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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Reduktion des Alkoholkonsums bei Studierenden: Evaluation einer web-basierten personalisierten ‘soziale Normen’-Intervention bei Studierenden an acht Hochschulen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Stefanie Helmer - Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology, BIPS, Bremen, Deutschland
  • Claudia Pischke - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen, Deutschland
  • Sven Schneider - Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland
  • Ralf Reintjes - Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Alexander Krämer - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Andrea Icks - Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Andrea Schmidt-Pokrzywniak - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik; Medizinische Fakultät Halle, Halle, Deutschland
  • Ulla Walter - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Maria Gilbig - Institute and Policlinic of Occupational and Social Medicine, Technical University Dresden, Dresden, Deutschland
  • Hajo Zeeb - Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology - BIPS, Bremen, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 501

doi: 10.3205/16gmds129, urn:nbn:de:0183-16gmds1298

Published: August 8, 2016

© 2016 Helmer et al.
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Hintergrund: Legaler und illegaler Substanzkonsum stellt unter Studierenden ein bedeutendes gesundheitliches Risikoverhalten dar. Die Reduktion des Substanzkonsums ist in dieser Gruppe von hoher Public Health-Relevanz. Ein in Nordamerika weit verbreitetes, aber in Deutschland bislang noch relativ unbekanntes Interventionskonzept zur Reduktion des Substanzkonsums, sind sogenannte „soziale Normen“-Interventionen. Diese Interventionen basieren auf der Grundannahme, dass der Substanzkonsum der Peers und die Akzeptanz des Konsums in der Peergroup von Studierenden häufig überschätzt werden. Diese Fehleinschätzungen beeinflussen das eigene Verhalten und können zu einem erhöhten persönlichen Substanzkonsum führen. Ziel von „soziale Normen“-Interventionen ist es, diese Fehleinschätzungen des Peersubstanzkonsums zu beheben und als Folge persönlichen Substanzkonsum von Studierenden zu reduzieren. In nordamerikanischen Studien trugen diese Interventionen bereits erfolgreich zur Reduktion des Substanzkonsums bei Studierenden bei. In der INSIST (INternetbasierte Soziale Normen Intervention zur Prävention von Substanzkonsum von Studierenden) -Studie soll die Wirksamkeit einer soziale Normen-Intervention erstmal anhand eines großen deutschen Samples untersucht werden.

Methoden: Die INSIST-Studie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Acht Hochschulen in Deutschland waren an der Studie beteiligt, jeweils vier dienten als Interventions- und als Kontrollhochschulen. 4.569 Studierende (58% weiblich) aller Hochschulen beantworteten den Online-Baseline-Fragebogen zu ihrem eigenen und dem eingeschätzten Peersubstanzkonsum. Einen Monat später erhielten die Studierenden der Interventionshochschulen ein personalisiertes normatives Feedback zu unterschiedlichen legalen und illegalen Substanzen. In diesem wurde der eingeschätzte Peerkonsum dem tatsächlichen Konsum gegenübergestellt. Das Feedback wurde auf die eigene Hochschule und das eigene Geschlecht der Teilnehmenden zugeschnitten. Drei Monate später nahmen 1.295 (59% weiblich) Studierende an der Follow-up Befragung teil. Zur Untersuchung von Veränderungen im Substanzkonsumverhalten wurden generalisierte lineare gemischte Modelle eingesetzt.

Ergebnisse: 46% der Studierenden der Interventions- und 50% der Kontrollhochschulen tranken mindestens einmal in der Woche alkoholische Getränke. 10% der Studierenden der Interventionshochschulen und 11% der Kontrollen waren mindestens einmal in der Woche betrunken. Im Vergleich mit Studierenden an Kontrollhochschulen konnte der Alkoholkonsum bei Studierenden der Interventionshochschulen günstig beeinflusst werden. Sie hatten eine 1,59mal (95% KI: 1,16-2,17) so hohe Chance, die Anzahl der konsumierten Getränke nach vier Monaten nicht erhöht zu haben und eine 1,37mal so hohe Chance, keinen Anstieg in der Häufigkeit von Betrunkenheitsereignissen zu berichten (95% KI: 1,09-1,72).

Schlussfolgerung: Die INSIST-Studie ist die erste Evaluation einer ‚soziale Normen‘-Intervention in Deutschland. Limitationen liegen u.a. in der deutlichen Abnahme der Response im Follow-up und der Tatsache, dass Alkoholkonsum selbstberichtet war. Die Daten zeigen, dass ein web-basiertes personalisiertes normatives Feedback hilfreich sein kann, den Alkoholkonsum bei Studierenden zu beeinflussen. Aufbauend darauf wird derzeit die Wirksamkeit dieser Intervention auf weitere Risikoverhaltensweisen wie Heavy Drinking und illegalen Substanzkonsum untersucht.