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Neue Wege gehen – Digitalisierungscurriculum im Medizinstudium am Beispiel des 5. Semesters
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Published: | May 27, 2024 |
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Hintergrund: Durch die Integration von digitalen Lehrinhalten im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin ([https://nklm.de/zend/menu], Kapitel VII.2-13) wurden bereits Grundlagen für ein zukunftsorientiertes Studium der Humanmedizin geschaffen. Die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat seit 2020 ein aufeinander aufbauendes, verpflichtendes Digitalisierungscurriculum entwickelt.
Im 2. Fachsemester wird bereits Grundlagenwissen zur digitalen Transformation im Gesundheitswesen angeboten. Der Fokus liegt hierbei auf digital gestützten Lehrformaten. Darauf folgt im 5. Semester ein erneutes Praktikum mit Schwerpunkt Digitalisierung der Patient*innenversorgung. Das zuvor erworbene Wissen wird in ein Setting praktischer Anwendungen transferiert und damit vertieft. Hierbei durchlaufen die Studierenden mehrere Stationen, u.a. zu Anwendungen künstlicher Intelligenz in der Medizin oder die Rolle von Telemedizin in der Versorgung.
Wir möchten das praktische Curriculum vorstellen und die Ergebnisse der ersten Evaluation diskutieren.
Methoden: Die Studierenden erhalten zu Ende des Praktikums einen Fragebogen, mithilfe dessen Wissensstand und -zuwachs über den Verlauf der einzelnen Stationen bewertet werden. Der Fragebogen enthält 28 Items, neben allgemeinen Angaben wurden Fragen zur Relevanz und Informationsgehalt digitaler Themen im Berufsalltag als 5-stufige Likert-Skala oder als offene Fragen gestellt.
Vorläufige Ergebnisse: Die ersten Erhebungen (n=123) zeigen einen verstärkten Lehrbedarf zu den einzelnen Themen der Digitalisierung. Fast die Hälfte der Befragten (46,7%) hat sich nach eigenen Angaben vor dem Kurs noch nicht mit Digitalisierung im medizinischen Kontext beschäftigt. Gleichzeitig gibt die überwiegende Mehrheit (83,5%) an, dass diese ihrer Meinung nach im Verlauf des späteren Berufslebens erhöhte Relevanz erfahren wird. Dies zeigt sich insbesondere auf den Stationen Künstliche Intelligenz (81,4%) und Telemedizin (81,8%), welche von den Studierenden am stärksten mit dem Berufsalltag in Verbindung gebracht werden.
Interpretation: Vielfach haben Studierende eine abstrakte Vorstellung, wie ihr Berufsalltag im Zuge des digitalen Wandels aussehen könnte. Die Erhebungen zeigen jedoch, dass bislang kaum konkretes Vorwissen vorhanden ist. Gleichwohl lässt sich ein Bewusstsein für die zukünftige Relevanz digitaler Themen erkennen. Die Etablierung von digitalen Lehrinhalten im Medizinstudium bietet die Möglichkeit, Studierende bereits in einer frühen Phase ihrer Ausbildung für potenzielle Anwendungsgebiete zu sensibilisieren. Um eine nachhaltige Wissensvermittlung zu gewährleisten, bedarf es jedoch eines breiten Spektrums von Lehrangeboten über das gesamte Curriculum hinweg, sowie konkrete Anwendungsbeispiele. Weitere Lehrangebote sind geplant.