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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Präzisionsonkologie im Praxisalltag der Uro-Onkologie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kaya Ulmer - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Margitta Retz - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Sebastian Lange - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF), Standort Technische Universität München (TUM), München, Deutschland; Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, München, Deutschland
  • Lena Illert - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; III. Medizinische Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), München, Deutschland; Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF), Standort Technische Universität München (TUM), München, Deutschland; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), München, Deutschland
  • Nicole Pfarr - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Institut für Pathologie, München, Deutschland
  • Kristina Schwamborn - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Institut für Pathologie, München, Deutschland
  • Wilko Weichert - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; III. Medizinische Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), München, Deutschland; Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF), Standort Technische Universität München (TUM), München, Deutschland; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), München, Deutschland
  • Alisa Lörsch - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; III. Medizinische Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), München, Deutschland
  • Johannes Jung - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; III. Medizinische Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), München, Deutschland
  • Florian Kirchhoff - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Matthias Jahnen - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Valentin Meissner - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Ulrich Schatz - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Institut für Humangenetik, München, Deutschland; Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Gynäkologische Tumorgenetik, München, Deutschland
  • Sabine Grill - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Zentrum für Personalisierte Medizin, München, Deutschland; Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Institut für Humangenetik, München, Deutschland; Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Gynäkologische Tumorgenetik, München, Deutschland
  • Kathleen Herkommer - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Jürgen Erich Gschwend - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland
  • Lukas Lunger - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), Klinik für Urologie, München, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay68

doi: 10.3205/24urobay68, urn:nbn:de:0183-24urobay689

Veröffentlicht: 26. April 2024

© 2024 Ulmer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Analyse von erweiterten molekularpathologischen Untersuchungen und resultierenden Therapieentscheidungen urologischer Fälle mit metastasiertem Prostatakarzinom (mPC) und Urothelkarzinom (mUC) im molekularen Tumorboard (MTB) des CCCM TUM zur Optimierung der personalisierten Krebstherapie.

Methode: Im Zeitraum zwischen Oktober 2019 und Oktober 2023 wurde Tumormaterial von 137 Patienten mit mPC und 22 Patienten mit mUC mittels TSO500 DNA-Panel und TSO170 RNA-Panel sequenziert, sowie PD-L1 Status, Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und Tumormutationslast (TMB) erhoben. In einigen Fällen wurde der HRD (Homologous Recombination Deficiency)-Score sowie der HER2 Status bestimmt.

Ergebnisse: mPC und mUC-Patienten wurden im Median [Interquartilbereich] in der vierten [2-5] bzw. in der dritten [2-5] Therapielinie in das MTB eingeschlossen. Die Sequenzierungsergebnisse lagen im Median nach 22 Tagen [95% KI 22-26] vor. Das mediane Überleben der Patienten mit mPC nach Vorliegen des MTB-Beschlusses war 16 Monate [95% KI 11-20], der mUC-Patienten 12 Monate [95% KI 7-17]. Sechs mPC-Patienten und vier mUC-Patienten verstarben vor MTB-Empfehlung. Eine zielgerichtete Therapie konnte bei 60/131 (46%) der mPC und bei 12/18 (67%) der mUC-Patienten empfohlen werden, eine Teilnahme an einer molekular-stratifizierten Studie konnte 15/131 (11%) der mPC und 4/18 (22%) der mUC-Patienten angeboten werden. Bei jeweils 44/131 (34%) und 2/18 (11%) der Patient mit mPC bzw. mUC wurde eine genetische Beratung empfohlen. Unter den mPC-Patienten fanden sich Alterationen in DNA-Reparaturgenen bei 35/137 (25,5%), davon wiesen 13/137 (9%) Patienten Varianten in BRCA1 oder BRCA2 auf. Somatische Varianten bei mPC, die mit einem aggressiveren Krankheitsverlauf assoziiert sind (in TP53/ PTEN/ RB1), lagen bei 11/137 (8%) vor. Der HRD-Status war bei 3/10 (30%) positiv. Seltenere, therapierelevante Varianten wurden in BRAF 5/137 (4%) und AKT1 4/137 (3%) detektiert. Eine MSI wurde bei 2/137 (1.5%) der mPC detektiert, TMB high (≥10 Mutationen/Megabase) lag bei 8/130 (6%) der mPC-Patienten vor. Unter den mUC-Patienten fanden sich FGFR-Alterationen bei 4/22 (18%) und ein positiver HER2 Status (IHC-Färbung oder ERBB2 Amplifikation) bei 5/22 (23%). TMB high (≥10 Mutationen/Megabase) lag bei 4/21 (19%) der mUC-Patienten vor. Zwei Patienten zeigten ein langes Therapieansprechen unter HER2 gerichteter Therapie mit Trastuzumab/Deruxtecan (Follow-up 304 Tage) bzw. HER2 Blockade mit Neratinib (Follow-up 213 Tage).

Schlussfolgerung: Der Hälfte der sequenzierten Patienten mit mPC und mUC konnte eine zielgerichtete Therapie und/oder Studienteilnahme empfohlen werden. Eine Panelsequenzierung ist somit auch außerhalb der Routinediagnostik (BRCA1, BRCA2, FGFR) vor Erreichen der Letztlinie sinnvoll: einzelne Patienten erreichen ein außergewöhnlich gutes Therapieansprechen auf moderne, zielgerichtete Therapien und unterstreichen den Stellenwert der personalisierten Medizin.