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Vermittlung von Naturheilverfahren in der Veterinärmedizin mittels E-Learning
Teaching methods of alternative therapy in veterinary medicine via e-learning
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Autoren
Eingereicht: | 17. Januar 2007 |
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Überarbeitet: | 29. Juni 2007 |
Angenommen: | 23. Juli 2007 |
Veröffentlicht: | 17. November 2008 |
Gliederung
Zusammenfassung
Die Tierklinik für Fortpflanzung in Berlin bietet den Studierenden der Veterinärmedizin seit einigen Semestern Wahlpflichtkurse zu den Naturheilverfahren an. Der enormen Nachfrage seitens der Studierenden standen personelle und zeitliche Begrenzungen des Lehrpersonals gegenüber.
Um den Interessenten dennoch umfangreiche Informationen zu bieten sowie Freiräume für Diskussionen und praktische Übungen zu schaffen, wurde das Ausbildungsangebot in zwei Projektphasen ausgebaut. Zunächst wurde dabei die Methode des Blended-Learning genutzt. Anschließend wurde ein Teil des Kursangebotes komplett auf E-Learning umgestellt.
Der Wahlpflichtkurs „Einführung in die Naturheilverfahren“ kann seither von den Studierenden vollständig über das Internet bearbeitet werden. Dieser Kurs behandelt die theoretischen Grundlagen von Homöopathie, Phytotherapie, Akupunktur und einigen weiteren Methoden. In Aufbaukursen werden neben einer Vertiefung der Grundlagen umfangreiche praktische Übungen durchgeführt.
Die Evaluationsergebnisse belegen, dass die Studierenden E-Learning als sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen Lehrmethoden betrachten. Zudem befürworten mehr als zwei Drittel der Studierenden eine vermehrte Einbindung von E-Learning in die Ausbildung.
Abstract
The Free University’s Veterinary Clinic of Reproduction in the Department of Veterinary Medicine, Berlin, has been offering courses on alternative and complementary veterinary medicine to its students for several years. Due to time constraints and shortages in teaching staff, it has not been possible to satisfy student demand for instruction in these areas. To provide more detailed information as well as more opportunities for discussion and practica, subject area courses were modified in two steps.
Initially, blended learning was implemented to include e-learning and in-class formats of instruction. Subsequently, an entire block of courses offered were transferred to e-learning format. Students may now voluntarily register for the e-learning course entitled “Introduction of alternative and complementary veterinary medicine” via the Internet and learn the basic principles of homoeopathy, herbal medicine, acupuncture and other alternative methods in veterinary medicine. After passing this basic course, blended learning courses enable advanced students to learn more about fundamentals of methods in greater detail as well as to perform practica with animal subjects. The evaluation of these courses showed that students rated e-learning to be a reasonable addendum to in-class instruction. More than two thirds of the students recommended an increased integration of e-learning into veterinary education.
Einleitung
In den letzten Jahren hat das Interesse an Naturheilverfahren wie Homöopathie, Akupunktur und Phytotherapie in der Veterinärmedizin erheblich zugenommen. Gründe dafür sind unter anderem die steigende Nachfrage seitens der Patientenbesitzer von Liebhabertieren wie Hund und Pferd sowie die Richtlinien des ökologischen Landbaus für Tiere, die der Gewinnung von Lebensmitteln dienen. Daher wird das Angebot alternativer Therapiemethoden von vielen praktisch tätigen Tierärzten inzwischen als bedeutender Marktvorteil für die eigene Praxis angesehen. Auf diese Nachfrage reagieren die Tierärzte mit dem Besuch von entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen. So wurden im Jahr 2007 in 22 von 61 Kursen der Akademie für tierärztliche Fortbildung (ATF), ein Organ der Bundestierärztekammer, alternative Therapiemethoden gelehrt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Demgegenüber fanden die Naturheilverfahren in der veterinärmedizinischen Ausbildung an den Universitäten bisher kaum Beachtung. Nur vereinzelt wurden Arbeitsgruppen gegründet, die mit unterschiedlichem Erfolg bestimmte Themen in der Freizeit bearbeiten.
In der Vergangenheit umfasste die universitäre Ausbildung von Tierärztinnen und Tierärzten in der Regel nur Fächer, die Bestandteil der Approbationsordnung waren. Für weitere Lehrinhalte blieb meist kein Freiraum. Mit der Änderung der Approbationsordnung am 12.11.1999 wurden Wahlpflichtfächer eingeführt, in denen weitere Themengebiete vorgestellt werden können. Die Studierenden sind verpflichtet, vom ersten bis neunten Semester in einem Umfang von 308 Stunden Wahlpflichtveranstaltungen zu besuchen. Aus Sicht der Studierenden brachte diese Neuerung einen deutlichen Vorteil in der tiermedizinischen Ausbildung [2].
In den letzten Jahren werden in der tiermedizinischen Lehre vermehrt Lernmedien zum Selbststudium, zur Ergänzung von Kursen und Seminaren sowie für die Prüfungsvorbereitung eingesetzt [6]. Von besonderer Bedeutung sind dabei Lernprogramme auf CD-Rom und Internetangebote verschiedener Institutionen. Das so genannte E-Learning soll eine Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden, einen geringeren Personalaufwand, größtmögliche Aktualität der Lehrmaterialien und letztendlich eine individuelle Zeiteinteilung seitens der Studenten aufgrund effizienteren Lernverhaltens ermöglichen [7].
Methoden
Vom Präsenzunterricht zum E-Learning
Dank der Unterstützung der Karl und Veronica Carstens-Stiftung (http://www.carstens-stiftung.de) und der Tierklinik für Fortpflanzung (http://www.tiergyn.de) konnte in Berlin bereits im Wintersemester 2002/2003 ein Wahlpflichtkurs zur Homöopathie angeboten werden. Dieser Kurs war auf 30 Teilnehmer begrenzt und wurde als Präsenzveranstaltung abgehalten.
Leider standen damit nicht genug Plätze für interessierte Studierende zur Verfügung. Weiterhin war die Nachfrage nach tiefer gehenden Informationen groß. Zudem zeigte sich eine ebensogroße Nachfrage nach Informationen zu weiteren Naturheilverfahren wie der Akupunktur und der Phytotherapie.
Um den Interessenten mehr Informationen zu bieten, wurde das Ausbildungsangebot auf eine Blended-Learning Veranstaltung umgestellt. Das Projekt wurde vom Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin (http://www.cedis.fu-berlin.de) durch Finanzmittel und umfangreiche Beratung unterstützt. Die E-Learning Inhalte konnten von den teilnehmenden Studierenden zur Vor- und Nachbereitung der Präsenztermine genutzt werden (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Präsentiert wurden die Materialien mithilfe des Learning Management Systems (LMS) Blackboard (http://www.blackboard.com). Blackboard bietet neben einer Sammlung und Darstellung der Inhalte auch Möglichkeiten der Nutzerverwaltung, Erstellung von Quizsammlungen und Diskussionsforen.
Das Kurskonzept wurde so gestaltet, dass die Inhalte der Präsenzveranstaltung ein lückenloses Verständnis des Lehrstoffes ermöglichten. Die Onlinematerialien stellten somit ein ergänzendes und vertiefendes Angebot dar. Die Materialien wurden von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern der Tierklinik für Fortpflanzung, zwei Doktorandinnen unter Anleitung und zwei praktizierenden Tierärztinnen erstellt. Alle Dozenten können einschlägige Erfahrungen im Bereich der alternativen Therapiemethoden und größtenteils die entsprechenden Zusatzbezeichnungen aufweisen. Durch die Einbindung von Praktikern und Wissenschaftlern gleichermaßen konnte daher eine praxisnahe und dennoch wissenschaftsbezogene Darstellung der Inhalte erreicht werden. Grundsätzlich hielten sich die Autoren zudem an die allgemeine Lehrmeinung, wie sie von den Dozenten der Akademie für tierärztliche Fortbildung vermittelt wird.
Um die Lernenden zur Onlinearbeit zu motivieren, wurden zahlreiche Fallbeispiele, Videovorträge und Quizsammlungen angeboten. Die Evaluationen mittels Fragebögen auf Papier an den Abschlussterminen ergaben, dass 73,5 % der Teilnehmer die Materialien manchmal (47,0%) oder häufig (26,5%) nutzen.
In dieser Form wurde der Kurs im Wintersemester 03/04 und Sommersemester 2004 durchgeführt.
In einer zweiten Projektphase wurden die Lehrmaterialien so überarbeitet, dass sie in reinen E-Learning Kursen angeboten werden können. Der Wahlpflichtkurs „Einführung in die Naturheilverfahren“ kann von den Studierenden seit dem Wintersemester 2004/2005 vollständig über das Internet bearbeitet werden. Mithilfe des Content Management Systems (CMS) NPS (http://www.infopark.de) werden die Inhalte in Form einer eigenständigen Kurswebsite präsentiert (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Der Zugriff der Teilnehmer zur Kurswebsite erfolgt nach wie vor über das LMS Blackboard.
Anhand von Texten, Bildern, Animationen, Videovorträgen und Videosequenzen, welche den praktischen Einsatz der Therapieverfahren darstellen, werden die Lehrinhalte vermittelt. Weitere Fallbeispiele veranschaulichen zudem die Anwendung der Methoden am Tier. Mithilfe von Quizsammlungen können die Studierenden ihren Lernfortschritt überprüfen. In einem Kommunikationsforum können Fragen geklärt und diskutiert werden. Diese Möglichkeiten wurden von den Studierenden rege genutzt. Das Kommunikationsforum umfasst mittlerweile etwa 50 Beiträge.
Der Einführungskurs beinhaltet die Grundlageninformationen zu den Naturheilverfahren und bietet einen Überblick über die einzelnen Therapiemethoden. Bisher war es noch nötig, den Kurs mit einer Einführungsveranstaltung zu beginnen, um den Kurs inhaltlich und technisch vorzustellen. Die Studierenden werden jedoch im Umgang mit dem Internet immer sicherer und erhalten mittlerweile in den ersten Semestern eine Einführung in das LMS Blackboard. Über dieses System werden mittlerweile Materialien zu Kursen fast aller veterinärmedizinischen Institute in Berlin angeboten.
Der Kurs wird derzeit durch einen Abschlusstermin beendet. Dieser dient der Durchführung der Evaluation, der direkten Diskussion mit den Teilnehmern und der Klärung von Fragen. Da unsere Klinik sehr intensiv auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin arbeitet, umfasst dieser Termin seit dem Sommersemester 2005 auch einen Kurzvortrag über den Erkenntnisgewinn medizinischen Wissens und die Evidenzstufen. Basierend auf diesen Informationen entsteht stets eine interessante Diskussion zur Einordnung der einzelnen Naturheilverfahren in die moderne Wissenschaft.
Bis dato erfolgte die Überprüfung der erfolgreichen Teilnahme durch die Anwesenheit bei den beiden Präsenzterminen und durch eine Onlinezeit von 6 Stunden (insgesamt durchschnittlich 1 Semesterwochenstunde). Aus Datenschutzgründen wurde jedoch mittlerweile die Erfassung der Onlinezeiten im LMS Blackboard deaktiviert. Daher werden die Lehrmaterialien derzeit modular strukturiert. Künftig werden die Teilnehmer nach der Bearbeitung eines Moduls zwei von drei Fragen richtig beantworten müssen. Dadurch wird für jeden Teilnehmer individuell der Zugang zum nächsten Modul frei geschaltet. Der Schwierigkeitsgrad der Fragen wird derart gewählt, dass pro Modul etwa 90 bis 120 Minuten Bearbeitungszeit nötig sein werden. Der Kurs wird in sechs Module gegliedert, sodass für den Kurs eine Semesterwochenstunde bescheinigt werden kann.
Nach erfolgreicher Teilnahme an diesem Kurs können die Studierenden in den Sommersemestern den Wahlpflichtkurs "Homöopathie in der Veterinärmedizin" sowie in den Wintersemestern den Wahlpflichtkurs "Akupunktur in der Veterinärmedizin" besuchen (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]). Diese weiterführenden Kurse werden in der Form des Blended Learning (gemischtes Lernen) angeboten und greifen teilweise auch die bereits bekannten E-learning-Materialien zurück. Die Kurse sind auf 30 Teilnehmer begrenzt. Daher wurden bereits einige zusätzliche Kurse angeboten, um die Nachfrage zu befriedigen.
In diesen Kursen werden die theoretischen Grundlagen von Homöopathie und Akupunktur eingehend besprochen. Weiterhin werden umfangreiche praktische Übungen zur Diagnose, Punktsuche und Behandlung an Patienten durchgeführt.
Da die Naturheilverfahren in weiten Teilen weder wissenschaftlich belegt noch widerlegt sind, besteht zudem ein intensiver Diskussionsbedarf. Ausführlich kann in den Wahlpflichtkursen objektiv auf den wissenschaftlichen Stand bezüglich der einzelnen Therapiemethoden eingegangen werden. Wir fordern die Teilnehmer stets auf, sich offen mit den unterschiedlichen Therapierichtungen auseinanderzusetzen, diese jedoch auch kritisch zu hinterfragen.
Ergebnisse
Zum Abschluss der letzten vier Durchläufe des E-Learning Kurses „Einführung in die Naturheilverfahren“ wurde eine Evaluation des Lehrangebotes mittels Fragebogen auf Papier durchgeführt. An den Abschlussveranstaltungen nahmen bisher insgesamt 112 Studierende teil (WiSe 05/06: 17 Teilnehmer, SoSe 06: 20 Teilnehmer, WiSe 06/07: 35 Teilnehmer, SoSe 07: 40 Teilnehmer). 13 Teilnehmer waren durch Ausfahrten, Krankheit oder andere Ursachen verhindert (WiSe 05/06: 2 Teilnehmer, SoSe 06: 2 Teilnehmer, WiSe 06/07: 5 Teilnehmer, SoSe 07: 4 Teilnehmer).
Die Navigation und Übersichtlichkeit benoteten die Studierenden überwiegend mit gut (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).
Alle Teilnehmer gaben an, einen privaten Zugang zum Internet genutzt zu haben. Technische Probleme traten nur vereinzelt durch unzureichende Verbindungen mit dem Internet des privaten PC oder mangelhafte Software zum Abspielen der Videos auf. Daher kann festgestellt werden, dass die Kenntnisse im Umgang mit dem Internet und auch die technischen Voraussetzung als gegeben angesehen werden können. Alternativ zum eigenen PC mit Internetzugang standen den Teilnehmern zudem die Rechner in der Bibliothek und dem PC-Pool des Fachbereiches zur Verfügung.
Weiterhin sollten die Studierenden die Eignung unterschiedlicher Methoden und Medien zum Lernen von Grundlagen- und Fachwissen bewerten. Dabei sollten die Studierenden die Methoden und Medien basierend auf ihren Erfahrungen abstrakt bewerten und miteinander in Beziehung setzen. Tabelle 2 [Tab. 2] zeigt, dass die Vorlesung mit 55 Antworten überwiegend als gut geeignet eingestuft wird. Demgegenüber wird E-Learning mit 76 Antworten als gut geeignet eingestuft. Als sehr gut geeignet (43 Antworten) und gut geeignet (49 Antworten) wird das Fachbuch bewertet. Die Eignung des Skriptes wird überwiegend als mittelmäßig (40 Antworten) bewertet.
Die Mehrheit der Studierenden gab an, das Onlineangebot wöchentlich im Schnitt 30 bis 60 Minuten (44 Teilnehmer) bzw. 1 bis 2 Stunden (49 Teilnehmer) zu nutzen (siehe Tabelle 3 [Tab. 3]). Diese Aussagen decken sich mit den Erhobenen Daten des LMS Blackboard.
Die Teilnehmer hatten weiterhin die Möglichkeit, Freitextkommentare zum Kurs nieder zu schreiben. Von dieser Möglichkeit machten 48 Teilnehmer Gebrauch. Vielfach kommentierten die Teilnehmer mehrere Aspekte des Kurses. Insgesamt 32 Teilnehmer gaben an, dass ihnen die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung besonders gut gefallen habe. Die übersichtliche Struktur (24 Kommentare), die selbständig wählbare Informationstiefe (22 Kommentare), die Fallbeispiele (20 Kommentare) und die anschaulichen Videos (19 Kommentare) wurden ebenfalls positiv hervorgehoben. Eine generelle Abneigung gegen Computerarbeit teilten 8 Teilnehmer mit. Zudem gaben 15 weitere Teilnehmer an, dass sie die Texte ausgedruckt haben, um die Inhalte offline zu bearbeiten.
Vier Teilnehmer gaben an, dass ihnen die Website zu unübersichtlich war.
Als Verbesserungsvorschläge wurden die Wünsche nach mehr Informationen (24 Kommentare) und mehr Interaktion (5 Kommentare) genannt.
Eine Mehrheit von 80 Teilnehmern (71,4 %) gab an, das E-Learning künftig stärker in die veterinärmedizinische Lehre integriert werden sollte. Unentschlossen zeigten sich bei der Beantwortung dieser Frage 23 Teilnehmer (20,5%). Lediglich 9 Teilnehmer (8,0 %) wählte die Antwort „eher nicht“ (siehe Tabelle 4 [Tab. 4].
Diskussion
Die Wahlpflichtkurse zu den Naturheilverfahren erfreuen sich einer außerordentlichen Beliebtheit in Berlin. Bisher ist ein solches Lehrangebot nur in Berlin vorhanden.
Das vorliegende Beispiel zeigt, wie E-Learning die Einbindung neuer Lehrinhalte in das Studium ermöglichen kann.
Die Evaluationsergebnisse belegen, dass die Studenten das E-Learning als sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen Lehrmethoden betrachten und gerne anwenden. Die Attraktivität des Online-Lernens wird sich zudem künftig durch die vermehrte Einbindung von Videomaterial und Animationen weiter verbessern lassen.
Die Studierenden schätzen das Lernen nach freier Zeiteinteilung und eigenen Interessen. Das selbst bestimmte Lernen ist hierbei als besonderer Vorteil in den Vordergrund zu stellen, da hierfür in den medizinischen Studiengängen bisher wenig Raum vorhanden ist.
Der Einsatz multimedialer Techniken zur Wissensvermittlung bietet den Vorteil, dass komplexe Lehrinhalte veranschaulicht und die Wissensvermittlung durch Interaktivität und Hyperlinks zu relevanten Informationsquellen auch außerhalb der unmittelbaren Kursumgebung intensiviert und objektiviert werden kann [8]. Auch hinsichtlich der bildlichen Darstellungsmöglichkeiten bieten die neuen Medien große Vorteile [3]. Insbesondere bei der Vermittlung der teils komplizierten und ungewöhnlichen Theorien und Behandlungstechniken der Naturheilverfahren lassen sich diese Vorteile effektiv umsetzen. Durch das wiederholte und angestrebte hochschulübergreifende Angebot der Lehrmaterialien relativiert sich der hohe Aufwand der Erstellung der Internetmaterialien [1].
Die Möglichkeit, den Studierenden ausgewählte Lehrinhalte online zur Verfügung zu stellen und nur im Bedarfsfalle auf Fragen und Anregungen einzugehen, wird von den Dozenten als deutliche Entlastung gesehen. Nachteilig ist, dass im Einführungskurs gänzlich auf die Arbeit am Tier verzichtet wird. Die Fallbeispiele und die Videosequenzen können diesen Mangel nur teilweise beheben. In den Folgekursen kann jedoch auf Kenntnisse, die in dem Einführungskurs vermittelt wurden, zurückgegriffen werden. Dies schafft wertvolle Zeit für die Vorstellung weiterer Themen und praktische Übungen am Patienten.
Die Feststellung einer erfolgreichen Teilnahme am Kurs durch abgeleistete Onlinezeiten war bisher nicht zufrieden stellend. Einerseits war es Teilnehmern theoretisch möglich, sich in das System für längere Zeiträume einzuloggen ohne die Materialien tatsächlich zu bearbeiten. Andererseits ergaben Gespräche mit Teilnehmern und Freitextkommentare auf den Evaluationsbögen, dass einige Teilnehmer Texte ausgedruckt haben und diese außerhalb der Onlinezeiten bearbeiteten. Die dabei anfallenden Bearbeitungszeiten wurden vom System nicht erfasst.
Um dennoch für die Teilnahme am E-Learning-Kurs nach geltendem Recht einen Schein ausstellen zu können, wurden Alternativen gesucht. Nach der Berliner Studienordnung für den Studiengang Veterinärmedizin vom 27. Februar 2007 sind Leistungskontrollen im Rahmen von Wahlpflichtkursen nicht vorgesehen [4], [5]. Ein Abschlusstest zur Überprüfung des Wissenserwerbs ist also in Wahlpflichtkursen nicht möglich.
Daher wurde der modulare Aufbau wie oben beschrieben gewählt. Es kann auch hier nicht ausgeschlossen werden, dass richtige Antworten unter den Teilnehmern weitergegeben werden. Allerdings sind diese Mängel in Hinblick auf die Wertigkeit eines Wahlpflichtkurses vertretbar.
Die E-Learning Materialien werden wiederholt und in unterschiedlichen Kursen mehrfach genutzt. Die Materialien wurden zudem im Frühjahr 2006 für einen Fortbildungskurs für approbierte Tierärzte verwendet. Durch das wiederholte und hochschulübergreifende Angebot der Lehrmaterialien relativiert sich der hohe Aufwand der Erstellung der Internetmaterialien erheblich.
Es ist geplant, das E-Learning-Angebot für weitere Hochschulen verfügbar zu machen. Bereits im Sommersemester 2005 nahmen einmalig Studierende der Veterinärmedizin in Leipzig am Berliner Kurs teil. Diese Teilnahme erfolgte im Rahmen eines dort angebotenen Akupunkturkurses und war fakultativ.
Derzeit sind wir mit weiteren Hochschulen im Gespräch, um den Kurs „Einführung in die Naturheilverfahren“ in den kommenden Semestern weiteren Studierenden anzubieten. Vorab wird im kommenden Semester der Modulare Aufbau der Materialien getestet und durch die Teilnehmer evaluiert. Hemmnisse für eine Ausweitung des Teilnehmerkreises waren bisher die Probleme in der Feststellung der erfolgreichen Teilnahme und Vorbehalte der Hochschulleitungen. Es wird zunächst zu klären sein, welche Auswirkungen die Einbindung hochschulfremder Lehrveranstaltungen haben können. So beispielsweise, ob daraus Einschränkungen der eigenen Lehrdeputate befürchtet werden müssen und wie die Modalitäten für die Vergabe von Scheinen sind. Es ist zu erwarten, dass einige Studienordnungen geändert werden müssten, damit E-Learning-Kurse anerkannt werden können.
Der Kurs „Grundlagen der Naturheilverfahren“ kann als Pilotprojekt einen Beitrag leisten, die Zusammenarbeit und der Austausch von Unterrichtsmaterialien zwischen unterschiedlichen Instituten und Hochschulen zu fördern. Die Vorteile hinsichtlich einer effizienten Nutzung erstellter Materialien und des Austausches von Lehrmeinungen liegen auf der Hand. Das Zusammentreffen von Studierenden und Dozenten unterschiedlicher Hochschulen in Diskussionsforen von E-Learning-Kursen ist nicht nur reizvoll, sondern es fördert auch die hochschulübergreifende Kommunikation und die Kollegialität.
Im Januar 2007 wurde das Projekt „Grundlagen der Naturheilverfahren“ in der Kategorie „Einsatz in der Lehre“ mit dem E-Learning-Preis der Freien Universität Berlin ausgezeichnet.
Weitere Informationen zum Kurs erhalten Sie unter der URL: http://www.cms.fu-berlin.de/nhv/preview/ und http://www.tiergyn.de.
Literatur
- 1.
- Arlt S, Schmidt S, Fidelak C, Heuwieser W. Regulationsmedizin in der tierärztlichen Ausbildung. Z ganzheitl Tiermed. 2005;19(4):109-111.
- 2.
- Bielohuby M. TAppOkalypse Now? - Resümee über Erfahrungen mit der "neuen" TappO. Med Ausbild. 2003;20(2):100.
- 3.
- Ehlers JP, Friker J, Liebich HG, Stolla R. PC-Ausstattung und -nutzung von Studierenden der Tiermedizin im Vergleich zu Schülern der 12. Klasse. Med Ausbild. 2002;19:124-126.
- 4.
- Freie Universität Berlin. Amtsblatt. Berlin: Freien Universität Berlin. 2003:50.
- 5.
- Freie Universität Berlin. Studienordnung für den Studiengang Veterinärmedizin vom 27. Februar 2007. Berlin: Freie Universität Berlin; 2007. Zugänglich unter: http://www.vetmed.fu-berlin.de/studium/verordnungen/StO_VetMed_040507.pdf.
- 6.
- Friker J, Ehlers JP, Stolla R, Liebich HG. Entwicklung von Lernprogrammen - Fallbeispiele aus der Tiermedizin. Med Ausbild. 2001;18:181-185.
- 7.
- Mathes M. E-Learning in der Hochschullehre: Überholt Technik Gesellschaft? Medienpädagogik. 2002:1-18. Zugänglich unter: http://www.medienpaed.com/02-1/mathes1.pdf.
- 8.
- Schultze-Mosgau S, Zielinski T, Lochner J. Internetbasiertes E-Learning zur fakultativen Wissensvermittlung. Med Ausbild. 2003;20:110-116.