gms | German Medical Science

83rd Annual Meeting of the German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery

German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery

16.05. - 20.05.2012, Mainz

Metamizol als Standardanalgetikum? – Agranulozytose ein unterschätztes Risiko

Meeting Abstract

Search Medline for

  • corresponding author Thorsten Send - HNO Universitätsklinik Bonn, Bonn
  • Mark Jakob - HNO Universitätsklinik Bonn, Bonn
  • Friedrich Bootz - HNO Universitätsklinik Bonn, Bonn

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 83. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Mainz, 16.-20.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12hnod762

doi: 10.3205/12hnod762, urn:nbn:de:0183-12hnod7621

Published: April 4, 2012

© 2012 Send et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Die Agranulozytose bei Metamizoltherapie (Novalgin®) ist ein bekanntes jedoch unterschätztes Risiko, trotzdem zeigt sich eine stetige Zunahme der Verordnungen als Standardanalgetikum in Deutschland. Die Inzidenz dieser lebensgefährlichen Nebenwirkung wird mit 1:5000 in der Literatur angegeben und dies hat schon zu Verordnungsverboten in einigen europäischen Ländern geführt.

In unserer Klinik zeigten sich in kurzer Folge zwei schwerwiegende Fälle.

1. Fall: Eine 26-jährige Patientin mit seit 1 Woche bestehender ausgeprägter Odynophagie und deutlich reduzierten Allgemeinzustand stellte sich in unserer Klinik vor. Es bestand Fieber (>38°C) mit Schüttelfrost und Abgeschlagenheit. Eine adäquate Nahrungsaufnahme war nicht mehr möglich. Aufgrund eines Unfalls mit multiplen Frakturen 8 Wochen zuvor wurde im Rahmen der Physiotherapie täglich Metamizol (4x 500mg p.o.) verordnet. Klinisch stellten sich eine ausgeprägte Lymphadenitis colli beidseits sowie stark hyperplastische Tonsillen mit nur gering ausgeprägten weißlichen Belägen da.

2. Fall: Bei einem 20-jährigen Patienten mit Unterschenkelfraktur 6 Wochen zuvor zeigte sich ebenfalls das Bild einer akuten Tonsillitis mit reduzierten Allgemeinzustand.

Auch hier wurde Metamizol (3x 30Tpf. p.o./Tag) verordnet.

Bei beiden Patienten zeigte sich im Differentialblutbild eine Agranulozytose. Sie mussten intensivmedizinisch behandelt werden.

Fazit: Die Metamizol induzierte Agranulozytose ist ein lebensgefährliches jedoch unterschätztes Krankheitsbild, steigende Verordnungszahlen weisen darauf hin. Wir sind daher der Meinung, dass nur nach strenger Indikationsstellung und Ausschöpfung alternativer Analgetika (z.B. NSAR) eine Metamizoltherapie durchzgeführt werden sollte. Bei Langzeitherapie sollten laborchemische Kontrollen erfolgen.