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66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

26. - 30.09.2021, online

Erfolgsfaktoren von mHealth-Startups – explorative Ableitung und qualitative Analyse

Meeting Abstract

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  • Thomas Lux - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 26.-30.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 180

doi: 10.3205/21gmds022, urn:nbn:de:0183-21gmds0221

Published: September 24, 2021

© 2021 Lux.
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Einleitung: Mobile Health gilt als Trend und Wachstumsmarkt im Gesundheitswesen [1]. Besonders Apps und tragbare Kleinstcomputer zur Aufzeichnung von Vitalparametern sind weit verbreitet. Meist handelt es sich dabei um Lifestyle-Anwendungen wie Fitness-Tracker [2]. Vermehrt drängen Startups mit innovativen Anwendungen im engeren medizinischen Kontext auf den Markt. Diese Anwendungen bieten verschiedene Möglichkeiten, die Patientenversorgung und Verwaltungsprozesse in Gesundheitseinrichtungen zu verbessern. Jedoch ist der deutsche Gesundheitsmarkt hinsichtlich seiner Struktur und regulatorischen Anforderungen sehr komplex, was den Transfer von Innovationen erschwert. Daher realisiert nur ein kleiner Teil der Anwendungen tatsächlich den erfolgreichen Markteintritt und die langfristige Etablierung im Gesundheitsmarkt.

Vor dem Hintergrund der großen Chancen und den gleichermaßen hohen Markteintrittshürden, wird in der durchgeführten Untersuchung beantwortet, inwiefern ein erfolgreicher Markteintritt und eine langfristige Marktetablierung von mHealth-Startups auf bestimmte Faktoren zurückzuführen ist. Ziel dieser Untersuchung ist es, Erfolgsfaktoren für den erfolgreichen Markteintritt zu identifizieren.

Methode: Dazu erfolgte zunächst eine systematische Literaturrecherche in PubMed und Google Scholar. Nach Festlegung der Such- und Ausschlusskriterien wurden insgesamt 25 relevante Beiträge weiter analysiert. Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren wurden identifiziert und anschließend den Kategorien Finanzen, Businessplan, Kooperationen, Kunden, Markt, Management, Produkt, Organisation und Sonstige zugeordnet. Für die Faktoren wurde gekennzeichnet, ob es sich um einen Erfolgs- oder Misserfolgsfaktor handelt [3]. Anschließend wurden die Ergebnisse auf die Besonderheiten des Gesundheitsmarktes übertragen. Auf Basis der vorab aus der Literatur abgeleiteten Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren bezüglich ihrer Anwendbarkeit auf mHealth-Startups erfolgte die Befragung von fünf Experten, welche als Unternehmensgründer und/oder Geschäftsführer mindestens zwei Jahre erfolgreich im mHealth-Markt agieren. Die Auswertung der Interviews erfolgte im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [4].

Ergebnisse: Ergebnisse zeigen in einem ersten Teil (deduktive Analyse), dass die im Rahmen der strukturierten Literaturanalyse herausgearbeiteten Kategorien in der qualitativen Analyse weitestgehend bestätigt werden und damit als Erfolgsfaktoren für mHealth-Startups relevant sind. In der weiterführenden Analyse konnte induktiv anhand der strukturierten Inhaltsanalyse weitere Erfolgsfaktoren identifiziert werden. Dabei sind besonders die Faktoren Expertenwissen, Langer Atem und langfristige Denkweise, Timing und Marketing von Bedeutung. Auch die Entwicklung kreativer Vergütungsstrukturen zur Kostenerstattung bei den Leistungsträgern ist im Gesundheitsmarkt äußerst relevant.

Diskussion: Ziel dieser Untersuchung ist es, Erfolgsfaktoren für den erfolgreichen Markteintritt zu identifizieren. Die Untersuchung zeigt, dass Erfolgsfaktoren für Startups und Innovationen im Allgemeinen auch auf den mHealth-Sektor anwendbar sind. Aufgrund der Besonderheit des Gesundheitsmarktes sind die Erfolgsfaktoren jedoch inhaltlich zu spezifizieren. Insbesondere umfassende Kenntnisse zu den Unterschieden beim Marktzugang sowie der Regulierung auf dem sog. 1. und 2. Gesundheitsmarkt sind von entscheidender Bedeutung. Kenntnisse der gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie das Digitale Versorgungs-Gesetz (DVG) [5] oder auch die Ausrichtung der Produkte und/oder Dienstleistungen an den Fördermöglichkeiten, wie z.B. dem Krankenhaus-Zukunfts-Gesetz (KHZG) sind wesentliche Einflussgrößen des Markterfolges. Als besonders relevant zeichnete sich in Literatur und Experteninterviews auch die Finanzierung in Verbindung mit einer langfristigen Planung ab. Allerdings fanden zeigte die Analyse auch einige Limitationen. So war die Menge der befragten Experten durchaus geeignet, allerdings ist der mHealth-Markt sehr vielfältig. Eine stärkere Markteingrenzung und entsprechende Auswahl der Interviewpartner könnte noch zusätzliche Erkenntnisse liefern. Auch zeigte sich sowohl in Literatur als auch in den Interviews ein unterschiedliches Verständnis von mHealth.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Bork U, Weitz J, Penter V. Apps und Mobile Health. Viele Potenziale noch nicht ausgeschöpft. Deutsches Ärzteblatt. 2018 Jan 19;115(3):A62-66. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=195817 External link
2.
Al Issawi J. mHealth Apps: Die Zukunft der Medizin? 2015 [Abgerufen am 25.04.2021]. (Forschungsbeiträge der eResult GmbH).Verfügbar unter: https://www.eresult.de/ux-wissen/forschungsbeitraege/einzelansicht/news/mhealth-apps-die-zukunft-der-medizin/ External link
3.
Schmalen C, Kunert M, Weindlmaier H. Erfolgsfaktorenforschung: Theoretische Grundlagen, methodische Vorgehensweise und Anwendungserfahrungen in Projekten für die Ernährungsindustrie. 2006 [Abgerufen am 25.04.2021]. S. 1-6. Verfügbar unter: http://www.uni-goettingen.de/docs/de3ce1be13dea20bce2d2fe660a78a26.pdf External link
4.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11. aktualisierte und überarbeitete Aufl. Weinheim und Basel: Beltz Verlag; 2010. S. 25-83.
5.
Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale-Versorgung-Gesetz - DVG). Bundesgesetzblatt Jahrgang 2019 Teil I Nr. 49. Ausgegeben zu Bonn am 18. Dezember 2019.