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Der MIO Überleitungsbogen Chronische Wunde
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Published: | September 15, 2023 |
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Einleitung: Chronische Wunden verursachen bei Betroffenen für einen hohen Leidensdruck und belasten das Gesundheitssystem ökonomisch stark [1]. Die Sicherstellung der Versorgungskontinuität, insbesondere der Informationskontinuität [2] durch ein gutes Überleitungsmanagement kann diesen Leidensdruck minimieren. Mit Einführung der elektronischen Patientenakte nach § 341 SGB V besteht eine Möglichkeit, das Überleitungsmanagement zu verbessern. Inhalte dieser Akte sind die strukturierten Medizinischen Informationsobjekte (MIOs), die neben der ePA auch über KIM (Kommunikation im Medizinwesen) versandt werden können. MIOs werden von der mio42 GmbH im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) spezifiziert. Der MIO Überleitungsbogen Chronische Wunde kann sowohl die Informations- als auch die Versorgungskontinuität für eine Überleitung von Patienten und Patientinnen mit chronischen Wunden zwischen verschiedenen Behandlungs- und Versorgungssettings gewährleisten. Es wird als assistiertes MIO [3] entwickelt, für das hier ein erstes Informationsmodell vorgestellt wird.
Methodik: Mit der erfolgreichen Begutachtung durch die KBV und den Verantwortlichen der mio42 GmbH des von der Hochschule Osnabrück vorgeschlagenen MIOs startete die Erstellungsphase. Ausgangspunkt für den Überleitungsbogen Chronische Wunde war der konsentierte und bei HL7 Deutschland abgestimmte eWundbericht [4] mit den Sektionen „Anamnese“, „Diagnose“ und „Therapie“. Dieser wurde vorab um die Sektionen „Wunde“ und „Organisatorisches und Soziales“ ergänzt, wobei letztere vom Pflegerischen Informationsobjekt (PIO) Überleitungsbogen [5] übernommen wurde. Das Informationsmodell wurde in ART DECOR© modelliert und anschließend mit einem Expertenbeirat in sieben Sitzungen à 3 Stunden diskutiert und bearbeitet. Der Beirat bestand aus Experten und Expertinnen aus 33 Organisationen und Gesundheitseinrichtungen (9 Fachgesellschaften, 10 Anbieter- und Arbeitgeberverbände, 6 Berufsverbände und Kammern, 4 lokale Versorger und Netzwerke, 2 Einrichtungen der Wissenschaft, 1 Fort- und Weiterbildungseinrichtung und 1 Patientenvertretung). Anschließend wurde das Informationsmodell gemeinsam mit der mio42 GmbH zwei Qualitätssicherungssitzungen unterzogen.
Ergebnisse: Das finale, konsentierte Informationsmodell besteht aus den fünf Sektionen „Organisatorisches und Soziales“, „Wunde“, „Befunde und anamnestische Daten“ inklusive einer Wundbeschreibung, „Diagnose“ und „Therapie“.
Die Struktur und Inhalte des eWundberichts wurden insgesamt nur wenig verändert, jedoch wurden Einzelinformationen hinzugenommen, wie beispielsweise die Beschreibung einer Wundtasche oder einer Fistel. Auch wurden bisher allgemein gehaltene Inhalte wie die Lokaltherapie und die Kausaltherapie ausgearbeitet und für die zu codierenden Informationselemente entsprechende Ausprägungen hinterlegt.
Diskussion: Mit dem Informationsmodell wurde der erste Schritt für eine erfolgreiche Einführung des MIOs Überleitungsbogen Chronische Wunde genommen. Nun muss dieses Informationsmodell technisch umgesetzt werden. Den Vorgaben entsprechend erfolgt die syntaktische Spezifikation in HL7 FHIR und die semantische Codierung in (inter)nationalen Terminologien und Klassifikationen wie SNOMED CT oder LOINC®. Anschließend können das Informationsmodell und die technische Spezifikation dem von der KBV eingeführten Erstellungsprozess für MIOs entsprechend während einer Kommentierungsphase von der interessierten Fachöffentlichkeit und während einer Benehmensherstellungsphase von benannten Organisationen kommentiert werden. Nach der anschließenden Festlegung durch den Vorstand der KBV wird das MIO der Versorgung zugeführt und dort auf seine Praxistauglichkeit überprüft.
Schlussfolgerung: Der MIO Überleitungsbogen Chronische Wunde kann den interprofessionellen Austausch in der intersektoralen Versorgung unter Einbeziehung der Versicherten verbessern, die Zusammenarbeit aller Akteure effizienter und effektiver gestalten und stärken und die Versorgungskontinuität sicherstellen. Mit der Erstellung des vom Fachbeirat konsentierten Informationsmodells, das auf einem evidenz- und empiriebasierten Datensatz beruht, wurde ein entscheidender erster Schritt auf diesem Weg gemacht.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Olsson M, Järbrink K, Divakar U, Bajpai R, Upton Z, Schmidtchen A, et al. The humanistic and economic burden of chronic wounds: A systematic review. Wound Repair Regen. 2019;27(1):114–25.
- 2.
- Haggerty JL, Reid RJ, Freeman GK, Starfield BH, Adair CE, McKendry R. Continuity of care: a multidisciplinary review. BMJ. 2003;327(7425):1219–21.
- 3.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Was sind assistierte MIOs und wie entstehen diese? [cited 2023 Apr 3]. Available from: https://mio.kbv.de/pages/viewpage.action?pageId=66945093
- 4.
- Hübner UH, Schulte G, Flemming D. Der elektronische Wundbericht als Grundlage für eine interprofessionelle Kommunikation in der intersektoralen Versorgung. Wund Management. 2016;10(4):196–202.
- 5.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Überleitungsbogen 1.0.0: PIO Überleitungsbogen. [cited 2023 Apr 3]. Available from: https://mio.kbv.de/display/ULB1X0X0