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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Das Corona Infektionsrisiko Monitoring (CORIMO) – Ergebnisse aus der Omikron-Welle im Frühjahr 2022

Meeting Abstract

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  • Verena S. Hoffmann - Ludwig-Maximilians-Universität München; Institute for Medical Information Processing, Biometry, and Epidemiology (IBE), München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 211

doi: 10.3205/22gmds137, urn:nbn:de:0183-22gmds1378

Published: August 19, 2022

© 2022 Hoffmann.
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Einleitung: Als SARS-Cov-2 im März 2020 Deutschland zum ersten Mal auftrat, wurde seine Verbreitung durch Maßnahmen wie der Schließung von Bildungs- und Kultureinrichtungen und weiten Teilen des Einzelhandels, sowie teils weitreichenden Kontaktbeschränkungen verlangsamt. Das Maßnahmenpaket als Ganzes konnte die Fallzahlen erheblich senken, welche Maßnahmen allerdings konkret hilfreich und welche ineffektiv für die Infektionskontrolle sind, ist weitgehend unbekannt. Die Impfungen konnten zwar den Anteil der schweren Verläufe senken, allerdings nicht die weitere Ausbreitung des Virus. Nur bei ungefähr einem Viertel der positiv getesteten Personen ist bekannt, wo sie sich infiziert haben [1]. Somit ist weiterhin unklar welche Beschränkungen die Infektionszahlen nachhaltig senken und welche ineffektiv sind. Diese Lücke soll durch das Corona Infektionsrisiko Monitoring (CORIMO) gefüllt werden.

Methodik: Beim CORIMO handelt sich um eine nicht-interventionelle Beobachtungsstudie im Fall-Kontroll-Design. Dabei werden Erwachsene, die sich in einem der größten Münchner Testzentren mit einem PCR-Test auf das Corona-Virus testen lassen, gebeten einen Fragebogen auszufüllen, der ihre Kontakte, Tätigkeiten, Schutzmaßnahmen und Lebensumstände der letzten acht Tage abfragt. Bei 80% der Infizierten treten Symptome innerhalb der ersten acht Tage nach der Infektion auf [2]. Auf dem Fragebogen wird auch das Testergebnis erfasst, sobald dieses vorliegt. Analysiert werden Expositionsmöglichkeiten (Ansteckungs-Szenarien) aus denen die Odds Ratios geschätzt werden (Test-positive Personen vs. Test-negative Personen). Zusätzlich werden zu jeder Zeit die gültigen Corona-Maßnahmen protokolliert, um zu bestimmen welche Änderungen sich auf das Kontaktverhalten der Teilnehmer und die Odds Ratios für bestimmte Situationen auswirken.

Ergebnisse: Von Mai 2021 bis Ende März 2022 nahmen bereits über 9000 Personen am CORIMO teil. Die Anzahl der ausgefüllten Fragebögen sowie der Anteil positiver Testergebnisse pro Kalenderwoche schwankte dabei stark (Fragebögen: 19-518, Test-Positivrate: 0% - 67%).

Diese Analyse wird sich auf die ca. 1400 Fragebögen konzentrieren, die im Rahmen der Omikron-Welle von Januar bis einschließlich April 2022 erhoben wurden. Besondere Berücksichtigung wird dabei der Einfluss des Wegfalls fast aller Corona-Maßnahmen in Bayern mit dem 3. April 2022 finden.

Diskussion: Andere Studien zum gleichen Thema wie z.B. Fisher et al. [3], [4] und die Studie zu Corona-Virus Risiko- und Schutzfaktoren [5] des RKI verwenden ein interviewbasiertes Fall-Kontroll-Design. D.h. die Teilnehmer wurden kontaktiert nachdem das Testergebnis vorlag und telefonisch anhand eines strukturierten Fragebogens standardisiert befragt. Dieses Vorgehen sichert die Vollständigkeit und Plausibilität. Allerdings vergeht durch das Auswahlverfahren und die Kontaktaufnahme zusätzliche Zeit, so dass die Teilnehmer eventuell nicht mehr sicher über den fraglichen Zeitraum Auskunft geben können.

Durch das zeitaufwendige interviewbasierte Vorgehen sind die Fallzahlen in diesen Studien limitiert (Fisher et al. n=314, CoViRiS n=1200), so können diese Studien auch nicht den Effekt von Maßnahmen im Verlauf darstellen. In beide Studien werden ausschließlich symptomatische Patienten eingeschlossen und allen Teilnehmern ist ihr Testergebnis bereits bekannt, was zu einem Recall Bias führen kann.

Im Gegensatz dazu hält CoRiMo den Teilnehmerkreis umfassender und schließt auch asymptomatische Personen ein. Durch den selbst auszufüllenden Fragebogen, wird ein Recall Bias vermieden, allerdings könnten Datenvollständigkeit und –plausibilität weniger hoch sein als in den interviewbasierten Studien. Dafür ist durch den selbstauszufüllenden Fragebogen eine erheblich höhere Anzahl von Teilnehmern möglich.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Robert Koch Institut. Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). 23.2.2021.
2.
McAloon C, Collins Á, Hunt K, Barber A, Byrne AW, Butler F, et al. Incubation period of COVID-19: a rapid systematic review and meta-analysis of observational research. BMJ Open. 2020;10(8):e039652.
3.
Fisher KA, Tenforde MW, Feldstein LR, Lindsell CJ, Shapiro NI, Files DC, et al. Community and Close Contact Exposures Associated with COVID-19 Among Symptomatic Adults \u8805 ?18 Years in 11 Outpatient Health Care Facilities - United States, July 2020. MMWR Morbidity and mortality weekly report. 2020;69(36):1258-64.
4.
Tenforde MW, Fisher KA, Patel MM. Identifying COVID-19 Risk Through Observational Studies to Inform Control Measures. JAMA. 2021;325(14):1464-1465.
5.
Robert Koch Institut. CoViRiS - Studie zu Corona-Virus Risiko- und Schutzfaktoren. [Stand: 20.12.2021]. Available from: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/coviris_studie.html External link