Article
Ist die Stabilisierung der oberen HWS mit dem Halofixateur noch zeitgemäß?
Search Medline for
Authors
Published: | October 19, 2004 |
---|
Outline
Text
Fragestellung
Die Versorgung instabiler Verletzungen der oberen HWS mit dem Halofixateur externe stellt aufgrund seiner einfachen Applikation eines der etablierten Standardverfahren in der Unfallchirurgie dar. Allerdings liegen trotz der offenkundigen Beeinträchtigung des Patienten durch den Fixateur bislang keine Untersuchungen zur Lebensqualität vor.
Methoden
Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurde bei allen Patienten mit einer instabilen Verletzung der oberen Halswirbelsäule, die im Zeitraum von 1993-2003 in unserer Klinik behandelt wurden, die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem SF 36-Fragebogen untersucht. Außerdem wurden die verfügbaren Röntgenbilder und die Krankenarchivakten gesichtet.
Ergebnisse
Das Kollektiv umfasste 29 Patienten (12 Frauen, 17 Männer) in einem Durchschnittsalter von 59 Jahren (Range 17-93), die aufgrund einer instabilen Verletzung der oberen HWS (C0-C3) mit einem Halofixateur (Fa. Metec) behandelt wurden. Mechanische Komplikationen im Bereich der Kopfschrauben traten in 28% auf (Auslockerung mit oder ohne Dislokation des Kopfrings n=7, Pininfektion n=1, Perforation der Tabula Interna n=1). Die Auswertung der verfügbaren Röntgenbilder zeigte, dass die Frakturen im Halofixateur nur langsam zur Ausheilung gelangten und in 10% (n=3) auch nach über 14 Wochen noch nicht durchbaut waren. Gegenüber der altersentsprechenden Normpopulation fühlten sich die Patienten zum Zeitpunkt der Untersuchung (FU= 4,8 Jahre) in ihrer körperlichen Lebensqualität signifikant eingeschränkt.
Schlussfolgerungen
Bei Patienten höheren Alters mit reduzierter Knochenqualität müssen bei Applikation des Halofixateurs zur Versorgung instabiler Frakturen der oberen HWS in einem hohen Prozentsatz lokale Komplikationen und eine verzögerte Frakturheilung in Kauf genommen werden. Weiterhin führt die Methode zu einer langfristigen Beeinträchtigung der Lebensqualität. Bei entsprechender Indikation sollte daher direkten Osteosyntheseverfahren der Vorzug gegeben werden.