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68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

17.09. - 21.09.23, Heilbronn

Entwicklung eines digitalen Schulungsprogramms für Pflegekräfte zur Versorgung von Schlaganfallpatienten

Meeting Abstract

  • Nadine Seifert - Institut DigiHealth, Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm, Neu-Ulm, Germany
  • Walter Swoboda - Institut DigiHealth, Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm, Neu-Ulm, Germany
  • Florian Schöberl - Neurologische Klinik und Poliklinik & Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum DSGZ, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Geraldine Tauber - Neurologische Klinik und Poliklinik & Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum DSGZ, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Lars Kellert - Neurologische Klinik und Poliklinik & Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum DSGZ, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Jan Rémi - Neurologische Klinik und Poliklinik & Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum DSGZ, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS). Heilbronn, 17.-21.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAbstr. 31

doi: 10.3205/23gmds026, urn:nbn:de:0183-23gmds0261

Published: September 15, 2023

© 2023 Seifert et al.
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Text

Einleitung: Schlaganfallnetzwerke haben die Aufgabe, Patient:innen eine heimatnahe Versorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten Hierfür werden im ländlichen Raum auch Kliniken eingebunden, die über keine neurologische Station verfügen. Die behandelnden Ärzte werden hier mit Hilfe der Telemedizin von Expert:innen in Zentrumskliniken unterstützt [1]. Allerdings sind die Pflegekräfte auf sich alleine gestellt. Sie benötigen solides Fachwissen zu pflegerischen, anatomischen und medizinischen Aspekten des Schlaganfalls, eine patientenorientierte Sichtweise sowie die Bereitschaft, das eigene Handeln zu reflektieren, um die Patient:innen optimal zu versorgen [2]. Durch ihre Präsenz und Nähe können sie Komplikationen frühzeitig erkennen und richtig handeln [3].

Ziel des Projektes ist es daher, eine Verbesserung des pflegerischen Fachwissens des Pflegepersonals in den ländlichen Regionen, d.h. auf nicht-neurologischen Stationen herbeizuführen und somit zu einer Steigerung der Versorgungsqualität von Patient:innen beizutragen.

Methodik: Es handelt sich um eine Mixed-Methods-Studie. Anhand von qualitativen Experteninterviews der Stationsleitungen (n=5) in den distalen Abteilungen eines Schlaganfallnetzwerks wurde ein Hypothesenmodell für das digitale Schulungsprogramm erstellt. Die Stationsleitungen kennen alle Pflegekräfte auf Station, deren Schulungsbereitschaft und Motivation sehr gut. Zudem laufen alle geplanten Maßnahmen der Online-Schulung während der Arbeitszeiten ab, so dass die Einteilung und Zustimmung der Stationsleitung unbedingt erforderlich sind. Eine Validierung der Ergebnisse mit allem Befragten fand online statt. Dabei wurden die Ergebnisse der Befragung und die daraus entwickelten Schulungsmodule vorgestellt und es war Zeit zum gemeinsamen Austausch und Diskussion. Aktuell erfolgt die Erstellung der Inhalte der Online-Schulung auf Grundlage neuster wissenschaftlicher Literatur. Eine Evaluation des Schulungsprogramms im Sinne einer quantitativen Prä-Post-Anwenderbefragung ist in fünf Kliniken, auf je einer Station, auf der die Schlaganfallpatieten jeweils versorgt werden (Intensiv, IMC, Innere). Zudem erfolgt eine ergänzende quantitative Untersuchung des Barthel-Index und der Modified Rankin Scale (mRS) bei Aufnahme und Entlassung in bzw. aus der Klinik, da diese Werte Aufschluss über das Outcome der Patient:innen geben und einen Hinweis auf die Versorgungsqualität liefern können.

Ergebnisse: Auf Grundlage der Ergebnisse aus den Expertenbefragung zeigt sich übereinstimmend in allen fünf Kliniken des Schlaganfallnetzwerks ein substanzieller Bedarf an neurologischem und pflegerischem Fachwissen in Grundlagenwissen zum Thema Schlaganfall sowie Fachwissen im Bereich Schluckversuch. In mehreren persönlichen Terminen wurden anschließend die Inhalte der Schulung mit einem erfahrenen Therapeutenteam der Stroke Unit (Pflegekräften, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Ärzten) erarbeitet. Die technischen Voraussetzungen wie z. B. ein Online-Kursus auf Moodle wurden eingerichtet und das finale Konzept der Anwenderbefragung wurde entwickelt.

Diskussion: Es wurde ein Wissensbedarf der Pflegekräfte an neurologischem, pflegerischen Fachwissen zur Versorgung von Schlaganfallpatient:innen festgestellt. In der Folge sollen Qualität in der Schlaganfallversorgung, Sicherheit und Motivation der Pflegekräfte durch den Einsatz der Online-Schulung gesteigert werden. Dabei besteht ein gewisses Risiko, dass die Schulung vom Pflegepersonal wegen der hohen Arbeitsbelastung der Pflegekräfte nicht ausreichend durchgeführt werden kann. Das Problem wurde bereits in den Experteninterviews von den Stationsleitungen angesprochen und Möglichkeiten der Freistellung während der Arbeitszeit eruiert.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Hacke W. Telemedizinische Versorgung bei Schlaganfall. Nervenarzt. 2021;92:591-592.
2.
Cassier-Woidasky AK. Die Rolle der Pflege auf der Stroke Unit. In: Cassier-Woidasky AK, Pfeilschifter W, Glahn J, editors. Pflege von Patienten mit Schlaganfall. Von der Stroke Unit bis zur Rehabilitation. 3rd ed. Kohlhammer; 2022. p. 17-32.
3.
Watkins C, Cadilhac DA. Setting the Scene. In: Wiliams J, Perry L, Watkins C, editors. Stroke Nursing. 2nd ed. Hoboken NJ; 2020. p. 1-18.