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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Andreas Winkelmann: Von Achilles bis Zuckerkandl - Eigennamen in der medizinischen Fachsprache: 2. Auflage

Buchbesprechung/book report Humanmedizin

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  • corresponding author Reinhard Putz - Ludwig-Maximilians-Universität München, Vizepräsident, München, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2009;26(2):Doc17

doi: 10.3205/zma000609, urn:nbn:de:0183-zma0006096

Eingereicht: 18. Dezember 2008
Überarbeitet: 22. März 2009
Angenommen: 27. März 2009
Veröffentlicht: 15. Mai 2009

© 2009 Putz.
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Bibliographische Angaben

Andreas Winkelmann

Von Achilles bis Zuckerkandl - Eigennamen in der medizinischen Fachsprache

2. Auflage

Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co.KG

ISBN: 978-3-456-84470-1

319 Seiten, € 24,95

Erscheinungstermin: 2009


Rezension

Das nunmehr in der zweiten, überarbeiteten Auflage vorliegende Buch über die Eigennamen in der Medizin von Herrn Winkelmann nimmt man einfach gerne beiläufig in die Hand. Es verlockt auf den ersten Blick, ein wenig zu blättern und neugierig nach bekannten Namen zu suchen. Auch hat es das richtige Format, um es gleich neben den Schreibtisch in das Regal mit den Wörterbüchern zu stellen und es als hilfreichen Ratgeber zu benutzen.

Eigennamen (Eponyme) – einst in allen medizinischen Bereichen mangels international verbindlicher Termini wichtiges Vokabular – sind im deutschen Sprachraum etwas außer Mode gekommen. Wurden sie früher häufig verwendet um mit dem Namen einer bestimmte Struktur oder einer Methode den Entdecker oder den Erstbeschreiber gewissermaßen zu verewigen, so werden sie heute eher benützt, um Syndrome oder Verfahren zu beschreiben, die sich nicht oder noch nicht ausreichend durch neutrale Fachbegriffe beschreiben lassen. Auch ist ihre Nutzung von gewissen nationalen Vorlieben geprägt, was sich mitunter bei der internationalen Verständigung als wenig hilfreich erweist. So ist es verständlich, dass sich die aufgeführten Namen in erster Linie auf ihren Bekanntheitsgrad im deutschen Sprachraum beziehen.

Geblieben aber ist die Bedeutung der Eigennamen für die wahren Liebhaber ihrer Fächer. Gerade in einer Zeit des kaum mehr überschaubaren wissenschaftlichen Fortschrittes möchten wir alle den Bezug zu unseren Wurzeln keinesfalls aufgeben. Dazu dienen die Eigennamen in ihrer in kein Terminologieschema passenden Schreib- und Sprachweise wie eine Art Schlüssel zu einer vergangenen Zeit. Mit jedem Namen öffnet sich eine Türe, gibt den Blick auf Historie, Wirken, Bedeutung einer Person frei – und macht Lust, sich mit dem Menschen, der dahinter steht, etwas zu beschäftigen. Jeder Name führt zu einer kleinen Geschichte, an deren Ende ein ganz bestimmter Platz und manchmal auch ein Problem in der Medizin stehen. Ich bin mir sicher, dass die Nutzung des Namens eines Wissenschaftlers für eine bestimmte Struktur oder einen Effekt auch heute noch eine Auszeichnung darstellt, an die etwa eine Ehrendoktorwürde kaum heranreicht.

Das Buch von Herrn Winkelmann ist sehr übersichtlich alphabetisch geordnet und erlaubt damit einen sehr leichten Zugang. Über ein ausführliches Register ergibt sich umgekehrt ein einfacher Zugang zu den sachlichen Inhalten. Die einzelnen Namenstexte lassen eine geradezu liebevolle Zuwendung des Autors zu den einzelnen Personen spüren.

Einer der besonderen Vorzüge dieses Buches ist, dass sich Herr Winkelmann, was die Personen selbst betrifft, nicht nur auf die Darstellung der Fakten beschränkt, sondern nahezu bei jedem Stichwort auch eine Anekdote zu erzählen weiß. Es wird nicht mit geistvollen und witzigen Kommentaren gespart, die hinter jedem Eintrag die oft eigenwilligen Konturen des beschriebenen Menschen ein wenig deutlicher werden lassen. Auch wenn der Autor dabei mit persönlichen Wertungen nicht geizt, geht dies jedoch nie zu Lasten sachlicher Information. Mancher unserer gelehrten Vorfahren freilich erfährt auch eine Wertung seines Werkes durch die Geschichte, insbesondere im Lichte seiner Rolle im Nationalsozialismus.

Ein wenig heterogen ist die Ausstattung des Buches mit Abbildungen. Sie sind sehr unterschiedlich; ihre Auswahl ist keinem erkennbaren Schema zugeordnet. Dies ist auf der anderen Seite aber auch nicht störend und wird - wo immer gut möglich – als netter Zusatzkommentar empfunden. Erheiternd und zugleich in ihrer bizarren Darstellung von Kindern, die ziemlich grausam mit Menschen und Menschenteilen umgehen, führen verzierte historische Initialen durch das Alphabet.

Übrigens, wenn in dieser Rezension ausschließlich die männliche Artikelform verwendet wird, so hat das auch damit zu tun, dass sich die medizinischen Eigennamen fast ausschließlich auf Männer beziehen. Die nicht mehr in der Radiologie gebräuchliche Einheit „Curie“, benannt nach Pierre und eben Marie Curie hätte aus solchen Gründen diese Bilanz deutlich verbessert. Dies soll jedoch nicht als Kritik aufgefasst werden, es liegt in der Natur der Sache, dass ein Buch mit dem Anspruch einer Sammlung berühmter und gebräuchlicher Personennamen in der Medizin nie vollständig sein kann.

Mit einem guten Gefühl kann ich das Buch von Herrn Winkelmann jeder Kollegin, jedem Kollegen empfehlen, die/der ein wenig mehr über die Personen erfahren möchte, auf deren Werk wir unsere Arbeit fortführen. Hier findet man vielfach Anregungen, wie sich Gelehrsamkeit mit einem Schmunzeln verbinden lässt.