gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

GMS publiziert Ihre Forschungsergebnisse – und veröffentlicht die dazugehörigen Forschungsdaten bei Dryad

Leitartikel

Suche in Medline nach

  • corresponding author Ursula Arning - ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Abteilung Digitales Publizieren/GMS, Köln, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(3):Doc34

doi: 10.3205/zma000976, urn:nbn:de:0183-zma0009769

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000976.shtml

Eingereicht: 20. Juli 2015
Überarbeitet: 23. Juli 2015
Angenommen: 23. Juli 2015
Veröffentlicht: 17. August 2015

© 2015 Arning.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Leitartikel

Seit 2013 engagiert sich ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften auch im Bereich der Registrierung und Veröffentlichung von Forschungsdaten. Um seinen Autorinnen und Autoren im Rahmen von GMS auch eine Möglichkeit zu bieten, Forschungsdaten zu veröffentlichen, hat ZB MED eine Mitgliedschaft bei Dryad geschlossen: Dryad ist ein Open-Access-Repositorium (gewissermaßen ein Speicher) für Forschungsdaten, die Artikeln aus Peer-Review-Zeitschriften zugrunde liegen. Zurzeit haben zehn der Zeitschriften, die bei GMS publizieren, Interesse bekundet, von der Möglichkeit zur Datenpublikation Gebrauch zu machen, darunter auch die GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung (ZMA).

Was sind Forschungsdaten in der Medizin? Forschungsdaten im Bereich der Medizin können Statistikdaten (z.B. aus anonymisierten Befunddaten), Materialien (z.B. International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD)), Klassifikationen und Codes zu Krankheiten, Bilddaten aus bildgebenden Verfahren (z.B. MRT), Sensordaten aus Biosignal- oder Vitalparametermessung (z.B. EKG, EEG), Biomaterialdaten aus Laboruntersuchungen (z.B. Blutproben, Genom-Daten) oder Stammdaten der Patientenverwaltung (z.B. aus Krankenhausinformationssystemen) wie auch audiovisuelle Daten sowie Modelle und Visualisierungen sein.

Warum sollten Forschungsdaten veröffentlicht werden? Immer wieder wird im Bereich der Wissenschaft kritisiert, dass Forschungsergebnisse nicht nachprüfbar sind, weil die zugrunde liegenden Forschungsdaten nicht veröffentlicht wurden. Zur guten wissenschaftlichen Praxis sollte es daher gehören, die Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, um Transparenz herzustellen. Zudem wird Doppelarbeit vermieden, da die Daten nicht mehrfach erhoben und auch in neuen Kontexten nachgenutzt werden können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Daten referenzierbar werden und dadurch gegebenenfalls die eigene wissenschaftliche Reputation durch Zitationen gesteigert wird. Nicht zuletzt werden durch die Publikation die Auflagen oder Empfehlungen unterschiedlicher Förderer (wie z.B. DFG, BMBF, EU, NIH) bzw. auch die Leitlinien der eigenen Institution erfüllt.

Welches sind die Vorteile der Publikation der Forschungsdaten bei Dryad? Dryad ist ein international etablierter Partner und zählt Fachgesellschaften und Verlage zu seinen Mitgliedern. Dryad stellt durch das Langzeitarchivierungssystem CLOCKSS die dauerhafte Verfügbarkeit der Daten sicher. Die Daten werden bei Dryad unter einer Creative Commons Zero (CCO) Lizenz veröffentlicht, um eine breite Nutzung der Daten zu ermöglichen. Zudem verfügt das Repositorium über eine gute Verbreitung, so dass die Forschungsdaten weit auffindbar sind. Durch die Cross-Referenzierung zwischen dem Zeitschriftenartikel und dem zugehörigen Datensatz wird zusätzlich auf die jeweils andere Publikation verwiesen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Jeder Datensatz bekommt einen eigenen persistenten Identifikator, in diesem Fall einen Digital Object Identifier (DOI), wodurch die Daten zitierfähig werden. Auch erstellt Dryad Nutzungsstatistiken, mittels derer Aussagen über das Interesse an den Daten getroffen werden können, wie auch gegebenenfalls über ihre mögliche wissenschaftliche Relevanz (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).

Wie läuft der Publikationsprozess über GMS? Autorinnen und Autoren der ZMA können bereits bei Einreichung ihres Manuskripts angeben, ob sie der Publikation zugrundeliegende Forschungsdaten ebenfalls veröffentlichen möchten. Wenn sie damit einverstanden sind, geht die Meldung direkt aus dem Manuskriptverwaltungssystem an Dryad und es wird ein vorläufiger Eintrag mit den Metadaten des Manuskripts erzeugt. Die Autorinnen und Autoren erhalten eine E-Mail mit dem direkten Link zu diesem Eintrag und haben die Möglichkeit, dort Daten in jedem Format und von beliebiger Größe abzulegen. Die Daten können so über einen gesicherten Zugang in den Review-Prozess mit einbezogen werden.

Generell ist zu beachten, dass Dryad derzeit nur englischsprachige Daten akzeptiert, so dass deutschsprachige Erhebungen nicht berücksichtigt werden. Bei der Einreichung der Forschungsdaten sollten die Metadaten, die von der Manuskripteinreichung bei GMS übernommen wurden, durch weitere wichtige Angaben ergänzt werden (z.B. Coautoren, Keywords).

Nach 20 Monaten Mitgliedschaft bei Dryad ist eine deutliche Diskrepanz zwischen einem hohen Anteil positiver Absichtserklärungen und sehr wenigen tatsächlich veröffentlichten Datensätzen zu verzeichnen. Eine Ablehnung, Forschungsdaten zu veröffentlichen hat aber keinerlei Auswirkungen auf das Reviewverfahren.

Im Rahmen des Einreichungsprozesses über das GMS-Manuskriptverwaltungsprogramm fragen wir bei Ablehnung einer Datenpublikation bei Dryad standardmäßig nach den Gründen, um unsere Services besser auf die Bedürfnisse der Autorinnen und Autoren abstimmen zu können. Am häufigsten – ausgenommen das Nichtvorhandensein von Daten – wurden bisher „Misstrauen“ gegenüber den Konsequenzen der Veröffentlichung genannt oder „Urheberschaft“, also die Unsicherheit in Bezug auf die Urheberrechte der Daten. Zum Abbau dieser Bedenken und Informationsdefizite verfügt ZB MED über ein Beratungsangebot, welches sich auf die Themen Open Access und Open Data fokussiert. Ein Baustein des Beratungsangebots sind FAQs zu diesen Themen, die seit Anfang 2015 auf der ZB MED-Website zu finden sind (http://www.zbmed.de/publizieren/beraten/faqs/). Darüber hinaus bietet ZB MED auch Beratungsleistungen und Veranstaltungen zum Thema Forschungsdatenmanagement (http://www.zbmed.de/publizieren/wissenschaftlich-veroeffentlichen/forschungsdatenmanagement/) an.

Die Begründungen „Nicht vertraut mit Datenupload/Dryad“ bzw. „zu schwierig“ sind für uns weitere wichtige Indikatoren, um unser Informationsangebot stetig zu verbessern. So hat die GMS-Redaktion einen Hilfetext zur Dryad-Abfrage bei der Manuskripteinreichung erstellt, um die Prozesse transparenter zu gestalten. Außerdem ist ein Tutorial, das die Publikation von Forschungsdaten bei Dryad in Zusammenhang mit einer Artikelveröffentlichung bei GMS vorstellt, in Vorbereitung. Der idealtypische Ablauf einer parallelen Forschungsdatenpublikation ist in Abbildung 3 [Abb. 3] dargestellt.

Auch in Zukunft engagiert sich ZB MED weiter im Bereich Open Data und hat die Kostenübernahme (80 US-Dollar pro Datensatz bei Dryad) bis Ende 2016 gesichert. Wir würden uns freuen, wenn mehr Autorinnen und Autoren der ZMA die Möglichkeit der parallelen Veröffentlichung von Forschungsdaten bei Dryad nutzen würden.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.