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Beobachtung und Deutung einer negativen Amplitudenanstiegsfunktion bei intracochleär gemessenen Summenaktionspotenzialen
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Published: | April 4, 2012 |
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Wir stellen hier den Fall eines männlichen Kindes vor, das im Alter von 7 Monaten beidseits mit Cochlea-Implantaten (CI) versorgt wurde. Diagnostiziert war bilaterale kongenitale Taubheit bei Connexin 26-Mutation. Intraoperative Stapidiusreflexe und ECAP (electrically evoked compound action potential)-Antworten waren nachweisbar. Bei der Anpassung fiel ein ungewöhnlicher Verlauf der mittels AutoNRT gemessenen ECAP-Schwellen links (Implantattyp: Nucleus Hybrid-L) auf, die bis auf extrem geringe Werte von 8 CL (20 µA, Pulsbreite 25 µs) bei Elektrode 9 hinabreichten. Daher wurde eine Amplitudenanstiegsfunktion (AGF) aufgezeichnet, um die automatische Messung zu kontrollieren. Auf Elektrode 8 und 9 wurde ein Anstieg der ECAP-Antworten bis zu einer Stromstärke von ca. 160 CL beobachtet, gefolgt von einem Abstieg bis ca. 180 CL, wonach wiederum ein Anstieg erfolgte. Die Steigung der AGF war im dritten Abschnitt etwa 3-4-mal so groß wie im ersten Abschnitt und dann vergleichbar mit den Steigungen, die an den Elektroden 10, 15 und 20 gemessen wurden. Die Latenzen der N- und P-Peaks verschoben sich mit dem Eintritt in den dritten Abschnitt um ca. 100 µs zu höheren Werten hin. Das Kind zeigte bei erst bei den höheren Stromstärken aus Abschnitt 3 eine beobachtbare Reaktion. Aus früheren Arbeiten ist bekannt, dass die Hybrid-L-Elektrode auf Grund der Insertion durch das runde Fenster im Bereich der Elektroden 8 und 9 besonders nah am Modiolus liegt und deshalb hier oft niedrige ECAP-Schwellen beobachtbar sind. Ein negativer Verlauf der AGF könnte mit Phasenauslöschungen durch zeitlich verschobene ECAP-Antworten verschiedener Populationen zu erklären sein. ECAP-Schwellen als Basis zur Anpassung des Sprachprozessors müssen daher im Gesamtzusammenhang beurteilt und evtl. korrigiert werden.