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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Learn & Check - Integration von Wissenserwerb und Wissenskontrolle [10]

Projekt Humanmedizin

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GMS Z Med Ausbild 2006;23(1):Doc09

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/zma/2006-23/zma000228.shtml

Eingereicht: 31. Oktober 2005
Veröffentlicht: 17. Februar 2006

© 2006 Krammer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Wissenserwerb mit anschließender Selbstkontrolle macht Lernen effektiver. Es wird eine Lernumgebung vorgestellt, die diesem Paradigma folgt und Lernobjekte in Form von Informationseinheiten und Übungseinheiten integriert. Die Lernobjekte sind primär sequentiell angeordnet und hierarchisch zu Kapiteln zusammengefasst, sie können aber auch über Metadaten vernetzt werden. Für die Übungseinheiten stehen verschiedene Quizfragentypen zur Verfügung. Der Lerner kann die Teile eines Kurses in unterschiedlichen Modi bearbeiten. Im Lernmodus werden nur die Informationseinheiten gesehen, im Übungsmodus zusätzlich die Übungseinheiten. Im Paukmodus können nur die Übungseinheiten bearbeitet werden, die zuvor falsch beantwortet waren. Die gesamten Lerninhalte sind in XML repräsentiert, um eine Trennung zwischen Inhalt, Darstellung und Ablaufsteuerung zu erreichen. Die Implementierungsarchitektur erlaubt die effiziente Generierung von Webversion und Einzelplatzversion der Lernumgebung. Auf der Basis von Lern&Check wurden verschiedene Lernsysteme entwickelt, die curricular in der medizinischen Ausbildung eingesetzt werden: für das Fach Medizinische Terminologie, für die neurologische Liquordiagnostik und für das Fach Grundlagen der Medizin.

Abstract

The acquisition of knowledge with subsequent automatic check makes learning more effective. A learning environment is presented which follows these paradigms and integrates learning objects in the form of information units and exercise units. The learning objects are primarily sequentially arranged and summarised hierarchically into chapters; however, they can also be interlinked via metadata. A number of different types of quiz questions are available for the exercise units. The learner can work on the components of a course in a variety of modes. In the learning mode only the information units are seen, in the practice mode the practice units can be seen as well. In the drill mode, only those practice units can be worked upon which have previously been answered incorrectly. The complete learning contents are represented in XML in order to achieve a division between content, representation and sequential control. The implementation architecture allows for the efficient generation of web version and single-position version of the learning environment. On the basis of Learn & Check, a variety of learning systems were developed which are used in medical training curricular: for neurological liquor-diagnostics and for the subject "basics of medicine".


Didaktisches Konzept

Aus der Lernforschung ist bekannt, dass Gelerntes nachhaltiger im Gedächtnis haftet, wenn es rekapituliert, angewandt und eingeübt werden kann [1]. Für den Bereich des E-Learning ist das Anwenden und Einüben von Fakten, Wissen oder Regeln eine Herausforderung, weil die automatische Überprüfung kreativer Leistungen schwierig ist. Zum einen sind die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Rechner beschränkt, zum andern ist natürlich-sprachlicher Input schwer interpretierbar. Eine viel geübte Praxis ist, Quizfragen einzusetzen, um das Verständnis komplexer Sachverhalten automatisch überprüfbar machen.

Learn&Check versucht, Wissenserwerb und Wissenskontrolle in einer Lernumgebung zu integrieren, indem Lerninhalte und Übungsaufgaben in einfacher Weise kombiniert werden können. Dabei steht eine eher plakative, d.h. kompakte und anschauliche Darstellung der Lehrinhalte im Vordergrund. Für die Formulierung von Übungsaufgaben stehen eine Reihe von Quizfragentypen zur Verfügung. Learn&Check dient der Entwicklung von Lernsystemen, die unterrichtsbegleitend im Sinne des Blended Learning [2] genutzt werden können. Die Lernumgebung wird in verschiedenen Szenarien eingesetzt: im Fach Medizinische Terminologie, in der neurologischen Liquordiagnostik und im Fach Grundlagen der Medizin für medizinorientierte Studiengänge.

Typische Lernszenarien sehen z.B. wie folgt aus. Auf eine Darstellung der Grundlagen der lateinischen Deklination folgen Übungen, in denen Flexionsendungen ergänzt werden müssen. Auf eine Zusammenstellung lateinischer und griechischer Morpheme, die für die medizinische Fachsprache wichtig sind, folgen Zuordnungsaufgaben, in denen das gerade Gelernte angewandt werden muss. Im Lernsystem zur Liquordiagnostik wird die Durchführung der Lumbalpunktion in animierten Darstellungen und realen Videos demonstriert. Im Anschluss daran müssen Fragen zu Details des Vorgehens beantwortet werden. Neben der Rekapitulation von Wissen lässt sich dieser Ansatz aber auch in fallbasierten Lernszenarien nutzen (vgl. [3] [4]). Der Lerner wird zunächst mit Befunden eines Patienten konfrontiert und muss danach über Quizfragen z.B. seine Differentialdiagnosen, oder Therapievorschläge äußern. Hier dienen die Aufgaben nicht der Übung von Faktenwissen sondern der überprüfbaren Erfassung situativer Überlegungen.

Die Lernumgebung stellt dem Lerner Elemente der Selbststeuerung zur Verfügung. Die vorgegebene Sequenz der Lehreinheiten kann auf verschiedene Weise verlassen werden: durch Links auf andere Lehreinheiten oder Aufgaben, durch Links auf externe Quellen, über die Kapitelstruktur, über einen Schlagwortindex oder über den erneuten Aufruf einer bereits besuchten Lehreinheit.

Für die Bearbeitung eines Kurses stehen drei Modi zur Verfügung: Lernen, Üben, Pauken.

(1) Der Lernmodus dient der orientierenden Aufnahme und Verarbeitung des Lehrstoffes. In diesem Modus werden dem Lerner nur Informationsseiten dargeboten, und der Lerner kann auch nur zwischen Informationsseiten navigieren.

(2) Im Übungsmodus werden die Informationsseiten mit entsprechenden Aufgaben kombiniert. Der Lerner soll das aufgenommene Wissen rekapitulieren, anwenden oder einüben. Er kann seine Lösungen zunächst auf Richtigkeit testen und ggf. modifizieren, bevor sie bewertet und die richtigen Lösungen angezeigt werden.

(3) Im Paukmodus werden dem Lernen nur Aufgaben präsentiert und ausschließlich solche, die zuvor falsch beantwortet wurden. Dies dient der Konzentration auf Themen, in denen noch Schwächen bestehen.

Typischerweise werden die Lernmodi in der genannten Reihenfolge durchlaufen. Es ist jedoch auch möglich davon abzuweichen und z.B. nach einer Pauksequenz eine Übungssequenz zu wählen. Oft ist es sinnvoll, den Lernmodus in den einzelnen Kapiteln dem Wissensstand anzupassen.

Da die Bearbeitung eines Kursen in der Regel längere Zeit in Anspruch nimmt, muss es möglich sein, den Lernvorgang unterbrechen und wieder aufnehmen zu können. Dazu ist es sinnvoll, den Bearbeitungsfortschritt in den einzelnen Kapiteln und den Bearbeitungsstand der Aufgaben lernerspezifisch festzuhalten und zu visualisieren.


Struktur der Lernumgebung

Die Lehrinhalte der Lernumgebung sind nach dem in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellten Datenmodell organisiert. Die integrierende Einheit für die Lernobjekte eines größeren Gegenstandsbereichs (Vorlesung oder Themengebiet) bildet der Kurs. Ein Kurs setzt sich aus hierarchisch organisierten Kapiteln zusammen, die selbst wiederum aus Lernobjekten bestehen. Die Lernobjekte sind entweder Informationsobjekte oder Aufgaben. Informationsobjekte dienen der Wissensvermittlung, Aufgaben dienen der Wissenskontrolle.

1. Informationsobjekte

Informationsobjekte enthalten thematisch eng begrenzte Lehrinhalte, die durch multimediale Elemente (Bilder, Audios, Videos) angereichert sein können (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Dabei wird eine plakative Darstellung angestrebt, die vom Umfang nicht mehr als eine Bildschirmseite beansprucht, um das Scrollen zu vermeiden. Bilder können wahlweise vergrößert werden (z.B. histologische Schnitte, Röntgenbilder, Patientenfotos), Tondateien können durch Links selektiv aktiviert werden (z.B. Tonbeispiele zur Aussprache medizinischer Termini). Informationsobjekte können untereinander vernetzt sein (interne Links) bzw. auf externe Webseiten verweisen (externe Links). Interne Links verzweigen zu relevanten Lernobjekten innerhalb eines Kapitels aber auch über Kapitelgrenzen hinweg. Externe Links verweisen auf erweiterte Informationsangebote, die vom Autor empfohlen sind, z.B. Definitionen, Vertiefungsmöglichkeiten, aktuelle Hintergrundinformationen.

Informationsobjekte können mit Schlagwörtern versehen werden. Dazu enthält jede Kursstruktur ein kursspezifisches Schlagwortregister, welches auch synonyme Bezeichnungen unterstützt. Über das Schlagwortregister können Lernobjekte, die sich außerhalb der vom Autor vorgegebenen Sequenz befinden, angesteuert werden.

Das Layout der Informationsobjekte folgt einheitlichen Layout-Mustern. Dabei entsprechen die Strukturierungs- und Formatierungsmöglichkeiten einer Untermenge des DocBook-Formats [5].

2. Aufgaben

Aufgaben beziehen sich in der Regel auf zuvor präsentierte Informationsobjekte. Sie haben die Gestalt von Quizfragen, wobei Learn&Check verschiedene Aufgabentypen unterstützt. Alle Aufgabentypen beinhalten eine Aufgabenstellung und einen Lösungskommentar und können durch Multimedia-Objekten (Bild, Video, Animation, Ton) angereichert werden. Daneben haben sie die folgende spezifische Struktur (http://hotpot.uvic.ca/ und http://www.hotpotatoes.de):

- Multiple Choice Aufgaben verfügen über mehrere Lösungsangebote, von denen eines oder mehrere richtig sind. Der Autor kann spezifizieren, ob eine oder alle richtigen Antworten zu einer positiven Bewertung der Aufgabe erforderlich sind.

- Freitextaufgaben bestehen aus einer oder mehreren Fragen, die jeweils mit kurzen Eingaben beantwortet werden können. Führende Artikel der Benutzereingabe werden automatisch unterdrückt. Umlaute werden normalisiert. Groß-/ Kleinschreibung wird ignoriert. Je Frageelement können mehrere richtige Antworten akzeptiert werden, und der Autor kann vorgeben, ob alle richtigen Antworten erforderlich sind, oder ob eine richtige Antwort genügt. Damit kann unterschieden werden, ob zu einer Frage vom Lerner mehrere Antworten eingegeben werden müssen, oder ob eine Antwort von mehreren (synonymen) genügt.

- Zuordnungsaufgaben bestehen aus je einer Liste von Fragen und Antworten, wobei die Antworten zur Laufzeit zufällig angeordnet werden (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Der Lerner hat die Nummern der richtigen Antworten den einzelnen Fragen zuzuordnen. Einem Frageelement können mehrere Antwortelemente als richtig zugeordnet werden. Auch hier kann der Autor vorgeben, ob alle richtigen Antworten erforderlich sind, oder ob eine richtige Antwort genügt.

- Bei Reihenfolgenaufgaben wird eine Liste von Begriffen vorgegeben. Durch Eingabe von Zahlen müssen die Elemente der Liste in eine Sequenz gebracht werden, wobei der Startwert vorgegeben ist. Mehrere Begriff können mit dergleichen Nummer versehen werden.

- Lückentextaufgaben präsentieren Texte, die an bestimmten Stellen unvollständig sind und Eingabefelder enthalten, die sinngemäß zu füllen sind. Auch hier sind im Allgemeinen mehrere Lösungen je Eingabefeld möglich.

- Wortergänzungsaufgaben sind ähnlich wie Lückentextaufgaben strukturiert, unterscheiden sich jedoch in der Darstellung. Dieser Aufgabentyp eignet sich insbesondere für Grammatikübungen, wenn nach Flexionsendungen oder Suffixen gefragt ist. Die Größe der Eingabefelder bei Wortergänzungs- und Lückentextaufgaben wird dynamisch den Längen der Lösungstexte angepasst.

Alle Aufgabentypen werden in einer einheitlichen XML-Struktur repräsentiert, jedoch typabhängig präsentiert und interagieren entsprechend mit dem Benutzer. Auf diese Weise kann dieselbe Aufgabe wahlweise als Zuordnungsaufgabe oder als Freitextaufgabe präsentiert werden, d.h. mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Wie die Informationsobjekte können auch die Aufgaben mit Schlagwörtern versehen werden, über die sie selektiv aufgerufen werden können.

3. Kurs

Inhaltlich zusammengehörende Lernobjekte sind in Sequenzen angeordnet und zu einem Kapitel zusammengefasst. In der Regel folgen auf eine Reihe von Informationsobjekten eine Reihe von Aufgaben, in denen der Inhalt der vorangegangnen Informationsobjekte rekapituliert, eingeübt oder angewandt werden muss. Kapitel können hierarchisch geordnet sein, ohne Beschränkung in der Tiefe. Die obersten Kapitel werden zu einem Kurs zusammengefasst. Jeder Kurs verfügt über ein eigenes Logo.

4. XML-Repräsentation

Die Darstellung der Kursstruktur, der Lernobjekte und des Benutzerprofils ist XML-basiert. Ein ähnlicher Ansatz wird mit der Learning Module MetaLanguage LMML des Passauer Teachware Modells verfolgt [6]. Das XML-Schema für die Informationsobjekte (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]) orientiert sich am DocBook-Format [5] und sieht Elemente zur Auszeichnung von Kapiteln, Überschriften, Unterüberschriften und Paragraphen vor. Paragraphen können neben einfachen Textblöcken Listen, Tabellen und annotierte Medienobjekte enthalten. Einfache Textauszeichnungen sind möglich.

Das XML-Schema für Aufgaben ist einheitlich für alle Aufgabentypen. Es beinhaltet eine Aufgabenaufforderung, den Präsentationstyp, einen optionalen Kommentar sowie Listen für Fragen und Antwortmöglichkeiten, wobei der richtige Antwortbezug durch Verweise hergestellt wird. Die Option, mehrere richtige Antwortmöglichkeiten vorzusehen oder zu fordern, ist damit gegeben. Diese Organisation erlaubt es auch, eine Aufgabe wahlweise als Zuordnungsaufgabe oder als Freitextaufgabe zu präsentieren.


Ablaufsystem

1. Navigation

Für die Bearbeitung der Lehreinheiten eines Kurses stehen die folgenden Navigationsmöglichkeiten zur Verfügung (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]):

Über die Kapitelhierarchie können die Lernsequenzen aufgerufen werden (siehe Abbildung 5, Punkt 1). Über die "Weiter"-Funktion können Lehreinheiten sequentiell durchlaufen werden (siehe Abbildung 5, Punkt 2). Die vorgegebene Sequenz kann verlassen werden durch. Auswahl eines Schlagworts in der Indexliste und Aufruf einer Lerneinheit, die zu diesem Schlagwort Inhalte bietet (siehe Abbildung 5, Punkt 3), bzw. durch die Verfolgung eines externen (siehe Abbildung 5, Punkt 4) oder internen Links (siehe Abbildung5, Punkt 5). Ein externer Link verweist auf eine URL, deren Inhalt in einem separaten Browserfenster dargestellt werden kann. Ein interner Link verweist auf eine Lehreinheit außerhalb der vorgegebenen Sequenz. Die aufgerufenen Lehreinheiten werden protokolliert. Bereits besuchte Seiten können über eine Historien-Liste erneut aufgerufen werden (siehe Abbildung 5, Punkt 6).

2. Lernmodi

Ein Kurs kann in verschiedenen Modi bearbeitet werden (siehe Abbildung 6 [Abb. 6]):

(1) Im Lernmodus werden ausschließlich Informationsseiten dargestellt.

(2) Im Übungsmodus werden Informationsobjekte und Aufgaben präsentiert, die Aufgaben können interaktiv bearbeitet werden.

(3) Im Paukmodus werden nur die falsch beantworteten Aufgaben zur Bearbeitung angeboten, jedoch keine Informationsseiten.

Bei der Bearbeitung von Quizfragen gibt es zwei Möglichkeiten zur Überprüfung der Antwort:

(1) Im "Lösung-Testen"-Modus werden die Benutzereingaben ausgewertet und das Ergebnis, d.h. "falsch" oder "richtig", präsentiert. Anschließend ist eine erneute Antwort möglich.

(2) Im "Lösung-Bewerten"-Modus wird die Benutzereingabe bewertet, die Lösungen werden dargestellt, ggf. werden Kommentar und Tonbeispiele angezeigt. Ein erneute Antworteingabe ist unmöglich. Die Bewertung geht in das Lernerprofil ein.

3. Adaptivität

Die Lernumgebung bietet verschiedene Elemente zur Benutzer-Adaption und zur Personalisierung des Bearbeitungsstands. Der Aufruf der einzelnen Lernobjekte wird protokolliert, für Aufgaben wird der Bewertungsstatus festgehalten. Die während einer Sitzung aufgerufenen Lernobjekte werden in einer Historienliste geführt und können so erneut angesteuert werden. Für jedes Kurskapitel verweist ein Zeiger auf die in der Sequenz zuletzt erreichte Lerneinheit, um den Wiedereinstieg in ein Kapitel an der zuletzt erreichten Stelle zu ermöglichen. Der Bearbeitungsstand - d.h. die Bearbeitungstiefe und der Bearbeitungserfolg - werden für jedes Kapitel protokolliert und in einem Balkendiagramm in der Kapitelübersicht visualisiert. Dabei ist die Länge des Balkens relativ zur Anzahl der Lernobjekte des Kapitels. Der Anteil der richtig bzw. falsch beantworteten Aufgaben wird farblich hervorgehoben. Der Bearbeitungsstand wird benutzerspezifisch in einem XML-basierten Kursprofil festgehalten. Dieses Profil kann nach einer Unterbrechung der Kursbearbeitung und erneuter Anmeldung des Benutzers reaktiviert werden. Es erlaubt die nahtlose Weiterbearbeitung eines Kurses.


Architektur

Eine wichtige Design-Anforderung an Learn&Check lag in der Option, die Lernumgebung sowohl über das Internet als auch in Form von Einzelplatzinstallationen bereitstellen zu können, denn nicht alle Studierenden verfügen privat über einen schnellen und kostengünstigen Internet-Zugang. Darüber hinaus sollte eine strikte Trennung zwischen Ablaufumgebung und Kursinhalten erfolgen, um Flexibilität auf den Ebenen der Inhalte und der Darstellung zu erlauben.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden durchgängig XML-Dokumente als Speichermedium eingesetzt und XML-Technologien (DOM, http://www.w3.org/DOM/ und http://www.w3.org/Style/XSL/) in der Geschäftslogik verwendet (siehe Abbildung 7 [Abb. 7]). Dabei geschieht die Darstellung der Informationsobjekte und Aufgaben über Stylesheet-Transformationen. Bei diesem Design konnten die Klassen für die Navigation, Präsentation, Interaktion und Lösungsbewertung einheitlich für beide Applikationsarten - Web-Applikation und Win-Applikation - erstellt werden. Lediglich die Layout-Klassen zur Generierung der spezifischen Oberflächen mussten separat entwickelt werden. Die Learn&Check Lernumgebung wurde auf der Basis der DotNet-Plattform (http://www.microsoft.com/net/) implementiert.


Anwendung / Nutzung

Auf der Grundlage der Lernumgebung Learn&Check wurden Lernsysteme im Bereich der Medizin zu verschiedenen Gegenstandsbereichen entwickelt und werden z.T. bereits studienbegleitend in der Lehre eingesetzt.

1. mediTerm - Lernsystem Medizinische Terminologie

mediTerm verbindet die Grundlagen der medizinischen Terminologie mit interaktiven Übungen. Lernziele sind die Regeln der lateinischen Deklination, die Aussprache und Betonung lateinischer Wörter, die Prinzipien der Terminusbildung sowie die Bedeutung der lateinischen und griechischen Stammwörter, Vorsilben und Nachsilben, soweit sie in die Fachsprache eingegangen sind. Ein eigenes Kapitel behandelt die englische Terminologie mit Tonbeispielen. Für zwei unterschiedliche Zielgruppen wurden Kurse entwickelt: für das Medizinstudium und für medizinorientierte Studiengänge, jeweils mit spezifischen Schwerpunkten [7] [8]. Beide Kurse beinhalten jeweils ca. 800 Lernobjekte, zum überwiegenden Teil Übungsaufgaben, mit folgender Verteilung 35% Freitext, 30% Wortergänzungen, 20% Zuordnungen, 10% Multiple Choice und 5% Sequenzaufgaben. (vgl. das Aufgabenbeispiel in Abbildung 3 [Abb. 3]).

Mediterm (http://www.mediterm.fh-ulm.de) wird an der Fachhochschule Ulm im Studiengang Medizinische Dokumentation und Informatik und an mehreren medizinischen Fakultäten im Terminologiekurs eingesetzt. Etwa zwei Drittel der Studierenden nutzen die Web-Version des Lernsystems, das andere Drittel die Einzelplatzversion. In einer Evaluation stuften ca. 70% der Studierenden den Nutzen für das Lernen als hoch ein.

2. Lernsystem Liquordiagnostik

Das Lernsystem Liquordiagnostik entsteht derzeit in Kooperation mit Neurologen der Universität Ulm. Ziel ist zum einen die Vermittlung der physiologischen Grundlagen der Liquorproduktion und der Pathologie der Blut/Hirn- und Blut/Liquor-Schranken, zum andern werden die neurologischen Krankheitsbilder, bei denen die Liquordiagnostik klinisch eine Rolle spielt, systematisch behandelt, und durch Fallbeispiele abgerundet.

In das System sind 2D-Animationen zur Liquorproduktion und -Zirkulation integriert. Die Lumbalpunktion wird in einer 3D-Animation und einem Video an einem realen Patienten demonstriert. Wichtige Fragen im Kontext der Lumbalpunktion, wie Indikationen und Kontraindikationen, sowie zu Details der praktischen Durchführung werden anschließend in Quizfragen behandelt.

Bei der Darstellung von Fallbeispielen wird der Learn&Check Ansatz dahingehend genutzt, dass Informationen über den Zustand des Patienten, d.h. zur Anamnese und zu aktuellen Beschwerden und zu Untersuchungsbefunden in Form von Informationsobjekten gegeben werden. Die Interpretation der Befunde, Fragen zur Differentialdiagnostik, zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen werden in Form von Quizfragen behandelt.

3. Lernsystem Grundlagen der Medizin

Das Lernsystem Grundlagen der Medizin soll in kompakter Form den Lehrstoff zur vorklinischen und klinischen Medizin abdecken, wobei eine für medizinorientierte Studiengänge angemessene Breite und Tiefe angestrebt wird. Das System beinhaltet im vorklinischen Teil die wichtigsten Grundlagen der Anatomie, Physiologie und der allgemeiner Pathologie. Im klinischen Teil sollen die spezielle Pathologie der häufigsten Krankheiten, inklusive diagnostische und therapeutische Verfahren integriert werden.

Das Ausgangsmaterial für die Informationsseiten dieses Lernsystems bilden zum überwiegenden Teil PowerPoint-Folien mit reichlich Bildmaterial aus einer 4 semestrigen Vorlesung. Diese Folien wurden und werden weitgehend inhaltsgleich in das DocBook-Format der Informationsseiten transformiert. Zusätzlich werden Blöcke von Übungsaufgaben integriert, die die vorangegangenen Inhalt rekapitulieren. Dabei kann auch auf eine Fülle von Klausuraufgaben im Stil der Aufgabentypen von Learn&Check zurückgegriffen werden. Derzeit ist der Lehrstoff aus dem ersten Semester der Veranstaltung Vorklinische Medizin mit über 100 Übungsaufgaben in der Lernumgebung implementiert. Die vorlesungsbegleitende Nutzung durch die Studierenden des Fachs Medizinische Dokumentation und Informatik ist angelaufen.


Zusammenfassung und Ausblick

Mit Learn&Check wurde eine Lernumgebung realisiert, die Wissenserwerb und Wissenskontrolle integriert, dem Lerner dabei aber große Freiheiten lässt, seinen Lernprozess selbst zu strukturieren. Die Lerninhalte werden dabei vollständig in XML codiert und über Stylesheet-Transformationen präsentiert. Das Ziel, die Lernumgebung sowohl über Web als auch als einfach installierbare Einzelplatzversion bereitzustellen, konnte über eine Architektur erreicht werden, in der die Geschäftslogik von der Oberflächengenerierung getrennt ist. Mit Learn&Check konnten mehrer Lernsysteme im Bereich der Medizin realisiert werden, deren nutzenbringender Einsatz den Ansporn gibt, weitere Themenbereiche anzugehen. Ein webfähiges Autorensystem ist derzeit in Entwicklung. Dabei werden nach Möglichkeit auch die XML-Schnittstellen von Bürobasissystemen genutzt, wie sie zum selben Zweck in [9] verwendet werden.


Anmerkung

Learn & Check - Integration von Wissenserwerb und Wissenskontrolle: erschienen in Matthies HK, Fischer MR, Haag M, Klar R, Puppe F. e-Learning in der Medizin und Zahnmedizin. Proceedings zum 9. Workshop der gmds-AG Computergestützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin Freiburg. Berlin: Quitessenz Verlag; 2005.


Literatur

1.
Edelmann W. Lernpsychologie. Weinheim: Psychologie-Verlags-Union; 1995.
2.
Dawabi P, Wessner M. Modellierung von Blende Learning Szenarien. In: Engls G, Seehus S (Hrsg). DeLFI 2004: Die 2. e-Learning Fachtagung Informatik, Lecture Notes in Informatics (LNI) - Proceddings. Bonn: Gesellschaft für Informatik. 2004: 115-126.
3.
Fischer, MR. CASUS - An Authoring and Learning Tool Supporting Diagnostic Reasoning. In: Daetwyler C (Hrsg). Use of Computers in Medical Education (Part II). Z Hochschuldidaktik. 2000;(1):87-98.
4.
Casus.net [Homepage im Internet], München: LMU München, AG Medizinische Lernprogramme. Zugänglich unter: http://www.caus.net/.
5.
Walsh N, Muellner L. DocBook - The Definitive Guide. O'Reilly. 1999.
6.
Freitag B. LMML - Eine XML-Sprachfamilie für eLearning Content. 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik, Dortmund: Gesellschaft für Informatik; 2002.
7.
Bernauer J, Spitzer B. Struktur und Interaktionsmuster eines Lernsystems für die Medizinische Terminologie. In: Puppe F et. al. (Hrsg). Rechnergestützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin. Proceedings zum 7. Workshop der GMDS AG. Aachen: Shaker-Verlag. 2003:1-11.
8.
Krammer S, Spitzer B, Bernauer J. Ein Trägersystem für Quizfragen. In Pöppl S et. all (Hrsg). Rechnergestützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin, Proceedings zum 8. Workshop der GMDS AG. Aachen: Shaker-Verlag. 2004:219-230.
9.
Kornelsen L, Lucke U, Tavangarian D. Strategien und Werkzeuge zur Erstellung multimedialer Lehr- und Lernmaterialien auf Basis von XML. In: Engels G, Seehus S (Hrsg). DeLFI 2004: Die 2. e-Learning Fachtagung Infmratik, Lecture Notes in Informatik (LNI) - Proceedings. Bonn: Gesellschaft für Informatik. 2004:31-42.
10.
Matthies HK, Fischer MR, Haag M, Klar R, Puppe F. eLearning in der Medizin und Zahnmedizin. Proceedings zum 9. Workshop der gmds-AG Computergestützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin Freiburg. Berlin: Quitessenz Verlag; 2005.
11.
Fest, OK, Ullrich C. Eine MultiView-Benutzeroberfläche für integrierte Lernumgebungen. In: Engels G, Seehusen S (Hrsg). DeLFI 2004: Die DeLFI 2004: Die 2. e-Learning Fachtagung Informatik, Lecture Notes in Informatics (LNI) - Proccedings. Bonn: Gesellschaft für Informatik. 2004:103-114.