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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Videobasierte Instruktionen zur chirurgischen Händedesinfektion als Ersatz für konventionellen Unterricht? Eine randomisierte, geblendete Vergleichsstudie

Artikel Praktische Fertigkeiten

  • corresponding author Uwe Weber - Bern, Schweiz
  • Mihai A. Constantinescu - Inselspital Bern, Universitätsklinik für Plastische- und Handchirurgie, Bern, Schweiz
  • Ulrich Woermann - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre Abteilung für Unterricht und Medien, Bern, Schweiz
  • Felix Schmitz - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre Abteilung für Unterricht und Medien, Bern, Schweiz
  • Kai Schnabel - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre Abteilung für Unterricht und Medien, Bern, Schweiz

GMS J Med Educ 2016;33(4):Doc57

doi: 10.3205/zma001056, urn:nbn:de:0183-zma0010569

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2016-33/zma001056.shtml

Eingereicht: 1. März 2015
Überarbeitet: 8. Dezember 2015
Angenommen: 21. Dezember 2015
Veröffentlicht: 15. August 2016

© 2016 Weber et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Einleitung: Für die Unterrichtsgestaltung zur Einführung der chirurgischen Händedesinfektion stehen unterschiedliche Lernmethoden zur Verfügung. Diese Lernmethoden sollen dabei helfen, das Unterrichtsthema zu strukturieren und zu bewältigen. Der Einsatz eines Videofilms ist, durch die realen Darstellungsmöglichkeiten der praktischen Demonstration, eine Alternative zum konventionellen Unterricht.

Ziel: Mit der vorliegenden Studie wird vergleichend untersucht, welche Vermittlungsform effektiver für das Erlernen und Anwenden der chirurgischen Händedesinfektion von Medizinstudenten im 1. Studienjahr ist: videobasierte Instruktion oder konventioneller Unterricht.

Methodik: Insgesamt wurden 50 Medizinstudierende im 1. Studienjahr per Zufall entweder der Lerngruppe „konventionelle Instruktion“ (KI) oder der Lerngruppe „videobasierte Instruktion“ (VI) zugeordnet. Die konventionelle Instruktion erfolgte durch einen erfahrenen Nurse Preceptors/Nurse Educators für den Operationssaal, der die vorzubereitenden Massnahmen sowie die eigentliche Prozedur im Rahmen einer zweiminütigen Lektion vermittelte. Die zweite Gruppe sah eine Videosequenz von 2 Minuten mit identischen Inhalten. Beide Gruppen demonstrierten ihr akkumuliertes Wissen im Anschluss praktisch an einer einzelnen praktischen Prüfungsstation. Die Güte (a) der Vorbereitung und (b) der Prozedur wurde ebenso wie (c) die Qualität des Ergebnisses von 6 geblendeten Experten anhand einer Checkliste beurteilt. Die Akzeptanz der jeweiligen Vermittlungsform wurde mittels eines Fragebogens erfragt.

Ergebnisse: Die Gruppenleistungen unterschieden sich weder in der Vorbereitung (t=-78, p<0.44) noch in der Qualität (t=-99, p<0.34). In Hinblick auf die Performanz konnte ein starker Treatment-Effekt nachgewiesen werden. In der Durchführung (t=-3.33, p<0.002, d=0.943) sowie im Total Score (t=-2.65, p<0.011, d=0.751) erzielte die Gruppe mit videobasierter Instruktion ein signifikant besseres Ergebnis. Auf die Frage, welche der beiden Lernmethoden sie bevorzugen würden, wurde von den Studenten mit deutlicher Mehrheit (60.4%) die Videoinstruktion angegeben.

Schlussfolgerung: Der Einsatz der videobasierten Instruktion stellte sich in dieser Studie als die effektivere Vermittlungsform zum Erlernen der chirurgischen Händedesinfektion für Medizinstudierende heraus und ist der konventionellen Instruktion vorzuziehen. Die Videoinstruktion ist mit höherer Lerneffektivität, Effizienz und Akzeptanz assoziiert.


1. Einleitung

Für die Unterrichtsgestaltung zur Einführung der chirurgischen Händedesinfektion stehen unterschiedliche Lernmethoden zur Verfügung. Diese Lernmethoden sollen dabei helfen, das Unterrichtsthema zu strukturieren und zu bewältigen. Für den Unterricht sollte eine zum Thema passende Lernmethode gewählt werden. Eine Übertragung von nosokomialen Infektionserregern erfolgt am häufigsten über die Hände des Personals. Die Prävalenzstudien für nosokomiale Infektionen zeigte, dass hochrechnungsweise 70'000 Patienten in der Schweiz eine nosokomiale Infektion erleiden, wovon etwa 2’000 versterben [1]. Mit einer korrekten chirurgischen Händedesinfektion kann das Risiko im Falle einer Perforation der Operationshandschuhe verringert werden [2]. In ihrer Arbeit beschreibt Cloyd, dass Studenten nur ungenügend auf den Einsatz im Operationssaal vorbereitet sind und diese das Gefühl haben, eine Last zu sein und eine effektivere Vorbereitung wünschen [3]. Hier stellt sich die Frage, wie kann die Vorbereitung für den Einsatz im Operationssaal verbessert werden, welche Instruktionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? Leeper beschreibt in ihrer Arbeit die "Basic Aseptic Techniques (BAT)“, den Einstiegslevel für den Operationssaal. Hier wurden als die zwei wichtigsten Punkte für den Einstiegslevel, die Medizinstudenten demonstrieren müssen, die Einhaltung des sterilen OP Feldes und die

chirurgische Händedesinfektion genannt. Es wird beschrieben, dass durch die Kenntnisse des BAT Training eine Reduktion der postoperativen Wundinfektion als Outcome erzielt wurde [4].

Folgende Lernmethoden stehen für die Einführung der chirurgischen Händedesinfektion zur Verfügung:

1.
Der klassische theoretische Unterricht mit Vorgaben und Zielsetzung, ohne jegliche Möglichkeit der praktischen Demonstration unter Anleitung. Dieser Unterricht kann mit Literatur und Bildmaterial unterstützt werden.
2.
Das Selbststudium der Literatur und des Bildmateriales, ohne praktische Demonstration.
3.
Der theoretische Input zum Thema mit einer Demonstration der chirurgischen Händedesinfektion von einer ausgewiesenen Fachperson (Nurse Preceptors/Nurse Educators), mit anschliessender Übungsmöglichkeit der Studenten in einer simulierten oder realen Operationseinheit. Diese Methode mit einer ausgewiesenen Fachperson (Nurse Preceptors/Nurse Educators) und anschliessender Übungs-möglichkeit wurde auch als erste Wahl für den Unterricht für die Kompetenzen (Leeper) am meisten genannt.
4.
Der Einsatz eines Videofilms ist, durch die realen Darstellungsmöglichkeiten der praktischen Demonstration, eine Alternative. Durch den Einsatz eines Videofilms können Sachverhalte und Zusammenhänge mit Hilfe von digitalem Text, Grafiken und Animationen visuell besser verdeutlicht und in einer kürzeren Zeit dargestellt werden.

Der Mensch ist visuell veranlagt und visuelle Intelligenz spielt eine wichtigste Rolle [5]. Der Einsatz von Videos hat diverse andere, in dieser Studie nicht untersuchte Vorteile [6], wie zum Beispiel die Möglichkeit des wiederholten Ansehens [7] und in der konkreten Vorbereitung auf Prüfungen [8]. Der Einsatz von Videoinstruktionen zeigt in der Literatur in allen Bereichen gleich gute oder meist positive Effekte im Skills Lehren. Bereits 1993 zeigte Yoder, dass die Videogruppe einen grösseren Lernerfolg aufwies, beim Erlernen der kognitiven Prinzipien von aseptischen Techniken [9]. Bei einem Vergleich zwischen Didaktik, Videoinstruktion und Computer-Based Training, zeigte die Videoinstruktion eine signifikante Verbesserung in technischen Skills [10]. Xeroulis et al. zeigten, dass eine Videoinstruktion mit Expertenfeedback eine effektive Methode zur Instruktion von Basic Technical Skills sein kann [11]. In einem Vergleich zwischen Computer Based Video Instruction und konventionellen Unterricht zum Erlernen von Basic Surgical Skills of Suturing and Knotting, zeigten die Medizinstudenten keine Unterschiede beim Erlernen der Technik [12]. In einer weiteren Studie von Shippey wurden drei unterschiedliche Lernmethoden, Videoinstruktion, praktisch mit einem Instruktor und unabhängiges Lernen, zum Erlernen von Nahttechniken mit einander verglichen. Die Ergebnisse zeigten signifikant bessere Effekte bei der Video-instruktion [13]. Der Einsatz einer Videoinstruktion, zur Simulation bei einem venösem Portkatheter zeigte, dass das kognitive und technische Wissen sich steigerte [14].

1.1. Fragestellung
  • Inwiefern kann eine Videoinstruktion für die chirurgische Händedesinfektion, genauso effektiv sein, wie eine konventionelle Instruktion?

Mit dieser Nichtunterlegenheits - Studie untersuchten wir, welche Methode a (VI=Videoinstruktion) oder b (KI=konventionelle Instruktion) den besseren Effekt beim Erlernen der chirurgischen Händedesinfektion, bei Medizinstudenten im 1. Jahr an der Universität Bern hat. Basierend auf der beschriebenen Literatur in der Einleitung erwarten wir, dass die Studenten nach der Videoinstruktion (VI) mindestens eine gleiche oder bessere Performance aufzeigen, als die Studenten aus der konventionelle Instruktion (KI).

Die gerichtete Hypothese ist somit: H(1): VI≥KI. Die Nullhypothese: H(0): VI<KI


2. Methodik

2.1. Stichprobe & Design

Alle 208 Humanmedizin-Studenten des 1. Semesters im Herbst 2011 der Universität Bern wurden mit einem Aufruf zur freiwilligen Teilnahme an einer Studie zu einer Untersuchung von zwei unterschiedlichen Lehrmethoden angeschrieben. Der exakte Inhalt der Lehrmethoden wurde den Teilnehmern nicht mitgeteilt. Für die Teilnahme meldeten sich 50 Humanmedizin-Studenten, 27 Männer und 23 Frauen. Die Studenten wurden randomisiert [http://www.psychicscience.org] und in die Beobachtungsgruppen Videoinstruktion (VI) und Konventionelle Instruktion (KI) eingeteilt.

Design: Verglichen wurden zwei unterschiedliche Studentengruppen (Between-subjects). Die Überprüfung der Lernergebnisse durch die Experten erfolgte geblendet.

Treatmentbeschreibung: Zur Untersuchung der Fragestellung wurde ein Lehrfilm [http://e-learning.studmed.unibe.ch/chirosurf/htmls/slide.html?chirosurf%7Coperation%7Ctheater%7Corganisation%7C1] zum Verhalten im Operationssaal entwickelt. Dieser Lehrfilm enthält einen knapp zweiminütigen, kommentierten Teil (Minute: 6:35-8:25) mit visuellen Einblendungen über die chirurgische Händedesinfektion, welcher für die Untersuchung der Fragestellung verwendet wurde.

Einem erfahrenen Instruktionspfleger für den Operationssaal (im Folgenden: Nurse Educator), wurde der gleiche Text und Inhalt, wie im Lehrfilm enthalten, zur Verfügung gestellt. Die Auflage für den Nurse Educator war es, den gleichen Inhalt in einer zweiminütigen Instruktion mit gleichzeitiger Demonstration der chirurgischen Händedesinfektion zu unterrichten.

2.2. Instrumente

Für die Erfassung des Lernerfolgs rund um die chirurgische Händedesinfektion

wurde eine Checkliste zur Auswertung der chirurgischen Händedesinfektion nach einer Vorlage von Wilkinson [15] modifiziert und auf die neuste Handhabung [16] angepasst (vgl. Anhang 1: Checkliste Chirurgische Händedesinfektion [Anh. 1]). Die Checkliste wurde drei Experten (ein Hygieniker und zwei Chirurgen) vorgelegt, die nach den Anpassungen keinen Änderungsbedarf mehr sahen. Es konnten die in Tabelle 1 [Tab. 1] aufgezeigten Maximalscores erzielt werden.

Die Items der Checkliste wurden von 6 Experten mittels Tablet (iPad ®) anhand der Applikation OSCE-Eval [http://www.e-osce.ch/] bearbeitet. Alle sechs Rater waren bezüglich der Instruktionsmethode (konventionell oder videobasiert) der Studenten geblendet und wurden vorher über die Checkliste mit den Beobachtungskriterien und der Bewertung instruiert. Mit einem zusätzlichen Fragebogen wurde der Wissensstand der Studenten zur chirurgischen Händedesinfektion evaluiert. Nach der Untersuchung wurden die Probanden befragt, wie zufrieden sie mit den unterschiedlichen Lernmethoden waren und welche der Lernmethoden (Video, Lektion oder beides) sie bevorzugen würden.

2.3. Durchführung
2.3.1. Intervention

Die Interventionen wurden zeitgleich, in zwei unterschiedliche Räumen gestartet. Der VI Gruppe (Videoinstruktion) wurde zur Einführung für die chirurgische Händedesinfektion die Videosequenz von 2 Minuten gezeigt. Die KI Gruppe (Konventionelle Instruktion) wurde wie bisher herkömmlich mit der konventionellen Lektion mit den gleichen Inhalten über die Einführung der Chirurgische Händedesinfektion vom Nurse Educator mit gleichzeitiger Demonstration unterrichtet. Die Durchführung der konventionellen Instruktion wurde ebenfalls auf 2 Minuten begrenzt. Im Anschluss wurden die Studenten aus beiden Gruppen nach der zuvor per Zufallsgenerator geplanten Einteilung zur praktischen Demonstration an einer einzelnen praktischen Prüfungsstation im Berner interdisziplinären Skills- und Schauspielzentrum (BiSS) des Institutes für Medizinische Lehre der Universität Bern (IML) aufgerufen (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Es standen 6 gleich eingerichtete Prüfungsstationen mit dem benötigten Material (mit Visirub© versetztes Händedesinfektionsmittel, Maske, Schutzbrille, UV-Lampe) zur Verfügung. Für jeden Durchlauf wurden 5 Minuten berechnet. Eine Minute für die Orientierung und die Vorbereitung mit dem benötigten Material, das die Studenten selber auswählen mussten. Drei Minuten für die zeitgerechte und korrekte Durchführung der chirurgischen Händedesinfektion. Eine Minute für die Kontrolle der Qualität mittels UV-Lampe. Bei der Demonstration wurden die Vorbereitung, die Durchführung und die Qualität, wie beschrieben, anhand der erstellten Checkliste bewertet. Im Anschluss an die Demonstration gingen die Studenten zur Instruktion der jeweils anderen Gruppe. Dort wurde Ihnen im gleichen Zeitrahmen die jeweils andere Lehrmethode vorgeführt. Nach der Vorführung wurden die Studenten zu den unterschiedlichen Lernmethoden anhand unseres Fragebogens (siehe Anhang 2 [Anh. 2]), zur Zufriedenheit und der Akzeptanz befragt.


3. Ergebnisse

Von 50 Studenten wurden die Ergebnisse ausgewertet. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit Hilfe von Microsoft Office Excel 2010 und SPSS 20 für Windows.

Vergleicht man die Teilnehmer der Videoinstruktion (VI) mit der konventionellen Instruktion (KI) im Einzelnen (siehe Tabelle 3 [Tab. 3]), so zeigt sich folgendes Bild in den Beobachtungsbereichen: In der Vorbereitung haben die Teilnehmer der VI Gruppe nicht anders abgeschnitten als die KI Gruppe. Bei der Durchführung hat die VI Gruppe signifikant besser abgeschnitten als die KI Gruppe und eine Effektstärke von 0.943 (Cohen’s d). In der Qualität hat die VI Gruppe nicht unterschiedlich zur Gruppe KI abgeschnitten. Im Total Score zeigt sich ein signifikant besseres Ergebnis der VI Gruppe mit einer Effektstärke von 0.751 (Cohen’s d).

Im t-Test (siehe Tabelle 4 [Tab. 4]) zeigt sich ein signifikanter Einfluss der Videoinstruktion für die Durchführung (p=0.002) sowie im Totalscore (p=0.011).

3.1. Auswertung Fragebogen

Die Auswertung des Fragebogens zur Zufriedenheit und der Akzeptanz der Lern-methoden war freiwillig und nicht personifiziert. Wir erhielten von den 50 Teilnehmern 48 ausgefüllte Rückmeldungen. Bei der Auswertung der Frage zum Vorwissen wurde festgestellt, dass bereits 7 von 23 Studenten aus der KI Gruppe in der chirurgischen Händedesinfektion unterrichtet worden waren. In der VI Gruppe waren es 3 von 25 Studenten die ebenfalls diese Angaben machten (siehe Tabelle 5 [Tab. 5]).

Auf die Frage, welche der Interventionen Sie bevorzugen würden, wurde von 29 (60.4%) für das Video und von 19 (39.6%) für die Lektion beantwortet. So haben fünf Studenten der konventionellen Instruktionsgruppe sich nach dem Anschauen des Videos für das Video entschieden (siehe Tabelle 6 [Tab. 6]).

Auf die Frage „welche Methoden, Lektion, Video oder Beides, Sie passend für die Vorbereitung auf die chirurgischen Händedesinfektion fänden“, wurde eindeutig Beides mit 37 Angaben gewählt (siehe Tabelle 7 [Tab. 7]).


4. Diskussion

Der Einsatz einer Videoinstruktion zeigt, wie in der erwähnten Literatur beschrieben, einen positiven Effekt im Erlernen von Skills. Durch reale Darstellungsmöglichkeiten der praktischen Demonstration können kognitive und technische Kenntnisse verbessert werden. Mit der Videoinstruktion wurden 24 Studenten erfolgreich in 2 Minuten unterrichtet. Betrachtet man den Gesamtaufwand im Vergleich und die wiederholte Einsatzmöglichkeit, spricht die Effizienz durch den grösseren Effekt eindeutig für die Videoinstruktion. Bei der Auswertung des Fragebogens zeigte sich bei der Frage, welche Lernmethode Videoinstruktion oder konventionelle Instruktion würden sie bevorzugen, dass 17 Studenten aus der KI Gruppe sich für Video und 8 für die Lektion entschieden haben. Es war überraschend, dass 2/3 der KI Gruppe die Videoinstruktion bevorzugen würden. Die Entscheidung zu der anderen Lernmethode, wählten alle Studenten ohne Ihre Ergebnisse der Demonstration aus der praktischen Prüfungsstation zu kennen. In der VI Gruppe war das Ergebnis ausgeglichen, 12 Studenten bevorzugten die Videoinstruktion und 13 Studenten bevorzugten die konventionelle Instruktion. Gesamthaft wurde erwartet, dass die jeweils vor der praktischen Prüfung erlebte Lernmethode mehrheitlich bevorzugt werden würde. Das die Videoinstruktion mehrheitlich bevorzug wurde deckt sich mit den Ergebnissen der in der Einleitung zitierten Literatur und lässt sich auf die bekannten Vorteile von Videoinstruktionen zurückführen (Generelle Bevorzugung von digitalen Medien der jungen Generation, das Hervorheben von Schlüsselelementen, Standardisierung von Prozeduren) [6]. Eine deutliche Aussage bei der Auswertung war, dass eine Kombination von konventioneller Instruktion und Videoinstruktion als die ideale Unterrichtseinheit von den Studenten angesehen wurde. Dies war nicht unerwartet, da eine Addition beider Lernmethoden von Studenten natürlich als potentieller Gewinn betrachtet wird. Einige Fragen die sich bei der Durchführung ergeben haben, sollten bei weiterführenden Studien berücksichtig werden: Würden die Unterschiede bei der Durchführung zwischen beiden Interventionsgruppen möglicherweise anders ausfallen, wenn man anstatt eines Dozenten, mehrere Dozenten mit jeweils einer kleineren Gruppe eingesetzt hätte? Würden andere Lernmethoden, z.B. eine Demonstration mit anschliessenden Übungsmöglichkeiten in einer simulierten oder realen Operationseinheit, Literatur mit Einsatz von Bildmaterial, zu anderen Ergebnissen führen? Kritisch ist auch zu betrachten, dass in der praktischen Prüfungsstation eher Fertigkeiten geprüft wurden und die Lernenden in beiden Gruppen nur einmal 2 Minuten unterrichtet worden waren, ohne eine Möglichkeit der unterstützten Übung, durch ein persönliches Feedback und ohne jegliche Möglichkeit Fragen zu stellen.


5. Schlussfolgerung

Unsere Fragestellung, ob eine Videoinstruktion für die chirurgische Händedesinfektion genauso effektiv sein kann, wie eine konventionelle Instruktion, können wir bejahen und die Nullhypothese ablehnen. Bei der über die reine Fragestellung hinausgehenden Evaluation zeigt sich in allen Bereichen ein positives Ergebnis für die Videoinstruktion. In der Vorbereitung und in der Qualität erzielten beide Gruppen einen gleich guten Effekt. Die Videoinstruktion zeigte in der Durchführung und im Total Score, einen signifikant besseren Effekt. Die evaluierte Sequenz der chirurgischen Händedesinfektion des Lehrfilmes zeigt eine effektive und effiziente Wissensvermittlung. Bei der Befragung, welche der beiden Methoden sie bevorzugen würden, wurde deutlich die Videoinstruktion gewählt. Ein weiterer relevanter Aspekt ist, dass ein Videofilm durch erweiterte Darstellungsmöglichkeiten von Lehrinhalten, eine sinnvolle Bereicherung des Lernangebotes darstellt und das kognitive und technische Wissen steigern kann. Eine Videoinstruktion bietet die Möglichkeit entsprechende Lerninhalte wirklichkeitsgetreu darzustellen und als Einsatz im Selbststudium einzusetzen. Videos helfen den Lernenden, Lerninhalte aus dem Unterricht eigenständig in der eigenen Geschwindigkeit zu wiederholen. Zukunftsgerichtet wäre auch die Untersuchung des Langzeiteffektes und der unterschiedlichen Lehrmethoden von Interesse.


6. Danksagung

Folgenden Personen möchte ich herzlichst für die Unterstützung bei diesem Projekt danken:

  • Herrn Giovanni Ferrieri, Multimediagestalter Video
  • Herrn Jürgen Schmidt, Dipl.-Pflegw. (FH)
  • Frau Margrit Catani und Frau Diana Schuler
  • Frau Dr. phil. nat. Banu Yürüker, MME
  • Frau Sabine Richter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
  • Frau Gudrun Stopper, MME
  • Herrn Stephan Schallenberger, MAS in HCID
  • Herrn Kevin Gaunt, iOS Software Developer and Research
  • Barbara Haldemann, Leiterin Gynäkologischen Operationssaal des Inselspitals Bern

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

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