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Malignom der Tonsille als Erstmanifestation eines Bronchialkarzinoms
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Published: | April 4, 2012 |
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Malignome des Oropharynx betreffen in etwa 70 % die Tonsillen. In weit überwiegendem Maße handelt es sich hierbei um primäre Plattenepithelkarzinome oder maligne Lymphome. Weniger als 1 % aller Malignome der Gaumentonsillen sind Metastasen anderer Primärtumore. In diesen Fällen handelt es sich meist um Einzelfallberichte von Malignomen der Mamma, des Magens und Rektums, Hypernephromen, Seminomen und malignen Melanomen.
Wir stellen den Fall eines 78-jährigen Patienten mit einem Bronchialkarzinom vor, welches sich durch den Nachweis einer Metastase im Bereich der Gaumentonsille erstmanifestierte. Beschwerden bestanden alleinig in Form einer Dysphagie sowie cervikalen Lymphknotenhyperplasie. Endopharyngeal zeigte sich eine der Gaumentonsille exophytisch aufsitzende Raumforderung, bei der histologisch ein kleinzelliges Karzinom nachgewiesen wurde.
Im Rahmen des folgenden Stagings zeigte sich ein primäres Bronchialkarzinom als Primarius, welches außer im Kopf-Hals-Bereich auch in der Leber sowie im Mediastinum Metastasen gebildet hatte.
Kleinzellige Brochialkarzinome können bereits in frühen Tumorstadien häufig zu hämatogenen Metastasierungen führen. Typische hiervon betroffene Organe sind insbesondere die Leber, Knochen und Gehirn. In dem vorliegenden Fall muss ebenfalls von einer hämatogenen Aussaat der Tumorzellen ausgegangen werden. Als alternativer Entstehungsmechanismus wird in der Literatur auch eine retrograde lymphatische Metastasierung von Bronchialkarzinomen in die Kopf-Halsregion beschrieben.
Generell ist eine Metastase in der Tonsille als Erstmanifestation eines Bronchialkarzinoms sehr selten, sollte jedoch, wie in diesem Fall, insbesondere bei atypischem Wachstumsmuster eines Tonsillentumors differentialdiagnostisch mitbedacht werden.