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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Götz Fabry: Medizindidaktik: Ein Handbuch für die Praxis

Buchbesprechung/book report Humanmedizin

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GMS Z Med Ausbild 2009;26(2):Doc18

doi: 10.3205/zma000610, urn:nbn:de:0183-zma0006104

Eingereicht: 13. Oktober 2008
Überarbeitet: 20. Januar 2009
Angenommen: 20. Januar 2009
Veröffentlicht: 15. Mai 2009

© 2009 David.
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Bibliographische Angaben

Dr. med. Götz Fabry

Medizindidaktik

Ein Handbuch für die Praxis

Bern, Verlag Hans Huber

ISBN: 978-3-456-84599-9

275 Seiten, € 29,95/Fr. 49,90

Erscheinungstermin: 2008


Rezension

Der Autor Dr. med. Götz Fabry arbeitet als Wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universität Freiburg und als Trainer im Studiengng "Master of Medical Education (MME) Deutschland".

Medizindidaktik als Titel verspricht ein Buch, das alle Aspekte der ärztlichen Wissens- und Fähigkeitenvermittlung und wird nur durch den Untertitel "Handbuch für die Praxis in soweit eingeschränkt, als es nicht jede Facette en detaille abhandeln will, sondern als Leitfaden zum Thema die wichtigsten Apekte beleuchtet. Insgesamt liegt der Schwerpunkt aber auf der ärztlichen Ausbildung.

Grundsätzliches

Im Vorwort des Buches weist der Autor darauf hin, dass man es nicht nur "normal" von vorne nach hinten durchlesen / durcharbeiten kann, sondern auch nach Interesse bei einem der sechs Kapitel einsteigen kann – was bestätigt werden kann. Die Kapitelüberschriften lauten

  • Problemaufriss: Welche Ausbildung braucht ein Arzt? (21 Seiten)
  • Lernen im Medizinstudium: Voraussetzungen und Einflüsse (50 Seiten)
  • Lehre planen: Vom Prozess zum Ergebnis (33 Seiten)
  • Unterrichtsmethoden: Welches Mittel zu welchem Zweck? (63 Seiten)
  • Prüfungen: Information und Ergebnikontrolle (44 Seiten)
  • Evaluation: Lehre optimieren (20 Seiten).

Es folgen noch 23 Seiten Literaturverzeichnis und ein Sachverzeichnis.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Art Einleitung und endet in einem Fazit, das das Wesentliche merksatzähnlich wiederholt. Diese Kästen sind grau hinterlegt; zusätzlich finden sich über das Buch verteilt 19 als "Werkzeugkästen" bezeichnete hervorgehobene Textfelder, die als Mischung aus Kurzzusammenfassung und Checkliste dem Leser / der Leserin als Lern- und Merkhilfe dienen.

Zum Inhalt

Das Buch beginnt in Kapitel 1 mit einer Betrachtung des Arztberufes, seiner Wandlung und den Entwicklungen der ärztlichen Ausbildung. Dabei wird auf verschiedene Einflüsse hingewiesen, wobei keine abschließende Darstellung angestrebt ist. In Kapitel 2 gibt der Autor eine Einführung zur Motivation des Lernens, des Lernprozesses und verschiedener Mechanismen, die auf einen Lernerfolg Einfluss haben. Hier gewinnt man einen Einblick in das Lernen an sich, und kann damit das Verhalten der Lernenden, das Funktionieren oder auch Nicht-Funktionieren einzelner Ansätze, besser verstehen. Grundsätzlich könnte man aber das Buch auch ohne diese ersten zwei Kapitel gut handhaben.

Das Kapitel "Lehre planen" spiegelt den "Sinneswandel" in der Lehre, von der reinen Wissensvermittlung hin zur kompetenzorientierten Lehre wider. Hier findet der interessierte Leser die Grundlagen zur Lernzieldefinition. Im darauf folgenden, umfangreichsten Kapitel des Buches, dreht sich alles um didaktische Methoden. Von der klassischen Vorlesung mit Tipps zur Folienzahl und den fünf Punkten einer jeden Präsentation bis hin zu Standardsituationen in Kleingruppen/Seminaren, werden das Problemorientierte Lernen ebenso angerissen wie der klinische Unterricht. Jedoch lassen diese Abhandlungen jeweils nur die Darstellung von Grundprinzipien zu, eine Vertiefung fehlt.

Das Kapitel zu Prüfungen geht auf die grundlegenden Probleme jeder Prüfung ein und erklärt die essentiellen Begriffe der Objektivität, Validität und Reliabilität. Auch in diesem Kapitel werden alle gängigen Formate einer Prüfung aufgezählt. Weder fehlen schriftliche Prüfungen noch OSCE oder Progress-Testing. Zuletzt geht das Buch auf die nicht zu vernachlässigenden Aspekte der Evaluation ein.

Zusammenfassung

G. Fabry hat mit seinem Handbuch für die Praxis das - meines Wissens - erste deutschsprachige Werk zum Thema Medizindidaktik auf den Markt gebracht. Es gibt einen guten Überblick über die wesentlichen Aspekte des Themas, gleichwohl es zu den verschiedenen Unterthemen wie z. B. zum Thema der Multiple Choice Tests – einer immer noch häufig durchgeführten Prüfungsform - nur an der Oberfläche bleibt und wesentliche Hinweise zum Verfassen hochwertiger Testfragen nicht erwähnt.

Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das allen empfohlen werden kann, die vor die Aufgabe gestellt sind in der Medizindidaktik – insbesondere der ärztlichen Ausbildung - aktiv mitzuwirken. Man gewinnt mit diesem Buch nicht nur einen Überblick von der Planung, über die Durchführung, hin zur Evaluation von medizinischen Lehrveranstaltungen, sondern man kann seinen "Werkzeugkasten" der Lehrmethodik füllen, indem die verschiedenen Formate und ihre Eignung für verschieden Zielsetzungen vorgestellt werden. Damit erfüllt das Buch den Anspruch, den es mit seinem Titel und Untertitel erweckt.

Zu jedem Teilaspekt, jeder Methode gibt es aber durchaus weiterführende Literatur. Hier hilft – bei entsprechendem Interesse an einer Vertiefung - z. T. die umfangreiche Literaturliste, in der sich weiterführende Werke (oftmals in englischer Sprache) wie z. B. David E. Kerns "Curriculum Development for medical education" ebenso finden, wie Hinweise auf Ergebnisse der aktuellen Forschung, z. T. wird man weitere Quellen heranziehen müssen.

Trotz dieser Kritik bleibt es ein wichtiges Werk zum Einstieg ins Thema und sollte als ständiger kleiner Helfer in der täglichen Lehrpraxis nicht fehlen.