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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Michael Rosentreter: Patientensicherheit lehren. Bedarfsanalyse und Konzeption eines integrierten Lehrprojekts für die medizinische Ausbildung

Buchbesprechung Patientensicherheit

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  • corresponding author Christina Quandt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hannover, Deutschland

GMS J Med Educ 2018;35(1):Doc5

doi: 10.3205/zma001152, urn:nbn:de:0183-zma0011529

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2018-35/zma001152.shtml

Eingereicht: 24. Oktober 2017
Überarbeitet: 30. Dezember 2017
Angenommen: 30. Dezember 2017
Veröffentlicht: 15. Februar 2018

© 2018 Quandt.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Michael Rosentreter

Patientensicherheit lehren. Bedarfsanalyse und Konzeption eines integrierten Lehrprojekts für die medizinische Ausbildung

Reihe: Organisation und Individuum, Bd. 8, Verlag: LIT Verlag Berlin

Erscheinungsjahr: 2017, Seiten: 536, Preis: 49.90 €


Rezension

Der Autor Michael Rosentreter ist Medizinsoziologe mit langjähriger fachpflegerischer Erfahrung forscht und lehrt seit 2009 zur Patientensicherheit, unter anderem im Rahmen des Forschungsprojekts „Fehlermeldesysteme zur Patientensicherheit“ am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen.

Trotz des gesundheitspolitischen Konsenses über die Relevanz des Themas „Patientensicherheit“ und trotz vorhandener Lernzielkataloge ist ein entsprechendes Fach bislang nicht in den Curricula der Gesundheitsberufe festgeschrieben und Aspekte der Patientensicherheit werden höchstens punktuell und eher zufällig angerissen. Dieses Buch soll als praxisorientierte Handreichung zur Argumentation für ein Pflichtfach Patientensicherheit und die Planung eines Lehrkonzepts dienen, nähert sich dem Thema aber von der für die klinisch tätigen Kollegen eher ungewohnten medizinsoziologischen und erziehungswissenschaftlichen Seite. Das Buch ist sehr textlastig, mitunter weitschweifig, auf praktische, kurze klinische Beispiele wird fast vollständig verzichtet.

In insgesamt acht Kapiteln spannt der Autor den Bogen über Problembeschreibung, Bedarfsanalyse, Bedingungsanalyse und Sicherheitskultur zu Curriculumsanalyse, Begründung der Lernziele und Entwurf eines Lehrkonzeptes und vollzieht damit den klassischen Kern-Zyklus zur Curriculumsentwicklung.

Initial wird eindringlich auf die auch heutzutage noch bestehende Diskrepanz zwischen Patientensicherheit als Angelegenheit weniger Experten, gelebter Patientensicherheit im klinischen Alltag unter vielfältigen Stressoren und der Erwartungshaltung von Patientenseite, dass selbstverständlich eine medizinische Behandlung keinen Schaden zufügen soll, hingewiesen. Um einen wirklichen Mentalitätswandel in der Fehlerdiskussion herbeizuführen, schlägt der Autor vor, frühzeitig in der Ausbildung der Gesundheitsberufe (nicht nur der ärztlichen!) entsprechende Lehrprojekte zu realisieren, vorzugsweise interdisziplinär und multiprofessionell.

Der Ausbildungsbedarf ist bei einer konservativen Schätzung von 18800 Todesfällen pro Jahr in Deutschland in Folge von Behandlungsfehlern und einem unverhältnismäßig geringem Lehrangebot unstrittig. Inhalte der Ausbildung wiederum sollten übergeordnete Kompetenzen wie die Bildung von Haltungen, Denkstile und Bewusstsein betreffen, wobei die Bedarfsermittlung innerhalb der Zielgruppe dadurch erschwert wird, dass Aspekte der Patientensicherheit kaum in der medizinischen Ausbildung thematisiert werden.

Das vorgestellte Lehrkonzept Patientensicherheit als Querschnittsfach beginnt vor den ersten klinischen Einsätzen der Medizinstudierenden und setzt sich aber mit ca. der Hälfte der Ausbildungsdauer in die ärztliche Weiterbildung fort. Die einzelnen Abschnitte werden sehr ausführlich inhaltlich beschrieben und mit Methodenempfehlungen versehen und eignen sich daher tatsächlich als praktische Handreichung. Über den modularen Aufbau wird sowohl der Aspekt des „lebenslangen Lernens“ als auch des hermeneutischen Lernens abgebildet. Meiner Meinung nach diskutiert der Autor allerdings nicht ausreichend, wie die ca. 78 UE im Studium und die 66-96 UE in der Weiterbildung generiert werden können. Ebenso nicht beantwortet wird die Frage nach gegenseitiger Anerkennung bei Wechsel des Studienorts oder der Landesärztekammer.

Mit über 1200 Literaturstellen und ca. 500 Seiten handelt es sich bei „Patientensicherheit lehren“ doch eher um „schwere Kost“, die für den Experten zwar teils bekanntes, aber auch noch zahlreiche neue Aspekte und weiterführende Literatur liefert, aber für den schnellen Einstieg in das Thema eher nicht geeignet ist.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.