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Schlechtere Überlebenswahrscheinlichkeiten des Merkelzellkarzinoms bei Männern als bei Frauen in Nordrhein-Westfalen
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Published: | September 15, 2023 |
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Einleitung: Das Merkelzellkarzinom (MCC) ist ein maligner Hautkrebs, der aufgrund seiner niedrigen Inzidenz epidemiologisch nur schwer zu beforschen ist [1]. Die Prognose des MCC ist bekanntermaßen deutlich schlechter als die Prognose des kutanen malignen Melanoms [2]. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Überlebenswahrscheinlichkeit von MCC nach Geschlecht, Alter und Topographie zu ermitteln.
Methoden: Wir extrahierten alle primär-malignen Merkelzellkarzinome (International Classification of Diseases for Oncology [3], 3. Edition, M8247) des Landeskrebsregister NRW der Diagnosejahre 2008-2019. Mit Hilfe des Periodenansatzes wurden 5-Jahres Relative Überlebenswahrscheinlichkeiten (5J-RÜ) der Periode 2015-2019 ermittelt [4]. Die 5J-RÜ wurden stratifiziert nach Geschlecht, Topographie und Alter bei Diagnose.
Ergebnisse: Im Zeitraum 2008-2019 wurden insgesamt 1825 Patienten (861 Männer, 964 Frauen) mit einem MCC registriert. Die Tumore fanden sich in folgenden Lokalisationen: Kopf 742 (41%), Stamm 152 (8%), obere Extremität 436 (24%), untere Extremität 237 (13%), Genitalhaut 3 und nicht näher spezifizierte Topographien 255 (14%). Insgesamt 92% der MCCs waren morphologisch verifiziert. Das UICC-Tumorstadium lag in nur 22% der Fälle vor und wurde daher nicht ausgewertet. Das mediane Alter bei Diagnose betrug 77 (Männer) und 79 Jahre (Frauen). Die 5J-RÜ betrug bei Männern 59% (95%KI 52-66%) und bei Frauen 69% (95%KI 62-75%). Die 5J-RÜ waren in jedem Altersstratum (<65, 65-74, 75-84, 85+ Jahre) bei Männer deutlich geringer als bei Frauen. Die 5J-RÜ bei MCC im Kopfbereich betrug bei Männern 52% (95%KI: 52-66%) und bei Frauen 74% (95%KI: 64-84%).
Diskussion: Die relative 5-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit des MCC ist bei Männern deutlich schlechter als bei Frauen. Eine bei Männern bestehende spätere Aufdeckung von MCC ist aufgrund der im Vergleich zum kutanen malignen Melanom deutlich höheren Wachstumsrate von MCC eher unwahrscheinlich. Hiergegen spricht auch, dass selbst bei MCC der Kopfhaut, die auch ohne Früherkennung rasch festgestellt werden, die 5J-RÜ bei Männern deutlich geringer ist als bei Frauen. Der Unterschied in der Prognose zwischen Männern und Frauen könnte theoretisch auch durch einen größeren Anteil von tödlich verlaufenden MCC bei Frauen entstehen, die dem Krebsregister auch über den Leichenschauschein nicht bekannt werden. Hiergegen spricht allerdings, dass auch in den jüngeren Altersgruppen, bei denen die Untererfassung solcher Fälle seltener sein sollte, die 5J-ÜW bei Männern deutlich niedriger als bei Frauen ist.
Schlussfolgerungen: Die Prognose des MCC ist erheblich schlechter als die Prognose des kutanen malignen Melanoms. In jeder Altersgruppe war die 5-Jahres relative Überlebenswahrscheinlichkeit bei Männern deutlich niedriger als bei Frauen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Stang A, Becker JC, Nghiem P, Ferlay J. The association between geographic location and incidence of Merkel cell carcinoma in comparison to melanoma: An international assessment. Eur J Cancer. 2018;94:47-60.
- 2.
- Becker JC, Stang A, DeCaprio JA, Cerroni L, Lebbe C, Veness A. Merkel cell carcinoma. Nat Rev Dis Primers. 2017;3:17077.
- 3.
- Percy CVH V, Muir C. International classification of diseases for oncology (ICD-O). 2nd ed. Geneva: World Health Organization; 1990.
- 4.
- Brenner H, Gefeller O, Hakulinen T. Period analysis for „up-to-date“ cancer survival data: theory, empirical evaluation, computational realisation and applications. Eur J Cancer. 2004;40:326–35.