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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Themenheft Prüfungen des Ausschusses Prüfungen der GMA und des Kompetenzzentrums Prüfungen des Landes Baden-Württemberg

Editorial Humanmedizin

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  • corresponding author Jana Jünger - Universitätsklinik Heidelberg, Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Martin R. Fischer - Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik-Innenstadt, Schwerpunkt Medizindidaktik, München, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2006;23(3):Doc54

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/zma/2006-23/zma000273.shtml

Eingereicht: 21. Juli 2006
Veröffentlicht: 15. August 2006

© 2006 Jünger et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Einführung

Die Umsetzung der neuen Approbationsordnung hat einschneidende Veränderungen bei den medizinischen Fakultäten bewirkt. Durch den Wegfall des 2. Staatsexamens erhalten die Fakultäten eine größere Autonomie im Bereich Prüfungen. Mit der Einführung benoteter Prüfungen in jedem klinischen Fach, deren Ergebnisse im Endzeugnis dokumentiert werden, beinhaltet dies aber auch ein hohes Maß an Prüfungsverantwortung.

Die Abstimmung von Prüfungskonzeptionen, die Einführung innovativer Prüfungsmethoden und die Erarbeitung von Auswertungsstrategien für benotete Prüfungen stellen ein ernst zu nehmendes und Ressourcen-intensives Problem dar.

Gute Prüfungen sollten deshalb einer durchdachten Konzeption mit einer ausgewogenen Balance zwischen summativen und formativen sowie schriftlichen und mündlich-praktischen Anforderungen folgen und negative Steuerungseffekte auf das Lernverhalten der Studierenden vermeiden. Die bisherige Betonung des Abprüfens von Faktenwissen führte dazu, dass Studierende grundlegende ärztliche Tätigkeiten wie Anamneseerhebung sowie das Üben klinischer Entscheidungsprozesse vernachlässigten. In den nach der neuen ÄAppO reformierten Curricula werden Schlüsselkompetenzen wie das Führen eines guten Arzt-Patient Gesprächs und klinisch-praktische Fertigkeiten vermittelt. Wenn es nicht gelingt, diese veränderten Lehrinhalte auch mit angemessenen neuen Prüfungsformaten zu überprüfen, wurde eine der zentralen Zielsetzungen der neuen ÄAppO nicht erreicht.

Im vorliegenden Heft zum Thema Prüfungen werden die Erfahrungen und Konzepte deutschsprachiger Fakultäten vorgestellt und vor dem Hintergrund der aktuellen Prüfungsforschung bewertet. Ziel ist es, den Prüfungsverantwortlichen konkrete und praktikable Anregungen zur Umsetzung innovativer Prüfungsformen zu geben.

Möltner zeigt in seiner Übersichtsarbeit zur Reliabilitätsmessung wesentliche methodische Aspekte zu einer angemessenen Qualitätsbeurteilung von Prüfungen auf.

Die Beiträge von Georg et al., Schulze et. al. und Rotthoff beschäftigen sich mit neuen Aspekten der Erstellung, der Auswertung und der Qualitätssicherung von schriftlichen Prüfungen im Multiple-Choice Format.

Die Möglichkeiten und Grenzen computergestützter Prüfungsformate werden in den Beiträgen von Fischer et al., Frey und Woermann beschrieben. Kontextinformationen in Form einer klinischen Fallvignette haben offenbar keinen Einfluß auf die Prüfungsleistung bei MC-Prüfungen im vorklinischen Studienabschnitt (Fischer et al.).

Als Beispiel für formative schriftliche Prüfungen beschreiben Osterberg et al. den Progresstest, der longitudinal einen verlässlichen Aufschluß über den Lernzuwachs gibt.

Kopp et al. stellen einen Leitfaden zur Erstellung und Validierung von Key-Feature-Fällen vor, die sich zur Überprüfung von klinischem Entscheidungswissen eignen.

Nikendei et al. beschreiben, wie ein reliabler fächerübergreifender OSCE entwickelt und auch für größere Studierendenzahlen implementiert werden kann.

Jünger et al. zeigen auf, wie durch die Kombination zwischen formativer und summativer Leitungsbewertung sich selbst überschätzende Studierende identifiziert werden können.

Mit der von Stosch dargestellten Portfolio-Methode ist es möglich, verschiedene insbesondere formative Leistungsbewertungen zu einer aussagekräftigen und individualisierten Gesamtschau zu integrieren.

Die Beiträge stellen anschaulich dar, welche Fortschritte die Fakultäten bei der Entwicklung einer neuen Prüfungskultur erzielt haben. Eine wichtige Zielsetzung der nächsten Jahre wird es sein, das exemplarisch Erreichte durch Fakultäts-übergreifenden Austausch und Kooperationen bundesweit zu etablieren. Die weitere Entwicklung wird zeigen, in welcher Weise die Leistungen der Fakultäten im Bereich Prüfungen auch Einfluss auf die Gestaltung zukünftiger innovativer Staatsprüfungen haben werden.