Article
Präzisionsonkologie im Praxisalltag der Uro-Onkologie
Search Medline for
Authors
Published: | April 26, 2024 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Analyse von erweiterten molekularpathologischen Untersuchungen und resultierenden Therapieentscheidungen urologischer Fälle mit metastasiertem Prostatakarzinom (mPC) und Urothelkarzinom (mUC) im molekularen Tumorboard (MTB) des CCCM TUM zur Optimierung der personalisierten Krebstherapie.
Methode: Im Zeitraum zwischen Oktober 2019 und Oktober 2023 wurde Tumormaterial von 137 Patienten mit mPC und 22 Patienten mit mUC mittels TSO500 DNA-Panel und TSO170 RNA-Panel sequenziert, sowie PD-L1 Status, Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und Tumormutationslast (TMB) erhoben. In einigen Fällen wurde der HRD (Homologous Recombination Deficiency)-Score sowie der HER2 Status bestimmt.
Ergebnisse: mPC und mUC-Patienten wurden im Median [Interquartilbereich] in der vierten [2-5] bzw. in der dritten [2-5] Therapielinie in das MTB eingeschlossen. Die Sequenzierungsergebnisse lagen im Median nach 22 Tagen [95% KI 22-26] vor. Das mediane Überleben der Patienten mit mPC nach Vorliegen des MTB-Beschlusses war 16 Monate [95% KI 11-20], der mUC-Patienten 12 Monate [95% KI 7-17]. Sechs mPC-Patienten und vier mUC-Patienten verstarben vor MTB-Empfehlung. Eine zielgerichtete Therapie konnte bei 60/131 (46%) der mPC und bei 12/18 (67%) der mUC-Patienten empfohlen werden, eine Teilnahme an einer molekular-stratifizierten Studie konnte 15/131 (11%) der mPC und 4/18 (22%) der mUC-Patienten angeboten werden. Bei jeweils 44/131 (34%) und 2/18 (11%) der Patient mit mPC bzw. mUC wurde eine genetische Beratung empfohlen. Unter den mPC-Patienten fanden sich Alterationen in DNA-Reparaturgenen bei 35/137 (25,5%), davon wiesen 13/137 (9%) Patienten Varianten in BRCA1 oder BRCA2 auf. Somatische Varianten bei mPC, die mit einem aggressiveren Krankheitsverlauf assoziiert sind (in TP53/ PTEN/ RB1), lagen bei 11/137 (8%) vor. Der HRD-Status war bei 3/10 (30%) positiv. Seltenere, therapierelevante Varianten wurden in BRAF 5/137 (4%) und AKT1 4/137 (3%) detektiert. Eine MSI wurde bei 2/137 (1.5%) der mPC detektiert, TMB high (≥10 Mutationen/Megabase) lag bei 8/130 (6%) der mPC-Patienten vor. Unter den mUC-Patienten fanden sich FGFR-Alterationen bei 4/22 (18%) und ein positiver HER2 Status (IHC-Färbung oder ERBB2 Amplifikation) bei 5/22 (23%). TMB high (≥10 Mutationen/Megabase) lag bei 4/21 (19%) der mUC-Patienten vor. Zwei Patienten zeigten ein langes Therapieansprechen unter HER2 gerichteter Therapie mit Trastuzumab/Deruxtecan (Follow-up 304 Tage) bzw. HER2 Blockade mit Neratinib (Follow-up 213 Tage).
Schlussfolgerung: Der Hälfte der sequenzierten Patienten mit mPC und mUC konnte eine zielgerichtete Therapie und/oder Studienteilnahme empfohlen werden. Eine Panelsequenzierung ist somit auch außerhalb der Routinediagnostik (BRCA1, BRCA2, FGFR) vor Erreichen der Letztlinie sinnvoll: einzelne Patienten erreichen ein außergewöhnlich gutes Therapieansprechen auf moderne, zielgerichtete Therapien und unterstreichen den Stellenwert der personalisierten Medizin.