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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Der Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin: Würdigung und Karrieresprungbrett

Kommentar Humanmedizin

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  • corresponding author Sigrid Harendza - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2013;30(3):Doc30

doi: 10.3205/zma000873, urn:nbn:de:0183-zma0008733

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2013-30/zma000873.shtml

Eingereicht: 4. Juli 2013
Überarbeitet: 7. Juli 2013
Angenommen: 8. Juli 2013
Veröffentlicht: 15. August 2013

© 2013 Harendza.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Ehre für die Lehre

Seit dem Jahr 2006 vergibt der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft den „Ars legendi-Preis für exzellente Hochschullehre“ in jährlich wechselnden Fächern als Auszeichnung für die besondere Leistung eines Hochschullehrers/einer Hochschullehrerin, um „die Qualität der Lehre als wesentliches Exzellenzkriterium für Hochschulen zu etablieren“ [http://www.stifterverband.info/wissenschaft_und_hochschule/lehre/ars_legendi_fakultaetenpreis/]. Den Anfang machte im Jahr 2006 die Medizin mit den Preisträgern Prof. Dr. med. Sigrid Harendza, MME (Bern), Universität Hamburg, und Prof. Dr. med. Dr. h.c. Reinhard Putz, Ludwig-Maximilians-Universität München. Aus diesem Konzept der Auszeichnung, mit dem einerseits die Qualität der Lehre als zentrales Gütekriterium einer Hochschule gewürdigt und andererseits ein karrierewirksamer Anreiz für den akademischen Nachwuchs geschaffen wurde, ist ab dem Jahr 2010 der „Ars legendi-Fakultätenpreis“ entstanden. Auch hier machte die Medizin den Anfang. Der „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ wird seither jährlich gemeinsam vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) der Bundesrepublik Deutschland vergeben (bisherige Preisträgerinnen und Preisträger siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).

Der „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ nimmt eine besondere Stellung im Gefüge der Preise zur Verbesserung der Qualität der Lehre ein. In den vergangenen Jahren wurden bereits innerhalb der medizinischen Fakultäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an vielen Standorten sogenannte „Teacher of the Year“ Preise eingerichtet, die zum überwiegenden Teil aufgrund der Bewertung von Lehrenden durch Studierende zustande kommen. Eine Untersuchung aus Kanada, wo solche Fakultätenpreise schon länger etabliert sind, zeigt, dass sich 45% der Empfängerinnen und Empfänger solcher Preise inspiriert fühlten, ihre Lehre weiter zu verbessern, während die Abteilungsdirektoren der Preisträgerinnen und Preisträger einen solchen Preis eher als wesentlich für das Prestige der Abteilung als für die Qualität der Lehre ansahen [1]. Eine kürzlich in den USA durchgeführte Metaanalyse über durch Fakultäten vergebene Lehrpreise konnte unter anderem die folgenden wesentlichen Aspekte herausarbeiten [2]:

1.
Die Haltung der Institution hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie Lehrqualität wertgeschätzt, gefördert und wahrgenommen wird.
2.
Lehrpreise können auch nicht intendierte negative Effekte haben, wenn sich die Empfängerinnen oder Empfänger dadurch isoliert fühlen und ihre Lehrexpertise nicht mit anderen teilen können.
3.
Wenn Lehrepreise zur Beförderung eingesetzt werden, sollte darauf geachtet werden, dass die Beförderungskriterien und die Preisvergabekriterien übereinstimmen.

Über die internen Fakultätenpreise hinaus gibt es in Deutschland außerdem verschiedene Lehrepreise für Hochschulen innerhalb eines Bundeslandes oder innerhalb verschiedener medizinischer Fachgesellschaften [http://www.uni-hamburg.de/campuscenter/lehrpreis.html], [3], [4]. Preise für exzellente Lehre und deren Publikation in renommierten Fachzeitschriften haben innerhalb von Fachgesellschaften in den USA eine noch längere Tradition [5] und tragen in der Fachgesellschaft zur Reputation der Preisträgerinnen und Preisträger bei. In wie weit sich Lehrpreise insgesamt auf die weitere Verbesserung der Lehre und insbesondere auf besseres Lernen der Studierenden auswirken, ist bisher wenig untersucht. Eine 30 Jahre alte Studie konnte keinen Unterschied im Lehrverhalten zwischen Lehrpreisträgerinnen/-preisträgern und Lehrpersonen ohne Auszeichnungen für die Lehre finden [6]. Hier füllt der „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ eine entscheidende Lücke.

Der „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ wird Kriterien-basiert vergeben und berücksichtigt bei der Bewertung der Lehrleistungen sowohl qualitatives Engagement in der eigenen Lehre als auch Leistungen im Rahmen der übergeordneten Curriculums- und Fakultätsentwicklung. Damit sind unter den Ausgezeichneten sowohl Personen, deren Lebensleistung im Bereich der Lehre honoriert wurde als auch Personen aus dem sogenannten Mittelbau, deren Hochschulkarrieren sich noch weiter entwickeln werden. In den Laudationes der Preisträgerinnen und Preisträger wurden als besondere Schwerpunkte für die individuellen Auszeichnungen hervorgehoben: die Anregung zum Einsatz digitaler Lehrmittel an vielen Standorten durch innovative Konzepte (Jürgen Schäfer), die Entwicklung eines interdisziplinären und praxisbezogenen Reformcurriculums (Peter Dieter), die Einführung von Kommunikationstrainings und Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Prüfungen in der Medizin (Jana Jünger), die Verbesserung der Auswahlverfahren zum Medizinstudium (Wolfgang Hampe), die multidisziplinäre Verankerung der Bereiche Klinik und Lehrforschung (Tobias Raupach) und schließlich die Einrichtung eines interdisziplinären Trainingszentrums für medizinische Ausbildung (Stefan Beckers und Saša Sopka).

Mit einer Ausnahme sind alle Preisträgerinnen und Preisträger des „Ars legendi-Fakultätenpreises für exzellente Lehre in der Medizin“ Mitglieder der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und engagieren sich in deren Ausschüssen. Die meisten haben ein berufsbegleitendes postgraduelles Master of Medical Education (MME) Studium [http://mme.iml.unibe.ch], [http://www.mme-de.de/] abgeschlossen. Hierdurch ergibt sich eine vernetzende Wirkkraft ihrer Aktivitäten und ein Multiplikatoreneffekt für alle medizinischen Fakultäten in Deutschland und darüber hinaus. Diese Impulse sind ganz wesentlich für die Weiterentwicklung der Curricula an den verschiedenen Hochschulstandorten und für die medizinischen Lehr- und Prüfungsmethoden. Die Auszeichnung durch den „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ macht die Preisträgerinnen und Preisträger außerdem als Mitglieder in der eigenen Hochschule oder bei Bewerbungen an anderen Hochschulen für Weiterentwicklungen der Qualität der medizinischen Lehre attraktiv. Zusätzlich kann der „Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin“ Ansporn für andere Hochschullehrende sein, sich in der Lehre an den medizinischen Fakultäten in Deutschland zu engagieren. Dies dürfte ebenfalls ein wesentliches Interesse des MFT und des Stifterverbandes sein und liegt nicht zuletzt in unser aller Interesse, denn die jetzigen Studierenden sind diejenigen, die uns später als Ärztinnen und Ärzte behandeln werden.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Brawer J, Steinert Y, St-Cyr J, Watters K, Wood-Dauphinee S. The significance and impact of a faculty teaching award: disparate perceptions of department chairs and award recipients. Med Teach. 2006;28(7):614-617. DOI: 10.1080/01421590600878051 Externer Link
2.
Huggett KN, Greenberg RB, Rao D, Richards B, Chauvin SW, Fulton TB, Kalishman S, Littlefield J, Perkowski L, Robins L, Simpson D. the design and utility of institutional teaching awards: a literature review. Med Teach. 2012;34(11):907-919. DOI: 10.3109/0142159X.2012.731102 Externer Link
3.
Breuer G. Thieme Teaching Award – How useful is a "leap of faith"? Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2012;47(7-8):502-503.
4.
Rupp I. Award for best continuing medical education article: Springer CME award Der Internist presented for the ninth time. Internist. 2013;54(5):581-582 DOI: 10.1007/s00108-013-3268-x Externer Link
5.
De Stasio EA. The 2013 Genetics Society of America Elizabeth W. Jones award for excellence in education: A. Malcolm Campbell. Genetics. 2013;194(1):11-13.
6.
Tollefson N, Tracy DB. Comparison of self-reported teaching behaviors of award-winning and non-award winning university faculty. Percept Mot Skills. 1983;56(1):39-44. DOI: 10.2466/pms.1983.56.1.39 Externer Link