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68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

17.09. - 21.09.23, Heilbronn

Entwurf und Implementierung eines technischen Frameworks zur Visualisierung von Patient-Reported Outcomes (PROs): Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung durch effektive Datenvisualisierung

Meeting Abstract

  • Celine-Fabienne Bergmann - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Matthias Ganzinger - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Max Blumenstock - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Tobias Dittrich - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Lucy Joanne Kessler - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Christian Niklas - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Sandra Sauer - Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Martin Dugas - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS). Heilbronn, 17.-21.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAbstr. 266

doi: 10.3205/23gmds094, urn:nbn:de:0183-23gmds0944

Published: September 15, 2023

© 2023 Bergmann et al.
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Text

Einleitung: Von Patient:innen berichtete Daten zum Behandlungsverlauf und therapeutischen Erfolg gewinnen stetig an Bedeutung, da sie neben objektivierbaren Endpunkten in der leitliniengerechten Therapie die Lebensqualität der Behandelten misst, welche ebenfalls mit dem Therapieerfolg einhergeht. Um diese sogenannten PROMs (Patient Reported Outcome Measures) zielführend in die klinische Therapie einzubinden, ist es relevant, die gewonnenen Daten sinnvoll zu strukturieren und visuell aufzubereiten.

Diese Studie legt den Fokus auf die Datenvisualisierung von Patient Reported Outcomes (PROs), die mittels standardisierter Quality-of-Life-Fragebögen in der Hämatologie digital erfasst wurden. Zusätzlich wurden digitale Anamnesefragebögen für Patient:innen mit Uveitis untersucht.

Das am Universitätsklinikum Heidelberg zur Patient:innenbefragung eingesetzte OpenEDC-System [1], gibt die erhobenen PROs als fortlaufende Auflistung der gestellten Fragen ohne weitere Aufbereitung aus, wodurch die Darstellung unübersichtlich und schwierig zu erfassen erscheint. Daraus ergibt sich als Ziel dieser Studie eine anwenderorientierte Anforderungsanalyse mittels Prototypendesign spezifischer Visualisierungskomponenten [2] für verschiedene Kategorien von Fragen durchzuführen und darauf basierend Darstellungskomponenten zu entwickeln, welche zu einer einfachen, schnellen und präzisen Therapieunterstützung beitragen.

Methodik: Im Rahmen der Datensammlung werden verschiedene Visualisierungstools zur Evaluation möglicher visueller Darstellungsformen für die Inputdaten exploriert. Es werden komponentenbezogene Prototypen erstellt, um die Visualisierungsmöglichkeiten für die generierten Daten unter Berücksichtigung der Eingabe-Datenformate zu untersuchen. Dabei werden zunächst papierbasierte Prototypen erstellt, um die grundsätzliche Nutzbarkeit zusammen mit der Zielgruppe zu ermitteln. Im Studienverlauf erfolgt die Umsetzung eines technischen Prototyps, anhand dessen eine detaillierte Evaluation möglich sein wird. Zusätzlich wird die Einbindung klinischer Parameter, wie Laborwerte, in Betracht gezogen, um eine umfassende Darstellung des Falls zu ermöglichen.

Zur Evaluation der entwickelten Visualisierungen werden semistrukturierte Interviews mit dem klinischen Fachpersonal durchgeführt und zusätzlich eine Usability-Umfrage mittels der Usability Metric for User Experience (UMUX) [3] durchgeführt.

Ergebnisse: In dieser Studie werden Prototypen entwickelt, um die Visualisierung von Fragebogenkomponenten zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf die erhobenen QoL-Scores und anamnestischen Abfragen. Eine erste Befragung des ärztlichen Personals der Medizinischen Klinik V mit den papierbasierten Prototypen ergab erste Hinweise, welche Visualisierungskomponenten als nutzerfreundlich wahrgenommen werden. Hierbei wurde vor allem die Visualisierung des zeitlichen Verlaufs von Symptomen in Kombination mit täglich erfassten Laborwerten durch Liniendiagramme als hilfreich und einfach zu erfassen bewertet. Bis zur Posterpräsentation ist die Befragung mittels UMUX-Umfrage abgeschlossen. Dabei wird eine Stichprobenzahl von 20 Befragten angestrebt (n=20). Der mit den daraus resultierenden Ergebnissen angepasste digitale Prototyp wird bis Anfang September durch die semistrukturieten Interviews in seiner finalen Form erarbeitet. Es ist zu erwarten, dass die Visualisierungen mit Liniendiagrammen sich auch im Verlauf der Befragungen als hilfreiche Darstellungsform zeigen.

Diskussion: Die entwickelten Prototypen haben das Ziel, medizinisches Fachpersonal zu unterstützen, aus den erhobenen Daten fundierte Entscheidungen für das Patient:innenmanagement abzuleiten. Durch eine effiziente und verständliche Darstellung dieser Daten können Zusammenhänge und Trends intuitiv erkannt werden.

Diese Studie trägt dazu bei, das Potenzial digitaler Fragebögen für die klinische Praxis besser auszuschöpfen und bietet einen wichtigen Beitrag zur verbesserten Versorgung von Patient:innen durch Nutzung von Datenvisualisierungstechniken. Die Evaluation der Visualisierungsprototypen zeigt, dass diese Darstellungen vom medizinischen Fachpersonal als hilfreich für klinische Entscheidungen wahrgenommen werden.

Als nächstes wird die Umsetzung eines technischen Prototyps angestrebt, der einer quantitativen Evaluation unterzogen werden soll. Eine Erweiterung der Anwendung der entwickelten Visualisierungsmethoden auf andere Kliniken müsste durch eine weitere Evaluation mit größerer Teilnehmerzahl untersucht werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Greulich L, Hegselmann S, Dugas M. An Open-Source, Standard-Compliant, and Mobile Electronic Data Capture System for Medical Research (OpenEDC): Design and Evaluation Study. JMIR Med Inform. 2021; 9(11):e29176.
2.
Wanderer JP, Nelson SE, Ehrenfeld JM, Monahan S, Park S. Clinical Data Visualization: The Current State and Future Needs. Journal of Medical Systems. 2016;40(12):275.
3.
Lewis JR. Critical Review of 'The Usability Metric for User Experience'. Interacting with Computers. 2013;25(4):320–4.