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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Neugründung der Medizinischen Fakultät Augsburg: Entwicklung eines kompetenzorientierten Curriculums

Artikel Kompetenzorientierte Curricula

  • author Anja Härtl - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Pascal Berberat - Technische Universität München, Medizin-Didaktisches Centrum für Ausbildungsforschung und Lehre TUM MeDiCal, München, Deutschland
  • author Martin R. Fischer - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Helmuth Forst - Klinikum Augsburg, Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Augsburg, Deutschland
  • author Stefanie Grützner - Klinikum Augsburg, Institut für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie, Augsburg, Deutschland
  • author Thomas Händl - Klinikum Augsburg, IV. Medizinische Klinik, Augsburg, Deutschland
  • author Felix Joachimski - Klinikum Augsburg, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Augsburg, Deutschland
  • author Renate Linné - Klinikum Augsburg, Stabsstelle "Aufbau eines Universitätsklinikums", Augsburg, Deutschland
  • author Bruno Märkl - Klinikum Augsburg, Institut für Pathologie, Augsburg, Deutschland
  • author Markus Naumann - Klinikum Augsburg, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Augsburg, Deutschland
  • author Reinhard Putz - Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl Anatomie I - vegetative Anatomie, München, Deutschland
  • author Werner Schneider - Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde, Augsburg, Deutschland
  • author Claus Schöler - Klinikum Augsburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Augsburg, Deutschland
  • author Markus Wehler - Klinikum Augsburg, IV. Medizinische Klinik, Augsburg, Deutschland
  • corresponding author Reinhard Hoffmann - Klinikum Augsburg, Institut für Labormedizin und Mikrobiologie, Augsburg, Deutschland

GMS J Med Educ 2017;34(2):Doc21

doi: 10.3205/zma001098, urn:nbn:de:0183-zma0010985

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2017-34/zma001098.shtml

Eingereicht: 17. Oktober 2016
Überarbeitet: 24. Januar 2017
Angenommen: 6. März 2017
Veröffentlicht: 15. Mai 2017

© 2017 Härtl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Zielsetzung: Im Kabinett wurde am 28.4.2014 vom Freistaat Bayern die Gründung einer medizinischen Fakultät an der Universität Augsburg und die Umwandlung des kommunalen Klinikums Augsburg in ein staatliches Universitätsklinikum beschlossen. Hierfür sollte ein kompetenzorientiertes Modellcurriculum entwickelt werden.

Methodik: In zwei interdisziplinären Arbeitsgruppen wurde gemäß dem Modell von Thumser-Dauth & Öchsner ein Spiralcurriculum (nach R. Harden) entwickelt, das sich an definierten Kompetenzbereichen orientiert: medizinische Fachkompetenz, selbständiges wissenschaftliches Denken, Argumentieren und Arbeiten sowie soziale und kommunikative Kompetenzen.

Ergebnisse: Das Spiralcurriculum wurde als Hybridcurriculum angelegt. Der modulare Aufbau berücksichtigt den Fächerkanon der Approbationsordnung durch organ- und systemorientierte Blöcke, die horizontal und vertikal integriert gestaltet werden. Die Grundlagen sind in den Blöcken Bewegung, Gleichgewicht und Kontakt realisiert, während die klinische Medizin in 6 Säulen abgebildet ist, die jeweils dreimal durchlaufen werden (konservative Medizin, operative Medizin, Kind-Frau-Mann-Medizin, Sinnesmedizin, Medizin des Nervensystems und der Psyche, Allgemeine Medizin). Ergänzend wird ein klinischer Longitudinalkurs mit übergeordneten Inhalten realisiert. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der wissenschaftlichen Ausbildung. Diese wird durch einen wissenschaftlichen Longitudinalkurs, zwei wissenschaftliche Blockpraktika und zwei Projektarbeiten realisiert. Hieran beteiligen sich auch andere, nicht-medizinische Fakultäten der Universität Augsburg.

Schlussfolgerung: Insbesondere die Integration und Intensität der wissenschaftlichen Ausbildung, aber auch die gezielte Förderung wissenschaftlicher, sozialer und kommunikativer Kompetenzen werden im Augsburger Curriculum in bisher nicht beschriebener Weise realisiert. Das Konzept wurde am 8. Juli 2016 vom Wissenschaftsrat einstimmig positiv begutachtet. Neben der wissenschaftlichen Begleitung des Augsburger Modellcurriculums werden auch die Auswirkungen der Fakultätsgründung auf Klinikum und Universität Gegenstand künftiger Forschung sein.

Schlüsselwörter: Curriculumsplanung, Fakultätsentwicklung, Spiralcurriculum, Hybridcurriculum


1. Einleitung

1.1. Medizinstudienplätze in Deutschland

Nach übereinstimmender Einschätzung mehrerer Fachorganisationen gibt es in Deutschland nicht ausreichend Studienplätze für Humanmedizin. Der bereits jetzt bestehende Mangel an Nachwuchskräften in den Kliniken und Praxen wird sich in den nächsten 10 Jahren noch durch eine große Ruhestandswelle verschärfen [1]. Ausreichend Bewerberinnen und Bewerber sind vorhanden, es fehlt jedoch an der notwendigen Ausbildungskapazität: Derzeit stehen den jährlich regelmäßig über 50.000 Bewerberinnen und Bewerbern lediglich ca. 12.600 Studienplätzen gegenüber mit der Folge, daß auch exzellente Abiturnoten nicht den Erwerb eines Studienplatzes garantieren [1]. Die Gründung neuer Fakultäten wird dabei als eine mögliche Maßnahme angesehen, der Studienplatzknappheit und dem Ärztemangel zu begegnen [2], [3]. Dies geschieht teilweise auf europarechtlicher Grundlage: Es entstanden Ausbildungsprogramme an deutschen Großklinika in Zusammenarbeit mit medizinischen Fakultäten aus dem europäischen Ausland. Die Qualität dieser Ausbildung wird vor allem wegen fehlender Wissenschaftszentrierung vom Wissenschaftsrat kritisch beurteilt [4]. Im Freistaat Bayern liegt das Angebot an Medizinstudienplätzen gemessen an der Gesamtbevölkerung marginal über dem bundesdeutschen Durchschnitt (109,2 Studienplätze bezogen auf 100.000 Einwohner im Vergleich zu 108,2 Studienplätzen pro 100.000 Einwohner bundesweit) und weit unter anderen Bundesländern wie etwa Mecklenburg-Vorpommern (205,3 Studienplätze/100.000 Einwohner) [5].

Das Vorhaben Bayerns, die staatliche medizinische Ausbildung durch Gründung einer sechsten medizinischen Fakultät im Freistaat zu stärken, trifft daher zweifellos auf einen entsprechenden Bedarf.

1.2. Der Standort Augsburg

Die Universität Augsburg wurde 1970 als Reformuniversität gegründet. Derzeit sind an den sieben Fakultäten ca. 20.000 Studierende eingeschrieben. Das Klinikum Augsburg ist mit 1700 Betten eines der größten Krankenhäuser Bayerns und das einzige Haus der Maximalversorgung im Regierungsbezirk Schwaben mit ca. 2 Mio. Einwohnern. Bereits die Konzeptionierung des 1982 in Betrieb genommenen Zentralbaus des Klinikums Augsburgs erfolgte als zukünftiges Universitätsklinikum. Allerdings war der erste Versuch zur Etablierung einer „Medizinischen Forschungs- und Ausbildungsstätte an der Universität Augsburg“ in den 1980ern nicht erfolgreich [6]. Mit Kabinettsbeschluß vom 28.7.2014 wurde das Vorhaben zur Errichtung einer Universitätsmedizin an der Universität Augsburg, bestehend aus Universitätsklinikum und Medizinischer Fakultät, wiederaufgenommen. Am 1. Juni 2015 hat der Freistaat Bayern den Wissenschaftsrat gebeten, „ein Gesamtkonzept für den Aufbau einer Universitätsmedizin in Augsburg zu begutachten und dazu Stellung zu nehmen“ [5]. Die positive Stellungnahme des Wissenschaftsrates wurde am 8. Juli 2016 einstimmig verabschiedet [7].

1.3. Ziele der Gründung der Universitätsmedizin Augsburg

Mit Gründung der Universitätsmedizin Augsburg soll die bayerische Ausbildungskapazität in der Medizin um rund 14% vergrößert werden (in der Endausbaustufe 252 neue Studienplätze Humanmedizin pro Jahr). Darüber hinaus ermöglicht die Neugründung die Implementierung eines innovativen Lehrkonzeptes unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland mit dem langfristigen Ziel der qualitativen Verbesserung der medizinischen Versorgung der Region um Augsburg mit innovativ ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten [5].

1.4. Ziele der Curriculumsplanung

Als ein wesentliches Kernziel des zu entwickelnden Curriculums wurde die Berufsbefähigung („employability“) angesehen. Im Bologna-Prozeß ist diese definiert als „A set of achievements – skills, understandings, and personal attributes – that make graduates more likely to gain employment and be successful in their chosen occupations, which benefits themselves, the workforce, the community and the economy” [8].

Im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) ist diese medizinspezifisch definiert als „Fähigkeit zur selbständigen ärztlichen Berufsausübung und zur Weiterbildung“ [9].

Neben der Berufsbefähigung zur ärztlichen Tätigkeit soll zudem durch die gezielte Förderung wissenschaftlicher, sozialer und kommunikativer Kompetenzen die akademische und persönliche Entwicklung der Studierenden gefördert und gestärkt werden.

Ermöglicht werden soll dies durch ein kompetenzorientiertes, horizontal und vertikal integriertes Curriculum. Dies soll mittels fachübergreifender, organ- und systemzentrierter Lehrveranstaltungen, unter Zusammenarbeit zwischen vorklinischen, klinisch-theoretischen und klinischen Fächern realisiert werden. Als Leitmotiv des integrierten Curriculums wurde das biopsychosoziale Modell [10] gewählt.

Im Folgenden werden der Entwicklungsprozeß und das geplante „Kompetenzorientierte Augsburger Medizinische Curriculum“ in seinen Grundzügen beschrieben. Es handelt sich hierbei um einen ersten Bericht über ein frühes Entwicklungsstadium. Die Darstellung soll dazu dienen, den seltenen Vorgang einer Neugründung einer Medizinischen Fakultät an einer staatlichen Universität wissenschaftlich zu begleiten. Weiterhin soll eine kritische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Augsburger Curriculum gefördert werden.


2. Vorgehen

Nachdem die Entscheidung für den Antrag an den Wissenschaftsrat für die Neugründung einer Medizinischen Fakultät in Augsburg gefällt wurde, berief das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (StMBW) des Freistaates Bayern eine „AG Lehre“, angesiedelt an der Universität Augsburg ein. Dieses Steuerungsgremium, bestehend aus Mitgliedern der Universität, des Klinikums, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des StMBW, sowie externen Experten, hatte die Aufgabe, ein Lehrkonzept sowie insbesondere ein Curriculum für einen Modellstudiengang zu entwickeln und in das Gesamtkonzept für die neue Medizinische Fakultät einzubringen. Drei Mitglieder dieser AG (M.R.F. und R.P. (LMU) und P.B. (TUM)), die als Professoren benachbarter Medizinischer Fakultäten ausgewiesene Experten für die medizinische Ausbildungsforschung sind, erarbeiteten die Grundstruktur des Modellstudiengangs, die dann wie im folgenden beschrieben weiter ausdifferenziert wurde

Laut Schaper et al (2014) sollte bei der Neugestaltung eines Studiengangs darauf geachtet werden, „[…] Vertreterinnen und Vertreter entsprechender Akteursgruppen von Anfang an in den Studiengangsentwicklungsprozess zu involvieren bzw. aktiv am Veränderungsprozess zu beteiligen [sind]. Man ist daher gut beraten, den Studiengangsentwicklungsprozess nicht nur konzeptionell angemessen zu strukturieren, sondern diesen auch als Organisationsentwicklungsprozess mit entsprechenden Informations- und Beteiligungselementen anzulegen.“ [11]. Für den Entwurf des Augsburger Curriculums wurde daher das Modell von Thumser-Dauth & Öchsner (2008) mit den beschriebenen sieben Schritten (siehe Abschnitte 2.1. bis 2.7) für das praktische Vorgehen bei einer kompetenzorientierten Curriculumsplanung in modifizierter Form angewendet [12].

2.1. Bedarfsanalyse unter Beachtung der Rahmenbedingungen und gesetzlichen Vorgaben

Geplant wurde, ein Curriculum zu entwickeln, das die klinisch-praktische Ausbildung gewährleisten, aber auch die wissenschaftliche und persönliche Entwicklung der Studierenden stark fördern soll. Es wurde angenommen, daß hierfür besondere Lehr- und Lernformate notwendig werden würden, die im Rahmen eines Regelstudiengangs nur bedingt umgesetzt werden könnten. Dies war die Grundlage für die Entscheidung, einen Modellstudiengang zu entwickeln.

2.2. Bildung von Expertengremien zur Steuerung

Innerhalb der vom Staatsministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultus (StMBW) eingesetzten AG Lehre wurde eine zweite Arbeitsgruppe als ‚operative‘ Expertengruppe für die Konzeption des Augsburger Curriculums gegründet („AG Lehre am Klinikum“). Hierbei wurde beabsichtigt, eine gemischte Gruppe zu bilden, in der sich Expertinnen und Experten mit unterschiedlichem Hintergrund und Wissen (strukturell, organisatorisch, klinisch, universitär, medizindidaktisch) und aus verschiedenen Hierarchieebenen begegnen können.

Die Teilnahme basierte auf Freiwilligkeit und stand allen ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums Augsburg offen. Den Vorsitz hatte ein Chefarzt, der mit den strukturellen und organisatorischen Gegebenheiten des Klinikums vertraut war, inne. Zudem brachten sich acht der am Klinikum tätigen Ärztinnen und Ärzte (4 Chefärzte/-innen, 3 Oberärzte, 1 Assistenzarzt) aktiv in die AG ein. Darüber hinaus wurde der Vizepräsident für Lehre, Studium, lebenslanges Lernen und Gleichstellung der Universität Augsburg als Experte für die strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen an der Universität gewonnen. Weiterhin nahmen drei Professoren (M.R.F. und R.P. (LMU) und P.B. (TUM)) benachbarter Medizinischer Fakultäten, die ausgewiesene Experten für die medizinische Ausbildungsforschung sind, sowie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin aus diesem Bereich an der Konzeptionierung teil. Innerhalb der AG Lehre am Klinikum wurden die Ziele und Zeitpläne für den Planungsprozeß festgelegt, definierte Aufgabenpakete verteilt und Entscheidungen im Entwicklungsprozeß gefällt.

2.3. Einbezug von „Stakeholdern“

Durch die Zusammensetzung der beiden AGs an der Universität Augsburg und dem Klinikum Augsburg, wurde - vor dem Hintergrund noch nicht existenter fakultärer Strukturen - sichergestellt, daß alle prozeßrelevanten Institutionen an der Curriculumsentwicklung beteiligt waren: Mitarbeitende des StMBW, der Universität Augsburg, externe Expertinnen und Experten, im Klinikum praktisch tätige Ärztinnen und Ärzte (meist mit universitärer Vorerfahrung).

Die wesentliche inhaltliche Entwicklungsarbeit wurde hierbei durch die AG Lehre am Klinikum erbracht, welche regelmäßig der an der Universität angesiedelten AG Lehre berichtete, die dann – nach entsprechenden strategisch-konzeptionellen Diskussionen – die entsprechenden Beschlüsse formell verabschiedete. Weitere Institutionen wurden anlassbezogen hinzugezogen.

2.4. Definition des Kompetenzverständnisses für die Festlegung der anzustrebenden Kompetenzbereiche

Die Beschreibung von Kompetenzen ist nicht nur durch die Mehrdeutigkeit des Kompetenzbegriffs mit einigen Problemen verbunden [13]. Der Kompetenzbegriff wird je nach Kontext unterschiedlich diskutiert und definiert. Schaper formuliert auf Basis verschiedener Kompetenzdefinitionen und Begriffsbeschreibungen Bestimmungsmerkmale für diesen Begriff [14]:

  • Kompetenz ist als Befähigung zu definieren, in Anforderungsbereichen, die durch hohe Komplexität, Neuartigkeit bzw. Unbestimmtheit und hohe Ansprüche an die Lösungsqualität gekennzeichnet sind, angemessen, verantwortlich und erfolgreich zu handeln.
  • Befähigungen zu einem solchen Handeln beinhalten zu integrierende Bündel von komplexem Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, motivationalen Orientierungen, (Wert-) Haltungen in Bezug auf die Anforderungsbereiche.

Zusätzlich beschreibt Schaper [14] Merkmale für akademische und professionelle Kompetenzen, die das wissenschaftliche Arbeiten, Problemlösen und Handeln, sowie Reflexion und Kommunikation beinhalten. Mit diesem Kompetenzverständnis und auf Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates [15] sowie des NKLM [16] erfolgte die Festlegung der unter 3.1 genannten Kompetenzbereiche.

2.5. Konzeption des Curriculums in Übereinstimmung mit den definierten Kompetenzbereichen

Eine kompetenzorientierte medizinische Ausbildung wurde von Frank et al wie folgt definiert:

“Competency-based education (CBE) is an approach to preparing physicians for practice that is fundamentally oriented to graduate outcome abilities and organized around competencies derived from an analysis of societal and patient needs. It deemphasizes time-based training and promises greater accountability, flexibility, and learner-centredness.” [17].

Auf Grundlage dieser Definition wurden entsprechend dem SPICES Modell von Harden [18] die Grundzüge der Lehr- und Lernformen und -formate unter Berücksichtigung der gegebenen Rahmenbedingungen geplant. Hierbei wurde zudem darauf geachtet, daß sich im Sinne der Kompetenzorientierung insbesondere die akademischen und professionellen Kompetenzen in Form eines Spiralcurriculums abbilden lassen [18].

2.6. Ausrichtung des Curriculums auf das definierte Kompetenzprofil

Im Rahmen des Aufbaus der Universitätsmedizin Augsburg wird in den nächsten Jahren die Detailkonzeption des Curriculums erfolgen. Hierbei werden im Sinne des Constructive Alignments [19] die Curriculumsinhalte, Lernziele, Lehr- und Lernformate sowie Prüfungsformate aufeinander abgestimmt und regelmäßig evaluiert.

2.7. Überprüfung der Zielerreichung auf Studierendenebene und Evaluation des Programms

Eine Überprüfung der Zielerreichung auf Studierenden- und Programmebene kann naturgemäß erst einige Zeit nach Aufnahme des Lehrbetriebes erfolgen, z.B. nach Abschluß der ersten Studierendenkohorte. Hierfür wurde bereits ein erster Entwurf eines Qualitätssicherungskonzepts erstellt. Dieses wird parallel zur weiteren Curriculumsplanung fortentwickelt.


3. Ergebnisse

3.1. Festlegung der anzustrebenden Kompetenzbereiche für die Absolventen/innen eines Studiengangs

Ziel des Studiengangs ist die Befähigung zur ärztlichen Tätigkeit sowohl in klinisch wie auch in wissenschaftlich orientierter Ausprägung. Hierauf aufbauend wurden auf Basis des unter 2.4 beschriebenen Kompetenzverständnisses folgende Kompetenzbereiche identifiziert:

  • medizinische Fachkompetenz (Wissen, Fähig- und Fertigkeiten)
  • selbständiges wissenschaftliches Denken, Argumentieren und Arbeiten
  • soziale und kommunikative Kompetenzen

Hierdurch soll die Befähigung zum verantwortungsvollen und lösungsorientierten ärztlichen Handeln in komplexen Kontexten, aber auch die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten und die Anwendung wissenschaftlicher Konzepte auf komplexe Anforderungsbereiche [14] als Fokus des neuen Studiengangs betont werden. Die sozialen und kommunikativen Kompetenzen umfassen dabei nicht nur die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, Patientinnen und Patienten oder Angehörigen, sondern auch Selbstregulation und Reflexion des eigenen Handelns, sowie die Kommunikation von wissenschaftlichen Wissensbeständen, Konzepten und Methoden [14].

3.2. Konzeption des Curriculums in Übereinstimmung mit den definierten Kompetenzen
3.2.1. Rahmenkonzept

Auf Basis der beschriebenen Kompetenzbereiche wurde zunächst ein grobes Rahmenkonzept für das Augsburger Curriculum formuliert (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Es wurde ein Spiralcurriculum [18] entwickelt, bei dem die einzelnen Themenfelder im Verlauf des Studiums kontinuierlich und mit steigendem Komplexitätsgrad gelehrt und gelernt werden können. Hierbei wurde darauf geachtet, daß klassische vorklinische und klinische Inhalte in allen Studienjahren bis zum Praktischen Jahr integriert gelehrt und somit auch gelernt werden können. Zusätzlich wurden zwei Longitudinalkurse, die sich vom ersten bis zum Ende des fünften Studienjahrs fortsetzen, geplant. Der Wissenschaftliche Longitudinalkurs ist fokussiert auf die Befähigung zum wissenschaftlichen Denken, Argumentieren und Arbeiten. Der Klinische Longitudinalkurs soll zum einen die Berufsbefähigung durch das Anwenden der medizinischen Fachkompetenz fördern, zum anderen den Erwerb und Ausbau sozialer und kommunikativer Kompetenzen.

Für die Konzeption der einzelnen Bereiche wurden Blöcke gestaltet, in denen vorklinische, klinisch-theoretische und klinische Disziplinen gemeinsam tätig werden und damit die horizontale Integration im Sinne der Interdisziplinarität garantieren. Die Blöcke sind organ- und systemorientiert aufgebaut. Eine exemplarische Darstellung findet sich in Abbildung 2 [Abb. 2].

3.2.2. Studienjahre 1 und 2

Das erste Studienjahr beginnt mit einem propädeutischen Block zu den Grundlagen der Zellbiologie, Physik, Chemie und Biologie. Ziel ist die Homogenisierung des erwarteten heterogenen Kenntnisstandes der Studierenden. Außerdem wird das Leitmotiv des Studienganges, das biopsychosoziale Modell des Menschen [10], eingeführt. Die klassischen vorklinischen Inhalte der Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie werden in drei themenzentrierten Bereichen in den ersten zwei Studienjahren vermittelt: „Bewegung“ (Muskuloskelettales System, Atmung, Herz-Kreislauf-System), „Gleichgewicht“ (Funktion innerer Organe, Homöostase) und „Kontakt“ (Sinnesorgane, Nervensystem, Psychologie, Soziologie, Immunologie, Mikrobiologie). Die Fachgrenzen der drei Kerndisziplinen werden aufrechterhalten. Es werden konsequent klinische Bezüge durch Verankerung an wöchentlichen Patientenvorstellungen und flankierender Präsenz der klinischen und klinisch-theoretischen Fächer hergestellt. Praktische Fertigkeiten insbesondere die Leitsymptom-orientierte Anamnese, Untersuchung, apparative Diagnostik und Grundlagen der Pathophysiologie werden in diese Bereiche integriert. Anatomische Inhalte werden am Lebenden und am Modell erlernt, um den Präparierkurs am Ende des zweiten Studienjahres vorzubereiten. Dadurch besitzen die Studierenden zum Präparierkurs bereits umfangreiches anatomisches Wissen, so daß durch die Wiederholung der Anatomie an der Leiche eine Vertiefung, Festigung und auch Integration des Wissens (z.B. topographische Anatomie) erreicht werden soll. Weiterhin folgen am Ende des zweiten Studienjahres die eng verzahnten Bereiche „Perspektiven“ (Patientenperspektive, Systemperspektive, Hospitationen in Einrichtungen des Gesundheitssystems außerhalb des Krankenhauses) und „Leben und Sterben“ (Entwicklung, Prävention, große Volkskrankheiten, Geriatrie, Intensivmedizin, Sterben), in denen ein integrativer Blick auf das bisher Erlernte ermöglicht werden soll.

3.2.3. Studienjahre 3 bis 5

Die primär klinisch orientierten Studienjahre sind vorwiegend in themen- und systemorientierten Bereiche organisiert. Am Anfang des dritten und vierten Studienjahres steht jeweils ein Block des Bereiches „Diagnostik und Therapie“, in denen eine Einführung in die apparative und die Labordiagnostik, die allgemeine Pathologie sowie die Pharmakotherapie stattfindet. Dies dient als Vorbereitung auf die folgenden sechs Bereiche der klinischen Medizin. Der durch die Approbationsordnung vorgegebene Fächerkanon wird im Augsburger Curriculum durch sechs Bereiche abgebildet: Konservative Medizin, Operative Medizin, Kind-Frau-Mann-Medizin, Sinnesmedizin, Medizin des Nervensystems und der Psyche und Allgemeine Medizin. Diese Bereiche bestehen aus jeweils einem Block im dritten, vierten und fünften Studienjahr, so daß sie von den Studierenden insgesamt dreimal durchlaufen werden (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Hierdurch kann das Spiralcurriculum verwirklicht werden, um einerseits eine Festigung und Vertiefung des Wissens und der Fähigkeiten durch Wiederholung zu erreichen und andererseits die Inhalte der einzelnen Bereiche im Grad der Komplexität dem Kenntnisstand entsprechend anzupassen. Die Reihenfolge der Blöcke der Bereiche, z.B. „Konservative Medizin“ und „Operative Medizin“, ermöglicht es, eine Thematik aus verschiedenen Perspektiven noch eingehender zu betrachten (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Schwerpunkt des Bereichs „Allgemeine Medizin“ ist die fachübergreifende Perspektive auf klinische Inhalte, z.B. im Rahmen der Notfallmedizin oder Geriatrie.

3.2.4. Longitudinalkurse und Blockpraktika

Ergänzt wird das Curriculum durch zwei Longitudinalkurse. Der klinische Longitudinalkurs vermittelt ab dem ersten Studienjahr klinische Inhalte aus verschiedenen Perspektiven, die über die reine ärztliche Tätigkeit am Krankenbett hinausgehen. Neben der Anamnese, körperlichen Untersuchung und ärztlichen Gesprächsführung werden in den höheren Studienjahren übergeordnete Bereiche integriert, wie z.B. Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Medizin und Gesellschaft (Gesundheitssystem, Management, Ökonomie), aber auch Kommunikation und Zusammenarbeit sowie intra- und interprofessionelle Kooperation.

Der wissenschaftliche Longitudinalkurs beginnt in den ersten Studienjahren mit den Grundkenntnissen für wissenschaftliches Arbeiten. Hierunter werden der Umgang mit und die Beurteilung von wissenschaftlicher Literatur sowie die Grundlagen der medizinischen Forschungsmethodik bis hin zu deren wissenschaftssoziologischen Hintergründen verstanden. Methodischer Kern in den ersten zwei Studienjahren ist die Planung und Durchführung eines kleingruppenbasierten wissenschaftlichen Forschungsprojekts. In den höheren Studienjahren werden die erlernten Grundlagen der wissenschaftlichen Forschungsmethodik, und weiterführende Kenntnisse wie z.B. Statistik, qualitative Methoden etc. vertieft. Im Rahmen eines Wahlpflichtbereiches werden Lehrveranstaltungen gemeinsam mit den anderen Fakultäten der Universität Augsburg angeboten.

Die zwei Longitudinalkurse werden durch entsprechende Blockpraktika ergänzt. Die klinischen Blockpraktika können sowohl in Klinika als auch in Praxen oder anderen Zentren des Gesundheitssystems (z.B. Krankenkassen, Gesundheitsamt) absolviert werden. Die wissenschaftlichen Blockpraktika können an allen Einrichtungen der Universität Augsburg und auch an anderen Forschungseinrichtungen abgeleistet werden. Sie können zudem als Vorbereitung auf die wissenschaftliche Projektarbeit, z.B. im fünften Studienjahr, die für alle Studierenden obligat ist, dienen. Darüber hinaus wird ein Promotionsstudium angeboten, für das sich Studierende bewerben können.

3.2.5. Lehrformen

Bezüglich der Lehrformen handelt es sich beim Augsburger Curriculum um ein Hybridcurriculum. Als Lehrformate und -methoden werden ab dem ersten Studienjahr sowohl problembasiertes Lernen (z.B. tutorierter Kleingruppenunterricht) als auch interaktive Seminare und Praktika (z.B. Gruppenarbeiten und Laborpraktika) etabliert werden. Vorlesungen werden interaktiv gestaltet (z.B. als Inverted Classroom) und nur flankierend angeboten.

Die Blöcke an sich werden, wenn die entsprechenden Lernzielkataloge formuliert worden sind, entsprechend des Constructive Alignments [19] konzipiert. Dies betrifft sowohl die Lehrformate und –formen wie auch die Prüfungsformate und -methoden.

Die Lehre in jedem einzelnen Block wird auf Basis des SPICES Modell von Harden [18] beschrieben. Der Lernendenzentrierung (S: Student-centered), der Forderung nach weniger informationsbasierter Lehre (P: Presentation-based) und nach Integration (I: Integrated) wird durch die Gestaltung der entsprechenden integrierten Blöcke und Bereiche und der Auswahl der Lehrformen und -methoden nachgekommen. Durch die nicht nur im Klinikum angesiedelte Lehre, insbesondere in den Longitudinalkursen und Praktika, kann auch das „C“ (Community oriented) umgesetzt werden. Zudem sollen alle Studierenden die Möglichkeit zur eigenen Schwerpunktsetzung (E: Elective) erhalten. Dies wird u.a. umgesetzt, indem Praktika und Lehrangebote im Rahmen der Longitudinalkurse in Teilen frei gewählt werden können. Die Systematik (S) wird durch die Definition von klaren Lehr- und Lernzielen gefördert.

3.2.6. Prüfungsformate

Als Prüfungsformate kommen sowohl summative als auch formative Formate und Methoden zum Einsatz. Nach dem zweiten Studienjahr wird eine summative Äquivalenzprüfung entsprechend dem ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung implementiert. Zudem wird nach dem fünften Studienjahr eine Prüfung für den Nachweis zur Befähigung für das Praktische Jahr geplant. Neben etablierten Prüfungsformaten wie Multiple Choice Prüfungen und Objektivierte Strukturierte Examina (OSCE) [20] sollen auch andere Prüfungsformate, wie beispielsweise Objective Structured Long Examination Record (OSLER) [21] oder Mini-Clinical Examination (Mini-CEX) [22], zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse aus den formativen und summativen Prüfungen sollen im Sinne des Programmatic Assessment [23] mit Hilfe des Einsatzes von E-Portfolios [24], [25] zusammengeführt werden.


4. Diskussion und Ausblick

Mittels des dargestellten Prozesses unter Einbezug aller beteiligten Akteure ist es gelungen, ein Rahmenkonzept für ein neues kompetenzbasiertes Curriculum zu entwickeln und dabei aktuelle Empfehlungen zu berücksichtigen. Zudem konnten die beschriebenen Kompetenzbereiche im Curriculum abgebildet werden:

  • Medizinische Fachkompetenz: durch den modular organisierten Teil des Curriculums mit den vorklinischen Blöcken Bewegung, Gleichgewicht, Kontakt und Präparierkurs sowie den sechs Säulen der klinischen Medizin, ergänzt durch die Blöcke „Diagnostik und Therapie“ und die klinischen Blockpraktika;
  • Selbständiges wissenschaftliche Denken, Argumentieren und Arbeiten: durch die drei Säulen der wissenschaftlichen Ausbildung: wissenschaftlicher Longitudinalkurs, wissenschaftliche Blockpraktika und wissenschaftliche Projektarbeiten, mit der Möglichkeit des Promotionsstudiums als Ergänzung;
  • Soziale und kommunikative Kompetenzen: durch Integration dieser Kompetenzbereiche in die übergreifenden Blöcke der ersten zwei Studienjahre (Propädeutik, Patient und Arzt, Perspektiven, Leben und Sterben), den klinischen Longitudinalkurs und die klinischen Blockpraktika.

Insbesondere die Integration und Intensität der wissenschaftlichen Ausbildung in Zusammenarbeit mit allen Fakultäten der Universität Augsburg in einen Studiengang Humanmedizin in Deutschland kann durch die Konzeption des Augsburger Curriculums in bisher nicht beschriebener Weise realisiert werden. Zusammen mit dem weitgehenden Verzicht auf Großveranstaltungen, verbunden mit der Fokussierung auf problembasierten, seminaristischen und Kleingruppenunterricht und der Aufrechterhaltung von Fachgrenzen trotz horizontaler und vertikaler Integration des Curriculums stellt dies ein wesentliches Merkmal des Augsburger Curriculums dar, welches als Modellstudiengang realisiert werden kann.

Da die Medizinische Fakultät noch nicht gegründet ist, hat die konzeptionelle Arbeit neben der regulären Tätigkeit aller beteiligten Personen des Klinikums Augsburg, der benachbarten Medizinischen Fakultäten in München und der Universität Augsburg erfolgen müssen. Die Zusammenarbeit wurde von allen Beteiligten als konstruktiv und produktiv erlebt. Diese interdisziplinäre Arbeit, insbesondere unter Beteiligung klinisch tätiger Kolleginnen und Kollegen mit Verpflichtungen auf Intensivstationen, im OP oder im Rettungsdienst bedarf jedoch einer stringenten Organisation. Wesentlich waren für die erfolgreiche Tätigkeit der AG klare Absprachen bezüglich der Arbeitsaufteilung und das Vorantreiben des Prozesses, auch wenn nicht alle Mitglieder der AG bei jedem Treffen anwesend sein konnten.

Die Planung in der ersten Phase der Fakultätsgründung muß notwendigerweise noch viele Fragen offen lassen. Dies betrifft sowohl inhaltliche Aspekte (wie soll beispielsweise ein Lernzielkatalog auf Basis des NKLM an der Fakultät etabliert werden? Wie wird konkret die didaktische und inhaltliche Gestaltung der einzelnen Blöcke aussehen?) wie auch die Rahmenbedingungen an der neuen Fakultät. Einer Fortsetzung der konzeptionellen Arbeit muß ein entsprechender Personalaufbau und die Schaffung der entsprechenden fakultären und institutionellen Strukturen vorausgehen. Hierzu gehören z.B. das Lehrdekanat, ein Lehrstuhl für Medizindidaktik, das entsprechende administrative Personal, aber auch akademisches Personal in den einzelnen Kliniken und Instituten, das gemeinsam in interdisziplinären Arbeitsgruppen die jeweiligen Blöcke gestaltet. Weiterhin wird die Ausformulierung einer Fakultäts-, Studien- und Prüfungsordnung zu den Aufgaben der nächsten Zukunft gehören wie auch eine umfangreiche Bautätigkeit auf dem Campus des Klinikums, um die für eine Medizinische Fakultät notwendigen Lehr- und Forschungsflächen zur Verfügung stellen zu können.

Bei der Gründung einer neuen Medizinischen Fakultät an einer bestehenden Universität handelt es sich um einen umfassenden Change Prozess. Wichtig für das Gelingen wird ein gezieltes und strategisches Vorgehen unter Berücksichtigung vielfältiger externer Faktoren sein. Hierbei müssen nicht nur die Strukturen vor Ort berücksichtigt werden, sondern auch diverse übergeordnete Einflußfaktoren (Politik, Wirtschaft u.a.) [26]. Die Fakultätsgründung betrifft neben dem Klinikum Augsburg und den dort tätigen Personen auch die Universität Augsburg, die Stadt Augsburg und die Region, die anderen Medizinischen Fakultäten in Bayern und bundesweit viele andere Organisationen und Personen.

Die letzte Neugründung einer staatlichen Medizinischen Fakultät vor Augsburg fand im Jahr 2012 an der Universität Oldenburg und European Medical School Oldenburg-Groningen statt (Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften). Über diesen Prozess und die einzelnen Schritte der Gründung und deren Auswirkung auf das oben beschriebene Umfeld ist relativ wenig bekannt. Daher wird neben der Gründung der Medizinischen Fakultät an der Universität Augsburg, der Feinkonzeption des Augsburger Curriculums und der Etablierung entsprechender Qualitätssicherungsmaßnahmen für Lehren und Lernen auch der Change Prozess an sich Gegenstand weiterer Arbeiten sein.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Hillienhof A. Forderung nach mehr Medizin-Studienplätzen wird drängender. Ärzteblatt News. 2016. Zugänglich unteravailable from: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/69700/Forderung-nach-mehr-Medizin-Studienplaetzen-wird-draengender Externer Link
2.
Agence France-Presse (AFP). Patientenbeauftragter Laumann fordert mehr Medizinstudienplätze. Ärzteblatt News. 2013. Zugänglich unter/available from: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57065/Patientenbeauftragter-Laumann-fordert-mehr-Medizinstudienplaetze Externer Link
3.
Marburger Bund. Denkblockaden überwinden – mehr Medizinstudienplätze schaffen. Marburger-Bund Pressemitteilungen. 2016. Zugänglich unter/available from: https://www.marburger-bund.de/artikel/pressemitteilungen/2016/denkblockaden-ueberwinden-mehr-medizinstudienplaetze-schaffen Externer Link
4.
Wissenschaftsrat. Eckpunkte zur nichtstaatlichen Medizinerausbildung in Deutschland. Postionspapier. Drs. 5100-16. Köln: Wissenschaftsrat; 2016. Zugänglich unter/available from: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5100-16.pdf Externer Link
5.
Wissenschaftsrat. Stellungnahme zum Konzept für den Aufbau einer Universitätsmedizin in Augsburg. Drs. 5431-16. Köln: Wissenschaftsrat; 2016. Zugänglich unter/available from: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5431-16.pdf Externer Link
6.
Wissenschaftsrat. Stellungnahme zur Errichtung einer medizinischen Forschungs- und Ausbildungsstätte an der Universität Augsburg. Köln: Wissenschaftsrat; 1982.
7.
Wissenschaftsrat. Positives Votum für den Aufbau einer Universitätsmedizin in Augsburg. Pressemitteilung. Nr. 14. Köln: Wissenschaftsrat; 2016. Available from: http://www.wissenschaftsrat.de/presse/pressemitteilungen/2016/nummer_14_vom_8_juli_2016.htht Externer Link
8.
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