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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Impfen: Entwicklung und Implementierung eines kompetenzbasierten Curriculums für den Studiengang Humanmedizin an der LMU München

Artikel Kompetenzbasierte Ärzteausbildung

  • corresponding author B. Vogel - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • S. Reuter - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • M. Taverna - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • author M. R. Fischer - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • J. Schelling - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

GMS J Med Educ 2016;33(1):Doc5

doi: 10.3205/zma001004, urn:nbn:de:0183-zma0010044

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2016-33/zma001004.shtml

Eingereicht: 26. November 2014
Überarbeitet: 12. Oktober 2015
Angenommen: 6. November 2015
Veröffentlicht: 15. Februar 2016
Veröffentlicht mit Erratum: 25. Februar 2016

© 2016 Vogel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Jeder Absolvent des Medizinstudiums in Deutschland sollte eine Impfkompetenz mit dem entsprechenden Wissen und Fertigkeiten aufweisen. Dazu gehört u.a. wissenschaftliche Ergebnisse in einer für Laien verständlichen Form kommunizieren zu können, um im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung zu den relevanten Impfthemen beraten zu können.

Zielsetzung: Ziel dieses Projektes war die Entwicklung und Implementierung eines strukturierten, kompetenzbasierten Impf-Curriculums an der Medizinischen Fakultät der LMU München. In Anlehnung an den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) wurden kompetenzbasierte Impf-Lernziele definiert. Durch das Unterrichten der Impf-Lernziele sollen die Studierenden dazu befähigt werden, Impfungen inklusive der Beratung und Vorbereitung selbständig und situationsadäquat in Kenntnis der Konsequenzen durchzuführen.

Methodik: Nach fest definierten Impf-Kriterien wurden eine Istanalyse der bestehenden Lehrveranstaltungen und eine vergleichende Analyse des NKLM durchgeführt. Diese Analyse identifizierte die aktuellen Impf-Lehrveranstaltungen sowie NKLM Impf-Lernziele. Die NKLM Impf-Lernziele wurden daraufhin den bestehenden Lehrveranstaltungen zugeordnet und konsekutiv nicht gelehrte NKLM Impf-Lernziele identifiziert. Bestehende Lehrveranstaltungen wurden modifiziert oder neue Lehrveranstaltungen entwickelt, um diese Lernziele zusätzlich zu implementieren.

Ergebnisse: Die Istanalyse identifizierte insgesamt 24 Lehrveranstaltungen, die bereits Impf-Themen lehrten. Der NKLM Impf-Lernzielkatalog beinhaltet insgesamt 35 Lernziele, von denen vier zuvor noch nicht in den untersuchten Veranstaltungen gelehrt wurden. In enger, interdisziplinärer Zusammenarbeit wurde ein longitudinales Impf-Curriculum mit insgesamt 35 Impf-Lernzielen entwickelt und implementiert.

Schlussfolgerung: Am Beispiel der Gestaltung und Implementierung eines Impf-Curriculums wurde eine Methodik entwickelt kompetenzbasierte Lernziele in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit zu implementieren. Diese Methodik kann auch für größere Themenbereiche oder an anderen Universitäten angewendet werden.

Schlüsselwörter: Medizinische Ausbildung, Curriculum, Impfung, Kompetenz, Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin


1. Einleitung

Impfungen gehören zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen gegen Infektionserkrankungen. Hohe Durchimpfungsraten schützen auch diejenigen in der Bevölkerung, die selbst nicht geimpft werden dürfen. Daher werden durch hohe Impfraten auf der einen Seite die Anzahl der Infektionen in der Gesamtbevölkerung reduziert und auf der anderen Seite durch eine erfolgreiche Herdenimmunisierung diejenigen geschützt, die sich selbst nicht impfen lassen können oder dürfen und häufig zu den Schutzbedürftigen in unserer Gesellschaft zählen [1]. Daher wird im aktuellen Koalitionsvertrag von 2013 explizit auf die Erhöhung der Impfraten hingewiesen [2]. Um die endemische Ausbreitung des Masernvirus zu stoppen, ist die Elimination von Masern ein erklärtes gesundheitspolitisches Ziel der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation [3]. Am Beispiel des Polio-Virus weist die WHO auf die Gefahr des Imports von Viren in die krankheitsfreie Region Europa hin [4]. Trotzdem sind Durchimpfungsraten im Besonderen des Gesundheitspersonals niedrig [5]. Dies könnte ein Zeichen für ein kontroverses Meinungsbild in Bezug auf das Thema Impfen sein oder auf mangelnde Vermittlung von Impf-Kompetenzen in der medizinischen Ausbildung hinweisen. Der nationale Impfplan möchte unter anderem die Umsetzung von Impfstrategien verbessern und die Bereitschaft der Ärzteschaft zu impfen fördern. Darüber hinaus sieht er die Verbesserung der Aus- und Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte vor [6].

Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine kompetenzbasierte Gestaltung von Studiengängen [7]. Kompetenz ist der gewohnheitsmäßige und wohlüberlegte Einsatz von Kommunikation, Wissen, fachlichen Fertigkeiten, klinischem Urteilsvermögen, Emotionen, Werten und Reflexion in der täglichen Praxis zum Wohle des zu betreuenden Einzelnen und der Gemeinschaft [8]. Das Thema Impfen ist aufgrund der kontrovers diskutierten Sachlage geeignet, um diese Kompetenz auszubilden. Die Medizinstudierenden sollten im Studium Impfkompetenz mit dem entsprechenden Wissen und Fertigkeiten entwickeln. Dazu gehört die Fähigkeit, wissenschaftliche Ergebnisse in einer für Laien verständlichen Form zu kommunizieren, um eine umfassende, ergebnisoffene Impfberatung durchführen zu können.

Die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und der Medizinische Fakultätenrat (MFT) erarbeitete den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) [9]. Der NKLM lag zum Zeitpunkt der Entwicklung des Projekts in einer vorläufigen Form vor. In Anlehnung an die vorläufige Version des NKLM entwickelte und implementierte das Institut für Allgemeinmedizin des Klinikums der Universität München in Zusammenarbeit mit dem Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin ein kompetenzbasiertes Impf-Curriculum für den Studiengang Humanmedizin an der LMU München.


2. Projektbeschreibung

Die Vorgehensweise der Entwicklung des kompetenzbasierten Impf-Curriculums orientiert sich an folgenden Schritten des Kernzyklus (modifiziert nach Kern) der Curriculumentwicklung in der medizinischen Ausbildung [10]:

1.
Bedarf und Problemidentifikation
2.
Zielgruppe
3.
Zielsetzungen
4.
Strategie und Methoden
5.
Umsetzung / Implementierung
Bedarf und Problemidentifikation

Krankheitsausbrüche impfpräventabler Erkrankungen sind häufig auf sogenannte Impfmüdigkeit und die daraus resultierende hohe Anzahl von nicht geimpften Personen zurückzuführen [1]. Ohne der individuellen Entscheidung des Patienten vorzugreifen, sollten Ärzte in der Lage sein, bei jedem Patienten aus medizinischer Sicht relevante Impflücken zu erkennen und dies zum Anlass für ein Informations- und Beratungsgespräch sowie für dementsprechende Impfempfehlungen nehmen. In Expertendiskussionen der lehrenden Professoren der LMU wurde jedoch übereinstimmend festgestellt, dass Studierende häufig über mangelnde Impfkompetenz verfügen.

Zielgruppe und Zielsetzung

Ein kompetenzbasiertes Impf-Curriculum soll die Studierenden dazu befähigen, die sich ständig ändernden Anforderungen der Patientenbehandlung und Beratung zu bewältigen. Folglich soll die Zielgruppe der Studierenden der humanmedizinischen Ausbildung der medizinischen Fakultät der LMU erreicht werden. Folgendes übergeordnete Lernziel wurde in mehreren Diskussionsrunden von dem Expertenteam nach Guilbert definiert [11]: „Die Studierenden haben bis zum Ende des Blockpraktikums Allgemeinmedizin eine Impfung inklusive Beratung, Vorbereitung und Durchführung mindestens einmal selbständig und situationsadäquat in Kenntnis der Konsequenzen durchgeführt.“

Strategie und Methoden

Die Entwicklung des Impf-Curriculums bestand aus zwei Schritten und beanspruchte insgesamt sechs Monate. Zunächst wurde eine Istanalyse der bestehenden Lehrveranstaltungen durchgeführt. Anschließend wurden Impf-Lernziele im NKLM identifiziert und zu den bestehenden Impf-Lehrveranstaltungen zugeordnet. Ein interdisziplinäres Expertenteam (fünf lehrende Professoren und Modulverantwortliche, der Studiendekan, zwei Allgemeinmediziner, eine Gesundheitswissenschaftlerin und eine Studierende der Humanmedizin) waren an der Entwicklung des Impf-Curriculums beteiligt.

Istanalyse der bestehenden Lehrveranstaltungen

Das Expertenteam durchsuchte das Modulhandbuch des humanmedizinischen Studiengangs der LMU (Stand Sommersemester 2013) nach Impf-Lernzielen. Darüber hinaus beurteilte die Studierende des 9. Semesters aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen im Studium, in welchen Vorlesungen und Seminaren Impfthemen gelehrt wurden. Die Impfthemen wurden in Anlehnung an das Handbuch der Impfpraxis [12] folgendermaßen definiert:

  • Herstellung von Impfstoffen
  • Wirkungsweise von Impfstoffen
  • Impf-Empfehlungen (STIKO)
  • Durchführung des Impfens (inklusive Patientenschutz)
  • Impfskepsis
  • Beurteilung von Impfstudien
  • Rechtliche Grundlagen (Impfschaden, Krankheit bei Impfresistenz)
Identifizierung von NKLM Impf-Lernzielen und Zuordnung der NKLM Impf-Lernzielen zu den bestehenden Lehrveranstaltungen

Das Expertenteam durchsuchte anschließend den NKLM nach Impf-Lernzielen. Wieder wurde nach oben genannten Impfthemen gesucht. Ein Großteil der auf diese Weise identifizierten NKLM Impf-Lernziele fand einstimmige Zustimmung bei den Experten. Bei Uneinigkeit der Experten, ob das NKLM Lernziel zu dem Thema Impfen zugeordnet werden konnte, folgte während des ersten Expertentreffens eine qualifizierte Diskussion und Konsensfindung über die Aufnahme oder den Ausschluss in den NKLM Lernzielkatalog Impfen. Auf diese Weise entstand ein NKLM Lernzielkatalog Impfen. Darüber hinaus entwickelte ein Allgemeinmediziner, der über eine außergewöhnlich große Impfexpertise verfügt, ein Impf-Curriculum. Die Aspekte dieses erfahrungsbasierten Impf-Curriculums wurden den NKLM Lernzielen zugeordnet. Sie sind ebenso Teil des NKLM Lernzielkatalogs Impfen. Abschließend ordnete das Expertenteam alle identifizierten NKLM Impf-Lernziele den bestehenden Impflehrveranstaltungen zu, um inhaltliche Lücken zu identifizieren.

Umsetzung / Implementierung

Im Rahmen der Entwicklung des NKLM Lernzielkatalogs Impfen wurden Lernziele identifiziert, die den Lehrveranstaltungen nicht zugeordnet werden konnten. Folglich wurden diese Lernziele aktuell nicht gelehrt. Für diese Lernziele wurden im Rahmen der Implementierung bestehende Lehrveranstaltungen modifiziert und die Lernziele somit curricular implementiert.


3. Ergebnisse

Istzustand

Die Analyse der Module identifizierte 24 Lehrveranstaltungen der humanmedizinischen Ausbildung der LMU in denen Impfthemen gelehrt wurden (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Darüber hinaus wird im Blockpraktikum Allgemeinmedizin in der Regel eine Impfung praktisch durchgeführt. Die Lehrveranstaltungen finden longitudinal im klinischen Studienabschnitt statt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Identifizierung von NKLM Impf-Lernzielen und Zuordnung der NKLM Impf-Lernziele zu den bestehenden Lehrveranstaltungen

Die erste Sichtung des NKLM identifizierte zunächst 74 NKLM Impf-Lernziele. Bei insgesamt 36 von 74 NKLM Lernzielen wurde bei einem ersten Expertentreffen einstimmig ein relevanter Impfbezug festgestellt. Nach der Zuordnung der NKLM Lernziele zu den aktuellen Lehrveranstaltungen zeigte sich, dass von den 36 NKLM Impf-Lernzielen sechs Lernziele aktuell noch nicht gelehrt wurden. Die Diskussion des 2. Expertentreffens entschied über den Aussschluss eines der sechs Lernziele (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Ein weiteres Lernziel konnte bei diesem Treffen in einer schon bestehenden Vorlesung verortet werden (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Folglich besteht der NKLM Lernzielkatalog Impfen letztendlich aus insgesamt 35 NKLM Impf-Lernzielen (siehe Anhang 1 [Anh. 1]).

Analyse der Lernziele des NKLM Impf-Curriculums

Die Analyse der 35 Lernziele des NKLM Impf-Curriculums folgt der Gliederung des NKLM nach den Kompetenzrollen und der medizinischen Expertise (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Darüber hinaus wurden die Lernziele des Impf-Curriculums nach den Kompetenzebenen analysiert. Im NKLM Impf-Curriculum werden neben Wissenskompetenzen (Ebene 1 und 2) ebenso Handlungskompetenzen (Ebene 3a und 3b) ausgebildet (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]). Somit enthält das NKLM Impf-Curriculum neben den Lernzielen, den Lehrzeitpunkt und das Kompetenzlevel.

Implementierung

Insgesamt 31 Lernziele des NKLM Lernzielkatalogs Impfen wurden longitudinal gelehrt, während vier Lernziele bis dato noch nicht unterrichtet wurden. Jedes der vier Lernziele konnte in die Lehre integriert werden. Drei der vier Lernziele wurden in Seminarform, eines in Form einer Vorlesung implementiert (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Die vermehrte Implementierung in Seminarform spiegelt die Kompetenzorientierung der Lernziele wieder. Ergänzend, vor- und nachbereitend zu den Präsenzveranstaltungen wurden die Lernziele im interaktiven E-Learning Format in das Impf-Curriculum aufgenommen. Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin, welches gegen Ende des Studiums stattfindet, bietet den Studierenden in der Regel die Möglichkeit eine Impfung inklusive Beratung, Vorbereitung und Durchführung selbständig und situationsadäquat in Kenntnis der Konsequenzen durchzuführen. Nach Abschluss der Implementierung des Impf-Curriculums werden alle 35 Lernziele des neu entwickelten NKLM Impf-Curriculums an der medizinischen Fakultät der LMU gelehrt.


4. Diskussion

Eine Methodik der kompetenzorientierten Curriculumentwicklung bei gleichzeitiger Anpassung an den NKLM kann aus mehreren Schritten bestehen. Nach der Istanalyse der aktuellen Lehrveranstaltungen folgt die Identifizierung von Impf-Lernzielen, gefolgt von der Zuordnung der Lernziele zu den aktuellen Lehrveranstaltungen. Nicht zugeordnete Lernziele können in einem weiteren Schritt durch Modifizierung bestehender Lehrveranstaltungen implementiert werden. Werden Lehrveranstaltungen modifiziert und neue Schwerpunkte gesetzt, so kann dies mit einer Reduzierung bisheriger Lehrinhalte verbunden sein. Es muss sichergestellt werden, dass diese Lehrinhalte weiterhin hinreichend in anderen Lehrveranstaltungen unterrichtet werden. Beispielsweise war es möglich, das Seminarthema „Husten“ durch „Impfen“ zu ersetzen, da der Fokus der Seminare insgesamt auf der Ausbildung von Beratungskompetenz der Studierenden liegt. Daher ist es vertretbar die thematischen Inhalte, hier Impfen gegen Husten, gegeneinander auszutauschen.

Die Istanalyse der Lehrveranstaltungen verschafft einen Überblick über die gelehrten Veranstaltungen, die Anzahl der Lehrveranstaltungen, Art der Veranstaltungen und den Lehrzeitpunkt. Redundanzen und das gelehrte Kompetenzniveau werden durch die Istanalyse transparent. Die Ergebnisse können in einem Curricular Mapping dargestellt werden. Impfen wird an der LMU longitudinal in allen Kompetenztiefen unterrichtet. Zunächst fehlende Kompetenzen, wie beispielsweise wissenschaftliche Kompetenzen, konnten durch curriculare Veränderungen der Lehrveranstaltungen in die Lehre integriert werden. Die Fokussierung auf das Thema Impfen vereinfachte den Entwurf einer Methodik zur Entwicklung und Implementierung eines kompetenzbasierten Lernzielkatalogs. Diese Methodik kann auf weitere umfangreichere Themen der medizinischen Ausbildung angewendet werden.

Die Identifizierung von NKLM Lernzielen zu einem speziellen Thema motiviert die Beteiligten dazu, sich mit dem NKLM intensiv auseinanderzusetzen. Darüber hinaus wurde den Beteiligten die Komplexität des NKLM bewusst. Die z.T. äußerst detaillierten Lernziele wurden als in der Lehrfreiheit einschränkend empfunden. Es wurde diskutiert, inwieweit alle Lernziele des NKLM für die Lehrveranstaltungen nützlich sind. Möglicherweise kann der NKLM in Zukunft eher als Framework für die Erstellung von Lernzielkatalogen dienen. Die Beschreibung von sehr spezifischen, detaillierten Lernzielen könnte den Dozenten freigestellt werden und Lernziele individuell formuliert werden. Dies kann eine Anpassung an die individuellen Rahmenbedingungen der lokalen Curricula unter Gewährleistung von übergeordneten Standards ermöglichen.


5. Schlussfolgerung

Das in dieser Arbeit beschriebene Vorgehen der Entwicklung eines kompetenzbasierten Impf-Curriculums kann die Lehre durch die Festlegung kompetenzorientierter Lernziele, durch klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten, und Implementierung fehlender Lernziele verbessern. Das Vorgehen kann zur Transparenz in der Lehre beitragen.

Im Anschluss an die Entwicklung und Implementierung des NKLM Impf-Curriculums wird der kompetenzbasierte Lernzielkatalog Impfen evaluiert. Es werden die Dozenten beispielsweise befragt, ob der NKLM Lernzielkatalog Impfen bei der Formulierung von Lernzielen nützlich ist. Außerdem werden Studierende befragt, ob die NKLM Lernziele z.B. für Prüfungsvorbereitungen hilfreich sind. Darüber hinaus wird die Meinung der Lehrärzte zur Modifizierung der Lehrveranstaltungen evaluiert. Das gesamte Projekt gewährleistet einen dynamischen, qualitativ hochwertigen Weiterentwicklungsprozess des Curriculums. Bei positiven Evaluationsergebnissen kann die Methodik zur Entwicklung und Implementierung eines Lernzielkataloges nicht nur für kleine Themen, wie beispielsweise „Impfen“ durchgeführt werden, sondern auch auf größere Bereiche und an anderen Universitäten angewendet werden, um kompetenzbasierte Lernzielkataloge zu entwickeln und zu implementieren.


Danksagung

Für die konstruktive Unterstützung bei der Erstellung des kompetenzbasierten Impf-Curriculums bedanken wir uns herzlich bei den mitwirkenden Dozenten Prof. Dr. med. Bogner, Prof. Dr. med. Eberle, Prof. Dr. med. Hübner, Prof. Dr. med. von Kries, PD Dr. rer. nat. Obst und Dr. med. Schrörs.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

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12.
Dittmann S. Handbuch der Impfpraxis. Gladenbach: Jürgen Haas Print Consulting; 2012.


Erratum

Im deutschen Titel wurde das Wort "Impfen" ergänzt.