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Profitieren Patienten von zertifizierten Prostatakarzinomzentren? Ergebnisse der multizentrischen IMPROVE-Studie zu wichtigen Qualitätsindikatoren und patientenberichtetem Outcome in der operativen Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2023 |
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Einleitung: Mit dem Ziel der Verbesserung der Behandlungsqualität bekommt die Zertifizierung von Prostatakrebszentren in Deutschland eine zunehmende Bedeutung. Unklar ist dabei jedoch, inwiefern sich die Ergebnisqualität nach radikaler Prostatektomie (RP) zwischen zertifizierten (CC) und nicht zertifizierten Zentren (nCC) unterscheidet.
Methode: In 19 deutschen urologischen Kliniken (davon 12 CC) wurden 950 nicht-konsekutive Patienten (50 pro Zentrum) eingeschlossen, welche zwischen 2018 und 2020 eine RP erhielten. Diese erhielten einen validierten Fragebogen (im Median 15 Monate postoperativ) u. a. zur Erfassung von Belastungsharninkontinenz (SUI) und Therapiebedauern (TB). Die Rücklaufquote betrug 74% (insgesamt 703 Patienten, davon 68% aus CC). Mithilfe von multivariat-logistischen Regressionsmodellen (MLRM) wurden relevante Unterschiede zwischen CC und nCC bezüglich folgender Endpunkte untersucht: 1. Anteil nervschonender (NS) Operationen (NS vs. kein NS), 2. R1-Rate (R1 vs. R0), 3. SUI (SUI vs. Kontinenz mit max. 1 Sicherheitsvorlage), 4. Komplikationen nach Clavien-Dindo-Grad (CDG) (CDG 1-5 vs. 0 bzw. CDG 3-5 vs. 0-2), 5. Therapiebedauern/TB (kritisches vs. unkritisches TB).
Ergebnisse: Im Vergleich waren die Patienten in CC signifikant jünger (67 vs. 69 Jahre; p<0,001) und die jährliche Fallzahl signifikant höher (125 vs. 29 RP; p<0,001). In den CC wurden signifikant mehr laparoskopische (LRP) und roboterassistierte RPs (RARP) durchgeführt (LRP 42 vs. 15, RARP 328 vs. 40; p<0,001). Kein signifikanter Unterschied zwischen den CC und nCC zeigte sich im präoperativen PSA-Wert (7,7 ng/ml vs. 8,4 ng/ml; p=0,224), der pN1-Rate (7,9% vs. 12,6%; p=0,070) und der Häufigkeit an lokal fortgeschrittenen (≥pT3a) Tumoren (38,3% vs. 37,6%, p=0,934).
Gemäß gut adjustierter MLRM waren NS-RPs in CC seltener (OR=0,52; p=0,004). Keine signifikanten Unterschiede fanden sich hingegen in der R1-Rate (OR=1,67; p=0,051), der SUI-Rate (OR=1,03; p=0,919) und im TB (OR=0,99; p=0,990). In CC war die Rate an Gesamtkomplikationen (CDG 1-5) um relative 46% geringer (OR=0,54; p<0,004), wobei interventionsbedürftige Komplikationen (CDG ≥3) zwischen CC und nCC ohne signifikanten Unterschied blieben (OR=2,51; p=0,051).
Schlussfolgerung: In Deutschland wird durch die Zertifizierung ein hoher Behandlungsstandard beim Prostatakarzinom in CC gewährleistet. Ob die ebenfalls hohe Behandlungsqualität in nCC durch Mitnahmeeffekte bedingt ist, und diese auch flächendeckend vergleichbar gut ist, muss in künftigen Longitudinalstudien an CC und nCC untersucht werden.