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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Adipositas und regionale Deprivation – ein Zeitvergleich mit Daten der Schuleingangsuntersuchungen

Meeting Abstract

  • Corinna Kausmann - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Charlotte Kühnelt - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Anne Starker - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Anja Schienkiewitz - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 914

doi: 10.3205/24gmds758, urn:nbn:de:0183-24gmds7581

Published: September 6, 2024

© 2024 Kausmann et al.
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Text

Einleitung: Regionale Unterschiede in der Verbreitung der Adipositas sind wissenschaftlich belegt [1], [2]. Erste Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen (SEU) und dem German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD; [3]) zeigen, dass die Adipositasprävalenzen in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation größer waren als in Regionen mit niedriger sozioökonomischer Deprivation [4]. Ob der Zusammenhang zwischen Adipositasprävalenz und regionaler sozioökonomischer Benachteiligung über den Zeitraum von 2015 bis 2019 stabil bleibt, wird anhand aggregierter Daten der SEU und dem GISD untersucht. Darüber hinaus werden auch die Prävalenzen für Übergewicht nach GISD im Zeitvergleich dargestellt.

Methoden: Im Rahmen der bundesweit verbindlichen SEU findet eine standardisierte Erfassung von Körpergröße und -gewicht von Vorschulkindern statt. Der GISD (kategorisiert in niedrige, mittlere und hohe Deprivation), der die Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommenssituation auf Kreisebene abbildet, kann mit den SEU-Daten verknüpft werden [4]. Für vier Länder (anonymisiert: A-D) liegen Adipositas- und Übergewichtsprävalenzen sowie Informationen zum GISD zwischen 2015 und 2019 vor (vorläufige Ergebnisse). Insgesamt liegen den Analysen Daten von 1.348.342 Kindern im Alter von 5 bis 6 Jahren zugrunde, die im Zeitraum von 2015 bis 2019 eingeschult wurden.

Ergebnisse: Von den vier untersuchten Ländern, liegen für zwei der Länder (A und B) keine Kreise mit niedriger Deprivation und untersuchten Kindern in den betrachteten Jahren vor.

Der Vergleich der Adipositasprävalenzen in Land A weist signifikant höhere Adipositasprävalenzen in Regionen mit hoher Deprivation im Vergleich zu Regionen mit mittlerer Deprivation auf. In Land B unterscheiden sich in keinem der betrachteten Jahre die Prävalenzen signifikant. Des Weiteren bleiben in diesen beidem Ländern die Adipositasprävalenzen im Vergleich 2015 und 2019 für Regionen mit hoher Deprivation stabil.

In den Ländern C und D sind Schwankungen zwischen den Jahren in Kreisen mit hoher Deprivation auszumachen, der direkte Vergleich von 2015 und 2019 zeigt jedoch ebenfalls keinen statistisch signifikanten Unterschied in den Prävalenzen. Für diese Länder finden sich innerhalb der jeweiligen Jahre auch deutliche Unterschiede mit höheren Adipositasprävalenzen in Regionen mit hoher Deprivation im Vergleich zu Regionen mit niedriger Deprivation (Beispiel Land C: 2019: niedrige Deprivation = 4,7% und hohe Deprivation = 6,0 %).

Während für die Adipositasprävalenzen keine Unterschiede in Regionen mit hoher Deprivation von 2015 bis 2019 ausgemacht werden konnten, zeigen sich für die Prävalenzen des Übergewichtes in zwei der vier Länder signifikante Anstiege in diesen Regionen mit hoher Deprivation (Land B= 9,8% im Jahr 2015 und 11,6% 2019; Land D= 10,7 % 2015 und 12,1% 2019).

Schlussfolgerung: Der Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und höheren Adipositasprävalenzen zeigt im betrachteten 5-Jahres-Zeitraum Schwankungen, jedoch keine größeren Veränderungen. Für die Übergewichtsprävalenzen ist ein Anstieg im Zeitverlauf zu beobachten. Die Entwicklung ist in den betrachteten Ländern uneinheitlich. Regionale Benachteiligung ist ein Risikofaktor für die Kindergesundheit.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Clennin M, Brown A, Lian M, Dowda M, Colabianchi N, Pate RR. Neighborhood Socioeconomic Deprivation Associated with Fat Mass and Weight Status in Youth. International Journal of Environmental Research and Public Health. 2020;17(17):6421. DOI: 10.3390/ijerph17176421 External link
2.
Hoffmann S, Tschorn M, Michalski N, Hoebel J, Förstner BR, Rapp MA, et al. Association of regional socioeconomic deprivation and rurality with global developmental delay in early childhood: Data from mandatory school entry examinations in Germany. Health & Place. 2022;75. DOI: 10.1016/j.healthplace.2022.102794 External link
3.
Michalski N, Reis M, Tetzlaff F, Herber M, Kroll LE, Hövener C, et al. German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD): Revision, Aktualisierung und Anwendungsbeispiele. Journal of Health Monitoring. 2022;7(S5). DOI: 10.25646/10640 External link
4.
Kühnelt C, Starker A, Varnaccia G, Schienkiewitz A. Schuleingangsuntersuchungen als kleinräumige Datenquelle für ein Monitoring der Kindergesundheit am Beispiel Adipositas. Journal of Health Monitoring. 2023;8(2). DOI: 10.25646/11297 External link