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Monozentrische Evaluation des intelligenten Assistenzdienstes OPTINOFA zur strukturierten Ersteinschätzung in der Interdisziplinären Notaufnahme
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Published: | August 19, 2022 |
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Zielsetzung: Steigende Patientenzahlen in den Zentralen Notaufnahmen stellen in Deutschland ein zunehmendes Problem dar. Das Projekt „Optimierung der Notfallversorgung durch strukturierte Ersteinschätzung mittels intelligenter Assistenzdienste“ (OPTINOFA) hat das Ziel, durch ein neues digitales Triagesystem sowohl Behandlungsdringlichkeit als auch die erforderliche Versorgungsstufe der Patient*innen strukturiert zu erheben und hierdurch eine Reduktion der ambulanten Notfallbehandlungen in den Zentralen Notaufnahmen zu erreichen.
Methodik: Zur Evaluation der OPTINOFA-Triage wurde eine kontrollierte, multizentrische Kohortenstudie in elf Modellkliniken durchgeführt. In dieser Arbeit wurden die für diese Studie erhobenen Daten ausschließlich für die Interdisziplinäre Notaufnahme der Universitätsmedizin Göttingen als Zwischenevaluation statistisch ausgewertet. In die klinische Studie wurden im Kontrollzeitraum (Juli-Dez 2019) n=1.779 und im Interventionszeitraum (Juli-Dezember 2020) n=1.497 Notfälle eingeschlossen. Im Kontrollzeitraum wurden sowohl die Behandlungsdringlichkeit als auch die erforderliche Versorgungsstufe der Studienpatient*innen nach bestehenden Vorgaben zugewiesen, im Interventionszeitraum hingegen unter Verwendung der OPTINOFA-Triage. Im Anschluss wurden die Zeiträume in Bezug auf den Anteil der ambulanten Behandlungen, die Wartezeit bzw. die Verweildauer der Studienpatient*innen verglichen.
Ergebnisse: Der Anteil der ambulanten Behandlungen innerhalb des Patientenkollektivs konnte unter Anwendung der OPTINOFA-Triage signifikant von ursprünglich 44,35% (557/1.256) auf 38,82% (521/1.342) gesenkt werden. Dies entspricht einer Reduktion um 12,47%. Die Wartezeit der Patient*innen bis zum medizinischen Erstkontakt unterschied sich nicht signifikant zwischen dem Kontrollzeitraum und dem Interventionszeitraum. Die durchschnittliche Wartezeit bis zum ersten Arztkontakt hingegen war im Interventionszeitraum bei den Fällen mit den Emergency Severity Index (ESI) -Triagestufen „ESI 2“ und „ESI 3“ signifikant niedriger als im Kontrollzeitraum. Sie sank von 37,79 m mit einer Standardabweichung von 30,96 min (Kontrollzeitraum) auf 23,63 min mit einer Standardabweichung von 16,83 min (Interventionszeitraum) bei den Fällen mit der Triagestufe „ESI 2“ bzw. von 52,82 ± 39,92 min (Kontrollzeitraum) auf 36,43 min mit einer Standardabweichung von 27,68 min (Interventionszeiraum) bei den Fällen mit der Triagestufe „ESI 3“.
Die durchschnittliche Verweildauer der Patient*innen unterschied sich nicht signifikant zwischen dem Kontrollzeitraum (5,60 h mit einer Standardabweichung von 2,55 h) und dem Interventionszeitraum (5,57 h mit einer Standardabweichung von 2,33 h), ebenso wie der Anteil der Patient*innen mit einer Verweildauer von über acht Stunden [Kontrollzeitraum: 14,57% (183/1.256), Interventionszeitraum:15,57% (209/1.342)].
Diskussion und Schlussfolgerung: Die OPTINOFA-Studie ist die erste kontrollierte, multizentrische, interventionelle Studie in Deutschland, die die Anwendung eines neuen Triage-Systems zur strukturierten Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit und Versorgungsstufe wissenschaftlich evaluiert.
In der monozentrischen Interimsanalyse ergibt sich im Vergleich zur Kontrollphase durch die Anwendung der OPTINOFA-Triage eine deutliche Reduktion des Anteils ambulanter Notfallbehandlungen in der Notaufnahme. Darüber hinaus zeigte sich eine signifikante Verkürzung der Wartezeiten bei den ESI-Triagestufen „ESI2“ und „ESI3“, die auf einen möglichen Effekt der COVID-19-Pandemie zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse der finalen Evaluation der multizentrischen Studie in Bezug auf die primären und sekundären Endpunkte bleiben dahingehend abzuwarten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.