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66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

26. - 30.09.2021, online

Ergebnisse und Herausforderungen bei der Durchführung des 5. passiven Mortalitäts-Follow-ups der Wismut-Kohorte

Meeting Abstract

  • Veronika Deffner - Bundesamt für Strahlenschutz, München (Neuherberg), Germany
  • Nora Fenske - Bundesamt für Strahlenschutz, München (Neuherberg), Germany
  • Beate Hochstrat - Bundesamt für Strahlenschutz, München (Neuherberg), Germany
  • Constanze Cholmakow-Bodechtel - Kantar GmbH, München, Germany
  • Tabea Schieferstein - Kantar GmbH, München, Germany
  • Stephanie Mayer - Kantar GmbH, München, Germany
  • Peter Scholz-Kreisel - Bundesamt für Strahlenschutz, München (Neuherberg), Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 26.-30.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 178

doi: 10.3205/21gmds134, urn:nbn:de:0183-21gmds1341

Published: September 24, 2021

© 2021 Deffner et al.
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Einleitung: Die vom Bundesamt für Strahlenschutz durchgeführte deutsche Wismut-Uranbergarbeiter-Studie ist mit ca. 64.000 Personen die weltweit größte Kohortenstudie von beruflich radonexponierten Uranbergarbeitern in Sachsen und Thüringen. Die Studie zielt darauf ab, gesundheitliche Folgen einer Beschäftigung bei der Wismut wissenschaftlich aufzuarbeiten sowie gesundheitliche Risiken durch eine berufliche Strahlen- und Staubbelastung abzuschätzen. Das 5. Follow-up der Kohorte mit Stichtag 31.12.2018 wurde von 2019 bis 2021 durchgeführt, also teilweise während der Corona-Pandemie. Die damit verbundenen Herausforderungen und die Ergebnisse des 5. Follow-ups werden im Beitrag präsentiert.

Methodik: In passiven Mortalitäts-Follow-ups wird alle fünf Jahre über die Einwohnermeldeämter (vor allem in Sachsen und Thüringen) ermittelt, wie viele der Personen in der Wismut-Kohorte noch leben oder verstorben sind. Für verstorbene Personen werden die Totenscheine bei den zuständigen Gesundheitsämtern erfragt und daraus die Todesursache ermittelt. Die Herausforderungen bei der Durchführung des 5. Follow-ups, insbesondere bei den Anfragen an die Gesundheitsämter, werden qualitativ und quantitativ vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie untersucht. Außerdem wird ein deskriptiver Überblick zur Recherche bei den Einwohnermeldeämtern und Gesundheitsämtern gegeben.

Ergebnisse: Das 5. Follow-up mit Stichtag 31.12.2018 wurde am 1.3.2019 begonnen und umfasst die Personen der Wismut-Kohorte, die zum Stichtag des 4. Follow-ups am 31.12.2013 noch lebten, insgesamt 28.638 Personen, ca. 6% davon Frauen. Das durchschnittliche Alter dieser Personen lag am 31.12.2013 für Männer bei 64 Jahren und für Frauen bei 69 Jahren. Die Recherchen bei den Einwohnermeldeämtern wurden durch die Corona-Pandemie nicht zeitlich verzögert. Wie in den drei vorangegangenen Follow-ups konnten nur sehr wenige der untersuchten Personen nicht nachverfolgt werden (<1%); Gründe dafür sind zum Beispiel ein Umzug ins Ausland oder dass die Ermittlung des aktuellen Wohnorts nicht möglich war. Ca. 16% der Personen wurden von den Einwohnermeldeämtern als verstorben gemeldet. Im Februar 2020 wurde die Todesursachenrecherche bei den zuständigen Gesundheitsämtern begonnen. Insgesamt wurden über 300 Gesundheitsämter kontaktiert. Die erste Hälfte der Todesursachen konnte innerhalb von 4 Monaten erhoben werden, vergleichbar schnell wie in den vorherigen Follow-ups. Die Ermittlung der zweiten Hälfte der Todesursachen dauerte, wie auch in den vorherigen Follow-ups, wesentlich länger. Zusätzlich verzögerten sich die Rückmeldungen durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, da die personellen und zeitlichen Kapazitäten einiger Gesundheitsämter während der Corona-Pandemie sehr gering waren. Ein Ausfall von Rückläufen aus Gesundheitsämtern in besonders betroffenen Gebieten konnte durch Maßnahmen wie Entsendung eigenen Studienpersonals verhindert werden. Trotz der Herausforderungen konnte die Recherche der Todesursachen erfolgreich durchgeführt werden. Insgesamt konnte für fast alle (>98%) der im Untersuchungszeitraum verstorbenen Personen die zugrundeliegende Todesursache ermittelt werden.

Diskussion: Das 5. Mortalitäts-Follow-up verlängert den Beobachtungszeitraum um weitere fünf Jahre auf 1946–2018. Analysen basierend auf dem 5. Mortalitäts-Follow-up werden damit Aussagen zum Gesundheitsrisiko mehr als 40 Jahre nach Strahlenexposition ermöglichen. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnte eine nahezu vollständige Nachverfolgung der Kohorte erreicht werden. Durch verschiedene Maßnahmen konnte die zeitliche Verzögerung der Datenerhebung in Grenzen gehalten werden.

Schlussfolgerung: Das 5. Mortalitäts-Follow-up der Wismut-Kohorte konnte mithilfe der beteiligten Gesundheitsämter auch während der Corona-Pandemie erfolgreich durchgeführt werden. Durch die erweiterte Datenbasis der Wismut-Studie erhöht sich die Aussagekraft der Analysen der gesundheitlichen Auswirkungen von Strahlung und Staub.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.