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Stellenwert der Blutungsanamnese und des Laborscreenings zum Ausschluss einer hämorrhagischen Diathese vor Tonsillektomie
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Published: | April 4, 2012 |
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Einleitung: Die Rate revisionsbedürftiger Nachblutungen nach Tonsillektomie lag 2009 an deutschen Universitätskliniken zwischen 1,0 und 6,4 % (Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V., 2011). Nach wie vor ist umstritten, welche Parameter das Nachblutungsrisiko sicher abschätzen lassen und diesbezüglich eine belastbare Prädiktivität besitzen. In der vorliegenden Studie wurde deshalb untersucht, ob durch eine standardisierte Blutungsanamnese und eine erweiterte Laboruntersuchung Patienten mit einem erhöhten Nachblutungsrisiko präoperativ identifiziert werden können.
Methoden: In der prospektiven Studie wurden bei 527 Patienten vor Tonsillektomie ein standardisierte Blutungsanamnese erhoben und ein Laborscreening durchgeführt, bestehend aus Thrombozytenzahl, Quickwert, aktivierte partielle Thromboplastinzeit (APTT), Fibrinogen und Platelet Function Analyzer 100 (PFA-100). Bei einer positiven Anamnese und/oder auffälligen Laborwerten erfolgte präoperativ eine komplette laboranalytische Abklärung einer hämorrhagischen Diathese.
Ergebnisse: Revisionsbedürftige Nachblutungen traten bei 43 (8,6 %) der Patienten auf, im Median am 3. postoperativen Tag. Bei 11 Patienten wurden niedrige VWF-Spiegel bzw. ein leichtes von Willebrand-Syndrom, bei 7 eine leichte Thrombozytopathie und bei 1 Patienten ein leichter Faktor V-Mangel diagnostiziert. Weder eine positive Blutungsanamnese (Score ≥ 3) noch ein positives Laborscreening waren mit Blutungen assoziiert.
Schlussfolgerungen: Die vorliegende Untersuchung zählt zu den umfangreichsten prospektiven Studien, die zu dieser Thematik bisher international publiziert wurden. Es zeigte sich, dass Blutungsscore (8%), Labor (13%) sowie Score + Labor (12,3 %) eine relativ niedrige Prädiktivität besitzen.