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Radiuskopffrakturen: wie behandeln?
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Im Zeitalter zunehmender sportlicher Freizeitaktivitäten werden Radiuskpoffrakturen häufig beobachtet. In 5,4% aller Brüche handelt es sich um Radiuskopffrakturen. Die Brüche werden nach Mason klassifiziert. In der gängigen Literatur werden unterschiedliche Konzepte zur konservativen und operativen Therapie ausgesprochen. Wir wollen anhand einer Videopräsentation Beispiele aufzeigen und Empfehlungen geben, die mit eigenen Ergebnissen untermauert sind und mit der Literatur verglichen werden.
Methoden
Mason I-Frakturen werden konservativ frühfunktionell behandelt. Nach Punktion des Gelenkes wird wenige Tage ruhiggestellt und dann gipsfrei funktionell mit 6 wöchiger Entlastung behandelt. Wir haben vom 1.10.1996 bis zum 1.10.2003 50 Patienten mit Mason I-Frakturen so behandelt und nach durchschnittlich 28 Monaten nachuntersucht und die Ergebnisse nach dem Broberg-Morrey-Score bewertet, der Beweglichkeit, Kraft, Stabilität und Schmerzen mit insgesamt maximal 100 Punkten berücksichtigt. Mason II-Frakturen mit Dislokationen über 10° oder einer Gelenkstufe von über 2 Bildmillimetern werden operiert. Biodegradable Implantate aus Polylactid haben den Vorteil, dass sie unter den Knorpel versenkt und somit von der gesamten erreichbaren Gelenkfläche aus eingebracht werden können und nicht mehr entfernt werden müssen. Allergische Reaktionen auf Stahl und wie zwischenzeitlich auch auf Titan beschrieben entfallen. Wir haben 45 Patienten mit einem neuen Polylcatid-Composite-Stift (Polypin®-C-Stift) stabilisiert und 44 nach durchschnittlich 35 Monaten nachuntersucht.
Ergebnisse
Der Broberg-Morrey-Score betrug bei den Patienten mit Mason I-Frakturen im Mittel 99 Punkte. Bei den Mason II-Frakturen betrug der Score im Durcschnitt 96 Punkte. Die Patienten waren im Mittel 4,6 Wochen arbeits- und 14,4 Wochen sportunfähig. Im CT wurden in zwei Fällen nach 18 und 24 Monaten passagere, erstgradige, asymptomatische Osteolysen beobachtet, die sich nach 6 Monaten vollständig rückbildeten. Ab dem 2. Jahr waren die Stifte im konventionellen Röntgenbild nicht mehr sichtbar. Im CT war über 5 Jahre eine stetige Implantatreduktion und Auffüllung der ehemaligen Stiftkanäle mit Knochen nachweisbar. Infektionen und klinische Fremdkörperreaktionen traten nicht auf. 5 Patineten mit Mason III-Frakturen wurden rekonstruiert. 1 Patient verstarb unfallunabhängig. 2x wurde der Radiuskopf sekundär reseziert und 2x erhalten (90 u.93 Pkt. im Broberg-Score).
Schlussfolgerungen
Mason I Frakturen werden mit sehr guten Ergebnissen frühfunktionell behandelt. Mason II-Frakturen mit Dislokationen über 10° oder Gelenkstufen >2mm sollten mit biodegradablen Polylactidstiften versorgt werden. Bei Mason III-Frakturen mit begleitenden Halsfrakturen sind Rekonstruktionen problematisch. Im Zweifel sollte der Radiuskopf reseziert werden.