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Der chronische Hodenschmerz in der täglichen Routine
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Published: | April 26, 2024 |
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Der chronische Hodenschmerz wird definiert als seit mehreren Monaten bestehende Symptomatik, die den Patienten stark belastet und beeinträchtigt. Die Betroffenen sind teilweise nicht in der Lage ihrem normalen Tagesablauf nachzugehen. Sie weisen häufig eine lange Odyssee an Arztbesuchen, urologisch, allgemeinmedizinisch und neurologisch-psychiatrisch, auf. Vielfach wird die Symptomatik bagatellisiert. In der Literatur besteht nur eine ungenügende Reflexion dieses Krankheitsbildes.
Wir berichten über einen 33jährigen Patienten (Rettungssanitäter), der nach beidseitiger Orchidopexie 2017 nach Hodentorsion rechts im weiteren Verlauf eine beidseitige chronische Testalgie (rechts > links) entwickelte. Über mehrere Jahre wand der Patient sich an verschiedenste Kliniken von Akutkrankenhaus bis Universitätsklinikum. Es erfolgte eine teilweise stark repetitive Umfelddiagnostik, auch mittels CT und MRT. Die Schmerzsymptomatik wurde überwiegend als neurologisch-psychiatrisch interpretiert. Der Patient, der zwischenzeitlich auch Suizidgedanken deswegen äußerte, wurde auf eine antidepressive Therapie eingestellt. Dies brachte nur eine ungenügende Linderung der Beschwerden. Nach notfallmäßiger Vorstellung in unserer Klinik erfolgte nach Ausschluss eines akuten Geschehens die Samenstranginfiltration rechts mit Lokalanästhesie. Darunter kam es zu einer kurzfristigen Besserung der Beschwerden. Nach ausführlicher Aufklärung des Patienten über sämtliche Optionen entschieden wir uns für eine skrotale Denervierung rechts. Postoperativ berichtete unser Patient über eine komplette Schmerzfreiheit auf dieser Seite. Daher führten wir wenige Monate später den Eingriff auch auf der Gegenseite durch. Im weiteren Verlauf zeigte sich der Patient beidseits beschwerdefrei.
Die therapierefraktäre chronische Testalgie stellt eine große Herausforderung in der täglichen Routine dar. Es bestehen konservative und operative Therapieansätze. Entscheidend für den operativen Ansatz ist die korrekte Indikationsstellung mittels entsprechender Umfelddiagnostik zum Ausschluss extragenitaler Ursachen. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei Schmerzlinderung durch eine lokale Samenstrangblockade ein. Aus unserer Sicht ist die testikuläre Denervierung als operative Methode der Wahl anzusehen.