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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Beckenschmerz als Folge von vaginalem Prolaps kann durch Beckenbodenrekonstruktion mit Elevate anterior/apikal oder Elevate posterior/apikal geheilt werden

Meeting Abstract

  • B. Liedl - Beckenbodenzentrum München, Urogenitale Chirurgie, München, Germany
  • E. Stanford - Doktor`s Medical Center, Gynecology, Modesto, United States
  • S. Sutherland - University of Washington, Medical Centre, Female Urology, Seattle, United States
  • J. Lukban - Eastern Virginia Medical School, Urogynecology, Norfolk, United States
  • Propel-Studiengruppe

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV87

doi: 10.3205/16urobay087, urn:nbn:de:0183-16urobay0871

Published: April 20, 2016

© 2016 Liedl et al.
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Text

Einleitung: Bereits Martius hat postuliert, dass vaginaler Prolaps zu Schmerzen führen kann. Andererseits wird aktuell vermutet, dass der Einsatz von Netzen bei der Beckenbodenrekonstruktion Schmerzen verursachen kann.

Fragestellung: Analyse der Schmerzsymptome vor und nach Beckenbodenrekonstruktion mit Elevate anterior/apikal oder posterior/apikal.

Methoden: 277 Frauen unterzogen sich in einer prospektiven Multicenterstudie (10 US und 6 EU-Zentren, vorliegende Voten der Ethikkommissionen) einer Beckenbodenrekonstruktion mit Elevate anterior/apikal (N = 142, Zystozele 2. - 4 Grades mit und ohne apikalem Prolaps) oder Elevate posterior/apikal (N =135, Rektozele 2. - 4. Grades mit und ohne apikalem Prolaps). Die Patientinnen wurden über einen Zeitraum von 2 Jahren beobachtet und beantworteten die Fragen des Pelvic Floor Disorder Inventory (PVDI) 1 (Druck im Unterleib); 2 (Schmerzen im Unterleib oder Genitalbereich); 3 (Schmerzgefühl oder Taubheit im Beckenbereich); 6 (Unwohlsein im Beckenbereich beim Stehen oder körperlicher Aktivität); 7 (Kreuzschmerzen); 46 (Bauch oder Kreuzschmerzen bei Anstrengung).

Ergebnisse: 52,8 % (Frage 1); 39,7 % (Frage 2); 48,1 % (Frage 3); 61,3 % (Frage 6); 54,5 % (Frage 7) und 39,7 % (Frage 46) dieser Frauen berichteten präoperativ geringe, mäßige oder starke Beschwerden. 50 - 70 % dieser Patientinnen waren nach 6; 12 und 24 Monaten beschwerdefrei (jeweils p < 0,001). Die starken Beschwerden reduzierten sich um 60 - 90 % (p < 0,001). Sowohl die Frauen nach Elevate anterior/apikal als auch die Frauen nach Elevate postfreier/apikal profitierten ähnlich signifikant hinsichtlich der Beschwerdereduzierung postoperativ.

Schlussfolgerung: Die netzgestützte Beckenbodenrekonstruktion mit den Elevatesystemen reduziert hochsignifikant prolapsbedingte Schmerzsymptome im Langzeitverlauf bis zu 2 Jahren, wobei vor allem die Patientinnen mit hochgradigen Beschwerden profitierten.

Petros [1] postulierte, dass vor allem der apikale Descensus durch Dehnung der Plexus pelvicus zu hochgradigen Beckenschmerzen führen kann, die in 85 % durch chirurgische Korrektur des apikalen Prolaps geheilt wurden. Da sowohl mit Elevate anterior/apikal als auch Elevate posterior/apikal die Scheide am sakrospinalen Band durch Minianker bei minimalem Trauma sicher langfristig fixiert wird, dürfte diese Fixierung eine wesentliche Ursache der Schmerzreduzierung sein.


Literatur

1.
Petros PP. Severe chronic pelvic pain in women may be caused by ligamentous laxity in the posterior fornix of the vagina. Aust N Z J Obstet Gynaecol. 1996 Aug;36(3):351-4.