gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Publikationsaktivität in der Medizinischen Ausbildungsforschung: Eine deskriptive Analyse der Beiträge für die GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung aus den Jahren 2007-2015

Artikel Medizinische Ausbildungsforschung

  • corresponding author Jan Matthes - Universität zu Köln, Institut II, Zentrum für Pharmakologie, Köln, Deutschland
  • author Marianne Giesler - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum Evaluation in der Medizin BW, Freiburg, Deutschland
  • author Michaela Wagner-Menghin - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • author Monika Himmelbauer - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • author Ingrid Preusche - Vetmeduni Wien, Zentrum für Studienangelegenheiten, Wien, Österreich
  • author Katrin Schüttpelz-Brauns - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland

GMS J Med Educ 2017;34(3):Doc32

doi: 10.3205/zma001109, urn:nbn:de:0183-zma0011093

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2017-34/zma001109.shtml

Eingereicht: 11. Oktober 2016
Überarbeitet: 1. Juni 2017
Angenommen: 26. Juni 2017
Veröffentlicht: 15. August 2017

© 2017 Matthes et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Zielsetzung: Der Stellenwert Medizinischer Ausbildungsforschung hat international zugenommen. In diesem Kontext haben wir untersucht, ob und ggf. wie sich die Anzahl und die Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten verändert hat, die von der GMS Z Med Ausbild begutachtet bzw. publiziert wurden.

Methodik: Es wurden Anzahl und Anteil von 2007-2015 bei der GMS Z Med Ausbild eingereichten bzw. publizierten Originalarbeiten, Projektberichten und Übersichtsarbeiten analysiert. Veröffentlichte wissenschaftliche Beiträge wurden in Bezug auf die Qualitätsmerkmale Studientyp und Art der Datenerhebung sowie Herkunft (Hochschulzugehörigkeit) der Letztautor/inn/en untersucht. Die Zitationshäufigkeit innerhalb der ersten fünf Jahre nach PubMed-Listung wurde mit der von BMC Medical Education im entsprechenden Zeitraum verglichen.

Ergebnisse: Die Zahl eingereichter wissenschaftlicher Manuskripte nahm ständig zu. Bei Einreichungen und Publikationen sind Originalarbeiten der häufigste Publikationstyp. Bei Publikationen sind explorative Studien und prospektive Datenerhebungen am häufigsten. Eine Veränderung über die Zeit ist hierbei nicht erkennbar. 16% der publizierten Arbeiten stammen aus einer und 36% aus vier von insgesamt 39 durch die Letztautor/inn/en vertretenen Hochschulen. Die Entwicklung der Zitationshäufigkeit von in der GMS Z Med Ausbild veröffentlichten Artikeln ist mit der von BMC Medical Education vergleichbar.

Schlussfolgerung: Die steigende Zahl an Einreichungen spricht für eine Zunahme des Stellenwerts Medizinischer Ausbildungsforschung im deutschsprachigen Raum. Die Entwicklung der Zitationszahlen spiegelt eine zunehmende Wahrnehmung der Zeitschrift wider, wie sie sich auch in der steigenden Zahl von Online-Zugriffen zeigt. Dass sich bei den publizierten Arbeiten keine Veränderung von Studienart oder Art der Datenerhebung zeigt, lässt nur sehr bedingt Rückschlüsse auf die Qualität der Forschung zu, da z.B. die Auswahl angemessener Methoden und deren adäquate Umsetzung von wesentlicher Bedeutung sind. Diese Aspekte wurden in der vorliegenden Arbeit allerdings nicht untersucht.

Schlüsselwörter: medical education, education research, publications, data analysis


1. Einleitung

1.1. Hintergrund

Medizinische Ausbildungsforschung hat in den letzten Jahrzehnten weltweit an Bedeutung gewonnen. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie in den Fokus gerückt: so verzeichnete die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), die seit 1986 der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. angehört, in den letzten 15 Jahren stetig zunehmende Mitgliederzahlen [1]. Auch ist eine wachsende Publikationstätigkeit von Autor/inn/en aus deutschsprachigen Ländern in internationalen englischsprachigen Fachzeitschriften der medizinischen Ausbildungsforschung zu beobachten [2]. Beim Vergleich PubMed-gelisteter Publikationen zur medizinischen Ausbildungsforschung der Jahre 1974-2014 lag Deutschland auf Platz 5 der fünfzehn am häufigsten vertretenen Herkunftsländer, wenn auch mit großem Abstand zu den führenden Ländern USA, Großbritannien und Kanada [3].

Die von Thomson Reuters herausgegebenen Journal Citation Reports® [https://jcr.incites.thomsonreuters.com], die international bedeutsame und gut rezipierte Zeitschriften aufführen, beinhalten derzeit einige für die medizinische Ausbildungsforschung relevante Journale, z.B. Academic Medicine, Medical Education oder Medical Teacher. Gemeinsam ist diesen Journalen neben der jahrzehntelangen Tradition die Publikationssprache Englisch und dass die Publikationen ganz überwiegend aus dem angloamerikanischen Raum stammen [3], [4], [5]. Seit 2001 wird BMC Medical Education herausgegeben, eine Open Access Zeitschrift, die in Englisch publiziert wird. Aus Deutschland kommt die frei verfügbare GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung (GMS Z Med Ausbild), die gleichzeitig das Organ der GMA darstellt. Die Zeitschrift ging unter dem Namen „Medizinische Ausbildung“ 1984 erstmals in Druck und wurde von 1998 bis 2004 als Supplement zu „Das Gesundheitswesen“ publiziert [6]. Seit 2005 erfolgt die „open access“- Veröffentlichung durch den Verleger German Medical Science (GMS), zunächst als „GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung“, ab 2016 (33. Jahrgang) dann als „GMS Journal for Medical Education” (GMS J Med Educ). Erklärtes Ziel der Zeitschrift ist, „im deutschsprachigen Raum und international zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn [beizutragen] und damit die Verbesserung von Lehre und Lernen sowie die Evidenzbasierung der Aus-, Weiter- und Fortbildung [zu] befördern“ [http://www.egms.de/de/journals/zma/about.htm]. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der Herausgeber war in den letzten Jahren die Internationalisierung der Zeitschrift: seit 2010 ist die Zeitschrift in PubMed [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed] gelistet, seit 2011 werden Artikel in deutscher und englischer Sprache publiziert [1] und das Herausgeberteam wurde um Mitglieder aus verschiedenen Teilen der Welt erweitert [7]. Eine Aufnahme in die Journal Citation Reports®, verbunden mit der jährlichen Zuordnung des Impactfaktors als bekanntestem bibliometrischen Indikator, wird angestrebt [8].

1.2. Fragestellung

Der Stellenwert der Medizinischen Ausbildungsforschung wurde kürzlich unterstrichen durch eine Aussage des Deutschen Wissenschaftsrats im Zusammenhang mit Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland [9]. Universitäten und Ländern wurde empfohlen, „die medizinische Ausbildungsforschung in Deutschland zu stärken und systematisch zu vernetzen“. Damit steht die GMA vor der Frage, welche weiteren Schritte unternommen werden, um Ausbildungsforschung aus dem deutschsprachigen Raum zu fördern. In diesem Kontext ist von Interesse, ob die internationale Zunahme des Stellenwerts von und der wachsende Anspruch an Ausbildungsforschung auch im deutschsprachigen Raum Niederschlag gefunden hat. Da die GMS Z Med Ausbild/J Med Educ den Großteil an deutschsprachigen Publikationen in der Medizinischen Ausbildungsforschung umfasst, wurden an ihrem Beispiel folgende, deskriptiv zu beantwortende Fragen untersucht:

  • Wie hat sich die Anzahl der bei GMS Z Med Ausbild eingereichten und publizierten wissenschaftlichen Beiträge bzw. die Ablehnungsquote über die Jahre entwickelt?
  • Inwieweit ist eine Veränderung bezüglich Beitragstyp (Projektbericht, Original- und Übersichtsarbeiten) und Art der Studien (z.B. explorativ oder experimentell) in den Publikationen der GMS Z Med Ausbild festzustellen?

Außerdem interessiert, ob die Aktivitäten der GMS Z Med Ausbildung hinsichtlich der Wahrnehmung der Zeitschrift [6] bereits Erfolge zeigen. Die Antworten auf folgende Fragen sollen dazu Auskunft geben:

  • Aus welchen Hochschulen stammen die in der GMS Z Med Ausbild publizierenden Letztautor/inn/en?
  • Wie hat sich die Zitationshäufigkeit von Artikeln der GMS Z Med Ausbild im Vergleich zu Artikeln eines vergleichbar erscheinenden Open Access Journals, dessen Fokus auf Ausbildungsforschung in den englischsprachigen Ländern liegt, entwickelt?

2. Methoden

2.1. Untersuchte Grundgesamtheit

Innerhalb der zwischen 2007 und 2015 als Originalarbeit, Projektbericht, Übersichtsartikel oder Positionspapier in der GMS Z Med Ausbild veröffentlichten Artikel wurden wissenschaftliche Beiträge, das heißt Studien bzw. „Studie im weiteren Sinne“, identifiziert („Studie im weiteren Sinne“: z.B. Projektbeschreibungen im Rahmen derer Daten wissenschaftlichen Ansprüchen genügend erhoben, verarbeitet und berichtet wurden, wie Evaluationsergebnisse in [10]). Unberücksichtigt blieben andere Publikationen wie z.B. Leitartikel oder Buchbesprechungen.

2.2. Material und Parameter der Publikationsanalyse

Die Anzahl der eingereichten und veröffentlichten wissenschaftlichen Beiträge (Projektberichte, Original- und Übersichtsarbeiten) wurde aus dem GMS-Einreichungstool (Manuscript Operating System, MOPS) für den Zeitraum 2007-2015 ausgelesen (zur Definition der Publikationstypen siehe „Informationen für Autoren“ der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ unter [http://www.egms.de/de/journals/zma/authors.htm]). Ablehnungsquoten wurden aus den Statistiken des MOPS berechnet. Hierbei wurde zwischen „endgültiger“ Ablehnung und Ablehnung mit möglicher Neueinreichung als potenzielle Indikatoren für die Qualität der eingereichten Arbeiten unterschieden. Letztautor/inn/en und deren Universitätszugehörigkeit wurden laut Angaben im jeweiligen Artikel kodiert. Das MOPS-System erlaubt Zugriff auf Publikationen der GMS Z Med Ausbild seit 2007, sodass Daten für den Zeitraum 2007-2015 erhoben wurden.

Für die Analyse der Manuskripte wurde per Delphi-Verfahren eine Checkliste erstellt, die neben den allgemeinen Angaben (Veröffentlichungsjahr, Autor/inn/en und deren Affiliation) Angaben zu Art und Qualität der Studie enthielt. Unter anderem in Anlehnung an Ringsted et al. wurden Theoretisches Rahmenwerk (ja/nein), Art der Studie (explorativ, experimentell, Beobachtungsstudie, Übertragungsstudie), Erhebung der Daten (retrospektiv, prospektiv, nicht erkennbar, nicht anwendbar), Darstellung der Ergebnisse (verbalisiert, mit Zahlen belegt, noch ausständig, nein) und Reichweite der Ergebnisse (lokal, deutschsprachiger Raum, international) berücksichtigt [11]. Die Checkliste wurde anschließend in ein Onlineformat umgesetzt.

2.3. Zitationshäufigkeit

Als Maß für die Wahrnehmung eines Artikels bzw. einer Zeitschrift wurde die Zitationshäufigkeit betrachtet. Dafür wurde im Web of Science® [http://apps.webofknowledge.com] die Zitationshäufigkeit von in der GMS Z Med Ausbild publizierten Artikeln in den fünf Jahren nach PubMed-Listung erhoben. Zu Vergleichszwecken wurden die entsprechenden Daten für die Zeitschrift BMC Medical Education (BMC Med Educ) ausgelesen.

2.4. Beurteilung der Publikationen

Drei Beurteiler lasen die Abstracts und gaben auf einer Online-Plattform ihre Einschätzungen ein. Wenn Abstracts bezüglich der Kriterien nicht aussagekräftig waren, wurde der Volltext zu Rate gezogen. Um die Reliabilität der Erhebung zu bestimmen, wurden 16 Artikel (10% der insgesamt analysierten Publikationen) durch zwei dieser Beurteiler unabhängig voneinander bewertet.

2.5. Statistische Analyse

Die Beurteilerübereinstimmung bei der Analyse der Publikationen wurde über die Berechnung von Kappa (κ) bestimmt, wobei Werte >0,4 als akzeptabel erachtet wurden [12]. Daten zur Zahl und Häufigkeit von Publikationstypen, Art der Studie und Form der Datenerhebung wurden deskriptiv analysiert. Hierfür wurden absolute und prozentuale Häufigkeiten ermittelt. Mittelwertsvergleiche erfolgten mittels Student t-Tests. Verteilungen wurden anhand von Kontingenztafeln mittels Fisher Exakt-Test verglichen. Ein Unterschied mit p<0,05 wurde als statistisch signifikant gewertet.


3. Ergebnisse

3.1. Anzahl eingereichter und publizierter Manuskripte

Die Anzahl der Einreichungen nahm 2007-2015 regelmäßig zu (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Veröffentlicht wurden im untersuchten Zeitraum insgesamt 269 Artikel als Originalarbeit, Projektbericht, Übersichtsartikel oder Positionspapier. Davon wurden 161 als wissenschaftliche Beiträge bewertet und gingen somit in die Analysen ein. Bei den Publikationszahlen fällt eine sprunghafte Erhöhung ab 2010 auf, mit in der Folge aber weitgehend konstanten Werten (2007-2009: 23,3±1,5 pro Jahr; 2010-2015: 33,8±2,8 pro Jahr; 2007-2015: 30,3±5,7).

3.2. Ablehnungsquoten

Es wurden nur Ablehnungsquoten bis 2014 berücksichtigt, da zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Arbeit noch nicht über alle in 2015 eingereichten Manuskripte endgültig entschieden worden war. Über die Jahre 2007-2014 gemittelt hielt sich der Anteil, der im jeweiligen Kalenderjahr eingereichten Manuskripte, die abgelehnt bzw. zur Publikation angenommen wurden, in etwa die Waage (46±10% vs. 54±10%; siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Auffällig ist eine sehr geringe Ablehnungsquote insgesamt in 2009 (25%). Es ist ein Anstieg der Ablehnungen ohne Aufforderung zur Neueinreichung von 4% in 2010 (9% aller Ablehnungen) auf 26% in 2014 (48% aller Ablehnungen) zu verzeichnen.

3.3. Häufigkeit von Publikationstypen

Bei den Einreichungen dominiert hinsichtlich des Publikationstyps die Originalarbeit (70±11%). Der Anteil an Projektberichten und Übersichten beträgt 24±10% bzw. 6±3%. Es fällt auf, dass der Anteil der Originalarbeiten in den Jahren 2007 bis 2012 höher war als ab 2013 (76±4% bzw. 57±10%, p<0,01; siehe Abbildung 3 [Abb. 3], Punkt A). Im Vergleich der beiden Zeiträume ist allerdings die absolute Anzahl an eingereichten Projektbeschreibungen (9±4 vs. 28±14, p<0,05) und Übersichten (2±1 vs. 6±2, p<0,01) gestiegen, die der eingereichten Originalarbeiten hingegen weitgehend unverändert (36±14 vs. 42±10, p=0,49). Auch bei den tatsächlich veröffentlichten Manuskripten dominiert im gesamten Zeitraum die Originalarbeit als Publikationstyp (60±9%; siehe Abbildung 3 [Abb. 3], Punkt B). Der Anteil an Projektberichten und Übersichten beträgt hier 30±8% bzw. 9±7%. Weder sprunghafte noch kontinuierliche Veränderungen sind hier zu erkennen.

3.4. Studientypen und Art der Datenerhebung in publizierten Arbeiten

Auf Grundlage der Übereinstimmungsmaße wurden die Parameter „Art der Studie“ (κ=0,44) sowie „Art der Datenerhebung“ (κ=0,67) als für die Analyse geeignet erachtet. Die übrigen drei Parameter (Theoretisches Rahmenwerk [κ=0,33], Darstellung der Ergebnisse [κ=0,32], Reichweite der Ergebnisse [κ=0,03]) zeigten eine unbefriedigende Inter-Rater-Reliabilität und wurden daher nicht weiter berücksichtigt. Die Anteile der verschiedenen Studientypen in den analysierten Publikationen unterliegen von Jahr zu Jahr starken Schwankungen (siehe Abbildung 4 [Abb. 4], Punkt A). Der insgesamt häufigste Studientyp ist die explorative Studie (59±25%). An zweiter Stelle liegt die Beobachtungsstudie (17±21%), mit besonders hohen Anteilen in den Jahren 2012-2014 (43±15%). Bei 11% der in unserer Analyse berücksichtigten Publikationen des Zeitraums 2007-2015 ist nicht erkennbar, ob die Daten retro- oder prospektiv erhoben wurden oder dieser Parameter ist auf Publikation bzw. Studientyp nicht anwendbar. Den übrigen Veröffentlichungen liegen überwiegend prospektiv erhobene Daten zugrunde (59%). Es zeigt sich allerdings eine große Varianz zwischen den einzelnen Jahrgängen (siehe Abbildung 4 [Abb. 4], Punkt B).

3.5. Hochschulzugehörigkeit der Letztautor/inn/en publizierter Studien

Davon ausgehend, dass die Letztautor/inn/en üblicherweise die Arbeiten initiiert, konzipiert und supervidiert haben und ggf. eher dauerhaft beschäftigt sind, wurde deren Hochschulzugehörigkeit untersucht, um eine Aussage über die Verteilung der Forschungsaktivitäten machen zu können. Die Analyse ergab, dass die Publikationen zu 90% aus Deutschland, zu 6% aus der Schweiz und zu 4% aus Österreich kamen. 39 verschiedene deutschsprachige Universitäten konnten hierbei als Ursprungsort identifiziert werden. Die Anzahl der aus den jeweiligen Universitäten stammenden Publikationen unterscheidet sich jedoch erheblich (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]). So entfallen 16% der veröffentlichten Arbeiten auf eine einzelne Hochschule, 36% auf die vier publikationsstärksten Universitäten. 12 Hochschulen (31%) sind im berücksichtigten Zeitraum nur mit jeweils einer Letztautorenschaft vertreten. Zwischen den vier bezüglich der Letztautorenschaft publikationsstärksten und den übrigen Universitäten gab es keine Unterschiede bei der Häufigkeit der jeweiligen Studienarten oder der Art der Datenerhebung. Die Ergebnisse einer Analyse der Erstautorenschaften stimmen weitestgehend mit denen der Letztautor/inn/en überein.

3.6. Entwicklung der Zitationshäufigkeit

Es ist eine stetige Zunahme der Zitationen seit dem Jahr nach PubMed-Listung zu beobachten (siehe Abbildung 6 [Abb. 6]). Die Gegenüberstellung der Zitationszahlen in den fünf Jahren nach jeweiliger PubMed-Listung lässt ähnliche Entwicklungen bei GMS Z Med Ausbild und BMC Med Educ erkennen.


4. Diskussion

Vor dem Hintergrund einer international zu beobachtenden Zunahme des Stellenwerts Medizinischer Ausbildungsforschung wurden die im Zeitraum 2007-2015 bei der GMS Z Med Ausbild eingereichten bzw. publizierten wissenschaftlichen Beiträge hinsichtlich Art der Studien, Art der Publikationen, Herkunft der Letztautor/inn/en und Zitationszahlen analysiert.

4.1. Einreichungen und Publikationen

Die Zahl der Einreichungen stieg im untersuchten Zeitraum regelmäßig an, während die Ablehnungsquoten im Großen und Ganzen unverändert blieben. Es ist allerdings anzumerken, dass das Jahr der Einreichung, der endgültigen Entscheidung sowie der tatsächlichen Veröffentlichung nicht immer übereinstimmen, was die Datenlage verzerrt. Sowohl bei eingereichten als auch bei publizierten Beiträgen dominierte die Originalarbeit, gefolgt von Projektberichten und danach Übersichtsarbeiten. Bei den publizierten Beiträgen ist seit 2007 eine Zunahme der Anzahl an Originalarbeiten zu beobachten, was sich mit früheren Beobachtungen deckt [13]. Bei den Einreichungen hat sich vor allem die Zahl der Projektberichte und Übersichten seit 2012 erhöht, was die Abnahme des relativen Anteils eingereichter Originalarbeiten ab 2013 weitgehend erklärt. Die Erhöhung der Zahl der Einreichungen in den Beitragskategorien Projektberichte und Übersichten kann man als Hinweis auf die Zunahme des Stellenwerts der Medizinischen Ausbildungsforschung interpretieren: mehr Personen, die sich mit medizinischer Lehre beschäftigen, halten es für sinnvoll, ihre Erfahrungen systematisch darzustellen. Ein Vergleich der GMS Z Med Ausbild mit anderen Fachzeitschriften für Medizinische Ausbildungsforschung ist aufgrund der sehr unterschiedlichen Vorgaben bzgl. der jeweils möglichen Publikationstypen aus unserer Sicht nicht zweckmäßig. Die Verteilung der publizierten Beiträge auf die verschiedenen Studientypen schwankt zwischen den Jahrgängen erheblich, insgesamt dominiert aber die explorative Studie. Geht man davon aus, dass sich die deutschsprachige Ausbildungsforschung in einem im internationalen Vergleich eher frühen Entwicklungsstadium befindet, ist der hohe Anteil explorativer Studien gut erklärbar. Andererseits ist bei Publikationen von Autor/inn/en aus dem deutschsprachigen Raum in internationalen englischsprachigen Fachzeitschriften der medizinischen Ausbildungsforschung der Anteil experimenteller Studien mit knapp 26% gut doppelt so hoch wie in der GMS Z Med Ausbild [2]. Man ist versucht zu spekulieren, dass die Autor/inn/en qualitativ höherwertige Arbeiten doch lieber bei in den Journal Citation Reports® geführten (das heißt: mit einem Impactfaktor versehenen) Zeitschriften einreichen.

4.2. Zitationshäufigkeiten

Die Aktivitäten der GMS Z Med Ausbild hinsichtlich ihrer (auch internationalen) Sichtbarkeit scheinen erste Erfolge zu zeigen: innerhalb der fünf Jahre nach PubMed-Listung stieg die Zitationshäufigkeit von Arbeiten der GMS Z Med Ausbild stetig an. Der Zuwachs war dabei mit dem von BMC Medical Education vergleichbar. Ebenso wie die GMS Z Med Ausbild ist diese Zeitschrift noch nicht sehr lange PubMed-gelistet und auch als Open-Access-Journal angetreten. Es ist zu berücksichtigen, dass die Zitationshäufigkeit von einer Vielzahl weiterer Faktoren abhängt, z.B. von der Zahl der in einem bestimmten Zeitraum veröffentlichen Arbeiten.

4.3. Hochschulzugehörigkeit der Letztautor/inn/en

Auffällig ist, dass (bezogen auf die Letztautor/inn/en) einige wenige Hochschulen für den Großteil der Publikationen in der GMS Z Med Ausbild verantwortlich zeichneten. Man fragt sich, warum andere Standorte hier seltener oder gar nicht publizierten. Auf der Hand liegen zwei Hypothesen:

1.
Autor/inn/en anderer Standorte zogen andere Fachzeitschriften für Veröffentlichungen vor. Allerdings kamen Ackel-Eisnach et al. in ihrer Analyse von Publikationen in internationalen englischsprachigen Fachzeitschriften auf Erst- bzw. Letztautor/inn/en bezogen zu ähnlichen Ergebnissen [2]: drei Universitäten finden sich sowohl dort wie auch in unserer Untersuchung unter den fünf publikationsstärksten Standorten. Nicht auszuschließen ist, dass alternativ gar nicht in primär auf Medizinische Ausbildungsforschung ausgerichteten sondern fachspezifischen medizinischen oder nicht-medizinischen (z.B. bildungswissenschaftlichen oder psychologischen) Zeitschriften veröffentlicht wurde.
2.
Die häufiger vertretenen Standorte produzierten insgesamt mehr und/oder qualitativ höherwertige Manuskripte. Allerdings zeigen sich in einer nicht a priori geplanten Subgruppenanalyse für die Parameter „Art der Studie“ und „Art der Datenerhebung“ keine Unterschiede zwischen GMS Z Med Ausbild-Publikationen aus den vier am häufigsten vertretenen und den restlichen Hochschulen.

Autor/inn/en auch außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz zu gewinnen, ist ein wichtiger Aspekt für die internationale Konkurrenzfähigkeit der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ. Zumindest auf Letztautorenschaften bezogen zeigt sich im hier untersuchten Zeitraum in dieser Hinsicht aber (noch) kein Effekt. Bezüglich der Attraktivität der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ wäre die Aufnahme in die Journal Citation Reports® und die damit verbundene Berechnung des Impactfaktors ein wichtiger Schritt und bleibt erklärtes Ziel der Herausgeber der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ [8]. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass allein schon die Zitationshäufigkeit ein Anreiz für (potenzielle) Autor/inn/en sein kann, (weiter) in der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ zu publizieren. So bezieht sich der Hirsch-Index als ebenfalls weit verbreiteter Parameter zur Bewertung der wissenschaftlichen Bedeutung auf die Zitationshäufigkeit einerseits und die Zahl eigener Publikationen andererseits und wird unabhängig vom Impactfaktor berechnet [14], [15], [16]. Es sollte aber berücksichtigt werden, dass sich sowohl Impactfaktor als auch Hirsch-Index auf die Zahl der Zitationen beziehen. Wahrgenommen werden Publikationen aber meist deutlich häufiger. Dies zeigen im Falle der GMS Z Med Ausbild zum Beispiel die (stetig zunehmenden) Online-Zugriffszahlen der Jahre 2010-2014 [7].

4.4. Limitationen der Untersuchung

Drei der fünf ursprünglich zur Einschätzung der publizierten Arbeiten gewählten Parameter konnten nicht zuverlässig genug erhoben werden und wurden daher nicht weiter betrachtet. Gründe könnten uneindeutige Item-Formulierungen oder eine unzureichende Abstimmung der Beurteiler im Vorfeld („Beurteilerschulung“) gewesen sein. Auch daher bleiben interessante Aspekte zu Aufwand, Qualität und Stellenwert der Ausbildungsforschung aus dem deutschsprachigen Raum offen. Es ist außerdem anzumerken, dass der Beurteilerübereinstimmung die Daten von nur zwei Beurteilern zugrunde gelegt wurden. Eine weitere Limitation dieser Arbeit ist, dass sich der Stellenwert der Medizinischen Ausbildungsforschung nicht nur in der Art der publizierten Studien zeigt, sondern auch in einer Reihe anderer Kriterien, die wir hier nicht analysiert haben (z.B. Forschungsthemen, Fragestellungen, Übertragbarkeit von Ergebnissen) [11]. Die Qualität der publizierten Forschungsergebnisse lässt sich anhand der von uns untersuchten Parameter auch daher nicht sicher einschätzen, da nicht die verwendeten Methoden per se, sondern ihre Angemessenheit entscheidend ist. Einen detaillierteren, strukturell tieferen Einblick bezüglich des Stellenwerts und der Qualität Medizinischer Ausbildungsforschung könnten qualitative Interviews direkt in den Fakultäten liefern. Es ist zu erwarten, dass aus diesen Interviews weitere Ideen für relevante Kriterien generiert werden könnten. Eine weitere Limitation ist darin zu sehen, dass die Beurteilung der Wahrnehmung bzw. des Stellenwerts der GMS Z Med Ausbild anhand der Kriterien Zitationshäufigkeit und Hochschulzugehörigkeit der Autor/inn/en lediglich einen kleinen Ausschnitt der möglicherweise relevanten Indikatoren berücksichtigt.


5. Schlussfolgerung

Die wachsende Zahl an bei der GMS Z Med Ausbild eingereichten Manuskripten zur Ausbildungsforschung zeigt, dass an medizinischer Lehre Beteiligte aus deutschsprachigen Ländern zunehmend Zeit und Ressourcen investieren, um sich am wissenschaftlichen Diskurs zum Thema Lehre und Lernen in der Medizin zu beteiligen. Die Sichtbarkeit der Zeitschrift nimmt zu, wie die Zitationshäufigkeit und auch die Zahl der Online-Zugriffe zeigen. Damit kann die GMS Z Med Ausbild/J Med Educ als Fachzeitschrift für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung mit einem Schwerpunkt auf Themen deutschsprachiger Länder als gut etabliert erachtet werden. Wichtige Weichen für die internationale Konkurrenzfähigkeit wurden gestellt, wozu neben der PubMed-Listung und dem (mittlerweile erneut gestellten) Antrag auf Vergabe eines Impactfaktors auch die Verbesserung des Begutachtungsprozesses zu rechnen ist [8], [13], [17]. Mit Spannung darf man die Analyse verschiedener bibliometrischer Indikatoren jenseits des Impactfaktors erwarten, mit der die gegenwärtige Positionierung der GMS Z Med Ausbild/J Med Educ mit der anderer internationaler Fachzeitschriften im Bereich Medical Education verglichen werden soll [8].


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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