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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Flappen oder nicht flappen? Ein systematischer Review inkl. Meta-Analyse aller randomisiert-kontrollierten Studien zum Benefit eines Peritoneal-Interposition-Flaps auf das Outcome nach Roboter-assistierter radikaler Prostatektomie mit Lymphadenektomie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Bründl - Klinik für Urologie der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef, Regensburg, Deutschland
  • Christian Gilfrich - Klinikum St. Elisabeth Straubing, Urologische Klinik, Straubing, Deutschland
  • Ingmar Wolff - Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Urologie, Greifswald, Deutschland
  • Christian Thomas - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Urologie, Dresden, Deutschland
  • Burkhard Ubrig - Augusta-Krankenanstalten Bochum, Universität Witten-Herdecke, Zentrum für minimal invasive und robotische Urologie, Bochum, Deutschland
  • Joseph Wagner - Hartford Healthcare Medical Group, Hartford Hospital, Urology Division, Hartford, USA
  • Vladimir Student - University Hospital Olomouc, Department of Urology, Olomouc, Czech Republic
  • Axel Merseburger - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Urologie, Lübeck, Deutschland
  • Sabine Brookman-May - Janssen Pharma, Research and Development, Spring House, USA
  • Matthias May - Klinikum St. Elisabeth Straubing, Urologische Klinik, Straubing, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu35

doi: 10.3205/23oegu35, urn:nbn:de:0183-23oegu354

Published: May 2, 2023

© 2023 Bründl et al.
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Text

Mit einer Häufigkeit von 2–10% stellen symptomatische Lymphozelen (sLZ) die zahlenmäßig relevantesten Komplikationen nach Roboter-assistierter radikaler Prostatektomie (RARP) und pelviner Lymphknotendissektion (PLND) dar. Im Jahr 2015 wurde von Lebeis et al. auf der Grundlage retrospektiv erhobener Daten mit dem Peritoneal-Interposition-Flap (PIF) eine intraoperative Modifikation vorgestellt, bei der zum Abschluss der RARP das Blasenperitoneum auf kaudale Anteile des perivesikalen Fettgewebes geklappt und mit diesen vernäht wird. In Ermangelung prospektiv randomisiert-kontrollierter Studien (RCT) wurde Ende 2021 eine Meta-Analyse von fünf bis dahin publizierten retrospektiven Studien durchgeführt, die für den PIF eine sLZ-Reduktion um 77% (95%-Konfidenzintervall/KI: 1-95%) nachwies.

Inzwischen wurden nun die Ergebnisse von vier RCTs (Pianoforte, PerFix, ProLy, PLUS) publiziert, die Patienten mit RARP und simultaner PLND in die Studienarme PIF vs. kein-PIF randomisierten. Diese vier RCTs bilden den Corpus dieser Meta-Analyse, die anhand von „Random-Effect-Models“ den PIF-Einfluss auf die Endpunkte 1.) sLZ-Rate, 2.) Gesamt-Lymphozelen-Rate (gLZ), und 3.) Komplikationen nach Clavien- Dindo ≥ Grad 3 (CDG-3+) untersuchte. Anhand dieser Meta-Analyse betrugen die korrespondierenden Odds-Ratios 0,46 (95%-KI: 0,23-0,93), 0,51 (95%-KI: 0,38-0,68) bzw. 0,41 (95%-KI: 0,21-0,83). In den Absolutzahlen dieser „gepoolten“ Analyse kam es durch den PIF zu einer Reduktion von 7,8% (46/588) auf 3,6% (21/580) bei den sLZ (p=0,002), von 29,3% (172/588) auf 17,6% (102/580) bei den gLZ (p<0,001) und von 14,5% (85/588) auf 5,5% (32/580) bei den CDG-3+ (p<0,001). Die Ergebnisse dieser Meta- Analyse basieren auf einer geringen Heterogenität zwischen den vier RCTs und einem minimalen Bias- Risiko. Komplikationen oder funktionelle Beeinträchtigungen, resultierend aus dem PIF, wurden übrigens weder in den Studien mit indirekter Evidenz noch in den RCTs beobachtet.

Der PIF sollte nun anhand vorhandener Level-1A Evidenz bei RARP-Patienten, die simultan eine PLND erhalten, zur Prävention bzw. Reduktion postoperativer Lymphozelen durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz sind weiterhin einige Fragen hinsichtlich des optimalen PIFs offen, zu deren Beantwortung ggf. bald die nächste deutsche Studie mit direkter Evidenz (PELYCAN) beitragen kann.