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Flappen oder nicht flappen? Ein systematischer Review inkl. Meta-Analyse aller randomisiert-kontrollierten Studien zum Benefit eines Peritoneal-Interposition-Flaps auf das Outcome nach Roboter-assistierter radikaler Prostatektomie mit Lymphadenektomie
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2023 |
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Mit einer Häufigkeit von 2–10% stellen symptomatische Lymphozelen (sLZ) die zahlenmäßig relevantesten Komplikationen nach Roboter-assistierter radikaler Prostatektomie (RARP) und pelviner Lymphknotendissektion (PLND) dar. Im Jahr 2015 wurde von Lebeis et al. auf der Grundlage retrospektiv erhobener Daten mit dem Peritoneal-Interposition-Flap (PIF) eine intraoperative Modifikation vorgestellt, bei der zum Abschluss der RARP das Blasenperitoneum auf kaudale Anteile des perivesikalen Fettgewebes geklappt und mit diesen vernäht wird. In Ermangelung prospektiv randomisiert-kontrollierter Studien (RCT) wurde Ende 2021 eine Meta-Analyse von fünf bis dahin publizierten retrospektiven Studien durchgeführt, die für den PIF eine sLZ-Reduktion um 77% (95%-Konfidenzintervall/KI: 1-95%) nachwies.
Inzwischen wurden nun die Ergebnisse von vier RCTs (Pianoforte, PerFix, ProLy, PLUS) publiziert, die Patienten mit RARP und simultaner PLND in die Studienarme PIF vs. kein-PIF randomisierten. Diese vier RCTs bilden den Corpus dieser Meta-Analyse, die anhand von „Random-Effect-Models“ den PIF-Einfluss auf die Endpunkte 1.) sLZ-Rate, 2.) Gesamt-Lymphozelen-Rate (gLZ), und 3.) Komplikationen nach Clavien- Dindo ≥ Grad 3 (CDG-3+) untersuchte. Anhand dieser Meta-Analyse betrugen die korrespondierenden Odds-Ratios 0,46 (95%-KI: 0,23-0,93), 0,51 (95%-KI: 0,38-0,68) bzw. 0,41 (95%-KI: 0,21-0,83). In den Absolutzahlen dieser „gepoolten“ Analyse kam es durch den PIF zu einer Reduktion von 7,8% (46/588) auf 3,6% (21/580) bei den sLZ (p=0,002), von 29,3% (172/588) auf 17,6% (102/580) bei den gLZ (p<0,001) und von 14,5% (85/588) auf 5,5% (32/580) bei den CDG-3+ (p<0,001). Die Ergebnisse dieser Meta- Analyse basieren auf einer geringen Heterogenität zwischen den vier RCTs und einem minimalen Bias- Risiko. Komplikationen oder funktionelle Beeinträchtigungen, resultierend aus dem PIF, wurden übrigens weder in den Studien mit indirekter Evidenz noch in den RCTs beobachtet.
Der PIF sollte nun anhand vorhandener Level-1A Evidenz bei RARP-Patienten, die simultan eine PLND erhalten, zur Prävention bzw. Reduktion postoperativer Lymphozelen durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz sind weiterhin einige Fragen hinsichtlich des optimalen PIFs offen, zu deren Beantwortung ggf. bald die nächste deutsche Studie mit direkter Evidenz (PELYCAN) beitragen kann.