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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Profitieren Patienten von zertifizierten Prostatakarzinomzentren? Ergebnisse der multizentrischen IMPROVE-Studie zu wichtigen Qualitätsindikatoren und patientenberichtetem Outcome in der operativen Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms

Meeting Abstract

  • Danijel Sikic - Uniklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • presenting/speaker Christian Fiebig - Uniklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Bernd Wullich - Uniklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Ingmar Wolff - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Bernd Hoschke - Carl-Thieme Klinikum Cottbus, Cottbus, Deutschland
  • Andreas Manseck - Klinikum Ingolstadt, Ingolstadt, Deutschland
  • Rolf Gillitzer - Klinikum Darmstadt, Darmstadt, Deutschland
  • Maximilian Burger - Caritas-Krankenhaus St. Josef, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Julie Steinestel - Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
  • Nina Harke - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Christian Bolenz - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Florian Distler - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
  • Matthias May - St. Elisabeth Klinikum Straubing, Straubing, Deutschland
  • Julia Peter - St. Elisabeth Klinikum Straubing, Straubing, Deutschland
  • Christian Gilfrich - St. Elisabeth Klinikum Straubing, Straubing, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu83

doi: 10.3205/23oegu83, urn:nbn:de:0183-23oegu836

Published: May 2, 2023

© 2023 Sikic et al.
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Text

Einleitung: Mit dem Ziel der Verbesserung der Behandlungsqualität bekommt die Zertifizierung von Prostatakrebszentren in Deutschland eine zunehmende Bedeutung. Unklar ist dabei jedoch, inwiefern sich die Ergebnisqualität nach radikaler Prostatektomie (RP) zwischen zertifizierten (CC) und nicht zertifizierten Zentren (nCC) unterscheidet.

Methode: In 19 deutschen urologischen Kliniken (davon 12 CC) wurden 950 nicht-konsekutive Patienten (50 pro Zentrum) eingeschlossen, welche zwischen 2018 und 2020 eine RP erhielten. Diese erhielten einen validierten Fragebogen (im Median 15 Monate postoperativ) u. a. zur Erfassung von Belastungsharninkontinenz (SUI) und Therapiebedauern (TB). Die Rücklaufquote betrug 74% (insgesamt 703 Patienten, davon 68% aus CC). Mithilfe von multivariat-logistischen Regressionsmodellen (MLRM) wurden relevante Unterschiede zwischen CC und nCC bezüglich folgender Endpunkte untersucht: 1. Anteil nervschonender (NS) Operationen (NS vs. kein NS), 2. R1-Rate (R1 vs. R0), 3. SUI (SUI vs. Kontinenz mit max. 1 Sicherheitsvorlage), 4. Komplikationen nach Clavien-Dindo-Grad (CDG) (CDG 1-5 vs. 0 bzw. CDG 3-5 vs. 0-2), 5. Therapiebedauern/TB (kritisches vs. unkritisches TB).

Ergebnisse: Im Vergleich waren die Patienten in CC signifikant jünger (67 vs. 69 Jahre; p<0,001) und die jährliche Fallzahl signifikant höher (125 vs. 29 RP; p<0,001). In den CC wurden signifikant mehr laparoskopische (LRP) und roboterassistierte RPs (RARP) durchgeführt (LRP 42 vs. 15, RARP 328 vs. 40; p<0,001). Kein signifikanter Unterschied zwischen den CC und nCC zeigte sich im präoperativen PSA-Wert (7,7 ng/ml vs. 8,4 ng/ml; p=0,224), der pN1-Rate (7,9% vs. 12,6%; p=0,070) und der Häufigkeit an lokal fortgeschrittenen (≥pT3a) Tumoren (38,3% vs. 37,6%, p=0,934).

Gemäß gut adjustierter MLRM waren NS-RPs in CC seltener (OR=0,52; p=0,004). Keine signifikanten Unterschiede fanden sich hingegen in der R1-Rate (OR=1,67; p=0,051), der SUI-Rate (OR=1,03; p=0,919) und im TB (OR=0,99; p=0,990). In CC war die Rate an Gesamtkomplikationen (CDG 1-5) um relative 46% geringer (OR=0,54; p<0,004), wobei interventionsbedürftige Komplikationen (CDG ≥3) zwischen CC und nCC ohne signifikanten Unterschied blieben (OR=2,51; p=0,051).

Schlussfolgerung: In Deutschland wird durch die Zertifizierung ein hoher Behandlungsstandard beim Prostatakarzinom in CC gewährleistet. Ob die ebenfalls hohe Behandlungsqualität in nCC durch Mitnahmeeffekte bedingt ist, und diese auch flächendeckend vergleichbar gut ist, muss in künftigen Longitudinalstudien an CC und nCC untersucht werden.