaktoren und 23 Punkte auf Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten von MME-Absolventen. Für die vorliegende Studie wurden 35 Fragen des allgemeinen Teils und 21 Fragen des Abschnitts zur Masterarbeit verwendet. Für die Studie liegt ein positives Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg vor. Es wurden 246 ehemalige Studierende aus den Jahrgängen 1-10 (2004/05 bis 2013/14 der Universität Heidelberg) per E-Mail eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Die Studie wurde unter Verwendung des Umfragetools “LimeSurvey” durchgeführt und war für einen Zeitraum von sechs Wochen offen (18.04-29.05.2016). Die Daten wurden pseudonymisiert eingegeben und in der Studienzentrale in Heidelberg verwaltet. Außerdem wurden mit Zustimmung der Teilnehmer interne Vergleichsdaten für die Kohorten 1-10 gesammelt und zu Validierungszwecken verwendet.

Die statistische Analyse der gesammelten Daten wurde unter Verwendung von Free R Environment (Version 3.4.3) durchgeführt. Neben der deskriptiven Analyse umfasste sie die Einschätzung potenzieller Einflussfaktoren auf die Beendigung des Studiums in Form der Abgabe der Masterarbeit. Da dabei nicht nur die Informationen zu „eingereicht“ bzw. „nicht eingereicht“ vorlagen, sondern auch die einzelnen Abgabedaten, wurde in der Studie auch auf diese zeitliche Aspekte eingegangen. Für diese Ereigniszeitanalyse wurde der Log-Rank-Test und das Kaplan-Meier-Verfahren angewendet. Beides sind übliche Techniken zur Identifizierung von Unterschieden bei Ereignissen während des Beobachtungszeitraums innerhalb von Gruppen, wie in unserem Fall die Einreichung der Masterarbeit [18], [19]. Aufgrund der begrenzten Anzahl der Beobachtungen und der Datenstruktur fehlender Informationen [20] kamen weitere multivariate Analyseverfahren, wie z.B. Cox-Regressinon [21], [22] nicht zur Anwendung.


3. Ergebnisse

3.1 Teilnahmerate und Dauer bis zur Abgabe der Masterarbeit

157 der 246 ehemaligen Studierenden nahmen an der Studie teil (Rücklaufquote von 63,8%). Von jedem Jahrgang waren mindestens 11 und höchstens 20 Teilnehmer vertreten. 109 Teilnehmer (70,8%) hatten ihre Masterarbeit eingereicht, wohingegen 45 Teilnehmer (29,2%) ihr Studium noch nicht durch Abgabe der Masterarbeit abgeschlossen hatten (keine Rückmeldung seitens 3 Teilnehmern). Die Abgabe der Masterarbeit wurde gleichgesetzt mit einem erfolgreichen Studienabschluss, nur 4 der 246 Studierenden wurden während der Modulphase ausgeschlossen. Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt die Verteilung der einzelnen Einreichungen der Masterarbeit hinsichtlich Zeit und Kohorten. Der kürzeste Zeitraum war die Abgabe unmittelbar zum Studienende, und der längste Zeitraum war – bislang – 72 Monate, d. h. sechs Jahre. Insgesamt war kein Ergebnis feststellbar, welches auf einen Bedarf der Analyse weiterer Einflussfaktoren hindeutete.

3.2 Soziodemografische Faktoren und interne Validität

An der Umfrage haben 100 Männer (64,5%) und 55 Frauen (35,5%) teilgenommen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1], 2 Teilnehmer ohne Angabe). Zum Beginn des Studiums waren die Teilnehmer zwischen 27 und 61 Jahre alt, das durchschnittliche Alter lag bei 42,2 Jahren. Die Vergleichsdaten der Gesamtkohorten 1-10 (N=246) fielen ähnlich aus (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1]). 104 von 151 Teilnehmern (68,8%) waren verheiratet, 15,9% lebten in einer Partnerschaft (N=24) und 15,3% waren ledig, geschieden oder verwitwet (N=23). In der Analyse fanden sich keine signifikanten Auswirkungen der soziodemografischen Faktoren auf die Abgabe der Masterarbeit (vgl. Tabelle 2 [Tab. 2]).

3.3 Individuelle Faktoren hinsichtlich der Fertigstellung der Masterarbeit

Mit Hinblick auf den zu Beginn des Studiums höchsten erreichten akademischen Abschluss war mit 53,3% die Mehrzahl der Teilnehmer promoviert (81 von 152) und 36,2% zusätzlich habilitiert (N=55). 73,2% der Teilnehmer kamen aus dem Bereich Medizin (112 von 153), wohingegen Zahnärzte (N=17) mit 11,1% und sonstige Studiengebiete weniger häufig vertreten waren. 79,5% der Teilnehmer waren in einer klinischen Fachrichtung tätig (89 von 112).

75,7% der Teilnehmer hatten die Projektarbeit eingereicht (115 von 152). Die Vergleichsdaten der Gesamtkohorten 1-10 (N=246) zeigten ähnliche Ergebnisse. Von den 108 Teilnehmern, die ihre Masterarbeit fertiggestellt hatten, wurden mit Ausnahme von zwei Teilnehmern alle acht Nachbereitungsaufgaben abgegeben. Im Gegensatz dazu hatten von den 49 Teilnehmern, die ihre Masterarbeit nicht fertiggestellt hatten, 26 mindestens eine Nachbereitungsaufgabe nicht eingereicht.

Die überwiegende Mehrheit (66,4%) der Teilnehmer äußerte, dass die Wahl des Themas auf einer eigenen Idee beruhte (95 von 143). Hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades gaben die Teilnehmer an, dass in fast der Hälfte der Fälle (48,3%) die Wahl des Themas leicht oder eher leicht fiel (72 von 149). Für 32,8% der Teilnehmer war die Auswahl des Themas schwierig oder eher schwierig (N=49).

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer (63,7%) behielt das ursprünglich gewählte Thema bei (86 von 135). 26 Teilnehmer (19,2%) wechselten das Thema einmal, 23 Teilnehmer (17,0%) änderten das Thema mehrmals. Hinsichtlich des verwendeten Studiendesigns zeigte sich, dass in 72,1% der Fälle (98 von 136) das Studiendesign im Sinne einer „clarification study“ verstanden wurde („Why or how did it work?“, [23]) oder einer „justification study“ („Did it work?“, [23]), wohingegen rein deskriptive Studien („What was done?“ [23]) mit 27,9% (N=38) weniger häufig vertreten waren. 55 von 157 Teilnehmern (35,0%) gaben an, dass sie ihre Masterarbeit innerhalb des ursprünglich geplanten Zeitraums fertiggestellt hätten.

53 Teilnehmer (33,8%) haben ihre Masterarbeit veröffentlicht. Dabei konnten 50 veröffentlichte Masterarbeiten einer detaillierteren Untersuchung unterzogen werden. Bei 3 Teilnehmern waren die Angaben zur Veröffentlichung nicht ausreichend plausibel. 60% der Publikationen (N=30) erfolgten in ausbildungsbezogenen Zeitschriften (GMS Journal for Medical Education (N=15), BMC Medical Education (N=4), European Journal of Dental Education (N=4), Medical Teacher (N=3), Advances in Health Sciences Education (N=1), Advances in Physiology Education (N=1), Medical Education (N=1), Patient Education and Counseling (N=1). In der Hälfte der Fälle (N=15) erfolgte die Publikation dabei in einer Zeitschrift mit Impact-Faktor. Letzterer lag zwischen 0,96 und 3,18 und im Durchschnitt bei 0,81 (einschließlich Publikationen ohne Impact-Faktor). 20 Teilnehmer (40%) haben in einer Zeitschrift ihrer eigenen Fachrichtung publiziert (z. B. Anesthesiology, Annals of Anatomy, Journal of Surgical Research, Resuscitation) oder in thematisch verwandten interdisziplinären Zeitschriften (z.B. The Journal of Medical Internet Research). In diesen Fällen erfolgte die Veröffentlichung ausschließlich in Zeitschriften mit Impact-Faktor. Dieser Faktor lag zwischen 0,14 und 5,12 und im Durchschnitt bei 1,93.

Die Ereigniszeitanalyse (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]) zeigt, dass Teilnehmer mit einem höheren akademischen Abschluss (Promotion oder Habilitation) häufiger ihre Masterarbeit einreichten, als Teilnehmer mit einem Erstabschluss (Master oder Diplom) oder mit Staatsexamen. Außerdem konnte ein enger Zusammenhang zwischen der Abgabe der Projektarbeit und der Einreichung der Masterarbeit festgestellt werden. Ein weiterer Einflussfaktor konnte bei der Problematik der Themenauswahl beobachtet werden. Teilnehmer, die nur geringe Schwierigkeiten bei der Wahl des Themas hatten oder die ihr Thema nicht ändern mussten, hatten häufiger ihre Masterarbeit eingereicht. Hinsichtlich des Studiendesigns waren „clarification studies“ oder „justification studies“ häufiger unter den Teilnehmern vertreten, die ihre Masterarbeit abgegeben hatten, als im Vergleich zu denen mit „descriptive studies“.

3.4 Externe Faktoren hinsichtlich der Fertigstellung der Masterarbeit

Hinsichtlich der Unterstützung der Masterarbeit durch die Heimatfakultät (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) zeigte sich, dass bei der Gewährung zeitlicher Ressourcen mehr als die Hälfte der Teilnehmer (55,6%) die Unterstützung eher schlecht oder völlig unzureichend fand (79 von 142). Im Fall von fachlicher und inhaltlicher Unterstützung betrug der Anteil der eher schlechten oder fehlenden Unterstützung 44,8% (66 von 144). 19,7% der Teilnehmer erhielten Unterstützung durch wissenschaftliches Hilfspersonal, 17,8% von wissenschaftlichen Mitarbeitern und 6,4% von einer Sekretärin (Mehrfachantworten waren möglich). 10,2% der Teilnehmer wurden durch finanzielle Mittel unterstützt und 51,0% durch Räumlichkeiten und Material. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Bereitstellung zeitlicher Ressourcen sowie personeller und finanzieller Mittel und der erfolgreichen Einreichung der Masterarbeit (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Es war zudem auffällig, dass 63,1% der Teilnehmer keinerlei finanzielle Hilfe erhielten (94 von 149) und 64,4% der Teilnehmer keine personelle Unterstützung erfuhren (N=96).

3.5 Studiengangimmanente Faktoren hinsichtlich der Fertigstellung der Masterarbeit

Bei der Unterstützung der Masterarbeit durch die Studiengangsleitung (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) war ersichtlich, dass 48,9% der Teilnehmer die Unterstützung bei der Themenfindung als vollständig oder ausreichend einschätzten (68 von 139). Der Anteil der fehlenden oder eher nicht ausreichenden Unterstützung betrug 28,8% (N=40). Bei der Betreuerauswahl lag der Anteil der völligen oder eher ausreichenden Unterstützung bei 45,8% (61 von 133) und der der fehlenden bzw. eher nicht ausreichenden Unterstützung bei 33,1% (N=44). 42,1% der Teilnehmer schätzten die Bedeutung der allgemeinen Betreuung in den Modulen durch die Studiengangsleitung als vollständig oder eher hilfreich ein (59 von 140), während 27,8% diesen Aspekt als nicht oder eher nicht hilfreich beurteilten (N=39). Bei mehr als zwei Dritteln der Studierenden (74,1%) erfolgte die Wahl des Betreuers durch persönliche Kontakte (n=106). Seltener, in 16,1% der Fälle, wurde die Wahl auf Grundlage von Empfehlungen getroffen, zum Beispiel seitens der Studiengangsleitung (N=23). 34,5% der Teilnehmer (46 von 133) waren in der Lage einen realistischen Arbeits- und Ablaufplan mit dem Betreuer zu entwickeln, während bei 42,8% der Teilnehmer (N=57) ein solcher Plan fehlte. Die Hälfte der Teilnehmer (68 von 136) plante bereits frühzeitig eine wissenschaftliche Publikation, während es in 32,3% der Fälle keine derartige Planung gab (N=44). Aus Sicht der Teilnehmer gab der Betreuer in 58,3% (77 von 132) der Fälle ein zeitnahes Feedback, in 25,0% aller Fälle war das Feedback unzureichend oder eher unzureichend (N=33). 62,1% der Teilnehmer fanden die inhaltliche Unterstützung seitens des Betreuers völlig ausreichend oder eher ausreichend (82 von 132), 25 Teilnehmer (19,0%) schätzten dies kritisch ein. 126 von 134 Teilnehmern (94,1%) schätzten den Betreuer als kompetent ein, acht Teilnehmer (5,9%) fanden die Kompetenz des Betreuers unzureichend oder eher unzureichend. Bei der allgemeinen Unterstützung in den Modulen seitens der Studiengangsleitung und beim zeitnahen Feedback durch den Betreuer konnte ein signifikanter Zusammenhang zur Abgabe der Masterarbeit festgestellt werden (siehe Tabelle 2). Demgegenüber war nur ein schwacher Zusammenhang zur Erstellung eines realistischen Arbeitsplanes und zur frühzeitigen Planung einer Publikation zu beobachten.

3.6 Sonstige Einflussfaktoren hinsichtlich der Fertigstellung der Masterarbeit

Bei den sonstigen Einflussfaktoren (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) gaben lediglich fünf Teilnehmer (3,2%) an, dass sie aufgrund des Postgradualstudiums ihre Regelarbeitszeit reduziert hatten. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer (39,4%) gab überwiegend oder vollständig zustimmend an (52 von 132), dass die Bearbeitung der Masterthese durch nicht ausbildungsbezogene Forschungstätigkeiten gehemmt wurde. Bei der ausbildungsbezogenen Forschungstätigkeit war dieser Anteil mit 16,2% (21 von 130) deutlich geringer. Im Gegensatz dazu war bei fast zwei Dritteln der Teilnehmer (62,6%) die Hemmung durch sonstige berufliche Projekte erheblich stärker ausgeprägt (89 von 142). Der Einflussfaktor “Hemmung durch Änderungen in der beruflichen Tätigkeit” wurde von 19,6% der Teilnehmer (25 von 127) als überwiegend oder völlig zustimmend eingeschätzt. Der Faktor „Behinderung durch eigene Krankheit oder Erkrankung naher Angehöriger“ spielte mit einer Rate von völliger bzw. überwiegender Zustimmung von 9,2% (12 von 130) nur eine geringe Rolle. Als bedeutsamer wurde der Faktor „Behinderung durch Elternschaft“ eingeschätzt, hier lag der Anteil völliger und überwiegender Zustimmung bei 19,3% (25 von 129). Bei mehr als einem Drittel der Teilnehmer (37,4%) kam es zu einer längerfristigen Unterbrechung (>1 Jahr) bei der Bearbeitung der Masterthese (52 von 139). Dabei war eine deutliche signifikante Beziehung zwischen der fehlenden Abgabe der Masterarbeit und der längerfristigen Unterbrechung der Masterarbeit feststellbar (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Zudem zeigten die Hemmungen durch sonstige berufliche Projekte und die Änderung der beruflichen Tätigkeit sowie die Verzögerungen wegen Elternschaft eine negative Korrelation zur Einreichung der Masterarbeit. Der hemmende Einfluss war zudem signifikant sowohl für ausbildungsbezogene als auch für nicht ausbildungsbezogene Forschungsaktivitäten.

3.7 Zeitliche Entwicklung

Vorangehend wurden die deskriptiven Ergebnisse (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) und die Ergebnisse der Ereigniszeitanalyse von Log-Rank-Tests diskutiert (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Die späteren Einschätzungen der Unterschiede bei den Abgaberaten über den Beobachtungszeitraum hinweg innerhalb der Gruppen können sehr gut unter Verwendung der Kaplan-Meier-Kurven visualisiert werden [19]. Aus Gründen der Präzision wurde die weitere Darstellung auf die zwei bedeutsamsten Faktoren beschränkt: Abgabe der Projektarbeit (positiver Einflussfaktor) und die längerfristige Unterbrechung (negativer Einflussfaktor). Dabei ist ein deutlicher Zusammenhang zur längerfristigen Unterbrechung der Masterarbeit (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) und zur fehlenden Einreichung der Projektarbeit feststellbar (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).


4. Diskussion

Zum Outcome von medizindidaktischen postgradualen Studiengängen liegen derzeit nur wenige Studien vor [8], [24], [25]. Dabei ist eine aussagekräftige Analyse und Evaluierung solcher Studiengänge erforderlich, um deren Bedeutung für die professionelle Entwicklung der Teilnehmer bewerten zu können [26] und auf aktuelle Entwicklungen mit entsprechenden Modifizierungen reagieren zu können [13], [27]. In der vorliegenden Umfrage zum Outcome des MME-Studienganges Deutschland konnte eine Teilnehmerrate von 63,8% erreicht werden, die damit höher liegt als in vergleichbaren Studien [24]. Die Vergleichsdaten der 1.-10. Kohorte hinsichtlich Geschlecht, Alter, Fachbereich, sowie akademischen Grad zu Beginn des Studiums zeigten eine gute Übereinstimmung mit den Daten der Umfrageteilnehmer. Die Verteilung der Teilnehmer in den einzelnen Kohorten wies eine weitgehende Gleichverteilung auf. Von den 157 Teilnehmern hatten 69,4% eine Masterthese eingereicht, damit lag diese Rate etwa im Bereich der Abschlussquoten der ersten vier Jahrgänge. Somit konnte von einem für den Studiengang repräsentativen Teilnehmerfeld ausgegangen werden. Hinsichtlich des Abgabezeitpunktes der Masterthese waren zwischen den Kohorten erhebliche Unterschiede zu beobachten. Dabei stellte sich die Frage, welche Faktoren das Outcome-Kriterium der Abschlussraten in welchem Umfang beeinflussen.

Bei den soziodemographischen Faktoren konnten keine signifikanten Zusammenhänge zur Abgabe der Masterarbeit beobachtet werden. Bei den individuellen Faktoren fanden sich signifikante Unterschiede beim höchsten erreichten akademischen Grad und bei der Abgabe der Projektarbeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Projektarbeit noch in der Intensivphase des Studiengangs fertiggestellt werden soll. Dabei auftretende Defizite deuten auf eine extreme Belastung oder eine unzureichende Strukturierung und Selbstorganisation auf Seiten der Teilnehmer hin [13], [14]. Sind diese Eigenschaften bei Teilnehmern von berufsbegleitenden medizindidaktischen Studiengängen nur gering ausgeprägt, kann die erfolgreiche Fertigstellung der Masterthese eine erhebliche Herausforderung darstellen. Insbesondere bei Hinzutreten von ungünstigen externen (z.B. mangelnde Unterstützung an der Heimatfakultät) oder sonstigen Faktoren (z.B. markante berufliche oder private Ereignisse) kann es dann zu erheblichen Konfliktsituationen kommen. Um ein Scheitern dieser Herausforderung zu vermeiden, ist die Strukturierung der eigenen Arbeitsaufgaben bzw. die Einsicht in einen höheren Unterstützungsbedarf und dessen Umsetzung zwingend erforderlich [13], [14].

Geringe Schwierigkeiten bei der Themenauswahl und die Auswahl des Studiendesigns zeigten ebenfalls signifikante Beziehungen zu einem erfolgreichen Abschluss. Dies könnte dafür sprechen, dass Teilnehmer mit einer adäquaten Themenauswahl auch eher eine realistische Projektplanung und Abgabe der Arbeit umsetzen können. Demgegenüber wirkte sich ein erforderlicher Themenwechsel signifikant nachteilig auf die Abgabewahrscheinlichkeit aus. Daraus ist abzuleiten, dass bereits die Auswahl des Themas und Studiendesigns mit Sorgfalt und kritischer Prüfung der Machbarkeit erfolgen sollte, um einen späteren Themenwechsel zu vermeiden, welcher auch bei medizinischen Promotionen eines der wichtigsten Abbruchkriterien darstellt [28]. Idealerweise wird die Konzipierung der Masterthese bereits mit der Planung einer Publikation und eventuell sogar mit Einwerbung von Drittmitteln verbunden. Eine Verbindung der Masterthese mit der Einwerbung von Drittmitteln gelang immerhin etwa einem Zehntel der Teilnehmer. Dabei sollte auch frühzeitig eine Beratung von erfahrenen Ausbildungsforschern in Anspruch genommen werden, da trotz langjähriger Berufs- und Publikationstätigkeit bei den Studierenden zu Beginn des Studiums häufig nur geringe Erfahrungen im Bereich der Ausbildungsforschung bestehen. Diese Möglichkeit wurde von den Teilnehmern teilweise bereits genutzt. Dafür spricht, dass mindestens 31,8% der Masterarbeiten in „peer-reviewed“ Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Erwartungsgemäß wurden die meisten Masterthesen in ausbildungsspezifischen Journalen publiziert. Einige Teilnehmer (12,7%) zeigten aber auch eine Fachverbundenheit durch die Publikation in facheigenen Journalen, welche durchschnittlich höhere Impact-Faktoren als die Ausbildungsjournale aufwiesen. Somit war ersichtlich, dass die Publikation der Masterthesen sowohl in ausbildungsspezifischen als auch in fachspezifischen Journalen möglich ist. Eine solche Publikation der Masterthese kann natürlich auch einen Beitrag zur beruflichen Karriere leisten.

Bei den externen Faktoren waren in der deskriptiven Betrachtung gravierende Defizite in der Unterstützung durch die Heimatfakultäten ersichtlich. Sowohl bei der Gewährung von zeitlichen Ressourcen als auch bei der Bewilligung von Personal, Finanzen, Sachmitteln und Räumlichkeiten lag der Anteil der unzureichenden oder sogar völlig fehlenden Unterstützung bei etwa 50% oder höher. Dabei zeigte sich bei der fehlenden Einräumung zeitlicher Ressourcen und Unterstützung durch personelle und finanzielle Mittel auch ein signifikanter Zusammenhang zur Abgabe der Masterthese. Auch in den wenigen Publikationen zum Outcome von medizindidaktischen Studiengängen werden als wichtigste Gründe für einen Nichtabschluss die Zeitbelastung durch die Kombination von Arbeit und Studium und die Umstände an den Heimateinrichtungen genannt [13]. Hinsichtlich dieser äußeren Umstände ist festzustellen, dass an den deutschen medizinischen Fakultäten die Aspekte der Medizindidaktik und Ausbildungsforschung bisher nur eine kurze Tradition aufweisen und bis vor wenigen Jahren gegenüber anderen Ländern noch ein erheblicher Nachholbedarf bestand [29], [30]. Die Teilnehmer der Umfrage haben ihr Studium überwiegend in diesem Zeitraum absolviert, so dass die Ergebnisse der Umfrage die damalige Situation deutlich widerspiegeln. So steigt die Anzahl ausbildungsbezogener begutachteter Fachzeitschriften zwar stetig an, es existieren für ausbildungsspezifische Zeitschriften aber bisher überwiegend nur geringe Impact-Faktoren, was die Publikation der Masterarbeiten in Fachzeitschriften häufig attraktiver macht. In den letzten Jahren konnten in Deutschland allerdings erhebliche Fortschritte erzielt werden. Das kommt unter anderem dadurch zum Ausdruck, dass hochschuldidaktische Kurse als fester Bestandteil der Weiter- und Fortbildungskonzepte verankert und an mehreren Universitäten Professuren und Einrichtungen für medizinische Ausbildungsforschung und Medizindidaktik etabliert wurden [1]. Fortschritte zeigen sich auch in der Publikationstätigkeit [29], [31] und 2015 konnte dann auch in Deutschland der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) sowie Zahnmedizin (NKLZ) verabschiedet werden [32]. Vor diesem Hintergrund wäre zu erwarten, dass zukünftig von den deutschen Heimatfakultäten der Medizindidaktik und Ausbildungsforschung eine noch größere Bedeutung zugemessen wird. Daraus sollte dann auch eine stärkere Unterstützung der Teilnehmer des Studienganges resultieren.

Für die Betrachtung der studiengangimmanenten Merkmale müssen die Anforderungen, die Organisation und die Konzeption des Studienganges berücksichtigt werden. Seitens der Studiengangleitung wurde zunächst der Schwerpunkt auf die akademische Freiheit der Teilnehmer und die Wissenschaftlichkeit des Studienganges gelegt [6]. Im Zusammenspiel mit der mangelnden externen Unterstüzung zeigte sich jedoch, dass forschungsintensive Themen häufig nicht abgeschlossen werden konnten und ein Themenwechsel erforderlich war. Zu den Abschlussraten von medizindidaktischen Studiengängen liegen derzeit nur einzelne Berichte, jedoch keine systematischen Untersuchungen vor. So soll in Maastricht (Niederlande) die Abschlussrate nach über vier Jahren zumindest bei den ersten Jahrgängen bei 93% liegen [13]. Im Hinblick auf die derzeitigen beträchtlichen Unterschiede in der Organisation, Struktur und den Kerninhalten medizindidaktischer Studiengänge [8], [9], [10], [11] muss davon ausgegangen werden, dass bislang weder das Anforderungsniveau noch die Abschlussraten solcher Studiengänge nicht oder nur bedingt miteinander vergleichbar sind [33]. Des Weiteren weisen auch die Kriterien für die Masterarbeiten in den verschiedenen Studiengängen erhebliche Unterschiede auf. Im Studiengang MME-Deutschland wurde bereits seit der Etablierung den Teilnehmern ein hohes Anforderungsniveau abverlangt, einschließlich des wissenschaftlichen Anspruches an die Masterthese [27]. Da eine Änderung dieses Anforderungsniveaus nicht der Grundkonzeption des Studienganges entsprach, erfolgte im Studiengang unter Berücksichtigung der Teilnehmerevaluationen eine Modifikation des ursprünglichen Konzeptes. Damit verbunden war eine stärkere Unterstützung durch die Studiengangleitung bei der Themenauswahl und eine Intensivierung der Betreuung. Zur Erhöhung der Abschlusszahlen wurde in den zurückliegenden Jahren bereits eine Reihe von Maßnahmen eingeführt. Dazu gehören die Etablierung eines separaten zusätzlichen Startmoduls und einer auf der Homepage hinterlegte Masterthesenbörse sowie die Einführung einer Option von gesplitteten Masterthesen. Außerdem kann die Masterthese als Publikation eingereicht werden. Der tatsächliche Erfolg dieser aufgezeigten Maßnahmen muss in den folgenden Jahren durch weitere Untersuchungen zum Outcome des Studienganges einschließlich der Abschlussraten bewertet werden, wobei sich in den letzten drei Jahren des aktuellen Untersuchungszeitraumes bereits positive Entwicklungen abzeichnen. Der Veränderungsprozess der studiengangimmanenten Faktoren ist somit im Sinne einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung keineswegs abgeschlossen. In der Umfrage zeigte sich auch, dass die Masterthese von den Teilnehmern mit einem Abschluss durchschnittlich 18 Monate nach dem Studienende eingereicht wurde. Dieser Zeitraum liegt noch unterhalb des empfohlenen Termins von zwei Jahren nach dem Studienende. Möglicherweise könnte es hilfreich sein, den bisher nur empfehlenden Charakter als obligaten Bestandteil der Prüfungsordnung zu fixieren, wie es z.B. bereits in Maastricht (Niederlande) oder Bern (Schweiz) erfolgt ist. In Großbritannien liegt der Zeitrahmen für die Fertigstellung der Masterthesen sogar nur zwischen sechs und 12 Monaten [8].

Bei der Unterstützung durch die Betreuung war auffällig, dass über zwei Drittel der Teilnehmer ihren Betreuer durch persönliche Kontakte ausgewählt haben, wobei auch ein signifikanter Zusammenhang zur Abgabe der Masterarbeit ersichtlich war. Diese Verteilung spricht für bereits vorhandene Erfahrungen zur Wertigkeit einer adäquaten Betreuung, was bei dem hohen Anteil von promovierten und habilitierten Teilnehmern durchaus nachvollziehbar ist. Bei der Gewährleistung eines zeitnahen Feedbacks sowie der fachlichen Unterstützung und Kompetenz des Betreuers zeigte sich ein hoher bis sehr hoher Anteil von positiven Einschätzungen. Die wenigen kritischen Beurteilungen deuten jedoch darauf hin, dass in Einzelfällen noch eine Diskrepanz zwischen der eigentlich vorhandenen fachlichen Eignung und der Umsetzung der Betreuung besteht. Ursächlich dafür dürfte am ehesten eine Überlastung infolge gleichzeitiger Betreuung zu vieler Arbeiten oder anderer beruflicher Anforderungen sein [28]. In der Zusammenhangsanalyse zeigte sich, dass dem Faktor “Gewährleistung eines zeitnahen Feedbacks” in der Betreuung die größte Bedeutung zukommt, was in der Schulung und Auswahl der Betreuer noch stärker berücksichtigt werden könnte. Ein wertvolles Instrument zur Verbesserung der Qualität der Betreuung kann der Abschluss einer Betreuungsvereinbarung darstellen [17], in der bereits zu Beginn Rechte und Pflichten der Betreuer und der Studierenden festgelegt werden. Deshalb wären bei medizindidaktischen Masterthesen auch konkrete Festlegungen zur Ausgestaltung der Betreuung wünschenswert, wie es teilweise bereits gehandhabt wird [8], [13]. Um die Unterstützung seitens der Betreuer der Masterarbeiten weiter zu optimieren und aus Gründen der Qualitätssicherung werden nunmehr die Ergebnisse der Alumni-Umfrage in einem Bericht zusammengefasst und den Betreuern zugesandt.

Bei den sonstigen Faktoren zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der längerfristigen Unterbrechung der Arbeit an der Masterthese und der fehlenden Abgabe der Masterarbeit. Dieser Umstand sollte den Studierenden sowohl in den Präsensmodulen als auch in der Betreuung deutlich vermittelt werden. Als weitere hemmende bzw. verzögernde Faktoren konnten die Arbeitsbelastungen durch andere berufliche Projekte, ein Wechsel in der beruflichen Tätigkeit und der Eintritt in die Elternschaft identifiziert werden.


5. Schlussfolgerung

In der vorliegenden Studie konnte eine Reihe von Prädiktoren für einen erfolgreichen Abschluss des Postgraduiertenstudienganges MME Deutschland identifiziert werden. Dazu gehören ein höherer akademischer Grad, geringe Schwierigkeiten bei der Auswahl des Themas der Masterthese, die Beibehaltung des primär ausgewählten Themas und das ausgewählte Studiendesign. Als weitere positive Faktoren stellten sich die Auswahl des Betreuers durch persönliche Kontakte und die Gewährleistung eines zeitnahen Feedbacks durch den Betreuer dar. Schließlich war noch festzustellen, dass die Gewährung zeitlicher, personeller und finanzieller Ressourcen durch die Heimatfakultät förderlich ist.

Als kritische Parameter konnten die fehlende Abgabe der Projektarbeit und eine längerfristige Unterbrechung der Masterarbeit identifiziert werden. Die Bewertung des tatsächlichen Erfolges von zusätzlichen studiengangsimmanenten Unterstützungsmaßnahmen sollte durch weitere Untersuchungen zum Ergebnis des Studienganges begleitet werden. Diese Ergebnisse können einen Beitrag zur Erhöhung der Abschlussraten in anderen medizindidaktischen Postgraduiertenprogrammen leisten, da das Problem der Abschlussraten auch für die Zahnmedizin und andere Studiengänge berichtet wird [34], [35], [36]. Um einen noch besseren Einblick in die Ursachen für fehlende Abgaben von Abschlussarbeiten zu erhalten, könnten weitere Forschungsarbeiten unter Verwendung von Fokusgruppen hilfreich sein. Dabei kann die vorliegende Studie als Ausgangspunkt genutzt werden. Eine systematische Ergebnisforschung trägt außerdem zur Qualitätssicherung in medizindidaktischen Studiengängen bei und sollte zukünftig in standardisierter Weise erfolgen, um Vergleiche zwischen den Programmen zu erleichtern.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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