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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Elmar Brähler, Dorothee Alfermann, Jeannine Stiller: Karriereentwicklung und berufliche Belastung im Arztberuf

Buchbesprechung/book report Humanmedizin

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  • corresponding author Julia Damm - Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2009;26(1):Doc05

doi: 10.3205/zma000597, urn:nbn:de:0183-zma0005974

Eingereicht: 6. Oktober 2008
Überarbeitet: 14. Januar 2009
Angenommen: 14. Januar 2009
Veröffentlicht: 16. Februar 2009

© 2009 Damm.
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Bibliographische Angaben

Elmar Brähler, Dorothee Alfermann, Jeannine Stiller

Karriereentwicklung und berufliche Belastung im Arztberuf

Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht GmbH & Co

ISBN 978-3-525-40403-4

248 Seiten, € 29,90

Erscheinungstermin: 2008


Rezension

Der Arztberuf hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten zwar in der Bevölkerung kaum Ansehen verloren, wird aber von Ärzten selber zunehmend kritisch bewertet und hinterfragt. Das vorliegende Buch ist im Kern das publizierte Ergebnis zweier Kongress-Symposien zu diesem Thema der Deutschen Gesellschaften für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie 2006 in Leipzig. Über 40 Autoren haben beigetragen, den chronologisch an einer typischen „Arztlaufbahn“ orientierten, in 3 Abschnitte gegliederten Band zum Anstoß für weiteren Gedanken- und Erkenntnisaustausch werden zu lassen.

Behandelt werden:

1.
Gesundheit und Lebensqualität von Medizinstudierenden (3 Beiträge)
2.
Karriereentwicklung (6 Beiträge)
3.
Gesundheit und berufliche Belastungen im Arztberuf verschiedener Facharztrichtungen (5 Beiträge).

Diese einzelnen Beiträge sind einheitlich gegliedert und erfüllen die Qualitätskriterien einer Forschungsarbeit. Forschungsfragen werden erfreulicherweise explizit genannt, Operationalisierung und methodische Umsetzung der Untersuchungsziele werden erklärt, die Literaturangaben sind umfassend und geben hilfreiche Anregungen.

Einschlägige Erkenntnisse wie die starke berufliche Belastung von Ärzten mit konsekutiv mangelnder Lebensqualität und der generelle Wandel der beruflichen Anforderungen (als Schlagworte seien hier nur genannt: medizinische Technisierung, vermehrte Reglementierung und Dokumentationsaufwand, gewandelte Krankheitsbilder, zunehmend mündige Patienten mit wachsenden Wünschen und Ansprüchen) sowie immer wieder die Frage nach geschlechtsspezifischen Unterschieden liegen den Kapiteln quasi „als Aufhänger“ zugrunde. Sie bleiben dabei jedoch nicht stehen, sondern münden in der Präsentation eigener Ergebnisse und Daten. Dabei werden als Konsequenzen die Notwendigkeit der Einflussnahme bei der Gestaltung zukünftiger Curricula in einer sich verändernden Hochschullandschaft ebenso diskutiert wie zugrundeliegende gesundheitspolitische Entscheidungen. Immer wieder wird deutlich, dass bereits im Medizinstudium verbindliche Interventionen zur Förderung sozialer Fertigkeiten und Stressbewältigung gesundheitspräventiv und damit gesundheitsökonomisch von höchster Bedeutung wären.

Auch bereits umgesetzte konkrete Projekte zur Karriereförderung wie z.B. das Qualifizierungsprogramm „Klinische Forschung“ für junge ärztliche Kliniker und klinische Psychologen in Heidelberg werden vorgestellt und geben dem interessierten Leser Anregungen zur Veränderung oder Etablierung ähnlicher Strukturen.

Man macht sich also Gedanken in Deutschland – auch über eine „Ressourcenoptimierung“ des „Faktors Arzt“. Ärztegesundheit und –zufriedenheit zu fördern, dies als eine erlernbare Kompetenz bereits im Studium durch z.B. Einbindung und Verankerung in künftige Curricula anzusehen und anzugehen – dafür gibt dieses wissenschaftlich orientierte Fachbuch reichlich Anregung und Daten.

Wer könnte und für wen sollte es von Interesse sein? Ganz sicher alle Absolventen eines „Master of Medical Education“ Studienganges, alle in der medizinischen Lehre und Ausbildung Tätigen, Entwickler und Ausbilder, alle an der (Weiter-) Entwicklung des Gesundheitssystems Tätigen und Interessierten sowie Gesundheitsökonomen und –politiker.

Der Inhalt dieses Buches ist konstruktiv, in einer unaufgeregten, sachlichen Weise. Dass der jetzt noch deskriptiv und retrospektiv behandelten Datenlage in einigen Jahren vielleicht ein Bändchen mit erreichten Ergebnissen und Meilensteinen folgen könnte, in dem die hier angedachten Ideen in prospektiven Ansätzen weiterverfolgt und evaluiert werden, ist ein schöner Gedanke.