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66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

26. - 30.09.2021, online

Anforderung von radiologischer Diagnostik mittels Spracherkennung über das Smart-Phone in der Unfallchirurgie

Meeting Abstract

  • Konrad Fuchs - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Uni-Klinik Würzburg, Würzburg, Germany
  • Fabian Kerwagen - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI), Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
  • Maximilian Ertl - Service Center Medical Informatics, Würzburg University Hospital, Würzburg, Germany
  • Melanie Ullrich - Service Center Medical Informatics, Würzburg University Hospital, Würzburg, Germany
  • Andres Schulze - Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Würzburg, Würzburg, Germany
  • Jonathan Krebs - Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • Fabian Gilbert - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und WiederherstellungschirurgieUni-Klinik Würzburg, Würzburg, Germany
  • Andreas S. Kunz - Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Würzburg, Würzburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 26.-30.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 161

doi: 10.3205/21gmds003, urn:nbn:de:0183-21gmds0039

Published: September 24, 2021

© 2021 Fuchs et al.
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Text

Einleitung: Die Anforderung von radiologischer Diagnostik zählt zu den täglichen Aufgaben von Ärzten, vor allem in der Unfallchirurgie. Die PC-basierte Anforderungserstellung hat sich in den meisten Kliniken in Deutschland etabliert [1], [2]. Ein großer Nachteil dieser Methode ist, dass PCs bei der Arbeit zwischen Notaufnahme, Schockraum, OP und Station nicht ubiquitär verfügbar sind und die Anforderungserstellung zeitaufwendig sein kann. Es gilt daher Maßnahmen zu implementieren, die den Ablauf ökonomisieren und damit Ärzten mehr Zeit für ihre Kernaufgabe geben, der direkten Patientenversorgung.

Stand der Technik: An der Universitätsklinik Würzburg (UKW) wird zur Anforderung von radiologischer Diagnostik bisher ein klinischer Auftrag am PC über I.S.H.MED (Cerner, North Kansas City, USA) erstellt. 2016 wurde durch das Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) des UKW eine interne IT-Lösung in Form einer Smartphone-/Tablet-Application (STA) entwickelt, die jedoch lediglich eine Datenextraktion aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) ermöglicht. Die Indikationsstellung zur radiologischen Diagnostik erfolgt häufig während der Visite oder in der Notaufnahme. Nicht immer ist sofort ein PC verfügbar, sodass im klinischen Setting Anforderungen häufig zeitverzögert erstellt werden. Diese potenzielle Schwachstelle in der Ablauforganisation kann zum einen zu Zeitverzögerungen in der Anforderung von Untersuchungen führen oder im schlimmeren Fall dazu, dass sie gar nicht stattfinden. Ferner ist am UKW für die Terminierung von CT- und MRT-Untersuchungen eine telefonische Kontaktaufnahme erforderlich, die zu Stoßzeiten bis zu 15 min Arbeitszeit kosten kann.

Konzept: Um ärztliches Personal zu entlasten und Arbeitsabläufe zu ökonomisieren wurde im Rahmen der Arbeit des Digitalisierungszentrum für Präzisions- und Telemedizin die STA um die Möglichkeit erweitert per Spracherkennung (Nuance Communications, Burlington, USA) radiologische Diagnostik anzufordern. Es wurde ein zentrales Leistungsstellenmanagement gegründet, in dem unter ärztlicher Anleitung zwei medizinische Fachangestellte (MFA) eingelernt wurden, die übermittelten Anforderungen in das I.S.H.MED einzuspeisen. Langfristig soll die Übertragung über eine eigene Softwarelösung erfolgen.

Implementierung: Im ersten Schritt wurde die mobile Anforderungserstellung in der Abteilung für Unfall-, Hand- und plastische Chirurgie (Zwei Stationen; 42 Betten; 29 Ärzte) im Februar 2020 implementiert. Anforderungen wurden aus der Notaufnahme, dem OP und von Station erstellt. Im zweiten Quartal 2021 erfolgten 1191 mobile Anforderungen. Die ersten Erfahrungen und Rückmeldungen der Mitarbeiter sind sehr positiv. Die Fehlerquote ist aktuell sehr gering. Eine Auswertung über den zeitlichen Nutzen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter über Fragebögen (Short User Experience Questionnaire und Unified Theory of Acceptance and use of Technology) ist aktuell in der Auswertung und entsprechende Veröffentlichung sind in Planung. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme läuft aktuell die Entwicklung einer Software zur automatisierten Übertragung der Daten in das I.S.H.MED. Hierbei trägt aktuell der anfordernde Arzt die Verantwortung für die Korrektheit des diktierten Textes. Die fehlerfreie Übertragung durch die Software wird anschließend durch eine geschulte MFA überprüft.

Gewonnene Erkenntnisse: Die Implementierung einer mobilen Anforderungsmöglichkeit von radiologischer Diagnostik kann ärztliche Mitarbeiter im klinischen Setting entlasten und zeigt eine hohe Akzeptanz. Aktuell handelt es sich um eine Verlagerung der Arbeit vom ärztlichen Personal zu geschulten MFA. Durch die künftige Implementierung einer KI-Softwarelösung wird eine weitere Entlastung des Personals erwartet. Die weitere wissenschaftliche Auswertung läuft und eine Ausweitung auf andere Abteilungen ist geplant.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Hübner U, Esdar M, Hüsers J, Liebe JD, Naumann L, Thye J, et al. IT-Report Gesundheitswesen. Wie reif ist die Gesundheits-IT? 2020.
2.
Klauber J, Geraedts M. Krankenhaus-Report 2019. 2019.