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Papaya-Praxis: Ein Tutorium über Schwangerschaftsabbrüche
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Published: | May 27, 2024 |
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Hintergrund: Als erstes Skillslab in Deutschland bieten wir im STÄPS (Studentische Trainingszentrum ärztlicher Praxis und Simulation) seit 2023 das Tutorium Schwangerschaftsabbruch (SAB) in Kooperation mit der Hochschulgruppe Medical Students for Choice an. Die Inhalte sind fächerübergreifend relevant, da der SAB kein ausschließlich gynäkologisches Fachärzt*innen Wissen ist.
Im NKLM wird der SAB mehrfach erwähnt. Studierende sollen neben ethischen, rechtlichen und psychischen Aspekten die pharmakologischen Prinzipien beim SAB mit den wichtigsten Arzneistoffen nennen und die Prinzipien eines medikamentösen und operativen SAB beschreiben können (VI.11-01.1.2, VI.11-01.1.9, V.01.1.1.115).
Methoden: Das interaktive Tutorium steht unter gynäkologischer Supervision, basiert auf den Leitlinien zum SAB im ersten Trimester und ist ein extracurriculares Angebot für Medizinstudierende ab dem 9. Semester. Zunächst werden die rechtliche Situation und Versorgungslage in Deutschland und anschließend die unterschiedlichen Methoden (medikamentös und operativ) besprochen, sodass der Fokus auf medizinischen Aspekten liegt. Der praktische Teil wird mithilfe eines Papaya Workshops durchgeführt, der eine etablierte Methode zum Erlernen von intrauterinen Eingriffen ist [1].
Ergebnisse: Wir haben die bisher durchgeführten Tutorien ausführlich über Feedbackbögen evaluiert. Alle Teilnehmer*innen (n=14) schätzten das Tutorium für ihre spätere ärztliche Tätigkeit als sehr relevant ein. Im Vergleich zur rückwirkenden Einschätzung trauten sich alle Teilnehmer*innen nach dem Tutorium zu, den Ablauf sowie die Prinzipien und Nebenwirkungen von operativen und medikamentösen Abbrüchen zu beschreiben. 92% der Studierenden wünschten sich eine ausführlichere Lehre zum Thema und sahen das Tutorium als eine sinnvolle Ergänzung an. Besonders positiv wurde der praktische Anteil bewertet.
Interpretation: Das Tutorium bietet den Raum für Orientierung für das gesellschaftlich und politisch kontrovers diskutierte Thema Schwangerschaftsabbruch. Dabei ist der Papaya Workshop eine praktische Ergänzung zur Vertiefung der Thematik und als Unterstützung der Theorie gedacht.
Angst vor Stigmatisierung, unzureichende oder falsche Kenntnisse über den Ablauf, Durchführung sowie die Nachsorge von SABs, sind neben religiösen oder ethischen Vorstellungen die Hauptgründe, den Eingriff nicht durchzuführen [2]. Die Exposition von Medizinstudierenden gegenüber chirurgischen SAB korreliert mit einer verstärkten Bereitschaft, in Zukunft SABs durchzuführen [3].
Unsere Evaluationen zeigen, dass Studierende sich durch das Tutorium besser auf die Entscheidung vorbereitet fühlen, ob sie selbst später SAB anbieten wollen. Eine Thematisierung des SAB in der medizinischen Ausbildung kann dabei unterstützen, der wachsenden Versorgungslücke entgegenzuwirken, indem angehende Mediziner*innen über Methoden, Möglichkeiten und Risiken eines SABs informiert werden. Die Anwendung von praktischen Skills ist hierbei eine sinnvolle Methode als Ergänzung zur Aufklärung.
Literatur
- 1.
- Steinauer J, Preskill F, Devaskar S, Landy U, Darney P. The papaya workshop: using the papaya to teach intrauterine gynecologic procedures. MedEdPORTAL. 2013;9:9388. DOI: 10.15766/mep_2374-8265.9388
- 2.
- Baier A, Behnke A. Barriers to abortion provision: A qualitative study among medical students and gynecologists in Berlin, Germany. Contraception. 2024;130:110325. DOI: 10.1016/j.contraception.2023.110325
- 3.
- Farmer L, Clare C, Liberatos P, Kim H, Shi Q. Exploring barriers to abortion access: Medical students’ intentions, attitudes and exposure to abortion. Sex Reprod Healthc. 2022;34:100790. DOI: 10.1016/j.srhc.2022.100790