gms | German Medical Science

50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Der chronische Hodenschmerz in der täglichen Routine

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Hussein Kaddouh - Helios Klinik Blankenhain, Blankenhain, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay15

doi: 10.3205/24urobay15, urn:nbn:de:0183-24urobay151

Veröffentlicht: 26. April 2024

© 2024 Kaddouh.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Der chronische Hodenschmerz wird definiert als seit mehreren Monaten bestehende Symptomatik, die den Patienten stark belastet und beeinträchtigt. Die Betroffenen sind teilweise nicht in der Lage ihrem normalen Tagesablauf nachzugehen. Sie weisen häufig eine lange Odyssee an Arztbesuchen, urologisch, allgemeinmedizinisch und neurologisch-psychiatrisch, auf. Vielfach wird die Symptomatik bagatellisiert. In der Literatur besteht nur eine ungenügende Reflexion dieses Krankheitsbildes.

Wir berichten über einen 33jährigen Patienten (Rettungssanitäter), der nach beidseitiger Orchidopexie 2017 nach Hodentorsion rechts im weiteren Verlauf eine beidseitige chronische Testalgie (rechts > links) entwickelte. Über mehrere Jahre wand der Patient sich an verschiedenste Kliniken von Akutkrankenhaus bis Universitätsklinikum. Es erfolgte eine teilweise stark repetitive Umfelddiagnostik, auch mittels CT und MRT. Die Schmerzsymptomatik wurde überwiegend als neurologisch-psychiatrisch interpretiert. Der Patient, der zwischenzeitlich auch Suizidgedanken deswegen äußerte, wurde auf eine antidepressive Therapie eingestellt. Dies brachte nur eine ungenügende Linderung der Beschwerden. Nach notfallmäßiger Vorstellung in unserer Klinik erfolgte nach Ausschluss eines akuten Geschehens die Samenstranginfiltration rechts mit Lokalanästhesie. Darunter kam es zu einer kurzfristigen Besserung der Beschwerden. Nach ausführlicher Aufklärung des Patienten über sämtliche Optionen entschieden wir uns für eine skrotale Denervierung rechts. Postoperativ berichtete unser Patient über eine komplette Schmerzfreiheit auf dieser Seite. Daher führten wir wenige Monate später den Eingriff auch auf der Gegenseite durch. Im weiteren Verlauf zeigte sich der Patient beidseits beschwerdefrei.

Die therapierefraktäre chronische Testalgie stellt eine große Herausforderung in der täglichen Routine dar. Es bestehen konservative und operative Therapieansätze. Entscheidend für den operativen Ansatz ist die korrekte Indikationsstellung mittels entsprechender Umfelddiagnostik zum Ausschluss extragenitaler Ursachen. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei Schmerzlinderung durch eine lokale Samenstrangblockade ein. Aus unserer Sicht ist die testikuläre Denervierung als operative Methode der Wahl anzusehen.