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Otosyphilis als seltene Differentialdiagnose von progredientem Hörverlust und Vertigo – ein Fallbericht
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Published: | April 15, 2013 |
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Kasuistik: Eine 25-jährige Patientin wurde aufgrund einer Hörminderung links ambulant mit Prednisolon p.o. und Infusionen behandelt, worunter die Patientin zusätzlich eine Hörverschlechterung rechts sowie Drehschwindel beklagte. Bei Erstvorstellung in unserer Klinik lag der Hörsturz links bereits mehr als 7 Wochen zurück. Es fiel ein Spontannystagmus nach rechts auf. Im Tonaudiogramm zeigte sich links ein pantonaler Hörverlust bei 50 dB sowie rechts im Hochton bei 55 dB. Die otoakustischen Emissionen konnten nicht adäquat abgeleitet werden bei regelrechten Interpeaklatenzen in der BERA. In der kalorischen Vestibularisprüfung zeigte sich links ein Ausfall. Labordiagnostisch zeigte sich eine akute Syphilisinfektion (TPPA (IPA 40960), VDRL (64), pos. IgG- und IgM-Blot) ohne Hinweis auf eine erhöhte Antikörperproduktion im Liquor (TPPA (IPA 64)). HIV-Test negativ. Die kraniale MRT und MR-Angiografie zeigten einen Normalbefund. Es erfolgte die Verlegung der Patientin in die Klinik für Neurologie. Aufgrund der Beteiligung des VIII. Hirnnervs muss man von einer Neurosyphilis ausgehen. Die Therapie bestand in der i.v. Gabe von Penicillin G10 Mega 3x täglich über 20 Tage. Darunter kam es zur Besserung des Hörvermögens rechts und der Schwindelsymptomatik. Das Hörvermögen links blieb unverändert. Eine Kontrolle des VDRL Titers 3 Monate nach Therapieabschluss lag bei <1.
Zusammenfassung: Die Inzidenz für Syphilis ist steigend (4,5/100.000, 2011). Das Innenohr kann bei einer aktiven Syphilisinfektion beteiligt sein. Die Therapie der 1. Wahl besteht in der Gabe von Penicillin i.v. über 14 Tage. Die serologische Verlaufskontrolle kann durch Bestimmung des VDRL-Titers erfolgen. Eine Defektheilung bei Innenohrbeteiligung ist häufig. Die Syphilisinfektion ist nach Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. In besonderen Fällen therapierefraktärer Hörstörungen sollte eine Serologie zur Ausschlussdiagnostik durchgeführt werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.