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Studentische Simulation einer Nachtschicht in der Notaufnahme
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Published: | May 27, 2024 |
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Hintergrund: Im ärztlichen Alltag sind selbständiges Arbeiten und ein situationsadäquates Handeln elementar. Der deutsche nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) sieht bei vielen klinisch-praktischen Kompetenzen im Studium jedoch nicht vor, dass dieses Handlungsniveau erreicht werden soll [https://nklm.de/zend/menu].
Die Simulation komplexerer Handlungen ist curricular ebenfalls nicht vorgesehen, Skills Labs vermitteln meist nur einzelne Fertigkeiten. Besonders im Notfallsetting eignet sich Simulation, um Handlungssicherheit zu erlangen.
In Anlehnung an ähnliche Projekte [1] wurde eine studentisch organisierte [2] Notaufnahme-Simulation im Skills Lab der Universitätsmedizin Göttingen konzipiert.
Methoden: Initial wurden durch studentische Tutor*innen Fälle aus zwölf Fachgebieten in Anlehnung an bestehende Tutorien erstellt und die benötigten Ressourcen akquiriert.
Die Simulation fand von 17 bis 23 Uhr im Skills Lab „STÄPS“ statt. Studierende konnten sich zu zweit für zweistündige Schichten anmelden, je drei Teams arbeiteten parallel. Absolvierte Fächer im Studium wurden bei der Auswahl der Fälle berücksichtigt.
Vor Simulation wurden die Studierenden gebrieft und den studentischen Tutor*innen, die eine oberärztliche Rolle bekleideten, vorgestellt. Die Studierenden mussten mehrere Fälle inklusive einer Reanimation von der Ersteinschätzung bis zur Verlegung selbstständig bearbeiten.
Für mehr Realismus wurden Schauspielpatient*innen (SP) der curricularen Lehre rekrutiert. Die Diagnostik umfasste neben der Untersuchung Monitoring, Schnittbildgebung, EKGs und Laborwerte.
Therapeutisch wurden Medikamentengaben und invasivere Maßnahmen an Modellen simuliert. Mittels einer eigens erstellten digitalen Fallakte wurden Befunde in Echtzeit abgerufen und Handlungen für das Debriefing dokumentiert.
Das Debriefing der Reanimation fand in der Gruppe statt, anschließend erhielten die Zweierteams Feedback von SP, Tutor*innen und Beobachter*innen.
Mit einem standardisierten Fragebogen konnten die Studierenden die Veranstaltung evaluieren.
Ergebnisse: 15 von 18 Studierenden beurteilten die Veranstaltung. Auf einer Ranking-Skala von 1-5 wurden diverse Aspekte evaluiert. Die Studierenden waren zu zwei Dritteln im 10. Semester. Den zeitlichen Rahmen empfanden 93,3% als sehr gut, die Struktur der Veranstaltung wurde mit 1,3 im Durchschnitt bewertet.
Inhaltlich gaben die Studierenden an, nach der Simulation sicherer in der Erstbeurteilung, der körperlichen Untersuchung, Teamwork und Zeitmanagement zu sein. Die Fälle, SP und Debriefings wurden positiv bewertet.
Interpretation: Die studentische Simulation einer Notaufnahme ist durchführbar und stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, verschiedene Inhalte eines Skills-Labs realistisch und zielgruppengerecht in einem Lernkonzept zu vereinen. Bereits zwei Stunden Simulation führen zu mehr Handlungssicherheit der Studierenden. Zukünftige Simulationen sollten daher eine stärkere Integration mit der curricularen Lehre anstreben.
Literatur
- 1.
- Johnson P, Brazil V, Raymond-Dufresne É, Nielson T. A simulated emergency department for medical students. Clin Teach. 2017;14(4):256-262. DOI: 10.1111/tct.12551
- 2.
- Brierley C, Ellis L, Reid ER. Peer-assisted learning in medical education: A systematic review and meta-analysis. Med Educ. 2022;56(4):365-373. DOI: 10.1111/medu.14672