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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Suzanne Verdonschot, Marloes de Jong, Paul Keursten: Innovationen im Hier und Jetzt – Eine Toolbox mit neuen Ideen und ungewöhnlichen Ansätzen zum Ausprobieren

Buchbesprechung Medizinische Ausbildung

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  • corresponding author Sigrid Harendza - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(5):Doc49

doi: 10.3205/zma000991, urn:nbn:de:0183-zma0009918

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000991.shtml

Eingereicht: 9. Oktober 2015
Überarbeitet: 12. Oktober 2015
Angenommen: 18. Oktober 2015
Veröffentlicht: 16. November 2015

© 2015 Harendza.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Suzanne Verdonschot, Marloes de Jong, Paul Keursten

Innovationen im Hier und Jetzt – Eine Toolbox mit neuen Ideen und ungewöhnlichen Ansätzen zum Ausprobieren

Kessels & Smit Publishers, Utrecht

Erscheinungsjahr: 2015, Preis: € 45,00, 80 Seiten, 27 Methodenkarten (DIN A5), 11 Karten mit Gestaltungsprinzipien (DIN A6), 14 Karten mit Beispielsituationen (DIN A6)

ISBN: 978-90-823261-1-6


Rezension

Um es gleich vorweg zu sagen: die Toolbox ist gar kein Buch (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]), sondern eher ein Spiel. Aber auch nicht wirklich – viel mehr ein Werkzeugkasten mit Anleitung in einer ansprechenden Schachtel. Entstanden aus einem Forschungsprojekt. Aber der Reihe nach.

Wie in der medizinischen Ausbildung spielen Innovationsprozesse in vielen anderen Bereichen eine große Rolle und die beteiligten Akteure schlagen sich mit ähnlichen Problemen herum. Solche Schwierigkeiten in Entwicklungsprozessen lassen sich jedoch auch als Aufgabe verstehen, die es erfolgreich und unter Schonung der eigenen Nerven zu lösen gilt. Von der Erforschung dieser Prozesse, die sich mit dem richtigen „Projektmanagement“ erfolgreich bearbeiten lassen, berichtet das Handbuch, das die Toolbox enthält. Es liefert nicht nur Erklärungen, sondern bietet auch Werkzeuge an, die, auf handliche Karten gedruckt, für den Einsatz im eigenen Workshop direkt nutzbar sind. Es eignet sich damit für all diejenigen, die Gruppenprozesse, bei denen nicht immer alles reibungslos verläuft (z.B. die Entwicklung eines Curriculums), begleiten möchten.

Im ersten Kapitel des Handbuchs werden Innovationen als gemeinsamer Lernprozess dargestellt, bei dem es auf die Perspektive der Betrachtung ankommt. Im Zentrum des Kapitels stehen sogenannte „Innovationspraxen“, also Gruppen von Menschen, die gemeinsam an einer schwierigen Aufgabe in der Praxis arbeiten möchten. Mit Hilfe von Untersuchungen verschiedener Innovationspraxen aus unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen entwickeln die Autoren ein Modell für den Gestaltungsprozess von Durchbrüchen, um Innovationen zu ermöglichen. Außerdem identifizieren sie in mehreren Studien Faktoren, die diesen Gestaltungsprozess beeinflussen. Aus der Kenntnis dieser Zusammenhänge entwickeln sie im zweiten Kapitel des Handbuchs 11 Gestaltungsprinzipien, die als Handreichung für die eigene praktische Arbeit in Innovationsprozessen dienen können.

Diese Gestaltungsprinzipien klingen sehr eingängig und pragmatisch, beispielsweise: „Formuliere eine drängende und faszinierende Frage“ oder „Stelle ungewohnte Verbindungen zwischen unterschiedlichen Expertisen her“ oder „Arbeite auf der Grundlage gegenseitiger Attraktivität“. Alle Gestaltungsprinzipien sind nach demselben Prinzip dargestellt. Zunächst wird die Funktion des Prinzips erläutert, dann mit einem Praxisbeispiel verdeutlicht und schließlich mit einer Handreichung für die eigene praktische Anwendung versehen. Jedem Gestaltungsprinzip sind außerdem ein Leitsatz und ein Cartoon vorangestellt, mit denen sich das Prinzip eingängig memorieren lässt. Eine Kurzfassung jedes Gestaltungsprinzips ist zusätzlich in der Toolbox auf einer DIN A6-formatigen Karte mit den wichtigsten Tipps für den eigenen Praxiseinsatz zu finden.

Die Toolbox enthält außerdem ein Set von 27 DIN A5 formatigen Karten, den sogenannten Methodenkarten, die als mögliche Arbeitsformen zur Umsetzung der verschiedenen Gestaltungsprinzipien im Handbuch vorgeschlagen werden. Diese Methodenkarten beinhalten eine konkrete Anleitung zum Einsatz der jeweiligen Methode in einer entsprechenden Situation. Gleichzeitig lassen sie viel Spielraum zum eigenen Experimentieren mit den Methoden. Da nicht jede Methode für jede Innovationspraxis und jede Gruppenbegleitung gleichermaßen geeignet ist, wird die Toolbox durch eine Internetseite (http://www.innovationenimhierundjetzt.de) ergänzt, auf der man mit Hilfe eines Selbsttests einschätzen kann, welche Methoden zur eigenen Persönlichkeit und zum eigenen Arbeitsstil passen. Gleichzeitig findet man dort außerdem weitere Arbeitsblätter für den praktischen Einsatz.

Abgerundet wird die Toolbox mit einem zweiten Set von 14 DIN A6 formatigen Karten, auf denen Beispielsituationen zusammengestellt sind, mit deren Hilfe man in den Gestaltungsmodus der eigenen Innovation kommen kann. Hierbei bietet auch das Kapitel 3 des Handbuchs Unterstützung, das mit dem Titel „Mit dem ganzen Prinzipien-Set arbeiten“ überschrieben ist. Das Gestaltungsmodell aus dem ersten Kapitel wird hier nochmals aufgegriffen und dient zur Erläuterung der fünf Schritte im Planungsprozess. Mit Hilfe der Gestaltungsprinzipien und der Methodenkarten der Toolbox können diese Schritte von der Identifizierung eines Problems im eigenen Gestaltungsprozess über die Planung der methodischen Intervention bis hin zur Auswertung des Innovationseffekts durchlaufen und erprobt werden. Auf welchen Evidenzen die in der Toolbox enthaltenen Methoden beruhen, weist das Literaturverzeichnis am Ende des Handbuchs aus.

Dass diese Toolbox, die 2009 bereits in den Niederlanden entwickelt wurde, nun endlich auch auf Deutsch erscheint, ist ein Segen für alle, die in Entwicklungsprozessen feststecken, mit Widerständen in Planungsgruppen kämpfen oder einen Innovationsprozess von Anfang an auf eine gute Basis stellen wollen. Die pragmatischen Kartensets erlauben einen sofortigen Einsatz der evidenzbasierten Methoden in der eigenen Praxis und sind als kleine Gedächtnisstütze im praktischen Workshopeinsatz auch für Neulinge auf dem Gebiet des Projektmanagements sehr gut geeignet.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.